Die Siebziger mit Ihren ausladenden Frisuren haben dem Herrenhut endgültig den Garaus gemacht, nachdem er in friedensbewegten Hippiezeiten schon als "gestrig" in Verruf kam. Chesterfield und Fedora waren spiessig, Duffelcoat und Baskenmütze in.
Da man heute täglich duscht, im Auto oder ÖPV ins saubere Büro fährt und alle zwei Wochen zum Friseur geht, ist ein Hut nicht mehr zwingend erforderlich.
Dazu kommt, das die Kleidung in den letzten Jahrzehnten immer freizeitorientierter wurde, da passt eine Basecap halt besser. Wobei ich gerade diese ausserhalb der USA oder auf einem Schiff immer unmöglich finde. Die einzigen Regionen die ich kenne, in denen ausgiebig Hut getragen wird, sind Texas und Australien.
Ich trage gerne Fedoras, abends Homburg und im Sommer fast immer einen Panama. Ehrlich gesagt, viele Leute schauen bei mir auch blöd, wenn ich keinen Hut trage, also kommt es da auch nicht mehr drauf an. Noch vor 40 Jahren war es undenkbar, ohne Hut das Haus zu verlassen. Arbeiter trugen zumindest eine Mütze, aber ein Angestellter oder Freiberufler ohne Hut war undenkbar.
Heute ist es ein niedlicher Anachronismus, dessen Wirkung durch die Hipster, bei denen Huttragen plötzlich in war, natürlich völlig ins Lächerliche gezogen wurde. Jeder fusselbärtige Pseudo latschte plötzlich mit irgendwelchen Käsehauben durch die Gegend. Wie bei Schuhen und Kleidung auch, ist der Niedergang der deutschen Hutmanufakturen ein Beleg dafür, das sich auch dieses klassische Stück Herrenmode heute auf einen hömopatischen Anteil der Bevölkerung beschränkt.