Würde gerne wissen in wie vielen Blindverkostungen du die Note Vanillebutter von Vanille und gegrilltes Brioche von Brioche unterscheiden könntest. Ganz zu schweigen von "Vanillebutter auf gegrilltem Brioche" und "vanillige Röstaromen auf Brioche". Oder der Unterschied zwischen Chrispy Salzkaramell und normalem Salzkaramell.
Wenn man jahrzehntelange intensive Erfahrung mit Wein hat, dann geht das schon, wobei es dabei um den Geschmackseindruck und nicht um die Assoziation geht, die ich daraus gemacht habe. Das Ziel von Assoziationsbeschreibung ist, jemandem, der den Wein noch nicht getrunken hat, einen Eindruck davon zu geben, wie er schmecken wird, indem man bekannte Geschmacksmuster dagegen stellt. Es ist Kommunikation über Wein, bei der ich jeden einlade, dabei mitzutun und seine Eindrücke zum gleichen Wein zu schildern. Interessant wird dieser Verkostungssprech doch erst, wenn man sich auf dieser Basis über einen Wein austauschen kann.
Alleine, dass man sich damit beschäftigt, einen Wein analytisch zu beschreiben, bringt einem selber einen wesentlich präziseren Umgang mit der Materie. Es ist die Grundlage für ein bewusstes Geschmackserinnerungsvermögen auch über Jahre und ich glaube, ohne das wird einem das Hobby Wein auf die Dauer nicht sehr viel bringen. Es gibt einem im Restaurant auch einen Vorteil, weil man sich mit dem Sommelier auf einer ganz anderen Ebene austauschen kann. Und ja, ich habe Wein auch schon blind verkostet (und weiß sehr gut, wie herausfordernd das ist).
Umgekehrt ist es für mich recht unerheblich, wenn man nur Etiketten postet, um zu zeigen, welche teuren, bekannten Weine man trinken kann. Wenn man einen Wein nicht so recht beschreiben kann, ist das ja okay, weil es einem Leser zumindest zeigt, in welchem geschmacklichen Umfeld sich der Beitragende bewegt, was er mag und was nicht. Aber wenn's nur darum geht, Lifestyle zu vermitteln, dann finde ich das zu wenig. Da bringt mir etwas nachvollziehbare Verkostungslyrik deutlich mehr.