Erst mal ist „Populist“ als Etikett für Rechtsextreme schon eine schädliche Verharmlosung. Ein Populist ist z.B. der Ministerpräsident, der sich in Bayern in Gummistiefel ins Wasser stellt und behauptet, das sei eine Jahrhundertflut, die man ja gar nicht hätte voraussehen können. Das sage ich als programmatisch konservativer Parteigänger, damit wir uns da richtig verstehen.
Populisten sind Machtmenschen, die Wählern bequeme Beschwichtigungen nach dem Mund reden, um an der Macht zu bleiben. Extremisten verstecken sich dahinter, um unsere Demokratie ins Wanken zu bringen, das ist ein entscheidender Unterschied.
Und dann kommen wir zum Thema Ursachenbeseitigung. Die Ursachen für die Probleme, die die Unzufriedenheit erzeugen, sind leider extern bedingt. Man kann Putin leider nicht einfach befehlen aufzuhören und der Klimawandel hört auch nicht auf Medizinmannbeschwörungen. Ebensowenig kann man Immigration völlig aufhalten und es ist angesichts unserer alternden Gesellschaft auch höchst unsinnig.
Unser Problem ist, dass, wie Martin Luther King schon wusste, Realität keine Wahlen gewinnt, Narrative tun das. In den USA haben wir z.B. einen höchst erfolgreich agierenden Präsidenten, der trotzdem noch größere Probleme mit offenem Faschismus und russischer Einflussnahme hat. An der Qualität unserer derzeitigen Exekutive liegt das also gar nicht, auch wenn die tatsächlich zu wünschen übrig lässt, weil sie, wie Newton schon sehr richtig einwarf, angesichts des unbekannten Terrains auch mit sich ringt, was sie tun soll.
Die Lösungsansätze für die aktuellen externen Probleme erzeugen zwangsläufig für unsere Gesellschaft Zumutungen in Form von notwendigen tiefgreifenden Änderungen. Da wird ggfs. Butter, Bier und Benzin teurer. Wir werden viel Geld für Rüstungsgüter aufbringen müssen und für Leute, die sie bedienen. Wir werden individuelle Mobilität und die Verwendung von Heizungsenergie neu denken müssen. In unserer Fußball-Nationalmannschaft spielen plötzlich viele Menschen mit dunklerer Hautfarbe. Veränderung ist unbequem, teils mit ungewohnter Toleranz, teils mit gewissen Entbehrungen verbunden. Für zu viele Menschen, wenn auch immer noch eine Minderheit, ist das Narrativ, dass sich gar nichts ändern muss und es reicht, gegen die Sündenböcke aufzubegehren, die die Notwendigkeit der Veränderung verkünden, attraktiver als das Akzeptieren der Realität und der Mitarbeit an Lösungen. Dass demokratische Regierungen mit diesem Narrativ derzeit Probleme haben, kann ich ihnen nicht wirklich vorwerfen.