Was sehe ich grade. Ein Filmsammelthread

L.A. Confidential ist großartig. Ein sehr gelungener Neo-Noir. An guten "Original-Noirs" ist die Welt ja nicht allzu reich gesegnet worden - um so besser, dass diese Hommage vollends gelungen ist!

Zuletzt habe ich an Neuem die Serie "Shameless" gesehen. William H. Macy als alkoholsüchtiger Familienvater, insgesamt spielt die Serie in dem Milieu amerikanischer Unterschicht'ler. Suff, Sex und Gewalt - volle Breitseite gegen Moralvorstellungen und politische Korrektheit. Großartig!
 
Misfits - Serie

Ich kann die Serie Misfits empfehlen, bestimmt nicht jerdermanns Geschmack aber für mich einer der lustigstens und atmosphärischsten Serie seit langem. Die Dialoge sind lustig, die Charaktere nicht 0815 und die Musikalische Untermalung ganz wunderbar. Absolut sehenswert.

http://www.youtube.com/watch?v=ud8AJDaAW7c

selbst die Deutsche Synchronisation ist nicht so schlecht. In Englisch aber noch besser. :)
 
Ich komme grade aus dem Kino u. bin total begeistert. Guter Anwärter auf den Film des Jahres. Ihre Kritik kann ich nicht nachvollziehen:

Und ich kann Ihr Lob nicht nachvollziehen. Filme wirken eben unterschiedlich. Manche glauben dem Hype andere eben nicht.

- wenig Sex - na und? Ich freu mich jedenfalls, dass ich nicht immer das Gestöne der Schauspieler anhören muss. Ich kann kaum glauben, dass sich irgendjemand nach der obligatorischen 90er-Jahre-Sexszene zurücksehnt.
Mehr Sex hätte ich nicht gewollt, weniger eindeutige Gewalt allerdings schon. Was ist Ihrer Meinung nach eine 90er Jahre Sexszene? Ein Film wie 'Lost in Translation' kommt vollkommen ohne Sex und Gewalt aus. Bill Murray sieht darin - mit Verlaub - scheisse aus und hat trotzdem mehr Coolness und Appeal als Gosling mit seiner lächerlichen Skorpionjacke.

- Die Bildsprache ist nicht pseudo-, sondern ästhetisch.
Kunst liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Erklären Sie bitte wo Sie Ästhetik sehen? Ich finde die aneinandergereihten Traumsequenzen mit Statisten die zu Schaufensterpuppen degradiert werden mehr gewollt als gekonnt. Deswegen 'pseudo-ästhetisch'.

- Der Plot ist nicht zusammengeklaut, sondern eine gut gemachte hommage.
Dieses Argument hat Karl Theodor zu Guttenberg auch nicht geholfen.

- Sie wollen wirklich die psychologischen Probleme der Protagonisten ERKLÄRT bekommen? Wären Rückblenden an die prügelnden Eltern in Ihrem Sinn gewesen, oder bedeungsschwere Andeutungen á la "my father..."?
Wenn ein scheinbar 'normaler' Mann plötzlich durchdreht, und den Gegner nicht nur unschädlich macht, und nicht nur tötet, sondern zermatscht, dann denke ich der Zuschauer hat eine Erklärung dafür verdient ja. Vielleicht denke ich da aber auch einfach zu Literaturwissenschaftlich und der Film will einfach authentisch sein. Vielleicht bin ich auch zu konservativ und rege mich zu sehr über die Verrohung der Gesellschaft auf, so dass ich der Heldenfigur dieselbe Verrohung ohne Grund nicht durchgehen lassen kann.

- Der Cast ist natürlich aktuellen Tendenzen geschuldet, das ist immer so. Die Frage ist doch, ob er funktioniert u. das tut er.
Der Cast funktioniert, der Film leider nicht.

Gosling hat äußerst präzise u. beängstigend gespielt imho.
Das würde ich sogar unterschreiben, ich würde noch nicht mal bestreiten, dass er sehr gut spielt. Nur der Film ist eben schlecht.

Und nein, natürlich ist er nicht McQueen. Oben beschweren sie sich noch, dass der Film "zusammengeklaut" sei, jetzt wollen Sie ein McQueen-Abziehbild?
Woraus lesen Sie, dass ich ein McQueen-Abziebild will? Feuilleton und Boulevard sind sich in den Kritiken einig gewesen das Gosling der neue McQueen ist. Ich sage er ist es nicht, und das ist gut so. Ich hoffe eher das Gosling durch Leistungen wie in The Ides of March zu einem eigenen unverwechselbaren Typ wird.

- Das Auto hat nicht genügend Kratzer? Ist mir wurscht.
Das Auto hat KEINEN Kratzer. Ein Film in dem ein Kopf durch Fusstritte zermatscht wird, ein Auto durch spektakuläre Crashs aber nicht im geringsten beschädigt wird, ist meiner Meinung nicht ernst zu nehmen.

Ich kann die Kritik nachvollziehen, dass die Gewalt überzogen war. Ich denke, in diesem Film ist das aber gerechtfertigt. Hier geht es nicht um den Spaß am Blut, sondern im Gegenteil vergeht dem Zuschauer das Lachen sehr schnell. Ich bin sehr begeistert, wie der Film langsam und fast freundlich beginnt, um den Zuschauern dann den Boden unter den Füßen wegzureißen

Wenn Sie einen erschrecken guten Film sehen wollen schauen Sie sich 'Irreversible' mit Vincent Cassel und Monica Bellucci an. Hier wird Gewalt ähnlich drastisch dargestellt, aber authentisch und mit Grund. Der Zuschauer stellt sich dabei nicht die Frage welches Problem der Protagonist eigentlich hat, sondern: 'wäre ich auch dazu in der Lage'. DAS ist meiner Meinung nach erschreckend.

Der Soundtrack ist ebenfalls brilliant. Die Kamera, das Licht - alles ziemlich gut.
80er Jahre Synthiepop, 90er Jahre Bildsprache und ein 2000er Setting. Der Film hat nichts Neues, nicht Spektakuläres und vor allem nicht Eigenes.

Ich bin wirklich hochzufrieden. Klar, es bleibt ein kleiner Film über einen "Driver" - nicht das ganz große Kino.
Das ist Ihr gutes Recht und Zufriedenheit ist ja auch eine positive Sache; letztendlich ist meine Meinung genauso subjektiv wie Ihre. Es gab im Märchen auch Leute die das feine Tuch des Kaisers tatsächlich wahrgenommen haben. Ob ich oder Sie die Tomaten auf den Augen haben, werden wir wohl nicht feststellen. Als freidenkender Mensch bin ich mir aber sicher, das Medienhypes wie sie um den Film Drive erfolgt sind immer mit Vorsicht zu genießen sind.

Aber handwerklich wirklich klasse.
Nach heutigen Maßstäben haben Sie damit vielleicht Recht. Das liegt aber wohl daran, das billiges Popcorn-Kino einfach mehr Leute zieht als wirklich gute Filme. Lloyd Schuhe gelten gemeinhin auch als handwerklich wirklich klasse - wer mal über den Tellerrand geschaut hat wird aber schnell feststellen, dass es da doch noch Einiges mehr gibt. ;) Sorry an die anderen Forsten, wegen des langen Postes.
 
Bevor der Thread VÖLLIG zum Stilstand kommt, wollte ich euch noch mitteilen, dass ich mir heute die Filme "L.A. Crash" und "L.A. Confidential" angeschaut habe. Beide sind klasse!

Absolut. Habe zufälligerweise LA Confidential auch in der vergangenen Woche gesehen. Ein wirklich sehr guter Streifen. LA Crash ist meine ich einer der ersten Filme, die komplexe von einander abhängige und ineinander verstrickte Plots verwendet hat, und schon allein dadurch ein super Film.
 
Yella von Christian Petzold, hervorragend.

Dazu mal eine Frage: es gibt einen französischen Film, ich meine mit Dépardieu, wo er als Mordverdächtiger auf einem Dorfrevier stundenlang verhört wird, bis sich am Ende herausstellt, dass er selbst das Opfer (seines Selbstmordes) ist und sich quasi in einer Art "Fegefeuer" befindet. Es regnet fortlaufend. Kennt jemand den Namen?
 
Dazu mal eine Frage: es gibt einen französischen Film, ich meine mit Dépardieu, wo er als Mordverdächtiger auf einem Dorfrevier stundenlang verhört wird, bis sich am Ende herausstellt, dass er selbst das Opfer (seines Selbstmordes) ist und sich quasi in einer Art "Fegefeuer" befindet. Es regnet fortlaufend. Kennt jemand den Namen?

Das ist „Une pure formalité". Einer von Depardieus besseren Filmen, wie ich finde.
 
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