Herrenhüte, warum trägt sie keiner?

Weil ich meinen gänzlich unbekleideten Körper nur in ganz bestimmten Situationen ertrage, und auch dann mit allen Mitteln versuche, vom optischen Eindruck abzulenken. ;)

Das schöne ist am Strand kann man nix verstecken oder kaschieren durch schicke Kleidung. Allein mein Basecap hindert Greenpeace daran das sie mich als gestrandeten Nacktwal ins Meer zurückziehen wollen :D:D.
 
Hmm, habe gestern echt nicht bedacht, dass nicht jeder so gerne im Mittelpunkt steht, wie ich. Unwohl habe ich mich keine Sekunde gefühlt.

Ich habe gestern im grauen Jackett und grauer Stoffhose mal einen Sonnenhut in Stroh-Farbe aufgesetzt. Das war dann wirklich zu viel. Hab in den Spiegel geguckt und musste sofort columbianische Koksplantagen-Besitzer denken. Sah gut aus, aber dazu hatte ich keinen Mut...
 
Ah, Du warst das. Ich wollte ihn mir bis nach dem Klamottenkaufmoratorium zurücklegen lassen.
Wenn Du nicht damit zurecht kommst schreib mir ruhig so ab nach dem Sommer eine PN... ;)

Hahaha! Ich habe ja selbst auch ein Moratorium und mir deswegen noch eine kurze «Lieferzeit» ausbedungen, aber schon verbindlich zugesagt. :D Nichts für ungut! Ich denk an dich, wenn der Hut wider Erwarten nicht passen sollte, Ehrensache. :)
 
Die Siebziger mit Ihren ausladenden Frisuren haben dem Herrenhut endgültig den Garaus gemacht, nachdem er in friedensbewegten Hippiezeiten schon als "gestrig" in Verruf kam. Chesterfield und Fedora waren spiessig, Duffelcoat und Baskenmütze in.
Da man heute täglich duscht, im Auto oder ÖPV ins saubere Büro fährt und alle zwei Wochen zum Friseur geht, ist ein Hut nicht mehr zwingend erforderlich.

Dazu kommt, das die Kleidung in den letzten Jahrzehnten immer freizeitorientierter wurde, da passt eine Basecap halt besser. Wobei ich gerade diese ausserhalb der USA oder auf einem Schiff immer unmöglich finde. Die einzigen Regionen die ich kenne, in denen ausgiebig Hut getragen wird, sind Texas und Australien.
Ich trage gerne Fedoras, abends Homburg und im Sommer fast immer einen Panama. Ehrlich gesagt, viele Leute schauen bei mir auch blöd, wenn ich keinen Hut trage, also kommt es da auch nicht mehr drauf an. Noch vor 40 Jahren war es undenkbar, ohne Hut das Haus zu verlassen. Arbeiter trugen zumindest eine Mütze, aber ein Angestellter oder Freiberufler ohne Hut war undenkbar.
Heute ist es ein niedlicher Anachronismus, dessen Wirkung durch die Hipster, bei denen Huttragen plötzlich in war, natürlich völlig ins Lächerliche gezogen wurde. Jeder fusselbärtige Pseudo latschte plötzlich mit irgendwelchen Käsehauben durch die Gegend. Wie bei Schuhen und Kleidung auch, ist der Niedergang der deutschen Hutmanufakturen ein Beleg dafür, das sich auch dieses klassische Stück Herrenmode heute auf einen hömopatischen Anteil der Bevölkerung beschränkt.
 
Vielen Dank proteus. Das hat einige Fragen beantwortet die ich bestimmt noch gestellt hätte. Dass Hüte in Texas getragen werden bedenkt meine Umwelt auch. Werde jetzt viel öfters auf englisch angesprochen mit der Begründung sie halten mich aufgrund meines Hutes für einen Texaner oder einen Amerikaner. Ein Jogginghose-Taugenichts hat mich gestern in der U-Bahn abwertig als Cowboy beschimpft in der Erwartung ich würde ihn nicht verstehen.
 
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