Wo ist Bernhard Roetzel?

Ich habe gar nicht den Anspruch, dass mein Geschmack und meine Prioritäten objektiv "richtig", überlegen oder sonstwie höherwertig sind. Es sind meine Prioritäten für ein besseres Leben und selbstverständlich darf ich alle Menschen, die diese Ansicht nicht teilen, für Versager halten. Die Gedanken sind frei.

Nun ist meine Toleranz deutlich größer, als es der obige Absatz vermuten lässt, aber diese Toleranz ist ebenso freiwillig wie jede andere Facette meiner Einstellung zu den Menschen und den Dingen. Die Gegenstrategie zur penibel strengen Befolgung von vermeintlichen "Regeln" ist nämlich nicht, dass es überhaupt keine solchen Regeln gibt, weil ja Sportnazis und Hifisammler ebenso ihre Existenzberechtigung haben, sondern dass gesellschaftlicher Konsens sich immer in dem Graubereich abspielt, in dem Verhalten noch irgendwie innerhalb der Normen stattfindet, aber eben doch nicht stur nach dem Buch.

Ich würde das mit der Pünktlichkeit vergleichen: Eine jede Kultur und sogar ein jeder Mensch innerhalb unserer Kultur hat eine andere Vorstellung davon, und doch sind wir uns einig, dass sieben Sekunden Verspätung bei einer Kaffeetafel immer noch pünktlich, 4 Stunden Verspätung für ein Bewerbungsgespräch hingegen kackfrech sind.

Zum Glück gibt es für gesellschaftliche Maßstäbe dann doch kein objektives Maß, da sie von Menschen gemacht sind, und Menschen ändern sich. Dies aber wiederum bedeutet, dass meine Meinung als Mensch durchaus zählt und nicht bloß ein Irrtum sein kann - zumindest, solange ich kein soziophober Waldschrat bin, sondern ein halbwegs integriertes Mitglied der Gesellschaft. Und natürlich spielt meine Meinung in meinem Weltbild eine deutlich größere Rolle als die des T-Shirt-Trägers in der Oper, zumindest beim Thema Kleidung. Vielleicht hat der dafür mehr Ahnung von Software, es gibt ja ausgleichende Gerechtigkeit.

Die darüber hinaus gehenden Mechanismen der Konsensbildung sind mir nicht wirklich bekannt, wahrscheinlich sind sie enttäuschend primitiv. Zumindest wird es nicht so sein, dass sich Experten durchsetzen, sonst wäre die Welt besser, aber vermutlich auch teurer und anstrengender, zumindest müssten wir alle sehr teure Hifi kaufen und den ganzen Tag strunzdumm auf einem Sportgerät verbringen.

Abends gäbe es dafür dann wenigstens Austern, wie bei mir heute.DSC_6606~01.jpg
 
Man kann mMn da auch einen kulturellen Unterschied erkennen: Ein Bekannter, der in London lebte, erzählte, dass viele Engländer mit ihrer Kleidung einfach nur eine Konvention erfüllen wollen - da kommt dann eine scheußliche Krawatte zum ebensolchen Anzug und nur schwarze Schuhe, weil... Konvention eben: No brown in town usw.. Während in Italien jeder braune Schuhe zum blauen Anzug kombiniert, weil das eben eine schöne Farbkombination ist.
Gut beobachtet. Wenn ich beruflich mal in London bin, gehe ich gerne bei Pret-a-Manger zum frühstücken, wo man zu dieser Zeit im Bereich der City die ganzen Bankertypen trifft. Es ist bemerkenswert, was man da so sieht. Formal absolut in Ordnung, aber häufig Sachen wo man sagen müsste, ab nach Hause, bügeln (und den Anzug vielleicht auf dem Bügel lagern und nicht in der Wäschetonne), Schuhe putzen und abgesehen davon, dass die Passform unterirdisch ist, sollte man zumindest morgens noch nicht mit Hosen rumlaufen die deutlich südwärts des Äquators gerutscht sind. Von gelockerten Krawatten mit offenen Kragenknöpfen reden wir mal nicht .... Und das sind nur manchmal Sachen, die billig aussehen. Ist glaube ich ein bisschen back office Krankheit, der klassische Investmentbanker hat meist etwas mehr "composure".

Ich finde (Cognac)braune Schuhe zum blauen Anzug übrigens gar nicht so schön. Dunkelbraun finde ich ok, schwarz noch besser.

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Er hat Jehova gesagt!
 
Wenn ich beruflich mal in London bin, gehe ich gerne bei Pret-a-Manger zum frühstücken, wo man zu dieser Zeit im Bereich der City die ganzen Bankertypen trifft. Es ist bemerkenswert, was man da so sieht. Formal absolut in Ordnung, aber häufig Sachen wo man sagen müsste, ab nach Hause, bügeln (und den Anzug vielleicht auf dem Bügel lagern und nicht in der Wäschetonne), Schuhe putzen und abgesehen davon, dass die Passform unterirdisch ist, sollte man zumindest morgens noch nicht mit Hosen rumlaufen die deutlich südwärts des Äquators gerutscht sind. Von gelockerten Krawatten mit offenen Kragenknöpfen reden wir mal nicht ....

Ich glaube, die kommen von der Arbeit.
 
Ja, und wenn man es von einer noch allgemeineren Perspektive sieht: Man muss sich ab und an vergegenwärtigen, dass das eigene Hobby nicht dazu taugt, universell gültige und v.a. richtende Urteile zu fällen. Das merkt man, wenn man verschiedene Interessen hat, besonders, wenn diese wenig Überlappung in der Klientel haben.

Beispiel: In ähnlich schmalen Zielgruppen wie hier im Forum kanzeln die Mitglieder eines Sportforums wahrscheinlich 90% der User hier als eigentlich nicht lebensfähige Krüppel ab, die in unverantwortlicher Weise ihren Körper nicht so behandeln wie man es sollte und v.a. bei der Lebenserwartung des 21. Jhdts dringend für eine lange Lebenszeit vorbereitet werden sollte. Im HiFi-Forum dagegen ist es keine Musik wert, ja man beleidigte den Komponisten, würde man sie auf einer ordinären Anlage hören usw usf.

Wer da wie (glücklicherweise die meisten hier) es vermag, die Scheuklappen abzulegen, hat sicher eine konstruktivere Sicht auf die Dinge. Gerade wenn man jemanden hin zu guter Kleidung bewegen möchte.


Ich würde mal sagen, dass kaum ein Nichtsportler die große Menge an ärztlichen Einsatz erwirtschaftet welche ein Sportler in seinem Leben anhäuft.
Bewegung ist sicherlich gesund Sport in der Regel ist Mord.
 
Ich meine schon die Hobbysportler die Tennis spielen, Ski fahren usw. und gern gesehener Gast bei Orthopäden sind, So ein bisschen Kreuzband oder etwas Schulter ist da gerne immer drin.

Ich meinte mit meinem Sportbeispiel von oben nicht irgendeinen Freizeitsport, sondern speziell ein Training für die Gesundheit.

Faktisch sind allerdings chronische und geriatrische Krankheiten weitaus teurer als die Behandlung akuter Verletzungen, weshalb sich wahrscheinlich sogar das Tennisspielen rechnen würde.
 
Ich meinte mit meinem Sportbeispiel von oben nicht irgendeinen Freizeitsport, sondern speziell ein Training für die Gesundheit.

Faktisch sind allerdings chronische und geriatrische Krankheiten weitaus teurer als die Behandlung akuter Verletzungen, weshalb sich wahrscheinlich sogar das Tennisspielen rechnen würde.

Ein moderates Training für die Gesundheit ist ja auch gut und ok. Aber die meisten machen das eben nicht. Vor allem nicht diejenigen die eine sportliche Figur oder einen sportlichen Lebenswandel als den ihren pflegen.
 
Früher als ein Dresscode noch was wert war da hat auch der Taxifahrer-Dieter zum Anzug gegriffen sofern er in die Oper wollte. Meist war es der Hochzeitsanzug aber immerhin.
Heute trägt er zur selbigen auch nur Freizeitkleidung.
Ich denke, früher war das gerade bei solchen Ereignissen wie dem Opernbesuch der öffentliche Ausdruck der Konvergenz zu einem (groß-)bürgerlichen Lebensstil. Das war damals positiv konnotiert, es war eine Zielvorstellung der persönlichen Entwicklung (nicht zuletzt auch wirtschaftlich). Heute gilt das als altbacken und statusbezogen, man möchte damit nicht mehr identifiziert werden.

Die ästhetische Komponente, die dahinter steckt, wurde außerhalb von Kleidungsfreak-Zirkeln wie unserem vermutlich damals genauso wenig verstanden wie heute. Wenn Menschen durch die Anwendung bestimmter Kleidung nur "dazu gehören" wollen, ist ihnen das i.A. auch egal.
 
Ein moderates Training für die Gesundheit ist ja auch gut und ok. Aber die meisten machen das eben nicht. Vor allem nicht diejenigen die eine sportliche Figur oder einen sportlichen Lebenswandel als den ihren pflegen.
Es führt zu weit, das im Detail auszuführen, doch ja, eine "sportliche Figur", die heutzutage (im Gegensatz zu von vor 80 Jahren) sofort auffällt inmitten komplett durch unseres modernes Leben atrophierter, haltungsgeschädigter und fragiler Körper spätestens >70 Jahren, ist ein Nebenprodukt von Gesundheitssport. Du unterschätzt wahrscheinlich extrem den Nutzen und das Niveau von Sport, der auf Steigerung und Erhalt von Fähigkeiten abzielt (nein, zwei Spaziergänge in der Woche tuns nicht).

Der Nettonutzen von Sport ist für die Gesellschaft extrem hoch - selbst wenn er nicht systematisch als Gesundheitssport angelegt ist. Das könnte man mit vielen Daten erläutern, wird aber sehr schnell kompliziert.

Wenn du über 40 bist, sei exemplarisch "https://www.greysteel.org/ genannt, das wissenschaftliche Ergebnisse zu dem Bereich verständlich erläutert und in praktische Anleitungen umsetzt.
 
Es führt zu weit, das im Detail auszuführen, doch ja, eine "sportliche Figur", die heutzutage (im Gegensatz zu von vor 80 Jahren) sofort auffällt inmitten komplett durch unseres modernes Leben atrophierter, haltungsgeschädigter und fragiler Körper spätestens >70 Jahren, ist ein Nebenprodukt von Gesundheitssport. Du unterschätzt wahrscheinlich extrem den Nutzen und das Niveau von Sport, der auf Steigerung und Erhalt von Fähigkeiten abzielt (nein, zwei Spaziergänge in der Woche tuns nicht).

Der Nettonutzen von Sport ist für die Gesellschaft extrem hoch - selbst wenn er nicht systematisch als Gesundheitssport angelegt ist. Das könnte man mit vielen Daten erläutern, wird aber sehr schnell kompliziert.

Wenn du über 40 bist, sei exemplarisch "Barbell Medicine" genannt, das wissenschaftliche Ergebnisse zu dem Bereich verständlich erläutert und in praktische Anleitungen umsetzt.

Meinst du diese Seite hier
http://www.barbellmedicine.com/
Da sehe ich nur platzende Muskelberge die an Gewichten reißen die sicherlich nicht für einen optimalen Gelenkverschleiß ausgelegt sind.
 
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