Mag sein oder auch nicht. Kann ich nicht beurteilen, weil ich Deinen Satz nicht verstanden habe.
Nimm's mir bitte nicht übel (weil ich mag Dich), aber ich habe das zarte Gefühl, dass wenn Du argumentativ etwas in die Bredouille kommst, Du Antworten so formulierst, dass sie keine Sinn ergeben oder eben jeden möglichen Sinn ergeben könnten.
Zur Konfliktreduzierung ist die Methode natürlich löblich, aber zu mir kannst Du gerne auch einfach sagen: "Ach, ist doch auch egal."
Dann versth' ich's auf Anhieb, das Problem ist gelöst und wir können uns alle wieder lieb haben.
Jedenfalls zum Thema noch:
Ich habe halt das dumme Problem, dass ich die Werte eines Menschen, die er ernsthaft vertritt, respektiere und über die Meinung einer Mehrheit, oder dessen was sich als mehrheit verstehen möchte, stelle.
In unserem konkreten Fall: Schwarzer-Schuhe-zu-Feier = Wert > Mehrheitsmeinung.
Danke dafuer, dass du mir da Verstaendnis entgegen bringst. Ich komme oft nicht richtig auf den Punkt, das ist ein Problem. Ich glaube wirklich, dass es hier aber um ein Missverstaendnis oder sehr verschiedene Ansaetze geht, weswegen ich darauf - auf rein sachlicher Basis - verstaendlicher eingehen zu versuche.
Ich probiere es mal so: mir hat nicht gefallen, dass man hier verallgemeinernd eine Schuhfarbe fuer einen Anlass (Feier) festlegt. Ich wollte damit nicht sagen, dass schwarz die falsche allgemeine Farbe fuer diesen Anlass ist, sondern dass die Verallgemeinerung es gaebe eine einheitliche Farbe fuer solche Anlaesse falsch ist. Fuer mich spielen da eben so viele Faktoren rein, dass man nicht eine persoenliche Einstellung normieren darf.
Im konkreten Fall lief die Argumentation so ab:
Behauptung: "Auf einer Feier trägt man schwarze Schuhe."
Begruendung: "Da gehört es eigentlich zu den grundlegenden Dingen, sich enstprechend zu Kleiden."
Beleg (spaeter): "Aber ich trage das, was ich für richtig halte."
Da wurde also das persoenliche Verstaendnis von Anstand und das persoenliche Verstaendnis des Zollens dieses Anstands in Form der Schuhfarbe verallgemeinert.
Deswegen hatte ich dann allgemein widersprochen:
"Dass du es fuer richtig haelst, heisst aber nicht, dass es allgemein richtig ist."
Mit dem Versuch Differenzierungen aufzuzeigen hinsichtlich des persoenlichen Verstaendnisses des Zollens von Anstand durch die Schuhfarbe:
"Sofern es sich um ein Unternehmen handelt, bei dem man wuesste, dass braune Schuhe aufstossen koennten, wuerde ich selbstreden verzichten.
Andernfalls sehe ich die Wahrung des Respekts nicht (nur) darin, schwarze Schuhe zu tragen."
Woraufhin du angemerkt hast:
"Dass 98% des Forums etwas für richtig hält, heißt aber auch nicht, dass es allgemein richtig ist."
Dabei war mein Beitrag ein Versuch von der Verallgemeinerung an sich, also auch so etwas wie einer Forenmeinung - wenn vorhanden -, wegzugehen, sondern es aus der individuellen Situation heraus zu betrachten. Ich denke auch oder gerade ausserhalb des Forums wird das Zollen von Anstand an Hand der Schuhfarbe erheblich geringfuegiger diskutiert, und so koennte eine dogmatische Einstellung gerade dort zu noch mehr Missverstaendnissen fuehren.
Mein Punkt war also: es gibt kein allgemein richtig.
Insofern denke ich, dass wir - mit deinem letzten Nebensatz - auf einer Linie sind und sehe den Widerspruch an sich nicht, ausser in einem Missverstaendnis.
Ich vermute, dass so etwas oft bei den Diskussionen auftritt, habe aber oft nicht die Zeit es sehr genau und langatmig auszuformulieren. Dann greife ich auf Verkuerzungen zurueck, die sprachlich spezieller und in meinen Augen praeziser, wohl aber oft einfach unverstaendlich sind - das macht die Situation dann sicher nicht besser.
Ansonsten schaetze ich hier den Austausch, allein weil er hilft immer wieder neue Standpunkte und Denkweisen kennen zu lernen. Und ich glaube, eigentlich verstehen wir uns ganz gut, wir diskutieren nur beide gern. Weil mir der Dialog wertvoll ist, werde ich ihn auch in Zukunft versuchen zu pflegen, aber mich noch mehr um eine deutliche Sprache bemuehen.
Zum thematischen Einwurf:
Es gehoert mit Sicherheit zur Integritaet einer Person, dass er seine Werte auch gegen eine Mehrheit vertritt. Aber er kann m.E. nicht erwarten, dass die Mehrheit deswegen seine Werte teilt. Hier hiesse das fuer mich: wenn jemand es fuer richtig haelt, bei solchen Anlaessen schwarze Schuhe zu tragen, kann er dies selbstverstaendlich tun, auch gegen eine Mehrheit von Turnschuhtraegern. Er kann allerdings nicht erwarten, dass die Turnschuhtraeger deswegen schwarze Schuhe anziehen, noch sollte er sich ueber die Turnschuhtraeger aufregen, fuer die seine schwarzen Schuhe einen aehnlichen Affront bedeuten koennen, wie es fuer den Traeger der schwarzen Schuhe der Anblick der Turnschuhe ist. Deswegen kann er oeffentlich sagen, dass er immer schwarze Schuhe traegt, aber nicht behaupten, dass
es sich gehoeren wuerde, schwarze Schuhe zu tragen (gerade wenn der gesellschaftliche Konsens sich so offensichtlich gewandelt hat).