@Ahab
Bezogen auf die USA stimmt das nicht. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts gab es strikte Gesetze, um bestimmte ethnische Gruppen aus dem Land herauszuhalten (Beispiel: Chinese Immigration Act) und selbst für Abraham Lincoln war es mehr oder weniger selbstverständlich, dass nur Weiße vollwertige Amerikaner sind. Die entsprechenden Gruppen konnten da die "amerikanischen Werte" so hoch halten, wie sie wollten, als zugehörig wurden sie trotzdem nicht empfunden.
Und auch bei den Franzosen würde ich bezweifeln, dass man dort beliebige Leute haben wollte, sobald sie sich zu den Idealen der Revolution bekannten. Ironischerweise ist der Nationalismus auch eine Erfindung des demokratischen Zeitalters, was leicht verständlich ist, wenn man bedenkt, dass zu allen Zeiten französische Adelige sich schon aus praktischen Gründen viel eher mit deutschen oder russischen Adeligen verbunden fühlten als mit französischen Bauern oder Arbeitern und entsprechend keinerlei Interesse hatten, mit Letzteren eine gemeinsame Bewegung zu bilden, die sich gegen das Ausland richtet.
Solange Adelige alleine herrschten, wurden nationalistische Bestrebungen unterdrückt.
Einfluss auf wichtige Entscheidungsprozesse bekamen Nationalisten erst, als das Bürgertum zunehmend Mitbestimmungsrechte gewann - wie in Frankreich zur Zeit der französischen Revolution. Rassentheoretiker, die wirklich ethnische Säuberungen in Betracht zogen, gab es in Frankreich und England mindestens genauso wie in Deutschland und sie wurden dort auch ähnlich viel diskutiert.
Einen deutschen Nationalismus, der sich von dem des Auslands unterscheiden würde und der bösartiger gewesen wäre, gab es nicht.