a.) Halten Sie, insbesondere die Zahlung der Krebsbehandlung, für diskutierbar?
b.) Sollte man nicht eher überlegen, welchen Sinn die aktuelle Regelung hat, dass ein Angestellter nach wiederholtem überschreiten der 50.000 € Jahresgehaltsgrenze seinen monatlichen Beitrag von rund ca. 620 € in der gesetzlichen auf rund ca. 275 € in der privaten Krankenkasse absenken kann?
Bzw. konkret den Ihn selbst betreffenden monatlichen hälftigen Anteil zur Krankenversicherung von ca. 310 € auf 0 € reduzieren kann, wenn der Arbeitgeber mitspielt?
a) Selbstverständlich, alles andere wäre ja auch eine vorauseilende Zensur.
b) Ein Opt-Out nur für einige Teile der Bevölkerung halte ich ebenfalls für falsch. Diese Option sollte allen freistehen.
Mich wundert immer wieder, dass es in Deutschland ohne Diskussionen hingenommen wird, dass der individuelle Gestaltungsspielraum durch den Staat an jeder Ecke beschnitten wird. Die Pflicht sich mit einer Krankenversicherung auszustatten, die Pflicht in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen - all dies ist staatlicher Zwang und für den allergrößten Teil der hineingepressten Bürger nicht optimal. Der Eine ist vielleicht risikoavers und möchte mehr versichern, der Andere sehr wenig. Im Endeffekt ist keiner wirklich zufrieden. Mir widerstrebt schon der Kerngedanke, dass der Staat mir nicht nur Entscheidungen abnimmt - die ich vielleicht noch korrigieren könnte - sondern auch meine eigene Wahl untersagt und mir ein Verhalten aufzwingt.
Andere Staaten machen es geschickt vor: Die Grundversorgung wird abgesichert und kostet für alle gleich viel, schließlich ist das individuelle Lebensrisiko hinsichtlich einer Erkältung oder einem Blinddarmdurchbruch ja auch relativ gleich. Wer sich gegen mehr versichern will, der tut das eben, wer nicht will, der läßt es. Mir wäre es auch lieber, wenn wir allen Bürgern unseres Landes eine vollumfassende Gesundheitsversorgung ermöglichen könnten - allein, wir können es eben nicht.
Ich denke, dass wir uns bei einem Glas Wein gut darüber unterhalten könnten, wie stilvoll die Freiheit der Wahl und der Zwang sind. Hier im Forum werden wir das Problem aber leider nicht lösen können, ich empfehle aber als gute Lektüre
Nudge, in dem sich die Autoren mit den bewußten und unbewußten Entscheidungen in unserem Leben beschäftigen. Dort gibt es auch einige Kapitel über die Entscheidungsfindung bei Gesundheitsfragen und staatlichen Versicherungen, die anschaulich machen, wieso der Grundfehler nicht in der Finanzierung sondern im Zwang liegt.
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