Nach der im ja noch recht friedlichen Rahmen wieder einmal leicht ausgearteten Diskussion und dem Positionieren der erwarteten Stiljesuiten-Bedenken noch einmal kurz zurück zur Ausgangsfrage, auch wenn das vielleicht den Chor der Gläubigen etwas aus dem Takt bringen könnte – hier also zwei Zitate des Fragestellers vorab:
„Der vorherrschende Stil dort (insb. auf der Hierarchieebene in der ich beginne) ist Chino/Jeans mit Hemd und darüber ein Pullover.”
Meine Interpretation: Du arbeitest in einem Unternehmen, einer Branche, in der man offenbar nicht im Jägermeister T-Shirt und mit cargo pants zur Schicht erscheint, andererseits dunkler Anzug nicht als Uniform erwartet wird
“Im Hinblick auf einen Aufstieg in diesem Unternehmen oder für zukünftige und evtl. formellere Jobs wären dann mehrere Odd Jackets oder aber mehrere Anzüge sinnvoll? Spricht etwas dagegen die Anzugsakkos aktuell quasi als Odd Jacket zu tragen und später leicht umstellen zu können?”
Meine Interpretation: Du erwägst, Dir Anzüge zuzulegen, die deutlich über dem 'normalen' Formalitätsgrad in Deinem Berufsumfeld liegen, zumindest in Deiner direkten Umgebung und auf Deiner Hierarchiebene. Weiterhin suggeriert Deine Fragestellung, daß Du aber eine Entwicklung hin zu einem formelleren, von Dir als eher in höheren Hierarchieebenen üblich empfundenen Kleidungstil anstrebst, der mit Deiner Karriere in diesem Unternehmen einhergehen soll. Deshalb überlegst Du, bereits heute in Anzüge zu investieren, die Jacken der Anzüge zumindest zunächst ggf. auch als odd jackets zu tragen, kombiniert – so nehme ich an – mit den bereits erwähnten Chinos, vielleicht auch mit Jeans.
Meine Antwort darauf ist weiterhin: Ja, das kannst Du problemlos machen, wenn Du dieser Route folgen möchtest und Dir die richtigen Anzüge zulegst. Dunkle Grautöne sind in der Tat als odd jacket eher schwierig, mit der Jacke eines dunkelblauen einreihigen Anzugs aus nicht allzu feinem Tuch hast Du aber einen absolut angemessenen Blazerersatz zur Hand. Ideal im Sinne des hier versammelten Haufens sartorialer Spinner ist diese “falsche” Verwendung der Anzugjacke sicher nicht, und auch ich würde, wenn ich Dir beim Einkauf Deiner neuen Garderobe beratend zur seite stehen sollte, sicher neben zwei Anzügen auch einer Art “echten” Blazer oder ein gedecktes sonstiges odd jacket empfehlen. >95% Deiner Alltagskontakte werden den Unterschied zwischen Anzugjacke und odd jacket aber ohnehin nicht kennen, so daß die Gefahr, mit dem “odd” benutzten Anzugteil irgendwo anzuecken sicher geringer ist als die, in einem eher leger gekleideten Arbeitsumfeld als einziger Anzugträger zumindest verdächtig zu erscheinen.
In diesem Sinne wünsche ich noch einen very casual Friday!