Ich denke, es ist einfach eine Konsequenz der heutigen "Freiheit", dass es kaum noch Festlegungen dafür gibt, was "angemessen" ist. In früheren Zeiten, wo es weniger Freiheiten im Denken, in der Kleidung, etc. gab, existierten wenige Regeln, an die sich alle hielten. Wer sich nicht daran hielt, wurde schief angesehen oder als "mit dem Teufel im Bunde" verbrannt, wenn es ganz schlimm kam. Je weniger aber Regeln existieren, an die sich alle halten (müssen), desto weniger gibt es auch einen Konsens darüber, was man macht und was nicht, warüber man spricht und worüber nicht, was man denkt und was nicht.
Die Gesellschaft splittet sich in mehr und mehr kleine Gruppen und Nischen auf. Da darf es nicht verwundern, wenn der gemeinsame Wertekanon immer weniger Muster enthält, die auf alle passen. Übrigens ein Problem für alle Gruppen (Justiz, Religionen, Medien), die aufgrund von Regeln, Werten oder Überzeugung eine Form von Lenkung über die Einwohner ausüben sollen oder wollen.
Jedenfalls darf es nicht verwundern, wenn die Leute in der gleichen Kleidung zur Weihnachtsfeier kommen, mit der sie auch zum Einkaufen gehen würden. Wieso auch nicht? Wo steht geschrieben, dass man das nicht tut? Wo sind die verbindlichen Vorbilder, die der Allgemeinheit vorleben, was richtig und was falsch ist? Gibt es sie überhaupt heute noch?