Wo ist Bernhard Roetzel?

Wir können die Diskussion beenden. Ich war heute zu einer zugegebenermaßen Spätnachmittagsveranstaltung in der alten Oper in Frankfurt.

Im vollbesetzten großen Saal konnte ich 2-3 Krawattenträger ausmachen, vom Ordnungspersonal einmal abgesehen.

Ansonsten Freizeitkleidung in allen möglichen und unmöglichen Ausprägungen. Dutzende großkarierte Freizeithemden, „Kombinationen“ aus Jeans und Anzugjacken, Pullover und Chinos usw. Und das in der durchaus teureren Platzkategorie.

Ich hätte mich über jeden Anzugträger mehr gefreut, auch ohne Socken und mit hochgekrempelten Ärmeln.

O Tempora, o Mores.

Beste Grüße
R.O.T.


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Ein vergleichbares Bild gab's am WE bei den Berliner Philharmonikern. Anzug + Krawatte = meist ältere Leute, davon waren viele Anzüge - soweit ich das als fortgeschrittener Anfänger beurteilen kann - nicht besonders schön und oft unpassend (zu lange Ärmel, Gesäß sichtbar etc.). Von Schuhen reden wir erst gar nicht.

Da habe ich eher auf Leute geschaut, die nicht komplett klassisch unterwegs waren, aber sich bei ihren Outfits offensichtlich etwas gedacht und die Veranstaltung im Sinn hatten (z.B. dunkle, saubere Schuhe, Flanellhosen, dunkles Hemd mit ansprechender Passform etc.).

Ich selbst sehe das nicht ganz so eng und war auch selbst nicht 100% klassisch unterwegs (z.B. hatte ich tiefdunkelbraune Full Brogues an, eine schlichte Paisley-Krawatte etc), aber - um endlich auf Herrn Roetzels Blog zurückzukommen ("5 Gedanken nach der Pitt, Abschnitt 2.") - finde auch ich es schon schöner, wenn die Leute zumindest in dunkler, unauffälliger Kleidung auf so einer Abendveranstaltung erscheinen.
 
Dunkles Hemd!? OMG. Ansonsten stimme ich Dir zu.

Bei älteren Herrschaften gehe ich grundsätzlich davon aus, dass Körper im Alter schrumpfen und man es lediglich unterlässt, den ehemals passenden Anzug an diese Entwicklung anpassen zu lassen.
 
Diese Kleidungsverweigerung ist halt auch ein Stück weit die Demonstration der persönlichen Standortbestimmung. Man will halt nicht wie Businesssklave oder ein Altspießer rüberkommen, wenn man sich als kulturinteressiert zu erkennen gibt, und zu mehr reicht die eigene Phantasie nicht mehr, wenn diese Leute an Anzüge denken. Wahrscheinlich waren viele Lehrer im üblichen Klassenraum-Outfit zugegen, weil unser geschätzter Forumskollege Heiner65 nicht zur Stelle war, um sie nur durch das eigene Beispiel vernünftig einzunorden. :eek::D
Ein sehr valider Punkt, denn ehrlich gesagt sind schlecht sitzende Poly-Anzüge in uni-schwarz oder "modisch wagemutig" in anthrazit ohne oder mit Kaufhauskrawatte auch nicht wirklich besser. Jeans und T-Shirt kann dann auch mal besser aussehen ...
 
Bitte jetzt nicht eine Debatte über dunkle Hemden (von denen ich im übrigen auch keins besitze)..
 
Doch. :)

Das ist zB ein Paradebeispiel für meinen Punkt von oben https://stilmagazin.de/forum/threads/wo-ist-bernhard-roetzel.5543/post-554825 , dass gewisse Dogmen keine Sachbegründung haben, sondern nur einen, nun obsoleten, historischen Grund. Ohne dunkles Jackett (Mono-Look) und Krawatte, sondern in der Kombo Hose & Hemd (+ Pulli/Weste) ist ein dunkles Hemd genauso ästhetisch oder nicht wie ein helles.

Ich finde dunkle Hemden übrigens nicht unästhetisch (Also außer im "Mono-Look" und mit Weste und ohne Sakko. ;)). Nur eben einfach casual.
 
Das ist nachvollziehbar, weil es so immer noch gehandhabt wird, ist aber im Grunde genommen auch eine Konvention mit einer obsoleten Sachbegründung (white collar).
 
Zum dunklen Hemd: das wird spätestens problematisch, wenn eine Krawatte dazukommt. Ton in Ton ist grauenhaft und erinnert an schreckliche Zeiten. Kontrast passt zur aktuellen Karnevalssaison. Für mich also ganz klar casual.

Aber zurück zum Thema: wenn Leute den Konzertsaal mit Steppweste über dem Karohemd betreten (so gesehen) ist jede Diskussion über die Hemdfarbe obsolet.

Eigentlich müsste die Kernbotschaft von Herrn Roetzel noch einfacher sein: Kauf Dir einen gutsitzenden dunkelblauen Anzug, zwei Hemden, zwei Krawatten, und schwarze Oxfords guter Qualität und alles ist gut. Das würde bei 90% der offenkundig orientierungslosen Konzertbesucher eine dramatische Verbesserung herbeiführen.

Ich bin jedenfalls schon gespannt auf die Operngala, die ich in zwei Wochen besuchen werde.

Und werde so wie die anderen Konzertbesucher meine Freiheit zur Wahl der Kleidung nutzen. Andere mögen zum Pulli greifen, mir erscheint Black Tie angemessen.

Beste Grüße
R.O.T.


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Durchaus.

Andererseits habe ich meinen Tux für 70€ in der Bucht geangelt, etwa den gleichen Betrag in Änderungen investiert und Hemd, Schleife, Kummerbund und Schuhe günstig in England geordert.

Und um Bernhard Roetzel zu zitieren (ich glaube auch im diskutierten Blog): wenn man erst mal einen Smoking hat, finden sich immer mehr Gelegenheiten, ihn zu tragen.

Beste Grüße
R.O.T.


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