Das sehe ich eigentlich grundsätzlich auch so (außer, dass ich auch einen Schließknopf adäquat fände).Die beste Wahl wäre wohl eine schwarze Jacke mit steigendem Revers, zwei Schließknöpfen, Paspeltaschen und keinen Rückenschlitzen.
Ein Stresemann hat weder mit einem Lounge Suit noch dem Stroller nur ansatzweise etwas zu tun. Der sgn. "Bonner Anzug" ist eine rein deutsche Erfindung, der ausschliesslich dort getragen wurde und mit formeller Kleidung nie etwas zu tun hatte. "Erfunden" wurde er aus Bequemlichkeit, um zwischen Reichstag und Büro zu pendeln, ohne sich umkleiden zu müssen. Betrachtet man Bilder aus dieser Zeit, wird einem auffallen, das die dazu getragenen Sakkos wesentlich länger waren als die heute üblichen. Formal entsprachen sie dem Gehrock, dem in den 20ern durchaus üblichen Tagesarsenal von Personen des öffentlichen Lebens. Letzen Endes war der Stresemann die Runterstufung des Fracks als damals übliches offizielles Outfit, das bezog sich aber in erster Linie auf Fliege, Weste und vor allem gestärktes Hemd und den Ersatz des langschössigen Schwalbenschwanzes durch den einflügligen Rock.
In den 50ern, als der Stresemann schon eine aussterbende Gattung war, wurde der Gehrock - weil nicht mehr vorhanden - durch das Sakko ersetzt.
Dennoch, heute ist die Kombination obsolet.
Entweder man trägt einen Cut, einen Smoking oder einen Frack - je nach Anlass.
Und ausserhalb Deutschlands hat man dieses Machwerk nie getragen, noch weiss man damit etwas anzufangen.
Es hat sich einfach die Mode geändert, die Sakkos wurden insgesamt kürzer, bis heute, wo man fast wieder Spencer trägt. Es wurden Gehschlitze bei Sakkos gefertigt. Auch der Smoking sieht heute anders aus als früher (Gehschlitze, enge Hosenbeine, kürzere Jacke) und ist deswegen nicht schlecht
Nur in diesem Punkt würde ich deutlich widersprechen. Sicherlich ändert sich in der Konfektionsindustrie alles dauernd und relativ willkürlich, aber in der Maßschneiderei müsste man deutlich differenzieren. Deutsche Sakkos hatten eigentlich nie Rückenschlitze, als es noch üblich war, einen Schneider aufzusuchen (mindestens mal bis in die 50er), englische hingegen sehr früh. Außerdem sind deutsche Jacken sogar heute noch tendenziell länger.
Einen Smoking mit Rückenschlitzen, engen Hosenbeinen oder kurzer Jacke habe ich allerdings bisher nur im Onlineversand großer "Fashion"-Marken gesehen oder bei der Oscar-Verleihung und da war kein einziges Mal ein Bild dabei, wo ich mir nicht gedacht hatte: Auf alten Bildern sieht selbst der Kellner immer besser aus als das.
Außerhalb festlicher Tagesereignisse wird es aber kaum einen Trageanlass geben. Im Geschäftsleben ist eine Stresemann sicherlich deplatziert. Also kann man - da bin ich der Meinung von proteus - gleich zum Cut greifen, wenn ein dunkelblauer/dunkelgrauer Tagesanzug nicht festlich genug erscheint.
Ob die vorgeschlagene Kombination aus Cuthose und Jacke eines schwarzen Anzugs vorteilhaft wirkt, wage ich zu bezweifeln.
Einen schwarzen Anzug sollte man eh haben, aber einen Cut braucht man selten.