Tattoos - per se stillos?

Habe ich (weitere) (Vor-)Urteile in Sachen Tattoos?
Ja sicher, etliche!
Wenn ich bspw. mitbekomme,
dass die Werbung (Flyer oder Schaufensterbeschriftung)
für entspr. Studios nur so vor Dummheit und (Rechtschreib-)
Fehlern strotzt oder ein Tattoo selbst in die Kategorie
RTL2-Seher-Intelligenz und mehr Schein als Sein fällt,
dann gibts schon mal ein mildes Lächeln, so what!?

Die wirklich guten Studios, in denen Künstler arbeiten, die machen keine Werbung, im Gegenteil, die haben auch so schon monatelange, manchmal jahrelange Wartelisten.
 
Ich musste kurz an Ami James denken. Nicht, dass das ein besonders stilvoller Mann wäre. Aber er hat seit NY INK seinen Kleidungsstil eher Richtung klassische Herrengarderobe geändert, und ich habe den Eindruck, das verträgt sich mit den Tätowierungen ausgezeichnet. Mir gefällt der Kontrast von Krawatte und Tattoo-Ärmel sehr gut, da er die Schubladen-Aussagen, die mit beiden Attributen einhergehen unterläuft. Ich habe keine Tattoos, könnte mir das stilmäßig aber gut vorstellen (obwohl es derzeit nicht danach aussieht, dass ich mir so einen Ärmel machen lasse. Man weiß aber nie).
 

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Es hat sicher auch etwas mit der sozialisation zu tun. Seit ich 14 oder 15 bin habe ich ständig Tattoos vor Augen. Da verschiebt sich die Wahrnehmung von dem, was Gesellschaftsdurchschnitt ist. Man muß sich dann manchmal explizit vor Augen führen, dass das für andere nicht unbedingt normal ist. Meine Kinder wachsen ja komplett mit allen Arten Subkulturen und Körperschmuck auf, für die ist das sicher noch schwerer zu realisieren. Ich hatte ja ein sehr bürgerliches Elternhaus. Da waren die Frisuren meiner Jugend schon ein Diskussionsthema :D
Sozialisation ist extrem wichtig für das Menschwerden, auf die eine oder andere Art werden wir immer durch unser Umfeld geprägt - selbst wenn wir unser Umfeld gar nicht mögen sollten.
 
Ich trage mit viel Stolz den kleinen Prinzen von Antoine de Saint-Exupéry im Innenarm. Das Bild schaut so aus als würde ein Dritter auf seinen kleinen, zu kehrenden, Planeten schauen und das Bild, was sich in de Iris spiegelt trage ich aus der Meta Ebene.

Andererseits sind meist Geschäftspartner erst verunsichert, dann schockiert und zum Ende positiv überrascht.

Aber ja, Vorurteile sind immer vorhanden.
 
Das Problem ist bei Tattoos, dass es die Dolzer-Option nicht gibt. Man kann nicht mal etwas billig machen lassen, um zu sehem, ob es etwas taugt. Man geht einfach nicht zum nächstschlechtesten Tätowierer, um ein paar hundert Euro zu sparen. Beim Tattoo muß einfach alles passen. Bespoke for life.

Und ja, bei einigen Studios (es gibt sogar Ketten) frage ich mich ernsthaft, wer sich das antut.
 
In Japan gelten Tattoos, die dort gewöhnlich in einer wunderbaren, hochkünstlerischen Art angefertigt werden, trotz aller künstlerischen Meisterschaft als Kennzeichen der Yakuza.
Und sind damit gesellschaftlich in höchstem Maße verpönt...

Im Prinzip stimmt das. Es gibt mittlerweile aber eine wenn auch recht kleine Tattoo Gemeinde in Japan, die nichts mit der Yakuza zu tun hat. Nichtsdestotrotz, sind Tattoos in oeffentlichen Schwimmbaedern und Baedern oft nicht erwuenscht (laut Schild am Eingang). Kleinere Tattoos kann man problemlos ueberkleben. Bei groesseren wird es schwierig...

Dass man als tattoowierter westlicher Auslaender mit der Yakuza assoziiert werden soll, erschliesst sich mir nicht. So weit ich weiss, schliessen sich Yakuza und Westler eigentlich gegenseitig aus. Glaube da gehts eher um die Vorstellung von "Reinheit", naemlich dass ein tattoowierter Koerper nicht mehr unversehrt ist, und damit unrein ist.

Ich bin oefter in oeffentlichen Baedern und Japaner mit Tattoo sieht man gelegentlich. Meist sind es junge Leute und die Tattoos sind eher "westlich".

Persoenlich finde ich Tattoos per se weder stilvoll noch stillos. Es kommt auf die Art, den Ort und letztendlich den oder die Traeger/in an. Gesellschaftliche Akzeptanz ist natuerlich ein wichtiger Punkt, wuerde mich, aber letztendlich nicht davon abhalten koennen.
 
PS: Und fürs Stammbuch: Individualität/Stil kommen von innen.

Ich glaube, genau das wollte Freigeist - wenn auch mit etwas drastischen Worten - ausdrücken. Wenn wir über Stil im allgemeinen sprechen, also nicht etwa über seine klassische Interpretation, dann kommt es immer auf die Gesamterscheinung an und natürlich die Persönlichkeit (das Innere) der betreffenden Person. An einem Einzeldetail kann man das nie festmachen.

Wenn sich das graue Büromäuschen ein "Arschgeweih" stechen lässt, macht sie das nicht zur unkonventionellen Rebellin (im Gegenteil). Daran ist auch nichts individuell, weil sie sich nur an einen Trend dranhängt. Ähnliches gilt letztendlich, wenn ich "blind" die Garderobe nach irgendeinem Gentleman-Buch zusammenkaufe. Umgekehrt kenne ich (vom Sehen her) einen Mann, der aussieht wie der Harpunier Queequeg aus Moby Dick, also mit Gesichtstattoo, aber in sich stimmig und authentisch.

Was aber nun zu mir und meiner Persönlichkeit passt, ist tatsächlich die schwierigste Frage überhaupt, weil es bedingungslose Ehrlichkeit gegen sich selbst erfordert (neben einer Sicherheit im Kombinieren, die sich auch nur begrenzt anlesen lässt). Daraus ergibt sich dann im guten Fall Stil. Im schlechten Fall ergibt sich eine Imitation von Stil.

Beste Grüsse,
malte71
 
Stil ist ja zuerst einmal eine-im Idealfall eigene-"Handschrift". Insofern ist die Frage, ob Tattoos stilvoll/-los sind müßig. Wenn man den Stil eines englischen Landedelmannes leben möchte, wären Tattoos nicht sonderlich angezeigt, wenn man aber den Stil eines Gangmitgliedes(Yakuza/Triaden/Mafia etc.) sich zu Eigen machen will, sind sie obsolet. Die Frage ist ja nun eher: sind Tattoos nach meinem Geschmack oder eben nicht. Ich persönlich kann dieser Art von Körperschmuck nichts abgewinnen und bin der Meinung, daß Tattoos(4x jetzt schon) und die Art von Kleidung, die hier in diesem Forum propagiert wird, nicht im geringsten zusammenpassen. Leute, mal im Ernst: hier wird sonst darüber debattiert, ob denn hellblaue Hemden zu mittelblauen Anzügen passen... Und jetzt Tattoos?! ;)
 
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