Weihnachtsessen overdressed

Wer die überdurchschnittlich festliche/gute/elegante kleidung nicht regelmäßig trägt, fällt dann aber wegen der fast immer zu erkennenden Unsicherheit/Unstimmigkeit auf...
Gewollt und nicht gekonnt ist ganz übel. ;)

Wobei man sich jeweils wieder ziemlich schnell an schöne Kleidung gewöhnt. Geht jedenfalls mir so. Natürlich gibt es wichtigere Dinge als Kleidung, da bin ich absolut einverstanden. Es gibt auch wichtigeres als schön angerichtetes Essen und guten Wein, wobei letzteres zu diskutieren wäre. ;)
Es fühlt sich für mich einfach gut an, sich für besondere Anlässe auch schön zu kleiden. Es soll ja ein Ausstieg aus dem Alltag sein und die Kleidung unterstützt diesen Wechsel.
Zudem zeigt es doch auch Respekt gegenüber der Abendgesellschaft, wenn das Hemd schön gebügelt ist. Eine Qualität, die vielleicht etwas zu unrecht verbannt wurde. Oder es fehlt einfach ein Bewusstsein dafür.
Wie dem auch sei, vielleicht messen Leute, die sich vermehrt mit Kleidung beschäftigen diesen auch einen zu hohen Wert hinsichtlich Statusfragen zu. Möglich, dass es längst niemandem mehr auffällt. Ich weiss es nicht, denn ich kann ja immer nur für mein Empfinden sprechen.
 
Erstmal danke an Dich, Dionysos, für diesen Beitrag!

Deine Situation kenne ich nur allzu gut. Ich bin selbst im Vorstand eines Fördervereins einer Privatschule und unser Markenzeichen, also meines und auch das meiner lieben Vorstandskollegen ist es, zu fast jedem Anlass das zu sein, was der Volksmund als "overdressed" bezeichnen würde.
Und das nun schon seit fast 10 Jahren, wenn man die Zeit, in der ich einige Zeit davor noch selbst Schüler dort war, nicht mitberechnet.

Was sich in dieser Zeit getan hat:
Waren wir noch zu meiner Anfangszeit ein Haufen betagter Althippies, die zu besonderen Anlässen maximal mal saubere Turnschuhe trugen, ist es vielen heute schon fast peinlich zu offizielleren Anlässen ohne eine akzeptable Kombination aus Sakko uns dunklerer Jeans und formellerem Olymp-Hemd zu kommen.
Das tat nicht zuletzt auch unserem damals angekratzten Image gut, was die "Kundenakquise"anging bzw. heute noch angeht. Schließlich zahlen die Eltern ja bei uns Geld dafür, dass wir ihren Kindern etwas beibringen, was in Deutschland ja schon fast ein Skandal ist.

Aber zurück zu Dir:
Sicher kann man das jetzt eher schlecht mieinander vergleichen, schließlich habe ich "Narrenfreiheit", da ich ja keinen Vorgesetzten hab. Aber ich gehe mal davon aus, dass die Wirkung ab einem gewissen Zeitpunkt die gleiche sein wird, zumal Du Deine Kollegen ja offensichtlich nicht täglich mit Tweedsakkos und Paisley-EST belästigst.
 
Wie dem auch sei, vielleicht messen Leute, die sich vermehrt mit Kleidung beschäftigen diesen auch einen zu hohen Wert hinsichtlich Statusfragen zu. Möglich, dass es längst niemandem mehr auffällt.

Das ist m.E. ein wesentlicher Punkt.
Leute, die sich damit nicht eingehend beschäftigen, registrieren wahrscheinlich ausschließlich, dass man einen Anzug anhat.
Ob dieser Anzug nun von der Stange bei Karstadt ist oder vom Maßschneider in der Savile-Row, spielt dabei wahrscheinlich kaum eine Rolle.

Meine Kollegen und ich haben in erster Linie eben Kleidung an. Dass meine Klamotten ne ganze Stange mehr gekostet haben und dadurch vielleicht etwas besser sitzen bzw. die Haptik und Verarbeitung etwas besser ist, fällt wahrscheinlich kaum wem auf.
Mein Abteilungsleiter fühlt sich in seinen Deichmann-Tretern jedenfalls kein Stück schlechter/unzufriedener als ich mit meinen rahmengenäten Kalbsleder Brogues eigentlich beneidenswert, der gute Mann).
Und das ist es doch im Endeffekt, worum es geht: Das man sich wohl in seiner Haut fühlt.

Warum sollte man sich also mehr Gedanken um das Outfit seiner Mitmenschen machen, als diejenigen selbst?
 
Also ich bin immerzu und überall "overdressed" - egal ob in der Arbeit, in der Uni oder in der Freizeit.
Das gute daran ist, mir fällt es mittlerweile gar nicht mehr auf, dass ich irgendwie doch anders wie alle anderen rumlaufe, und wenn der seltene Fall eintritt und mich jmd. darauf anspricht, schaue ich im ersten Moment recht verdutzt drein, bis mir wieder einfällt: "Ach ja, ich bin ja der einzige im Anzug hier!".

Zu meiner diesjährigen Weihnachtsfeier würde ich ja einen Smoking tragen, wenn ich denn schon einen hätte - tja, nächstes Jahr dann.

Ich finde man sollte sich nicht den Personen anpassen, sondern der Lokalität.
Soll heißen, auch wenn heutzutage niemand mehr im Gesellschaftsanzug zum Abendessen geht, heißt das nicht, dass man sich nach den Leuten richten muss, und kann trotzdem beruhigt White oder Black-Tie auftragen. War doch damals nicht anders, oder?
 
Ich schon.

Jetzt mal ganz ironiefrei: ich finde es auch schade, wenn die Frauen sich Gedanken um ihre Kleidung machen und sich apart kleiden, daneben ihre/die Männer wie Schlunz sitzen. Verbreitetes Phänomen, aber was willst du machen?

Das ist nicht nur schade, sondern irgendwie auch frech und wenig respektvoll.
Der Vorteil ist, dass man bei den enttäuschten Damen einen Stein in Brett hat!
 
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Warum sollte man sich also mehr Gedanken um das Outfit seiner Mitmenschen machen, als diejenigen selbst?[/QUOTE]

Bedauerlich ist doch, dass es augenscheinlich keinen Konsens mehr gibt, was "festlich" heißt. Ich persönlich mache mir Gedanken darüber, weil ich mir geehrt vorkomme, wenn sich jemand für ein Beisammensein mit mir schön macht.
 
Ich werde morgen auf eine Weihnachtsfeier gehen und ebenfalls overdressed erscheinen. Im Prinzip ist es nur ein Essen mit anschließendem Betrunken-Machen des Chefs, welcher sich dann dafür mal herbemüht. Ein paar Kollegen werden von der Arbeit direkt kommen müssen, daher wird das "festlichste" ein sauberes Hemd bei den meisten sein. Mir ist das egal, wie die anderen erscheinen. Ich freue mich auf einen feucht-fröhlichen Abend und ziehe mich zur optimalen Ausbeute an Spass so an, wie es mir am besten gefällt und wie ich Lust habe.
 
Liebe Aorta,
Du hast selbstredend Recht damit, dass es auch bei Frauen schlimme Schnitzer gibt. Allerdings zumindest gefühlt bei Weitem nicht so häufig wie bei Männern.
Ich war z.B. im Mai bei einem Firmenjubiläum, das wir sehr feierlich gestaltet haben und bei dem der Gastgeber deutlich auf der Einladung schrieb: "Macht Euch schön!"
Wie sich in diesem Thread jeder denken kann, nutzt auch das nichts.

Bei über 70% Frauen in der Belegschaft und wir reden hier nicht von Kantinenhilfen, dachte ich, es könne so schlimm nicht werden, zumal ich im Vorfeld gehört hatte, dass sich Gedanken gemacht würden.
Und tatsächlich, volles Programm.
Allerdings gab es bei den Frauen hauptsächlich Ausreißer nach " oben".
ZU kleine Schwarze, ZU lange Perlenketten, vorallem ein erschreckender Grad an Nacktheit.
Was sich die Kerle hingegen erlaubt haben war schlicht unter aller Kanone!

Man muss als LKWfahrer keinen Anzug haben und man muss sich auch nicht "extra" für den Arbeitgeber einen kaufen. Aber dann versuche ich mit anderen Mitteln mich irgendwie zu stylen "schön zu machen" wie auch immer.
Für viele Männer hieß "macht Euch schön" schlicht _sauber_.

Vor dem Hintergrund, dass sie wussten, dass viele Kolleginnen das Beste anhaben, was sie haben, fand ich das, sagen wir mal traurig.
 
Ich arbeite in der IT einer größeren Bank und bei uns sind die wenigen Frauen in der Regel ebenso schlecht gekleidet wie die Männer. Es gibt auch wenige gutaussehende Frauen, was vielleicht mit dem Berufsfeld zusammenhängt. Ich kann das auch recht einfach sagen, weil es andere Gebäude bzw. Gebäudeteile gibt, in denen andere Abteilungen (Nicht-IT) untergebracht sind und da sind die Frauen im Durchschnitt a) besseraussehend und b) besser gekleidet. Ja, "sieht gut aus" ist immer relativ, natürlich. Aber es ist nicht nur meine Meinung, habe schon eine Umfrage unter Kollegen gemacht :D

Die einzigen in der IT, die gut gekleidet sind, sind die Mitarbeiter aus den Führungsebenen. Wobei man da ehrlich sein muss, dass es bei vielen eher eine formelle Kleidung ist, die man trägt, weil es erwartet wird und weniger, weil man einen Sinn darin sieht oder es gar gerne tut. Meistens sind es günstige Hemden, günstige Schuhe und die Anzüge entsprechend.
 
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