Hier täuschst Du Dich.
Dieser Ansatz findet sich praktisch in der Katholischen Kirche (den Begriff Katholizität gibt es katholischerseits m.W. gar nicht) überhaupt nicht,...
Nur dass es da kein Missverständnis gibt: ich bin der Meinung, dass Ästhetik in der RKK als Verherrlichung Gottes und seiner Schöpfung eine immense Tradition hat und eben in der Liturgie etc. noch fortlebt.
Die evangelikalen Bewegungen, von denen viele auch auf calvinistisch-puritanischen Füßen stehen, gehen da vollkommen konträr und richten sich gegen die Ästhetik, haben daher auch kargere Liturgien (und bilden damit ja eine eigene Ästhetik, aber anderes Thema).
In dieser Entwicklung bin ich mir ziemlich sicher und ich kenne aus eigener Erfahrung auch die Unterschiede und historischen Wurzeln der jeweiligen Denominationen.
Die Gegenüberstellung sola scriptura - Unfehlbarkeit des Papstes krankt an der Tatsache, dass die falsche Analogie gewählt wurde. Dem sola scriptura entspricht katholischerseits zunächst das Prinzip von Schrift und Tradition. Teil der lebendigen Tradition ist das kirchliche Lehramt, das über das Charisma der Unfehlbarkeit verfügt, von der die päpstliche nur eine Weise der Ausübung ist.
Darauf wollte ich ja hinaus: in beiden Strängen ist das Wort Gottes per se "unfehlbar". Aber: in der katholischen Tradition lebt das Wort im Lehramt so weiter, wie es auch in der Schrift manifestiert ist. Beide nutzen also eigentlich die Unfehlbarkeit des Wortes Gottes - einmal aber nur oder vor allem im Schrifttum, andererseits auch in der Verkündigung durch das Lehramt.
Ich bin einfach davon ausgegangen, dass Nikolaus das (keine Unfehlbarkeit -> kein Lehramt -> keine Tradition -> sola scriptura) gemeint und mitgedacht hat. Dann kann er das schon sagen, auch wenn ich es in dieser stark verkürzten Form, wenn diese denn Absicht ist, für polemisch halte bzw., wenn das keine Absicht war, für unsauber begründet.
Da schießt du aber viel voraus. Selbst dann würde ich diese Argumentation aber nicht mitgehen, weil keine Unfehlbarkeit im Wortsinn die Struktur von sola scriptura m.E. zerstört. Das Wort in der Schrift steht ja für sich und ist dadurch auch quasi "unfehlbar", dennoch wurde es de facto ja aber von Menschen niedergeschrieben und überliefert. Die Unfehlbarkeit im Lehramt ist ja auch nicht auf ein aktives Eingreifen, sondern auf das passive Empfangen des Wortes ausgerichtet - es unterscheidet sich also an der Autorität des Lehramts und der Schrift sowie dem Verhältnis beider zueinander.
Bzgl. des Limbus habe ich mal die älteste Dogmatik, die ich rumstehen habe, also den Schmaus bemüht und selbst der geht da kaum drauf ein. Das wird mal gestreift, aber der Begriff fällt nie. Finde es insgesamt auch nicht diskussionwürdig.