Weihnachtsessen overdressed

Könnte man denn als gebildeter Mensch nicht selbst auf die Idee kommen? Ich sprach am Anfang meines Themas ja nicht von Leuten, die sich halt aus diversen Gründen weniger mit der Kultur unseres Seins zu befassen haben.
Warum sollte man? Erlaubt ist, worin man sich wohl fühlt. Im übrigen: viele Lehrer sind gebildetete Menschen. a) sind Lehrer nicht gerade für gute Kleidung bekannt, b) sind viele Lehrer nicht mal in der Lage einen pädagogischen Auftrag zu erfüllen. Trotzdem sind sie Lehrer und würden freiwillig auch nicht Zoowärter werden, selbst wenn sie dafür besser geeignet wären.

Doch ab einem gewissen Bildungsstand gehört, meiner Meinung nach, elementares Wissen über Kleider zur Allgemeinbildung. Auch den Individualismus will ich in keiner Weise abschaffen.
Das ist Ihre Meinung, geehrter Mitforist. In anderen Foren würden die Foristen z.B. der Meinung sein, dass Grundkenntnisse über klassische Musik, Jazz oder auch meinetwegen klassische Literatur, bestimmte Sportarten, Pferde, Autorennen, ... zum Elementarwissen gehören. Kleidung kann da wiederum als gar nicht wichtig eingestuft werden.

Ich plädiere einfach für die Beschäftigung mit Ästhetik, als eine besondere Gabe des Mensch seins.
Einverstanden. Allerdings ist nicht jeder Menschen gleich für Ästhetik empfänglich, d.h. es gibt keine einheitliche Sicht, was ästhetisch ist und was nicht. Ist auch kulturell unterschiedlich.

Das Thema Restaurant eignet sich ja vorzüglich für eine solche Diskussion. Wer würde viel Geld für einen Eintopf bezahlen? Oder lieblos angerichtete Gerichte, mögen sie noch so lecker sein?
Das kann man diskutieren: ist ästhetisches Essen, was nicht schmeckt, als "wertvoller" einzustufen als gut schmeckendes Essen, was aber nicht ästhetisch wirkt? Und anders gefragt: warum setzende sich so viele Menschen in eine laute, mit Neonröhren ausgeleuchtete Plastikumgebung und schieben sich in keinem Preis-Leistungs-Verhältnis stehende Fleischklöpse in den Mund und bezeichnen das noch als Abendessen? Und das auch noch in Gegenden, wo es definitiv gute Küche gibt, die nicht teuer ist? Und ich wette, dass auch der eine oder andere Teilnehmer hier aus dem Forum regelmäßig bei den Burgerbratern anzutreffen ist.

Gerade der Erfolg von Apple zeig ja, dass diese Themen durchaus aktuell sind.
Apple halte ich für ein schlechtes Beispiel, da es mittlerweile sehr stark als "Lifestyle-Marke" gilt und daher auch von Leuten gekauft wird, mit denen man nicht Ästhetik diskutieren braucht.

Weshalb werden sie in der Kleiderfrage von so vielen Leuten schlicht links liegen gelassen?
Ich denke, dass es einfach zu viele Themen gibt, mit denen man sich beschäftigen kann und sollte. Das überfordert die meisten Menschen intellektuell, finanziell und auch zeitmäßig. Hier im Forum hat sich eine Gruppe zusammengefunden, denen Kleidung sehr wichtig ist. Ich wette aber, dass nicht alle Teilnehmer in anderen Foren anzutreffen sind, die von anderen als essentiell für ein "gutes Leben" eingestuft werden.

Mal zu einer anderen Situation. Ich laufe oft durch Zürich, eine Stadt mit einem hohen Anteil an Anzug tragenden Herren. Sogar als Laie, muss ich oft Kopfschütteln bei unpassenden Schnitten, schlecht gebundenen Krawatten etc. Ich persönlich laufe lieber in Jeans und TShirt herum, als dass ich mich in schlecht sitzende Anzüge quetschen würde. Gut, diese Herren tragen wohl oft den Anzug nicht freiwillig. Dann könnte man umgekehrt fragen. Warum um Himmels willen bestehen denn viele Arbeitgeber noch auf Anzüge, wenn das Ergebnis obiges ist? Lassen sich die meisten Leute so leicht hinters Licht führen?
Viele Menschen arbeiten nun mal bei Arbeitgebern, die über einen Dresscode eine bestimmte Botschaft vermitteln wollen. Gerade im Finanzwesen gelten bestimmte tradierte Ansichten, was die Kleidung angeht. Nun bewerben sich aber auch dort Menschen, denen Dresscodes ziemlich egal sind bzw. deren ästhtisches Empfinden nicht auf genau der gleichen Wellenlänge ist, wie bei den Urhebern der Dresscodes. Bei Einstellungen ist nun mal die Kleidung nicht das ausschließlich Einstellungskriterium, zumal die Einstellungen ja nicht von Mitarbeitern des Stilmagazins gemacht werden, sondern von Personalern bzw. zukünftigen Chefs. Da haben wir also Sachbearbeiter und vielleicht mehr an Zahlen interessierten Personen, also Mitarbeitern, die eventuell selber wenig Stilempfinden haben. Ist doch klar, das Kleidung und ihre tiefergehenden Aspekte dann nur eine untergeordnete Rolle spielt (spielen kann), wenn sie soweit den Rahmenbedingungen genügt. Man sollte nicht den Fehler machen und eigenes Fachwissen über bestimmte Lebensaspekte als essentiell für alle einstufen.

Wider allen Stilfragen, es wird eben doch sehr stark kommuniziert mit den Kleidern. Ansonsten könnte ja auch Politiker, im Sinne der persönlichen Freiheit zukünftig in der Jogginghose tagen. :D
Die Kleidung vieler grüner oder linker Politiker würde ich auch genau in diese Klasse eingruppieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
.... um die Gefahr, allzu sehr overdressed zu sein, zu umschiffen, erkundige ich mich im Vorfeld gerne über den allgemeinen Dresscode bei solchen Anlässen.
Dann kann ich meine Garderobe immer noch so wählen, daß ich "leicht" overdressed bin, dem Armani-Grundsatz entspreche, mich aber im besagten Kreis immer noch wohlfühle.
 
Das ist Ihre Meinung, geehrter Mitforist. In anderen Foren würden die Foristen z.B. der Meinung sein, dass Grundkenntnisse über klassische Musik, Jazz oder auch meinetwegen klassische Literatur, bestimmte Sportarten, Pferde, Autorennen, ... zum Elementarwissen gehören. Kleidung kann da wiederum als gar nicht wichtig eingestuft werden.

kann. ansonsten halt ich diese behauptung für einen ausgewiesenen unsinn. gleichzeitig schätze ich en passant zumeist deine ansichten
 
Grundsätzlich schon. Sollte jedoch nicht der Gastgeber die Messlatte über den Dresscode vorgeben? Auch wenn diese zugegebenerweise recht niedrig liegt?
Würden die geneigten Mitforanten es schön finden, wenn zu ihren Festen in der Einladung "Black Tie" steht und die Gäste in Jeans erscheinen?
Ich halte es da mit der Gauss´schen Notmalverteilung. Etwas aus der Mitte heraus in Richung overdressed ist gut, die absoluten Randbereich sollte man meinen.
 
Das Problem hat man i.d.R. auch nur bei Veranstaltungen, wo die Unterschiede zwischen den eingeladenen Personen recht gross sind. Unterschiede im Sinne von kultureller Prägung, Gehalt, Verantwortung, etc. Die unterschiedlichen Kleidungsstile sind dann nur ein Aspekt, nämlich der, der nach außen dringt. Sprich: hat man ein Arbeitsessen, bei dem nur Personen einer bestimmten Gruppierung zusammenkommen, dürfte ein Konsens über die zu tragende Kleidung und die vorherrschenden Themen des Abends bestehen. Sind die Unterschiede zu gross und es wird kein Dresscode vorgegeben (und "macht Euch schön" ist nun wirklich allgemein gehalten), dann darf man sich nicht über das Ergebnis wundern.

Ich kann selber von einem Abendessen mit dem Vorstandsvorsitzenden eines früheren Arbeitgebers von mir berichten. Wir waren 12 ausgewählte Mitarbeiter, 6 Führungskräfte und 6 "einfache" Angestellte. Ich repräsentierte die IT. Jedenfalls fing dann der Vorstandsvorsitzende mit jemanden aus der 1. Führungsebene an, über Gehälter zu diskutieren. Der Mann aus der 1. Führungsebene beklagte sich, dass ein bestimmtes Gehaltsband für ihn nicht genügend Spielraum für den Einsatz bei seinen Mitarbeitern bieten würde. Der Vorstandsvorsitzende dachte wohl es wäre klug, wenn er andere Mitarbeiter einbeziehen würde und sprach mich an, was ich dazu meinen würde. Das dumme war nur: das Einstiegsgehalt dieses Bandes lag immer noch deutlich über dem, was ich verdient hatte. Außerdem hatte ich keine Personalverantwortung und die Erfahrungen mit "Gehalt als Steuerungsinstrument" waren eher dahingehend, dass mein Gehalt zu niedrig ausgesteuert war. :D Ich habe mich dann mit Worthülsen aus der Affäre gezogen. Aber wie man sieht, Kleidung war in diesem Fall gar nicht das Problem, es waren andere Unterschiede, die uns nicht zusammenkommen ließen.
 
kann. ansonsten halt ich diese behauptung für einen ausgewiesenen unsinn. gleichzeitig schätze ich en passant zumeist deine ansichten

Es ist in der Regel so, dass sich die Themen wie klassische Musik und gute Kleidung überschneiden. Von daher sollten da keine Differenzen bestehen. Es ist aber kein Muss. So gibt es z.B. Literataten, die weniger durch gute Kleidung auffallen. Und auch nicht jeder Segler verfügt über einen gut ausgestatteten Kleiderschrank. Auch bei Golf, was mehr zum Volkssport wird, ist das kein Muss mehr, früher war das anders. Von daher: je breiter die Basis der Teilnehmer, desto breiter auch die Anssichten.
 
Ist das nicht eher anders rum? Grade, weil "stilvoll kleiden" so subjektiv ist, macht es so viel Spaß, darüber zu diskutieren. Wer hier seine Kreationen zum Besten gibt, der stellt sich bewusst dieser, im Bestfall, konstruktiven Kritik. Sei es, um seine Freude am Kaschmirsakko mit Gleichgesinnten zu teilen, sei es, weil man feedback möchte, um seinen individuellen Stil verfeinern/etwas dazulernen möchte. Dafür liegt dann aber eine klare Willenserklärung zu Grunde.

In diesem Fall wird über unwissende Außenstehende gelästert, die sicherlich keine WE abgegeben haben, dass deren Erscheinung von wildfremden Leuten diskutiert wird. Das hat einfach keinen Stil, OHNE DISKUSSION!!!!!
Es geht mir um die Geisteshaltung. Ich werde nie verstehen, wieso jemand ein Monatsgehalt für Autofelgen, ein Rennrad, usw. ausgibt. Der Autotuner oder Rennradfahrer wird auch nie verstehen, warum ich es aber bereitwillig für einen Anzug oder Schuhe ausgebe.
Ich verurteile die beiden nicht, sondern ich ich respektiere ihre Interessen. Diesen Respekt fordere ich aber dann auch im Umkehrschluss.
Alles andere wäre die Geschichte vom Eunuchen, der stets besser wusste, doch selbst nicht konnte.

Ich begreife dieses Forum DANKBAR als Quell der Inspiration, als Sammelwerk mittlerweile umfangreichen, tiefgreifenden Wissens und sehe darin auch eine Art Verbraucherschutz. Die Lektüre schult die Fähigkeit, das gute vom besseren zu unterscheiden, entlarvt Label-Mogelpackungen und schützt damit vor vllt. falschen Kaufentscheidungen.



Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen und aufzeigen, dass nicht zwangsläufig überheblich und arrogant ist, was in einem schönen Anzug steckt.

Werter paisley,

in Ihrem / Deinem vorhergehenden Beitrag konnte ich noch uneingeschränkt zustimmen, aber hier muss ich etwas relativieren.

Nun bin ich kein Freund von Sätzen wie:...das ist stilvoll...;...das ist per se nicht stilvoll..., besonders, wenn ein Satz mit dem Zusatz "OHNE DISKUSSION!!!" beendet wird.

Wenn man Toleranz fordert, dann sollte man immer auch selber bereit sein Toleranz zu zeigen. Sei es, mal über einen unpassenden Scherz des Kollegen hinweg zu sehen, oder einfach nur eine andere Meinung gelten zu lassen.

Es ist doch zweifelsohne so, dass im Fachforum für Autotunig über Menschen wie mich hemmungslos abgelästert wird, weil ich eben keinen Gedanken an besondere Felgen verschwende, sondern mich mit denen zufrieden gebe, welche ab Werk mitgeliefert werden. Diese für mich gewonnene Zeit nutze ich um mir ein neues Hemd zu bestellen...:)
Nun stört mich diese Lästerei ebensowenig, wie einen "Modemuffel" unsere. Menschen haben verschiedene Prioritäten.

Meine beiden besten Freunde interessieren sich sowas von überhaupt nicht für klassische Kleidung, obwohl sie sich es beide leisten könnten. Dafür geben sie ihr Geld anderweitig aus. Wir ziehen uns gerne gegenseitig auf, ohne jemals den anderen zu verletzen.

Mir - und selbst meinen 5 und 7 jährigen Töchtern - fehlt jegliches Verständnis dafür, dass man sich für besondere Anlässe nicht besonders kleidet. Und ja, ich finde es nicht stimmig, eine Rolex zu tragen und einen schlecht sitzenden C&A Anzug spazieren zu führen. Ebenso finde es seltsam, wenn jemand aus einen vollausgestattetem Audi A6 oder 5er BMW in Deichmann Schuhen aussteigt. Das sagt nichts über die menschliche Qualität dieser Menschen aus und ich würde sie niemals verurteilen, nur weil sie in meinen Augen falsche Prioritäten setzen. Anders herum wird es ja nicht anders sein. Wenn mich das Erwähnen einer anderen Meinung zu einem stillosen Menschen macht, dann nehme ich es in Kauf.

Ich hoffe jetzt sehr, Sie / Du empfindest diesen Text jetzt nicht als persönlichen Angriff, denn so ist er nicht gemeint. Nur vielleicht in Zukunft weniger Allgemeingültigkeit beanspruchen und etwas mehr Toleranz zeigen. Dies gilt aber für uns alle.

Liebe Grüße

Sandro
 
Der klitzekleine Unterschied zum Autotuning-Fachforum besteht darin, dass die Mitglieder dort sich nicht unbedingt selbst als formvollendete Gentlemen, stilvolle Mitmenschen, geschult in Manieren jeder Art und bekannt mit dem Knigge ansehen bzw. das als Vorbild im Hinterkopf haben...

Insofern finde ich es schon erschreckend, dass hier immer wieder die gleichen gefühlten ein Dutzend Mitglieder gelegentlich weit unterhalb jedes Autoforumstils diskutieren. Gerade in einem selbsterklärt "stilvollen" Forum sollten auch Diskussionen zur Politik ohne peinliche Beschimpfungen und primitive Entgleisungen gelingen.


Und ja, ich finde es nicht stimmig, eine Rolex zu tragen und einen schlecht sitzenden C&A Anzug spazieren zu führen.
Da gibt es ganz klar zwei knallhart aufeinandertreffende Einschätzungen.
Meine ist (Ausnahmen bestätigen die Regel): doch, gerade das ist stimmig.
Zum gut sitzenden Anzug gehört meine Einschätzung nach nicht Rolex (bzw. nur die "untypischeren" Modelle) sondern z.B. eine dezente, flache Calatrava, eine Master Ultra Thin, eine feine Reverso oder z.B. eine schöne Vintage-Omega.

Zum leider "typischen" Rolex-Träger gehört auch in der Kleidung etwas Buntes/Mißlungenes. Aber vielleicht bin ich auch nur zu viel im Rotlichtmilieu unterwegs. ;)
 
Der klitzekleine Unterschied zum Autotuning-Fachforum besteht darin, dass die Mitglieder dort sich nicht unbedingt selbst als formvollendete Gentlemen, stilvolle Mitmenschen, geschult in Manieren jeder Art und bekannt mit dem Knigge ansehen bzw. das als Vorbild im Hinterkopf haben...

Insofern finde ich es schon erschreckend, dass hier immer wieder die gleichen gefühlten ein Dutzend Mitglieder gelegentlich weit unterhalb jedes Autoforumstils diskutieren. Gerade in einem selbsterklärt "stilvollen" Forum sollten auch Diskussionen zur Politik ohne peinliche Beschimpfungen und primitive Entgleisungen gelingen.



Da gibt es ganz klar zwei knallhart aufeinandertreffende Einschätzungen.
Meine ist (Ausnahmen bestätigen die Regel): doch, gerade das ist stimmig.
Zum gut sitzenden Anzug gehört meine Einschätzung nach nicht Rolex (bzw. nur die "untypischeren" Modelle) sondern z.B. eine dezente, flache Calatrava, eine Master Ultra Thin, eine feine Reverso oder z.B. eine schöne Vintage-Omega.

Zum leider "typischen" Rolex-Träger gehört auch in der Kleidung etwas Buntes/Mißlungenes. Aber vielleicht bin ich auch nur zu viel im Rotlichtmilieu unterwegs. ;)


Werter Penne,

da die Familie meiner Frau aus der "Autobranche" kommt, kann ich Dir versichern, dass in dortigen Foren der Umgangston um einiges roher ist als hier...
Natürlich sollte man immer stilvoll diskutieren und ohne Beleidigungen auskommen, aber wie sagte schon der freundliche Herr aus Nazareth: Wer frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein...
Gerade wenn Emozionen mitspielen, kann es durchaus auch mal hitziger werden. Solange man hinterher wieder zur Normalität zurückkehren kann, sollte das auch ok sein.

Beim zweiten Teil Deiner Antwort hast Du mich leider völlig falsch verstanden. Allerdings habe ich mich auch undeutlich ausgedrückt. Mir ging es NICHT um die Rolex als solche, sondern um die Preiskategorie teurer Uhren im Allgemeinen. Man könnte also auch ohne weiteres das Wort Rolex durch IWC, Omega oder Tag Heuer (und noch so viele andere...) ersetzen.

Liebe Grüße

Sandro
 
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