Was trinke ich heute....

Aberlour A’bunadh
Ich bin ja Sherry Malt Fan, ich mag auch die Destillerie, aber ich muss sagen, die Serie hat sich für mich schon länger erledigt. Am Anfang der Serie war das Konzept eines sehr jungen, aber megasherryaufgeladenen Whisky in Fassstärke neu und attraktiv, da waren aber die verwendeten (teuren) Sherry-Fässer noch neu. Schon mindestens seit Batch 50 (aktuell ist, glaube ich, 80) werden die Abfüllungen immer heller (fairerweise wird hier ja nicht mit Zuckercouleur gefärbt wie völlig sinnlos bei vielen einfachen Whiskies), somit werden die verwendeten Fässer immer ausgelutschter.

Ich stehe ja eh' auf Age Statements bei den Schotten, ich würde für ein solches Profil einer jungen Sherrybombe eher eine der regelmäßig herauskommenden Edradour 10 Jahre als Sherryvollreifung aus frischen wechselnden Einzelfässern empfehlen. Hat allerdings keine Fassstärke, sondern wird immer in Trinkstärke 46% rausgebracht. Stammt vom unabhängigen Abfüller Signatory Vintage, der aber auch der Besitzer der Edradour Distillery ist. Z.B. den hier.

Anhang anzeigen 261617

N.H.

Edit: Der muss natürlich auf Trinkstärke verdünnt werden. Für mich auf deutlich unter 40%.
Ich blende den griechischen Vergleich mal aus. Und addiere, dass für alle anderen eine Verdünnung in den Korridor von 46-48% angemessen wäre (wobei man vorher in Fassstärke verriechen sollte, um auch den konzentrierten Eindruck zu bekommen). Ich kann die Anekdote beisteuern, dass ein Bekannter schon mal aufgeregt schnuppernd einen schwelenden Bar-Brand befürchtete, tatsächlich aber nur eine Nase von meinem Getränk dort mitbekam. Ich bin halt kein Schirmchen-Cocktail-Trinker und eine gute Bar hat immer einen Lagavulin 16 verfügbar. Mit diesem starken Islay-Raucher sind halt neben Dir viele zum Whisky gekommen und es ist nicht so recht mein Ding, aber die Kombination von Karamell und einigen süßen Sherryfässern mit brennenden Autoreifen und altem Motoröl ist schon besser als es erst mal klingt. ;)

Bruichladdich gehört nicht zu meinen Lieblingen (Islay ohnehin nicht aus offensichtlichen Gründen, meist Raucher, mit der Ausnahme Bunnahabhain), unter ihrem eigenen Namen füllen sie tatsächlich eher die nicht torfrauchigen Exemplare ab. Die Raucher veröffentlichen sie unter dem Pseudonym Port Charlotte (und die sind auch recht beliebt). Das, was Du hast, ist offensichtlich ein Private Cask, coole Sache. Unabhängig abgefüllte Einzelfässer namhafter Destillerien sind am Ende auch mein Steckenpferd. Die gehen dann auch dahin, wo offizielle Abfüllungen längst aufgehört haben, weil die einen gewissen glatt gespülten Mainstream zur Vermarktung brauchen.

Für die Sommertrinker unter uns: Bruichladdich macht übrigens auch einen exzellenten Islay Gin, den Botanist.

Ich denke man kann mit beiden nichts falsch machen. Selbst der 12-jährige ist noch sehr ordentlich und konstant gut, was man nicht von allen Marken sagen kann. Negatives Beispiel wäre da z.B. der Highland Park 18, einst eine Offenbarung, seit einiger Zeit nur noch ein müder Abklatsch.
Glendronach 12 ist ein ordentlicher Standard, aber ich würde dort eher mit dem 15er einsteigen, der ist typischer.

Highland Park 18 hat ja leider auch nur 43% und ja, er hat sich verändert. Er ist heller geworden, weniger Sherry Casks, die den HP-Charakter lange geprägt haben. Aber er ist immer noch ein sehr eigenständiger Malt, der sich nicht substituieren lässt, heute mehr mit viel Heidekraut-Honig als mit den tiefen Sherry-Aromen mit einem winzigen Hauch von Torfrauch im Hintergrund. Es gab letztens eine Spezialvariante des HP 18, eine sog. Travel Edition für die Duty Free Shops, die mir sehr gefallen hat, ein Batch aus 120 Sherry-Fässern, viel First Fill dabei, abgefüllt mit guten 46%. Das ist krasser Stoff. Und dann bringt HP auch viele Einzelfassabfüllungen in Fassstärke selbst heraus, nicht billig und meist auch nicht auf dem deutschen Markt, aber über Whisky-Auktionsplattformen bekommt man das gelegentlich auch im Angebot.

Highland Park ist für mich immer noch (wie auch Springbank auf der Mull of Kintyre, auch wenn die nicht in mein Geschmacksprofil passen) einer der Single Malts, die man unbedingt in verschiedenen Ausprägungen probiert haben sollte. Er benutzt den Torfrauch (die Gerste dafür mälzt man sogar selber vor Ort, das Gros nichtrauchigen Malzes kauft man wie alle anderen zu) nur als ganz subtiles Gewürz im Hintergrund, 7 ppm, das ist fast nichts, aber trotzdem spürbar. Es gibt auch zahlreiche unabhängige Abfüllungen, teilweise auch ohne Namensrechte als "Secret Orkney", was nichts ausmacht, weil jeder Secret Orkney ein HP ist. Es gibt zwar noch mit Scapa eine sehr kleine zweite Destillerie auf den Orkney-Inseln, aber die verkauft kaum was an Unabhängige und wenn sie es tut, gerne mit Namensnennung, weil sie eh' kaum einer kennt.
 
Ich bin ja Sherry Malt Fan, (...)
Bis auf die Tatsache, dass Du Dich imho für den falschen Fußballverein begeisterst, bist du mir echt sympathisch!

Dry January? Regnet doch die ganze Zeit! Daher heute 2020er Montepulciano d'Abruzzo. Leider die letzte Flasche ihrer Art in meinem aktuellen Bestand.
 

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Nimm einen Schluck und sag mir wo die Beschreibung nicht korrekt war. Oder wo der Rauch prominenter ist.

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N.H.

Edit: Der muss natürlich auf Trinkstärke verdünnt werden. Für mich auf deutlich unter 40%.

Ich lege nach: die „Erstausgabe“.

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Zum Geschmack sage ich mal nichts. Muss erst noch recherchieren wieso „Möbelpolitur“ eine valide Assoziation ist, „massiver Waldbrand“ aber nicht. Vielleicht bleibe ich als Poesie-Laie aber auch einfach bei „lecker, nichts für jeden Tag, puts definitely hair on your chest“.

N.H.
 
Ich bin ja Sherry Malt Fan, ich mag auch die Destillerie, aber ich muss sagen, die Serie hat sich für mich schon länger erledigt. Am Anfang der Serie war das Konzept eines sehr jungen, aber megasherryaufgeladenen Whisky in Fassstärke neu und attraktiv, da waren aber die verwendeten (teuren) Sherry-Fässer noch neu. Schon mindestens seit Batch 50 (aktuell ist, glaube ich, 80) werden die Abfüllungen immer heller (fairerweise wird hier ja nicht mit Zuckercouleur gefärbt wie völlig sinnlos bei vielen einfachen Whiskies), somit werden die verwendeten Fässer immer ausgelutschter.

Ich stehe ja eh' auf Age Statements bei den Schotten, ich würde für ein solches Profil einer jungen Sherrybombe eher eine der regelmäßig herauskommenden Edradour 10 Jahre als Sherryvollreifung aus frischen wechselnden Einzelfässern empfehlen. Hat allerdings keine Fassstärke, sondern wird immer in Trinkstärke 46% rausgebracht. Stammt vom unabhängigen Abfüller Signatory Vintage, der aber auch der Besitzer der Edradour Distillery ist. Z.B. den hier.


Ich blende den griechischen Vergleich mal aus. Und addiere, dass für alle anderen eine Verdünnung in den Korridor von 46-48% angemessen wäre (wobei man vorher in Fassstärke verriechen sollte, um auch den konzentrierten Eindruck zu bekommen). Ich kann die Anekdote beisteuern, dass ein Bekannter schon mal aufgeregt schnuppernd einen schwelenden Bar-Brand befürchtete, tatsächlich aber nur eine Nase von meinem Getränk dort mitbekam. Ich bin halt kein Schirmchen-Cocktail-Trinker und eine gute Bar hat immer einen Lagavulin 16 verfügbar. Mit diesem starken Islay-Raucher sind halt neben Dir viele zum Whisky gekommen und es ist nicht so recht mein Ding, aber die Kombination von Karamell und einigen süßen Sherryfässern mit brennenden Autoreifen und altem Motoröl ist schon besser als es erst mal klingt. ;)

Bruichladdich gehört nicht zu meinen Lieblingen (Islay ohnehin nicht aus offensichtlichen Gründen, meist Raucher, mit der Ausnahme Bunnahabhain), unter ihrem eigenen Namen füllen sie tatsächlich eher die nicht torfrauchigen Exemplare ab. Die Raucher veröffentlichen sie unter dem Pseudonym Port Charlotte (und die sind auch recht beliebt). Das, was Du hast, ist offensichtlich ein Private Cask, coole Sache. Unabhängig abgefüllte Einzelfässer namhafter Destillerien sind am Ende auch mein Steckenpferd. Die gehen dann auch dahin, wo offizielle Abfüllungen längst aufgehört haben, weil die einen gewissen glatt gespülten Mainstream zur Vermarktung brauchen.

Für die Sommertrinker unter uns: Bruichladdich macht übrigens auch einen exzellenten Islay Gin, den Botanist.


Glendronach 12 ist ein ordentlicher Standard, aber ich würde dort eher mit dem 15er einsteigen, der ist typischer.

Highland Park 18 hat ja leider auch nur 43% und ja, er hat sich verändert. Er ist heller geworden, weniger Sherry Casks, die den HP-Charakter lange geprägt haben. Aber er ist immer noch ein sehr eigenständiger Malt, der sich nicht substituieren lässt, heute mehr mit viel Heidekraut-Honig als mit den tiefen Sherry-Aromen mit einem winzigen Hauch von Torfrauch im Hintergrund. Es gab letztens eine Spezialvariante des HP 18, eine sog. Travel Edition für die Duty Free Shops, die mir sehr gefallen hat, ein Batch aus 120 Sherry-Fässern, viel First Fill dabei, abgefüllt mit guten 46%. Das ist krasser Stoff. Und dann bringt HP auch viele Einzelfassabfüllungen in Fassstärke selbst heraus, nicht billig und meist auch nicht auf dem deutschen Markt, aber über Whisky-Auktionsplattformen bekommt man das gelegentlich auch im Angebot.

Highland Park ist für mich immer noch (wie auch Springbank auf der Mull of Kintyre, auch wenn die nicht in mein Geschmacksprofil passen) einer der Single Malts, die man unbedingt in verschiedenen Ausprägungen probiert haben sollte. Er benutzt den Torfrauch (die Gerste dafür mälzt man sogar selber vor Ort, das Gros nichtrauchigen Malzes kauft man wie alle anderen zu) nur als ganz subtiles Gewürz im Hintergrund, 7 ppm, das ist fast nichts, aber trotzdem spürbar. Es gibt auch zahlreiche unabhängige Abfüllungen, teilweise auch ohne Namensrechte als "Secret Orkney", was nichts ausmacht, weil jeder Secret Orkney ein HP ist. Es gibt zwar noch mit Scapa eine sehr kleine zweite Destillerie auf den Orkney-Inseln, aber die verkauft kaum was an Unabhängige und wenn sie es tut, gerne mit Namensnennung, weil sie eh' kaum einer kennt.

Danke, das war ausführlich.

Meine aktuelle A‘bunadh Abfüllung ist Batch 54. Ich mag die Sherry-Bombe und gebe zu, sie ist nicht besonders „refined“. Ihr Komplexität komplett absprechen, würde ich jedoch nicht.

Ich erkenne Nougat, kandierte Orangen, alle Arten von Nüssen, Rosinen und natürlich eine intensive Kirsch-Sherry-Note.

Ich habe noch zwei Batch 62 herum stehen. Die fallen dagegen vermutlich ab.

Der Edradour wird gleich mal bestellt und verkostet.
 
Ich lege nach: die „Erstausgabe“.

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Zum Geschmack sage ich mal nichts. Muss erst noch recherchieren wieso „Möbelpolitur“ eine valide Assoziation ist, „massiver Waldbrand“ aber nicht. Vielleicht bleibe ich als Poesie-Laie aber auch einfach bei „lecker, nichts für jeden Tag, puts definitely hair on your chest“.

N.H.
Die bloße Existenz von Octomore ignoriere ich hartnäckig. Wenn mir das nicht gelingt, kategorisiere ich ihn unter Mutprobe. Das Etikett zeigt ja auch den phenolischen Torfrauchgehalt im Ausgangsmalz in ppm. Highland Park liegt bei 7 ppm, Talisker bei 25 ppm, Lagavulin bei 35 ppm, Ardbeg bei 50 ppm. Der hier liegt bei 80 und es gibt auch mittlerweile Exemplare, die bei 150 ppm liegen. Wenn man schon einen Verkostungseindruck haben will, würde ich das Auslecken eines Partyaschenbechers nach einer langen Nacht vorschlagen. Eigentlich ist es noch intensiver in diese Richtung, aber irgendwann macht halt auch der Gaumen zu. Also "nicht mein Ding" ist eine krasse Untertreibung. ;)
 
… mir war der Kilchoman Machir Bay schon zu viel. Die holdeste aller Ehefrauen hat auch sofort ein Verbot ausgesprochen, die Flasche jemals in ihrer Gegenwart zu öffnen.

Leicht getorfte Whiskeys können aber schon etwas.
 
Die bloße Existenz von Octomore ignoriere ich hartnäckig. […] Wenn man schon einen Verkostungseindruck haben will, würde ich das Auslecken eines Partyaschenbechers nach einer langen Nacht vorschlagen. Eigentlich ist es noch intensiver in diese Richtung, aber irgendwann macht halt auch der Gaumen zu. Also "nicht mein Ding" ist eine krasse Untertreibung. ;)
Ich verstehe. Was Dir der Alkohol ist, ist mir der Rauch, und umgekehrt. :p :cool:

Das Schöne am Whisky ist ja aber dass das Feld der Überschneidung, auf dem beide Spaß haben können, groß genug ist. Sehr groß.

N.H.
 
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