Sakko für Stresemann

Für diese Aussage hätte ich allerdings wirklich gerne eine Quelle, da man sie so auf die Schnelle sonst nirgendwo findet. Allen Quellen zufolge, die ich finden kann, ist ein Stresemann eine Kombination aus einem Sakko und einer Cuthose.
Dass ein Sakko besonders lang ist, macht es doch noch nicht zum Gehrock. Es gab durchaus auch Lounge Suits mit so langen Jacken, wenn man sich etwa Bilder aus der Edwardianischen Ära anschaut.
 
Die These vom Stresemann-Anzug als partikular deutschem Eigengewächs ohne jeden Bezug zu ähnlichen Kleidungsstücken im Ausland passt auch, pardon, nicht zur Aussage Theodor Eschenburgs, daß Stresemann ein von seinem Mitarbeiter Redlhammer aus Amerika mitgebrachtes Kleidungsstück zum Vorbild genommen habe. Mal sehen, ob ich vielleicht die Zeit finde, in der Bibliothek die zitierte Stelle zu überprüfen.

Der Namensgeber selbst scheint übrigens auf allen Fotos, die mir gerade zugänglich sind, keinen Umlegekragen zu tragen, sondern den damals altmodisch werdenden Stehkragen mit Kläppchen, auch zum einfarbigen Anzug. Was bei seinem nicht mehr ganz jungen Alter nicht unbedingt verwundert.
 
Die beste Wahl wäre wohl eine schwarze Jacke mit steigendem Revers, zwei Schließknöpfen, Paspeltaschen und keinen Rückenschlitzen.
Das sehe ich eigentlich grundsätzlich auch so (außer, dass ich auch einen Schließknopf adäquat fände).

Kann man etwaige Pattentaschen nachträglich entfernen, ohne dass man das danach noch bemerkt?
 
Ich denke nicht, dass man die Taschen entfernen kann, aber ich stecke bei dem erwähnten doppelreihigen Sakko die Patten einfach in die Taschen.
 
Ein Stresemann hat weder mit einem Lounge Suit noch dem Stroller nur ansatzweise etwas zu tun. Der sgn. "Bonner Anzug" ist eine rein deutsche Erfindung, der ausschliesslich dort getragen wurde und mit formeller Kleidung nie etwas zu tun hatte. "Erfunden" wurde er aus Bequemlichkeit, um zwischen Reichstag und Büro zu pendeln, ohne sich umkleiden zu müssen. Betrachtet man Bilder aus dieser Zeit, wird einem auffallen, das die dazu getragenen Sakkos wesentlich länger waren als die heute üblichen. Formal entsprachen sie dem Gehrock, dem in den 20ern durchaus üblichen Tagesarsenal von Personen des öffentlichen Lebens. Letzen Endes war der Stresemann die Runterstufung des Fracks als damals übliches offizielles Outfit, das bezog sich aber in erster Linie auf Fliege, Weste und vor allem gestärktes Hemd und den Ersatz des langschössigen Schwalbenschwanzes durch den einflügligen Rock.

Das ist falsch, der Stresemann hat nichts mit dem Frack zu tun. Er ist ein reiner Tagesanzug, weniger formell als der Cut oder der Frack (der in Deutschland und in nördlichen Ländern teilweise auch tagsüber getragen wurde/wird).


In den 50ern, als der Stresemann schon eine aussterbende Gattung war, wurde der Gehrock - weil nicht mehr vorhanden - durch das Sakko ersetzt.

Es hat sich einfach die Mode geändert, die Sakkos wurden insgesamt kürzer, bis heute, wo man fast wieder Spencer trägt. Es wurden Gehschlitze bei Sakkos gefertigt. Auch der Smoking sieht heute anders aus als früher (Gehschlitze, enge Hosenbeine, kürzere Jacke) und ist deswegen nicht schlecht

Dennoch, heute ist die Kombination obsolet.

Nein, es ist ein sehr praktisches und gutaussehendes Kleidungsstück. Wer sich keinen Cut leisten möchte kann einen schwarzen Anzug benutzen und dazu eine Cuthose kaufen und fällt auch in bester Gesellschaft damit nicht unangenehm auf. Einen schwarzen Anzug sollte man eh haben, aber einen Cut braucht man selten.

Entweder man trägt einen Cut, einen Smoking oder einen Frack - je nach Anlass.

Der Stresemann ist ein reiner Tagesanzug, er hat nichts mit Smoking und nicht mit dem Frack zu tun.

Und ausserhalb Deutschlands hat man dieses Machwerk nie getragen, noch weiss man damit etwas anzufangen.

Das wäre mir so etwas von egal, weil es trotzdem gut aussehen kann.
 
Es hat sich einfach die Mode geändert, die Sakkos wurden insgesamt kürzer, bis heute, wo man fast wieder Spencer trägt. Es wurden Gehschlitze bei Sakkos gefertigt. Auch der Smoking sieht heute anders aus als früher (Gehschlitze, enge Hosenbeine, kürzere Jacke) und ist deswegen nicht schlecht

Nur in diesem Punkt würde ich deutlich widersprechen. Sicherlich ändert sich in der Konfektionsindustrie alles dauernd und relativ willkürlich, aber in der Maßschneiderei müsste man deutlich differenzieren. Deutsche Sakkos hatten eigentlich nie Rückenschlitze, als es noch üblich war, einen Schneider aufzusuchen (mindestens mal bis in die 50er), englische hingegen sehr früh. Außerdem sind deutsche Jacken sogar heute noch tendenziell länger.

Einen Smoking mit Rückenschlitzen, engen Hosenbeinen oder kurzer Jacke habe ich allerdings bisher nur im Onlineversand großer "Fashion"-Marken gesehen oder bei der Oscar-Verleihung und da war kein einziges Mal ein Bild dabei, wo ich mir nicht gedacht hatte: Auf alten Bildern sieht selbst der Kellner immer besser aus als das.
 
Nur in diesem Punkt würde ich deutlich widersprechen. Sicherlich ändert sich in der Konfektionsindustrie alles dauernd und relativ willkürlich, aber in der Maßschneiderei müsste man deutlich differenzieren. Deutsche Sakkos hatten eigentlich nie Rückenschlitze, als es noch üblich war, einen Schneider aufzusuchen (mindestens mal bis in die 50er), englische hingegen sehr früh. Außerdem sind deutsche Jacken sogar heute noch tendenziell länger.

Wo ist da ein Widerspruch zu meiner Aussage? Falsch ist aber Dein Glaube, das Maßschneider nicht nach der Mode gehen bzw. nach den Kunden, die nach der Moder gehen wollen. Ich habe einen Smoking meines Vaters von einem berliner Maßschneider aus den 70ern, dagegen wäre eine 22 cm Beinweite eine Leggins, die Schultern sind zudem deutlich überschnitten.

Auch heute haben deutsche Maßssakkos üblicherweise Gehschlitze, wie z.B. bei Volkmar Arnulf, wobei Sonderwünsche sicher möglich sind. Auch der geht letztlich nach der Mode, auch wenn dort aufgrund des gesetzteren Kundenstammes die Uhren etwas langsamer gehen, was aber sicher kein Fehler ist.

Einen Smoking mit Rückenschlitzen, engen Hosenbeinen oder kurzer Jacke habe ich allerdings bisher nur im Onlineversand großer "Fashion"-Marken gesehen oder bei der Oscar-Verleihung und da war kein einziges Mal ein Bild dabei, wo ich mir nicht gedacht hatte: Auf alten Bildern sieht selbst der Kellner immer besser aus als das.

Suitsupply z.B. oder alle anderen Marken von C&A bis Hellmann haben solche relativ kurzen Smokings. So ist halt der Wandel der Zeit. Die heutigen Sakkos sind generell kürzer als noch in den 20ern oder 50ern oder 80ern und sehen heute nicht mehr zeitgemäß aus, egal ob von der Stange oder vom Schneider, das liegt an der Länge, der Weite des Schnittes, den fehlenden Gehschlitzen usw.. Das gleiche gilt auch für Maßkleidung.
 
Wenn man Knize zutraut, einen "richtigen" Stresemann zu bauen, kann man sich hieran orientieren:

http://knize.at/de/der-stresemann

Vom Formalitätsgrad hatte ich den Stresemann immer als Tagesäquivalent zum Smoking verstanden.
Außerhalb festlicher Tagesereignisse wird es aber kaum einen Trageanlass geben. Im Geschäftsleben ist eine Stresemann sicherlich deplatziert. Also kann man - da bin ich der Meinung von proteus - gleich zum Cut greifen, wenn ein dunkelblauer/dunkelgrauer Tagesanzug nicht festlich genug erscheint.

Ob die vorgeschlagene Kombination aus Cuthose und Jacke eines schwarzen Anzugs vorteilhaft wirkt, wage ich zu bezweifeln.

Einen Stresemann habe ich nicht und ich beabsichtige auch nicht die Anschaffung eines solchen. Den gezeigten von Knize würde ich aber nicht verschmähen und vielleicht - wie hier kürzlich gelesen - kommen mir den Kleidungsstücken die Anlässe hierfür.
 
Außerhalb festlicher Tagesereignisse wird es aber kaum einen Trageanlass geben. Im Geschäftsleben ist eine Stresemann sicherlich deplatziert. Also kann man - da bin ich der Meinung von proteus - gleich zum Cut greifen, wenn ein dunkelblauer/dunkelgrauer Tagesanzug nicht festlich genug erscheint.

Auch der Cut ist im Geschäftsleben total unüblich. Einen schwarzen Anzug aber sollte jeder haben. Da ist eine Cuthose die geringere Investition.

Ob die vorgeschlagene Kombination aus Cuthose und Jacke eines schwarzen Anzugs vorteilhaft wirkt, wage ich zu bezweifeln.

Genau dies zeigt aber der Knize link.
 
Einen schwarzen Anzug sollte man eh haben, aber einen Cut braucht man selten.

Sehe ich anders. Smoking, Cut und dunkelblauer Anzug decken summiert jede Möglichkeit ab, einen schwarzen Anzug tragen zu können.

Bevor jemand fragt: Ja, zur Beerdigung finde ich einen Cut mit schwarzer Krawatte absolut angemessen. Wenn ich sterben sollte, dann kommt bitte so zur (Trauer-)Feier.
 
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