Werter "Das gute Leben",
verstehe ich Ihren Beitrag richtig, dass ein Verständnis von Stil im Sinne von "klassischer Herrenmode" auf Elitarismus, Herrschaftswillen und Projezierung innerer Konflikte zurückzuführen ist?
Ich kann Sie diesbezüglich beruhigen. Ich kleide mich "stilvoll", weil ich Wert auf Qualität, Tradition und Ästhetik lege, nicht aufgrund eines Herrschaftswillens. Ich gehe auch nicht davon aus, dass mich viele Mitmenschen in die Nähe eines englischen Aristoktraten einordnen, wenn Sie mich in Cordhose, Tattersall-Hemd, Tweed-Jacke und Motiv-Krawatte mit "flying ducks" sehen. Vielmehr werde ich wohl als langweiliger, geschmacksverirrter Ewiggestriger eingestuft.
Ihr Vergleich zum Opernbesuch erschließt sich mir nicht: Wenn jemand in eine Oper geht, weil es ihm mehr um die Manifestation eines Herrschaftswillens als um die musikalische Erbauung geht, ist dies zweifelsohne stillos. Soweit stimmen wir überein. Wenn ein Student in die Oper geht, weil er Verdi liebt, ist das hingegen überhaupt nicht zu beanstanden. Auch bei diesem Punkt gibt es Übereinstimmung. Nur warum sollte sich jetzt dieser Student nicht anständig kleiden? Diese Schlussfolgerung kann ich nicht nachvollziehen.
Schließlich möchte ich bitten, nicht immer die Keule "Menschenwürde" zu schwingen. Angesichts von Kriegen, Tyrannei, Terror und Hungersnöten auf der Welt finde ich den Hinweis auf Art. 1 GG in unseren Zusammenhängen reichlich unpassend.
Im Übrigen möchte ich auf die kurzen, aber hervorragenden Ausführungen von Julius verweisen.