Odd jacket oder Anzug?



Das funktioniert aber nur wenn man schon entsprechend viele Sachen in der Richtung besitzt oder genügend Geld um seinen Kleiderschrank komplett umzurüsten.

Letzteres ist aber grob fahrlässig mMn. Bei einer Stilveränderung finde ich es auch besser, wenn man nicht von heute auf morgen die volle Bandbreite auffährt. So kann man sich und seine Umgebung schrittweise daran gewöhnen, was bei Krawatten allgemein oft schwer genug ist.

Ich weiß, du bist da schmerzfrei aber das ist nicht für jeden in jeder Umgebung das richtige.
 
Was ich (auch schon häufiger ) sagen wollte, ist, dass die Frage, ob man in einem Büroberuf sartoriale Kleidung tragen kann, in 99% der Fälle nicht am Umfeld liegt, sondern nur an einem selbst. Wenn man die Kleidung mag, weiß man sie zu tragen und wirkt in ihr natürlich, weil man mit ihr nichts erreichen will. Jeder Betrachter merkt an der unterbewussten Körpersprache, ob ein Anzug Kleidung nach dem persönlichen Wunsch des Trägers ist oder Verkleidung, mit der er von dessen angeblicher Größe geblendet werden soll. Letzteres erzeugt - zurecht - genau die Abwehrreflexe, vor denen viele hier Angst haben.

Angst ist dabei auch der Schlüssel. Wie alle Raubtiere riechen auch Menschen die Angst ihrer Artgenossen. Wenn jemand unsicher ist, ob er mit seiner Kleidung seinen Mitmenschen nicht missfällt, wird er immer überkritisch von seinen Mitmenschen beäugt werden, weil er merkwürdige Signale sendet, die etwaige Vorurteile seiner Betrachter zu bestätigen scheinen.

Von daher: Ja, Du hast Recht, wenn jemand Angst hat, in einem Anzug und Krawatte von seinen Kollegen und Vorgesetzten gesehen zu werden, ist es nicht das richtige für ihn. Das hat dann aber mit der Kleidung selbst oder der Akzeptanz seiner Umwelt, sie zu tragen, wenig zu tun, sondern mehr mit seiner Angst, unangenehm aufzufallen und sich dafür nicht überzeugend rechtfertigen zu können.

Umgekehrt würde mir der Begriff "selbstbewusst", vielleicht sogar "selbstbestimmt" für die Haltung, seine Kleidung in den geeigneten Lebenslagen etwas kultivierter zu gestalten, auch besser gefallen als "schmerzfrei". Selbstbestimmung sollte für einen denkenden Menschen doch eigentlich eine Idealvorstellung für die eigene aktive Lebensgestaltung sein und nicht nur die Folge einer Wahrnehmungsschwäche für Umweltreaktionen.
 

Man sieht einer einzeln getragenen Anzugjacke fast immer an, dass sie eine Anzugjacke und kein Sakko oder Blazer ist und quasi gerade die Hose fehlt. Ich kann davon nur abraten.

Am universellsten scheint mir ein blauer Blazer zu sein und zu diesem wuerde ich an erster Stelle raten. Weitere "Odd Jackets", also Sportjacken aus derberen Materialien (Tweed, Cord), mit Mustern (Windowpane, Fischgraet), weiteren Items wie Elbowpatches wuerde ich dem Blazer gegenuber hinten anstellen.
 
Ich denke auch, dass der Einstieg mit Kombinationen gut zu machen ist. Wähle gröbere Wollstoffe. Neben dunkelblau finde ich grau sehr gut. Die Kombi dunkelblaue Hose und graues Tweedsakko finde ich gut, dazu hellblaues Hemd und Strickkrawatte.

Anzugsjacken würde ich nie zu anderen Hosen kombinieren. Irgendwie sieht man das immer. Bei meinen Anzügen funktioniert das bei keinem einzigen.