Arbeitsbedingungen in der Modeindustrie

Hier findet man die Zahlen. :)

http://www.fastfashion-dieausstellung.de/de/oekonomie

Ist extrem interessant, dass der Gewinn & Handel zwischen 40 und ca. 50 % liegt bzw. der Preisaufschlag des Handels ungefähr 100 % beträgt. Das deckt sich mit den Aussagen von Freunden von mir die in der Modeindustrie arbeiten
Was mir da fehlt;
Nehmen wir an ich baue eine Marke auf.
Ich habe also eine Firma mit 30 Mitarbeiter.
10 Näher für meine Werkstatt hier in der Firma.
20 für Verkauf, Versand, Entwicklung, Marketing, Geschäftsleitung etc.

Nun lassen wir meine Hemden in Asien zu den genannten Preisen anfertigen.
Für ein kleineres Programm nutzen wir ja noch die Werkststt vor Ort.

Die geben für mein Hemd jetzt in der Zeitung Lohnkosten von 0,18Cent an.
Bei einem unerhörten Preis von 80€ zum verkauf hier.

Ich habe in Hessen ein Durchschnittseinkommen von 3.500€, also für meine Mitarbeiter rund 100.000€ Gehälter im Monat!
Dann noch die Firma (Miete?Eigentum?) mehrere Tausend. Maschinen. Materialliste. Entwicklung und was weiß ich.

Wo bitte in diesen 18Cent oder auf dem Bild generell sieht man jetzt mein (!!!) Gewinn pro Hemd?
 
Der Gewinn ist ganz oben unter Gewinn + Handel angegeben und dann noch unter Gewinn Fabrik in der Mitte


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1. was willst du mit durchschn. einkommen? geh vom mindestlohn aus und frag dich dann, was die einzelnen personen mehr wert sind.

2. gehalt ist für dich aus sicht der unternehmens-finanzen latte. was du brauchst/zahlst sind die lohnkosten!
 
1. was willst du mit durchschn. einkommen? geh vom mindestlohn aus und frag dich dann, was die einzelnen personen mehr wert sind.
Das hängt vom Anspruch ab. Die Unternehmen mit denen wir zusammen arbeiten zahlen garantiert keine Mindestlöhne! Vielleicht auch keine Höchstlöhne, aber in jedem Fall gesunder Durchschnitt.

Und auch Firmen wie van Laack zahlen selbst in Vietnam Löhne die weit über dem Durchschnitt liegen (Achtung: diese Angabe ist einige Jahre alt, Quelle waren verschiedene Medien die über die Marke damals berichteten als sie das Werk dort eröffneten)
2. gehalt ist für dich aus sicht der unternehmens-finanzen latte. was du brauchst/zahlst sind die lohnkosten!
Ganz egal wie, es muss ja gezahlt werden.
Und wenn diese laufende Kosten aus dem 1,15€ Gewinn-Fabrik generiert werden soll, kann man sich ja ausrechnen welche Menge man verkaufen muss ...

Diese Rechnungen und Bilder werden von Menschen die damit sonst nichts zu tub haben einfach oft falsch verstanden.
 
Hier eine andere Kalkulation für ein 4,95 T-Shirt von H&M, ähnliches Ergebnis wie in der von mater1984 gezeigten Darstellung:

4,95 Ladenpreis
-0,79 MwSt
-1,35 Preis ab Fabrik (0,40 Baumwolle + 0,95 Stoffproduktion/Nähen/Gewinn)
-0,06 Fracht nach D
-2,00 ca. Miete, Logistik, Verwaltung, Marketing
=0,75 ca. Gewinn pro T-Shirt für H&M (mal x Millionen)

Das zeigt ja auch recht gut, warum sich Billigproduktion lohnt. Würden sich die 13 Cent Lohnkosten in der Fabrik wie in der von mater1984 verlinkten Übersicht auf 60 Cent pro T-Shirt erhöhen, dann wäre von dem schönen Gewinn von 75 Cent nicht mehr allzu viel übrig.
 
Hier eine andere Kalkulation für ein 4,95 T-Shirt von H&M, ähnliches Ergebnis wie in der von mater1984 gezeigten Darstellung:



4,95 Ladenpreis

-0,79 MwSt

-1,35 Preis ab Fabrik (0,40 Baumwolle + 0,95 Stoffproduktion/Nähen/Gewinn)

-0,06 Fracht nach D

-2,00 ca. Miete, Logistik, Verwaltung, Marketing

=0,75 ca. Gewinn pro T-Shirt für H&M (mal x Millionen)



Das zeigt ja auch recht gut, warum sich Billigproduktion lohnt. Würden sich die 13 Cent Lohnkosten in der Fabrik wie in der von mater1984 verlinkten Übersicht auf 60 Cent pro T-Shirt erhöhen, dann wäre von dem schönen Gewinn von 75 Cent nicht mehr allzu viel übrig.


Das ist richtig Günther aber dann würde der Preis eben auf 6,95 € steigen mit der Begründung man bezahle die Arbeiter jetzt fairer

Viele Grüße

Philipp
 
Wenn ich von einem Stundenlohn von 8,50 € ausgehe in Deutschland

Ein wesentlicher Aspekt dürfte sein, dass Sie, wenn Sie von einem Stundenlohn von 8,50 € ausgehen, niemanden finden, der in Deutschland Ihre Kleidung näht. Möglicherweise eine Hand voll Mitarbeiter. Aber Sie benötigen ja eine größere Menge an Mitarbeitern, die auch noch längerfristig in Ihrer Firma beschäftigt sind. Wenn die Fluktuation zu hoch ist, und der Anteil der neu anzulernenden Mitarbeiter zu groß wird, schaffen Sie ihre Stückzahlen nicht und die Stückkosten steigen. Insofern wird Ihnen nicht viel übrig bleiben, als den Mitarbeitern, die Sie langfristig beschäftigen wollen, mehr als den Mindestlohn zu zahlen.

Zudem: Wenn Sie von Ihren Mitarbeitern verlangen, dass sie die Zeit, die Sie bezahlt haben, auch arbeiten mögen, werden wenigstens 25% davon zügig krank. Das erhöht Ihre Lohnkosten, denn Sie bezahlen den Lohn von 25% Ihrer Arbeiter, ohne dass diese etwas produzieren.
Sie können natürlich auch großzügig erlauben, dass die Mitarbeiter 25% der Arbeitszeit damit verbringen, zu rauchen, zu quatschen, Kaffee zu trinken etc. Dann sparen Sie sich die kranken Arbeitnehmer, haben aber trotzdem höher Stückkosten.

Zudem: Wenn Sie 8,5 € Stundenlohn bezahlen, addieren sich hierzu die Arbeitgeberbeiträge der Sozialversicherung.

Was ich damit sagen will: Es ist doch völlig utopisch, wenn man glaubt, durch den Vergleich der Mindestlöhne die Steigerung der Produktionskosten bei einer Verlagerung der Produktion nach Deutschland ausreichend geschätzt zu haben.
 
Zudem: Wenn Sie 8,5 € Stundenlohn bezahlen, addieren sich hierzu die Arbeitgeberbeiträge der Sozialversicherung.

Was ich damit sagen will: Es ist doch völlig utopisch, wenn man glaubt, durch den Vergleich der Mindestlöhne die Steigerung der Produktionskosten bei einer Verlagerung der Produktion nach Deutschland ausreichend geschätzt zu haben.


In den Grafiken sieht man, dass zu den reinen Lohnkosten noch Kosten der Fabrik oben drauf geschlagen werden.
Entsprechend wollte ich in dem Beispiel nur zeigen, dass das Argument der zu teuren Arbeitskräfte in Westeuropa mMn. Vorgeschoben ist
 
In den Grafiken sieht man, dass zu den reinen Lohnkosten noch Kosten der Fabrik oben drauf geschlagen werden.
Entsprechend wollte ich in dem Beispiel nur zeigen, dass das Argument der zu teuren Arbeitskräfte in Westeuropa mMn. Vorgeschoben ist

Dem will ich gar nicht widersprechen. Im Gegenteil sprechen viele Gründe dafür, auch wenn die Geschichte bewiesen hat, dass auch in Hochlohnländern absoluter Murks hergestellt wurde, mithin also mit einer solchen Rückverlagerung nicht automatisch die Qualität besser wird.

Die Sollbruchstelle Deiner Argumentation liegt darin, dass sie auf die eine oder andere Weise immer davon ausgeht, dass an mindestens einer Stelle des Prozesses Menschen auf ihren persönlichen Vorteil verzichten müssen, damit es nachhaltig funktioniert. Das kann in Einzelfällen klappen, ist aber in der Makrosicht, die wir dafür betrachten müssen, unrealistisch. Deswegen enden solche Threads auch immer in einer kollektiven Jammerei, wie schlecht die Welt doch ist, wonach man sich im Weltschmerz noch ein Tässchen Jacobs-Kaffee für 5,- pro Pfund im Angebot gönnt, für den der Kaffeebauer für Centbruchteile geschuftet hat. :D ;)

Bei einer makroökonomischen Sicht ist in Kenntnis der menschlichen Natur eine ethische Betrachtung hin und wieder nützlich. Sie befördert aber keine Prozesse, sondern kann nur zur Linderung von Auswüchsen anregen. Der Mensch in der großen Gruppe bleibt immer an seinem persönlichen Vorteil interessiert, das ist Teil seiner evolutionären Prägung. Und das ist - im Gegensatz zum Vertrauen auf das Gute im Menschen - eine zuverlässige Gesetzmäßigkeit, über die man wirtschaftliche Entwicklung in Regionen, in denen vorher Armut und Hunger durch Mangel an bezahlten Tätigkeiten und Handel herrschte, vielfach nachgewiesen auslösen kann.

Im Zeitraffer unseres Themas: Wir bekommen Billgstkleidung, die Herstellerländer bekommen ein wenig Geld, mit dem investiert wird. Wir bekommen hochwertigere Kleidung durch mehr Ausbildung und Infrastruktur in den Herstellerländern, die Herstellerländer bekommen mehr Geld, das sie wieder investieren usw. Alle profitieren und im Zeitablauf profitieren alle immer weniger ungleich. Die Geduld für diesen Zeitablauf, in dem Arbitrageeffekte auf Arbeitsleistungsebene ausgenutzt werden, müssen wir nur alle aufbringen.

Natürlich könnten wir den Rest der Welt von den Privilegien der entwickelten Länder bewusst für immer ausschließen, indem wir alle Produkte unseres Eigenbedarfs auch zu Hochlohnkosten selber herstellen und nur Rohstoffe importieren. Das war, kombiniert mit ein bisschen Raub und Ausbeutung der Grundgedanke der kolonialen Welt. Nur darauf zu schauen, dass es heutzutage Menschen gibt, die für Produkte, die wir kaufen, nach unserer Lebenshaltungsvorstellung extrem gering entlohnt werden, reicht nicht, wenn man nicht auch die Folgen der Alternative für die Menschen in diesen Regionen betrachtet.
 
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