Mit meinem anderen Shoepassion-Modell No. 543 bin ich sehr zufrieden. Hier ist auch die Sohle sehr haltbar und der Schuh trägt sich wunderbar. Hätte ich beim Kauf des zweiten Schuhpaars allerdings schon gewusst, wie "kompetent" der Service ist, dann hätte ich das zweite Paar nicht mehr gekauft.
Juristisch ist die Sache eigentlich ganz klar: Wenn ein Verbraucher eine Sache erwirbt und diese mangelhaft ist, so hat der Verkäufer nachzubessern. Gelingt ihm das nicht oder verweigert er dies, so steht dem Käufer ein Recht zum Rücktritt zu. Dabei sind alle erbrachten Leistungen zurückzugewähren, also sowohl Schuhe als auch Kaufpreis und das ganze ohne Abschläge wegen zweimaliger Nutzung. Dazu empfiehlt sich die Lektüre von § 474 V 1 BGB, § 346 II 1 Nr. 3 aE BGB sowie der berühmten "Quelle-Entscheidung" für alle, die juristisch ein wenig interessiert sind und ihren Horizont in dieser Richtung gerne ein wenig erweitern würden.
Recht hin oder her: Wie soll man feststellen, dass seine Sohle einen Fehler in Sachen Haltbarkeit hat, ohne den Schuh zu tragen? Beim reinen Begutachten des Schuhs von Außen fällt das nicht auf. Daher finde ich, dass ein zweimaliges Tragen in keinem Maße exzessiv ist. Ich würde es ja voll und ganz verstehen, wenn ich den Schuh für 35 km Asphaltweg getragen hätte und jetzt jammern würde, dass die Sohle abgelaufen ist.
Zwei Mal in schonender Umgebung dagegen ist ja nahezu das Minimum der möglichen Belastung. Außer minimalen Gehfalten zeigen die Schuhe auch keine anderen Abnutzungserscheinungen. Das einzige Manko der Schuhe ist die Sohle, der Rest wirkt wie frisch aus dem Kasten.
Ich versuche es noch einmal mit einem anderen Beispiel: Ich kaufe einen Anzug von SuitSupply für 500€. Äußerlich wirkt der Anzug gut verarbeitet und zeigt keine Mängel. Dann trage ich den Anzug das erste Mal in der Kanzlei. Ohne meine Schuld reißt auf einmal beim Tippen die komplette Naht an der linken Schulter auf und der Ärmel fällt ab. Jetzt wende ich mich an Suitsupply und sie würden mir folgendes anbieten: Erstattung von 350€ oder Ärmel wieder notdürftig mit einer anderen Garnfarbe an das Sakko flicken, allerdings nicht perfekt und äußerlich sichtbar. Findest du dieses Vorgehen, auch ohne juristischen Hintergrund, "gerecht"? Auch wenn ich juristisch vorbelastet bin, erscheint mir dies als relativ ungerecht, oder was meinst du dazu?