Odd jacket oder Anzug?

Schau mal bei Suitsupply rein.

Nicht wundern - es gibt in diesem Forum einen Automatismus, der willkürlich alle paar Tage in die Threads den Tipp "schau mal bei SuitSupply" postet.

Ganz gleich bei welchem Anbieter Du nachschaust - Du wirst nicht drum herumkommen, dir über die Materie Gedanken zu machen und auch einen eigenen Blick für Kleidung zu entwickeln. Dazu gehört es auch, einfach mal ein paar Sakkos / Anzüge anzuprobieren und dir vor dem eigenen Spiegel die Frage zu stellen: Was sagt mir diese Zusammenstellung? Passen die Kleidungsstücke wirklich zusammen oder scheint es nur so, weil ich das einige Male so auf der Straße gesehen habe? Schileßlich sind wir ja das "Stilmagazin-Forum" und nicht einfach nur eine Werbeplattform, die ahnungslose User an Online-Shops durchreicht.
 
Da habe ich ja eine Diskussion los getreten und es scheint tatsächlich nicht ganz einfach zu beantworten zu sein.
Es ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: keine Anzugsakkos einzeln tragen. Das reicht für Deinen Zweck erst mal aus. Das, was nicht ganz so einfach ist, ist, die wenigen Ausnahmen mit allen Rahmenbedingungen zu beschreiben. Das verstehst Du aber jetzt sowieso noch nicht, deswegen kannst Du es getrost ignorieren.

Der Hinweis, den Was-trage-ich-heute-Thread durchzublättern, ist ein Weg, selbst ein Gefühl dafür zu bekommen. Einschlägige Blogs und Tumblr sind auch sehr zu empfehlen. Man kann viel Worte machen, aber Bilder führen einen schneller zur Erkenntnis.
 
Danke euch für die Antworten. Die Tipps sind wirklich hilfreich und ich denke für den Anfang habe ich nun genug Anlaufstellen zum Starten.
 
Nach der im ja noch recht friedlichen Rahmen wieder einmal leicht ausgearteten Diskussion und dem Positionieren der erwarteten Stiljesuiten-Bedenken noch einmal kurz zurück zur Ausgangsfrage, auch wenn das vielleicht den Chor der Gläubigen etwas aus dem Takt bringen könnte – hier also zwei Zitate des Fragestellers vorab:

„Der vorherrschende Stil dort (insb. auf der Hierarchieebene in der ich beginne) ist Chino/Jeans mit Hemd und darüber ein Pullover.”

Meine Interpretation: Du arbeitest in einem Unternehmen, einer Branche, in der man offenbar nicht im Jägermeister T-Shirt und mit cargo pants zur Schicht erscheint, andererseits dunkler Anzug nicht als Uniform erwartet wird

“Im Hinblick auf einen Aufstieg in diesem Unternehmen oder für zukünftige und evtl. formellere Jobs wären dann mehrere Odd Jackets oder aber mehrere Anzüge sinnvoll? Spricht etwas dagegen die Anzugsakkos aktuell quasi als Odd Jacket zu tragen und später leicht umstellen zu können?”

Meine Interpretation: Du erwägst, Dir Anzüge zuzulegen, die deutlich über dem 'normalen' Formalitätsgrad in Deinem Berufsumfeld liegen, zumindest in Deiner direkten Umgebung und auf Deiner Hierarchiebene. Weiterhin suggeriert Deine Fragestellung, daß Du aber eine Entwicklung hin zu einem formelleren, von Dir als eher in höheren Hierarchieebenen üblich empfundenen Kleidungstil anstrebst, der mit Deiner Karriere in diesem Unternehmen einhergehen soll. Deshalb überlegst Du, bereits heute in Anzüge zu investieren, die Jacken der Anzüge zumindest zunächst ggf. auch als odd jackets zu tragen, kombiniert – so nehme ich an – mit den bereits erwähnten Chinos, vielleicht auch mit Jeans.

Meine Antwort darauf ist weiterhin: Ja, das kannst Du problemlos machen, wenn Du dieser Route folgen möchtest und Dir die richtigen Anzüge zulegst. Dunkle Grautöne sind in der Tat als odd jacket eher schwierig, mit der Jacke eines dunkelblauen einreihigen Anzugs aus nicht allzu feinem Tuch hast Du aber einen absolut angemessenen Blazerersatz zur Hand. Ideal im Sinne des hier versammelten Haufens sartorialer Spinner ist diese “falsche” Verwendung der Anzugjacke sicher nicht, und auch ich würde, wenn ich Dir beim Einkauf Deiner neuen Garderobe beratend zur seite stehen sollte, sicher neben zwei Anzügen auch einer Art “echten” Blazer oder ein gedecktes sonstiges odd jacket empfehlen. >95% Deiner Alltagskontakte werden den Unterschied zwischen Anzugjacke und odd jacket aber ohnehin nicht kennen, so daß die Gefahr, mit dem “odd” benutzten Anzugteil irgendwo anzuecken sicher geringer ist als die, in einem eher leger gekleideten Arbeitsumfeld als einziger Anzugträger zumindest verdächtig zu erscheinen.

In diesem Sinne wünsche ich noch einen very casual Friday!
 
Danke defensortweedei für die wirklich hilfreiche und ausführliche Antwort. Da mir ein blauer Anzug noch fehlt ist das vielleicht kein schlechter Start.
 
Mal zur Begrifflichkeit wie ich sie verstehe:

Es ist doch so: die Regel "odd ist odd, Anzug ist Anzug" geht immer.

Odd (seltsam) ist ein Anzugteil, der ohne den Rest des Anzugs getragen wird, also Anzughose mit anderer Jacke, Anzugweste ohne den Anzug. Davon zu unterscheiden ist eine Kombinationshose oder ein Sportsakko oder Blazer. Die sind nicht odd sondern gehören so.

Am universellsten einsatzfähig sind dunkelblaue und graue Sportjacken und graue und dunkelblaue Hosen, wobei man grau und blau jeweils nicht zusammen tragen sollte. Bei Hosen sieht man am wenigsten, dass sie "odd" getragen werden. Allerdings nutzen sie meißt schneller ab als Sakkos, weshalb es nicht schlecht ist, 2 hosen zu einem Anzug zu haben.
 
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Mal zur Begrifflichkeit wie ich sie verstehe:



Odd (seltsam) ist ein Anzugteil, der ohne den Rest des Anzugs getragen wird, also Anzughose mit anderer Jacke, Anzugweste ohne den Anzug. Davon zu unterscheiden ist eine Kombinationshose oder ein Sportsakko oder Blazer. Die sind nicht odd sondern gehören so.

Am universellsten einsatzfähig sind dunkelblaue und graue Sportjacken und graue und dunkelblaue Hosen, wobei man grau und blau jeweils nicht zusammen tragen sollte.

Für mich sind einige Deiner Ausführungen ein wenig odd.

Der Ausdruck odd jacket wird im Amerikanischen, meiner Erfahrung nach, mehr oder weniger synonym zu sports jacket benutzt, beschreibt also eben doch eine Jacke "im Anzugschnitt", also eben keinen Blouson o.ä., aber eben ohne Hose aus demselben Stoff.

(Dunkel)graue Sportjacken, zumal ohne Musterung irgendwelcher Art, halte ich persönlich nur für sehr bedingt einsatzfähig und eher dem Experten als dem Anfänger vorbehalten, gleiches gilt für dunkelblaue Hosen.

Den letzen Halbsatz verstehe ich gar nicht.
 
Den letzen Halbsatz verstehe ich gar nicht.

Graue Hose zu blauem Sakko geht (klassiker):
http://eu.suitsupply.com/de/jackets/havana-blau-unifarben/C843.html?start=12&cgid=Jackets
Blaue Hose zu grauem Sakko geht auch (ebenfalls klassiker):
http://eu.suitsupply.com/de/jackets/havana-hellblau-unifarben/C744.html?start=23&cgid=Jackets

Blaue Hose zu blauem Sakko geht nicht, weil es so aussieht, wie im Halbdunkel daneben gegriffen, gleiches für grau grau.
 
Mal zur Begrifflichkeit wie ich sie verstehe:

Odd (seltsam) ist ein Anzugteil, der ohne den Rest des Anzugs getragen wird, also Anzughose mit anderer Jacke, Anzugweste ohne den Anzug. Davon zu unterscheiden ist eine Kombinationshose oder ein Sportsakko oder Blazer. Die sind nicht odd sondern gehören so.

Guter, oft unterschätzter Punkt: Mal abgleichen ob alle dieselbe Sache meinen wenn sie von derselben Sache reden. ;)

Warum auch immer bin ich davon ausgegangen dass "odd" im Sinne von "alleinstehend" verwendet wird[1]. Also eine Hose, zu der keine zugehörige Jacke getragen wird, eine Jacke die ohne zugehörige Hose getragen wird.
Damit ist alles odd was nicht in Form eines Anzuges am Mann ist. Im engeren Sinne dann nur Hosen und Jacken die irgendwie anzugähnlich sind, also Tweedsakko ja, Forenjacke nein, auch bei einer Cargohose würde ich nicht von odd reden. Ist eine Jogginghose ohne zugehörige Joggingjacke odd?

Ob dieses Verständnis sinnvoll, gar richtig ist steht auf einem anderen Blatt, in diesem Sinne habe ich den Begriff oben (und sonstwo) bis heute verwendet. Aber je länger ich jetzt über das Thema nachdenke, desto unsicherer werde ich.

[1] Ich könnte odd/even als ungerade/gerade anführen, aber das wäre denn doch sehr an den Haaren herbeigezogen. :)
 
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