Guter Stil = teuer

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Bleibt als kleinster Nenner die Einigung, Stil hat nichts mit Geld zu tun, es geht dabei eher um die "weichen" Werte abseits von materiellem Besitz. Stil setzt aber auch das Bemühen, den Willen zum Lernen und Disziplin voraus, wohl eher der Grund, warum er für 80% der Deutschen weder erstrebenswert noch erreichbar ist.
Natürlich bin ich in der Lage, für meine persönlichen Dinge mehr Geld auszugeben als ein Student ( ob ich es tue, steht auf einem anderen Blatt ) Aber zunächst muss ich das Bedürfnis dazu haben.
Was soll ich dem Frosch vom Meer erzählen, kennt er doch nur seinen Teich.

Man sollte den Leuten niemals eine Wahl lassen, sie werden unweigerlich die falsche treffen.

So eloquent argumentiert und plausibel Deine Beiträge auch immer scheinen - hier mal zwei Anmerkungen: Dein Kultur- und Stilpessimismus bezüglich der Deutschen scheint mir bei Dir sehr tief zu sitzen - und übertrieben. Nach allem was man selbst hier in Berlin wahrnehmen kann, ist hierzulande klar eine Stilentwicklung im Gange. Wovon nicht zuletzt auch die Entwicklung (Mitglieder) dieses Forums zeugt.

Zweitens: Die Eingangsfrage hier bezog sich auf "Kleidung, Uhren, Autos usw." D.h. diesmal geht es eben nicht um die "weichen Werte abseits von materiellem Besitz" sondern um die "hardware". Und warum eigentlich eine "Neid- oder Fraktionsdebatte"?
Nehmen wir doch einfach (!) wiederum dieses Forum/den Forenkonsens zur Veranschaulichung: Weit vorne in Sachen Stil liegen da nun mal "Ikonen" a la Grimaud, Lucius oder unsere Shibumis. Dieser Stil kostet Geld. Ist halt so, und? Klar geht es auch anders, das zeigen Mitglieder, die - sehr gekonnt - auch auf gethriftetes zurückgreifen. Leuchtendes Beispiel Beethoven. Wer liegt vorn? Für mich persönlich die Erstgenannten, und wenn´s auch nur ein Hauch ist (sorry Beethoven, versteh mich richtig - ist ein absolutes Kompliment).
Ich sage das völlig neid- und emotionslos, freue mich an tollen Bildern, lasse mich inspirieren und versuche, das Eine oder Andere mit den mir gegebenen Mitteln (für mich und meinen Stil) umzusetzen. So einfach ist das.

Gruß
Armin
 
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Das eine Stilbewegung im Gange ist, mag in einigen Bereichen / Regionen sicher richtig sein. Forenmitglieder haben sicherlich einen wacheren Blick für so etwas, als der "normale Bürger". Allerdings startet Deutschland ( wieder ) von sehr geringem Niveau, viele Werte ( da ist es wieder, dieses schlimme Wort ) sind in den letzten 50 Jahren verloren gegangen und ich wage die Befürchtung, unwiederbringlich.

Du hast natürlich mit deiner Argumentation recht, wenn du dir aber die letzten Seiten durchliest, wirst du feststellen, das es eben nicht um die "Hardware" geht. Das ist, nennen wir es Symptom, aber nicht die Ursache. Ob ich eine Rolex kaufe oder eine gebrauchte Junghans, ist in erster Linie nicht von meinem Stilempfinden abhängig, sondern von meinen finanziellen Möglichkeiten. Natürlich kann ich zwei Jahre sparen ( und viele tun das auch ), dies setzt aber wiederum Disziplin und Prioritätensetzung voraus, eine Kasteiung. In der bei vielen vorherrschenden "Ich.Sofort.Alles" Hängemattenmentalität ist das schwer unterzubringen.

Stil und dessen Entwicklung hat sicher auch etwas mit Vorbildern, Fleiss, und Interesse zu tun, ist also eher bildungsnahen Schichten zugänglich. Sind deswegen die bildungsfernen stillos? Ist die Unart, Bermudas und FlipFlops zu tragen oder Rapperoutfits schlechter Stil oder keiner? Und wenn ja, wer bestimmt das?

In jeder inzestuösen Gemeinschaft setzt sich irgendwann eine vorherrschende Meinung durch, sei es Briefmarkensammler, Technofans oder eben unsere Insel im Meer der sartorialen Diaspora.
Wer sich für den klassischen Stil entscheidet, muss bereit sein, einen guten Teil seines Einkommens und Zeit zu investieren, gleich ob er 1000 oder 20000 Euro verdient. Was nicht heisst, der Besserverdienende ist stilvoller, bekanntlich kann man den nicht kaufen.

Merkst du etwas? Perpetuum mobile, eine Falle. Bleibt als geringster Nenner Stil als etwas von innen kommendes, eine Einstellung und bestimmte grundsätzliche Werte, die letztlich jeder für sich selbst bestimmen muss ( sollte )

Teuer also zunächst mal im Hinblick auf Aufwand an Zeit, Interesse, Bemühen. Dann sicher auch monetär. Nur Geld reicht aber selten, leuchtende Beispiele sieht man täglich im TV.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wir sind weitgehend beieinander. Nur wie gesagt, die Frage war "Guter Stil (Kleidung, Uhren, Autos, etc.) teuer?" Spannend genug.

Gruß
Armin
 
Wie gesagt, "viel Geld" ist relativ. SuSu Anzug 300 EUR, rahmengenähte Schuhe 200 EUR, Krawatte, Socken, Unterwäsche nochmal 100 EUR, dann hat man 600 EUR am Leib und nichtmal ne Jacke dabei.

Dagegen "durchschnittliche" Kleidung: Hose 60 EUR, Pulli/Hemd 50 EUR, Schuhe 30, Socken und Unterwäsche 10 EUR, macht zusammen 150 EUR. Gerade mal ein Viertel.

Und dann kommst Du und redest von "nicht viel Geld", wenn man 400% des "normalen" ausgibt.

Sorry, Du zählst auf wie teuer

"SuSu Anzug 300 EUR, rahmengenähte Schuhe 200 EUR, Krawatte"

sind, (also Business-Ausstattung) und hälst dagegen, wie billig

"Kleidung: Hose 60 EUR, Pulli/Hemd 50 EUR, Schuhe 30, Socken und Unterwäsche 10 EUR"

sind (Casual-Ausstattung)

Hinkt das nicht ein wenig?

Denk mal drüber nach…..
 
Sorry, Du zählst auf wie teuer

"SuSu Anzug 300 EUR, rahmengenähte Schuhe 200 EUR, Krawatte"

sind, (also Business-Ausstattung) und hälst dagegen, wie billig

"Kleidung: Hose 60 EUR, Pulli/Hemd 50 EUR, Schuhe 30, Socken und Unterwäsche 10 EUR"

sind (Casual-Ausstattung)

Hinkt das nicht ein wenig?

Denk mal drüber nach…..

In vielen Berufen wird eben auch kein Anzug zwingend gebraucht, aber eben ab einer gewissen "satorialen Neigung" trotzdem gerne getragen (siehe auch beispielsweise Studenten, die mit Anzug oder Kombination in die Uni gehen. Zudem kann man einen Anzug auch aus Polyester bei C&A für 70€ kaufen, der womöglich sogar länger hält als ein S140 Wollanzug aus feinem Tuch, aber eben nicht so schön aussieht...

Dazu ein Hemd von H&M oder C&A für 20€ und die besagten 30 Euro Schuhe, ist das Businessoutfit sogar noch günstiger als das Casualoutfit.

Ich denke bei manchen Schuhen und eventuell auch bei Oberhemden kann es sich auch finanziell lohnen etwas mehr auszugeben, einfach bedingt durch die längere Haltbarkeit. Ein 200€ Schuh der zehnmal so lange hält, wie ein 30€ Schuh, armortisiert sich eben.

Einen teuren Anzug kauft man aber wohl eher, weil er wesentlich besser sitzt und ein deutlich angenehmeres Klima gewährleistet, nimmt aber dabei teilweise auch in Kauf, dass dieser bedingt durch das feine Tuch nicht ganz so lange hält. Das ist dann reiner Luxus, der jedem gegönnt ist. Allerdings muss man da eben auch zugeben, dass mit zunehmendem Stilbewusstsein der Kaufpreis steigt. Ist ja auch nichts dabei, schließlich kann jeder sein Geld so ausgeben wie er möchte ;).

Auch bei Uhren trifft das genannte zu, auf jedem Flohmarkt gibt es Quartzticker für 10 Euro die wahrscheinlich genauer sind, als jedes ETA Werk, mit dem man weiß Gott noch im unteren Mittelpreissegment unterwegs ist. Wer jetzt einem mechanischen Uhrwerk einen stilvolleren Auftritt attestiert als einer Digitalquartz à la Casio, der muss zwangsläufig den höheren Preis in Kauf nehmen.

Ich denke, guter Stil im Sinne der entsprechenden Benimmregeln und des Auftritts als Persönlichkeit ist grundsätzlich natürlich nicht teuer. Alles was darüber hinausgeht, also modischer Natur ist, ist sehr wohl meist mit einem höheren Preis verbunden, und armortisiert sich eben nur bedingt.

Macht aber trotzdem Spaß ;-)!
 
Ob ich eine Rolex kaufe oder eine gebrauchte Junghans, ist in erster Linie nicht von meinem Stilempfinden abhängig, sondern von meinen finanziellen Möglichkeiten.

Nein, das glaube ich nicht. Auch wenn ich einiges teile, erscheint es mir, als beruht deine Argumentation auf einigen Axiomen, die nicht haltbar sind.
Dazu zaehlt auch Beurteilung einer ganzen Gesellschaft aus einer - wie mir es scheint - Aussenperspektive. Werte sind in ganz differenzierten Facetten schon noch vorhanden, haben sich aber teils gewandelt - werden vielleicht bewusster oder unbewusster vermittelt. Wer das nicht sieht, sollte sich einfach mal eine halbe Stunde nehmen, um sich auf 9gag umzuschauen. Die bunten Bilder sind nicht nur ein "Gag".
 
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Stil und dessen Entwicklung hat sicher auch etwas mit Vorbildern, Fleiss, und Interesse zu tun, ist also eher bildungsnahen Schichten zugänglich. Sind deswegen die bildungsfernen stillos?
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Fleiß, Interesse und Vorbilder nur den bildungsnahen Schichten zuzuschreiben finde ich falsch. Bildung <> Wissen.
 
Anders gesagt:

Hat eine Rolex Stil? Wenn ja, welchen? Ist dieser Stil dann gut / richtig? Wenn nein, welcher dann? Was ist, wenn ich keine Rolex mag, bin ich dann automatisch stillos? Und wenn mir Breitling besser gefällt? Kann etwas Stil haben, das auch von Zuhältern, Prolos und Robert Geiss getragen wird? Wenn ich keine Rolex habe, bin ich dann automatisch weniger stilvoll? Und wenn ich mir keine leisten kann?

( Alternativ jeden anderen Markennamen einsetzen )

Eine Ware transportiert zunächst einmal ein gewisses Image. Bin ich stillos, wenn ich mir dieses zu eigen mache? Oder präge ich die Ware durch meinen eigenen Stil?

Die Frage, die sich jeder stellen muss: wieviel ist es mir jeden Monat wert und, wichtiger noch, wieviel kann ich mir leisten. Macht es Sinn, sich eventuell zu verschulden, um mir etwas zu leisten, was ich gerne haben möchte?
Wir sind uns einig, brauchen tun es die wenigsten. Ein Teller aus dem Supermarkt für 2 Euro erfüllt genauso seinen Zweck wie ein Meissen Grüner Drache, die Casio Uhr für 10 Euro zeigt die Zeit genauso gut wie die Patek und die Deichmann Schuhe halten bei guter Pflege auch fünf Jahre. Stil oder eigener Stil muss nicht teuer sein, guter Stil kann es sein.
Das ist eine Luxusdiskussion.

@rarrar: Diese Eigenschaften habe ich nicht nur den bildungsnahen Schichten zugesprochen. Wir sind uns aber einig, das Leistungsprinzipen und das Wecken von Interesse für diese Dinge dort eher vorkommt und gefördert wird als in den bildungsfernen Schichten. Dort ist es ungleich schwieriger, und wird vom Umfeld sicher häufig skeptisch beäugt, sich diesen Dingen zu erschliessen.
 
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Ob ich eine Rolex kaufe oder eine gebrauchte Junghans, ist in erster Linie nicht von meinem Stilempfinden abhängig, sondern von meinen finanziellen Möglichkeiten. ...

Treffend formuliert!
Ein unpassende Rolex kann einem auch richtig schlecht stehen.
Eine gebrauchte Junghans hingegen kann absolutes Stilempfinden ausdrücken.
Man stelle sich z. B. eine mit Brillis zuhauf bestückte Gelbgold-Rolex an einen graumelierten Herrn vor, -> geht irgenwie nicht.
Aber, wie gesagt: Kann!

LG
Matz
 
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