Was trinke ich heute....

Ja, schöner Ansatz. Und ein gutes Beispiel warum eine übergeordnete Instanz so wichtig ist: Ich will dass ich billige Klamotten habe, und mein Nachbar soll auch welche haben, und dass dabei die Kinder in Bangladesh vor die Hunde gehen ist mir wumpe. Deswegen ist dieser egoistische, egozentrische Ansatz ab einer gewissen Größe nicht mehr zielführend. Solange ich nicht in der Lage bin mich und meine Nachbarn zurückstehen zu lassen "for the greater good".

N.H.
Mein Problem mit Deinem Gedankengang ist, dass Du glaubst, Du verzweifelst am Gesellschaftssystem, tatsächlich verzweifelst Du aber am Egoismus des Menschen. Und das ist sinnlos, weil man daran nichts ändern kann, es ist Teil dessen, was uns zum Menschen macht.

Deswegen wird jede Organisationsform gesellschaftlichen Lebens von Individuen und Gruppen mit egoistischen Absichten unterwandert. Gefährlich wird das aber nur in Gesellschaftssystemen, in denen ich Regierungen nicht abwählen kann. Dann passieren schlimme Dinge.

Dass wir in der Demokratie nicht imstande sind, längerfristige Strategien zu entwickeln, würde ich so gar nicht sagen. Eine bis vor kurzem sehr populäre, national unumstrittene Strategie war es z.B., mit billigem russischen Gas die Deindustrialisierung in Deutschland zu verhindern, bis auf magische Weise irgendwann in der fernen Zukunft reichlich billige andere sauberere Energie bereitsteht. Da zog dann, wie so häufig bei ganz schlauen Tausendjahresplänen, die basale Erkenntnis des großen Philosophen Mike Tyson, „everyone has a plan until they get punched in the face“.

Flexibilität in der Anpassung ist viel wichtiger als der eine große Weise Plan über eine Zukunftsentwicklung, die man in weiten Teilen nicht kennt. Und das kann Demokratie schon leisten. Zudem kommen mit großen Problemen plötzlich auch Menschen, die zu großen Lösungen fähig sind, an die Oberfläche.

Eine Schwierigkeit dabei ist unsere überalternde Gesellschaft. Egal, wie sehr sich ein Land oder auch die Menschheit an sich entwickelt hat, früher war immer alles irgendwie besser. Als man selber noch jung war und eine schier unendliche Perspektive auf die Zukunft hatte. ;) Natürlich ist nicht alles toll, überall ist Luft nach oben und wir haben auch viele Fehlentwicklungen, die Schaden anrichten. Wie zu jedem beliebigen anderen Zeitpunkt in der Menschheitsgeschichte, nur mit Jammern auf wesentlich höherem Niveau.

Deswegen ist das mit dem Single Malt ein guter Tipp. Und damit das nicht zu trocken und zu teuer wird, hier ein paar für Whiskyverhältnisse im besten Sinne preiswerte Standards zum Einsteigen (ich bin Nichtraucher, deswegen nur nicht torfrauchgeprägte Abfüllungen):

Bunnahabhain 12 Jahre
Deanston 12 Jahre
Royal Brackla 12 Jahre
Arran 10 Jahre
Clynelish 14 Jahre
Bladnoch 11 Jahre
Na gut, ein Raucher muss sein, selbst für mich: Talisker 10

Die haben alle etwas gemeinsam, sie sind für‘s optimale Geschmackserleben generös mit um die 46% abgefüllt. Das ist so eine Art Sweet Spot für das menschliche Instrumentarium, darunter wird‘s schnell wässrig und dünn, darüber wird‘s schnell zum Lokalanästhetikum. ;)
 
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Das gab es am 31. mit Freunden zu trinken.

Der Jurancon sehr ungewöhnlich und spannend (aus den Rebsorten Gros Manseng, Petit Manseng, Petit Courbu und Camaralet). Sehr kräuterwürzig komplex.
Franz Keller WB wunderbar gereift und vielschichtig, ein seltener Fall eines hervorragenden Weißburgunders.
Die Champagner waren alle sehr fein, mein Favorit war der Blanc de Blancs ganz knapp vor dem Brut Sous Bois, der im Eichenfass ausgebaut auch kaum zu vergleichen ist. Von den großen Champagnerhäusern ist Billecart-Salmon mein Liebstes (ohne diese Einschränkung sind es Frederic Savart und Krug).
Der Chardonnay ist ein klassischer 1er Cru aus dem Burgund mit wunderbar fein integriertem Schmelz.
Nikolaihof Hefeabzug trinke ich oft und gerne - 6 Monate auf der Feinhefe und viele Jahrgänge im late release ab Weingut für um die 20.- ist auch konkurrenzlos.

Wurde natürlich mit ausreichender Menge Fischeiern und Meerestier in butterbasierten Saucen genossen, so dass der erste Morgen des neuen Jahres ohne größere Schäden genossen werden konnte.

Frohes Neues Jahr!
 
Mein Problem mit Deinem Gedankengang ist, dass Du glaubst, Du verzweifelst am Gesellschaftssystem, tatsächlich verzweifelst Du aber am Egoismus des Menschen. Und das ist sinnlos, weil man daran nichts ändern kann, es ist Teil dessen, was uns zum Menschen macht.

Ich bin nicht bereit den "Urzustand" des Menschen als gegeben zu akzeptieren, entgegen der Datenlage. Das ist, mMn, "Zivilisation". Ich wende nicht unerhebliche Energie auf mich selber zu zivilisieren, sowie auch meine Kinder (das ist dann "Erziehung"). Nur weil ich ein Ideal nicht erreichen kann wechsel ich nicht einfach das Ideal, oder gebe auf es anzustreben.

Deswegen ist das mit dem Single Malt ein guter Tipp. Und damit das nicht zu trocken und zu teuer wird, hier ein paar für Whiskyverhältnisse im besten Sinne preiswerte Standards zum Einsteigen (ich bin Nichtraucher, deswegen nur nicht torfrauchgeprägte Abfüllungen):

Bunnahabhain 12 Jahre
Deanston 12 Jahre
Royal Brackla 12 Jahre
Arran 10 Jahre
Clynelish 14 Jahre
Bladnoch 11 Jahre
Na gut, ein Raucher muss sein, selbst für mich: Talisker 10

Die haben alle etwas gemeinsam, sie sind für‘s optimale Geschmackserleben generös mit um die 46% abgefüllt. Das ist so eine Art Sweet Spot für das menschliche Instrumentarium, darunter wird‘s schnell wässrig und dünn, darüber wird‘s schnell zum Lokalanästhetikum. ;)

Da hast Du eine ledrigere Zunge als ich, jenseits der 42% überlagert der Alkohol bei mir recht schnell den Geschmack.

Als Nichtraucher (und jemand der seinen Wein ohne Möbelpolitur bevorzugt ;) ) substituiere ich den Tabak gerne mit Rauch und Torf. Mit Whisky angefixt hat mich vor, oh, bald 40 Jahren der 16jährige Lagavulin. Im letzten Jahrtausend, als die Szene noch für Gelegenheitstrinker erfreulich unfragmentiert war, habe ich auch aus dem Highland Glenmorangie (10y und, vor allem, 18y) entdeckt, sowie den hier auch erwähnten Highland Park 18y. Laphroig, Oban, Talisker kamen dazu. Studentenfreundliches Niveau, vor allem gab es das ganze Fass W von Abfüller X im Jahre Y von Jahrgang Z Gewese eh nicht.
Später kam dann Bruichladdich. Kann man erst nach dem dritten Glas aussprechen, aber schon von deren erster Abfüllung nach Wiedereröffnung hatte ich "Futures", d.h. gekauft zur Lieferung Jahre später. Torfigster Whisky auf dem Markt damals. Wieder Jahre später eine "Privatabfüllung" zusammen mit ein paar Bekannten. Rauch, Torf, Rauch, Vorahnungen der griechischen Waldbrände von 2022 etc. Der braucht nicht viel Alkohol um dankbar für ein paar Tropfen Wasser zu sein.

Aber aus sozialen Gründen bin ich seit ein paar Jahren vom Gelegenheits- zum Seltenheitstrinker geworden. Verändertes Lebensumfeld und so. Einerseits leider. Andererseits gibt es auch anderes schönes.

N.H.
 
Ich bin nicht bereit den "Urzustand" des Menschen als gegeben zu akzeptieren, entgegen der Datenlage. Das ist, mMn, "Zivilisation". Ich wende nicht unerhebliche Energie auf mich selber zu zivilisieren, sowie auch meine Kinder (das ist dann "Erziehung"). Nur weil ich ein Ideal nicht erreichen kann wechsel ich nicht einfach das Ideal, oder gebe auf es anzustreben.

N.H.

Meiner Erfahrung nach, erziehen Kinder ihre Eltern mehr als umgekehrt. Obwohl auch da ist bei manchen Hopfen und Malz verloren.
 
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