Guter Stil = teuer

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Also erstmal vielen Dank für die interesante und lebhafte Diskussion hier.
Da ich die Diskussion angestoßen habe möchte ich mich auch noch mal etwas ausführlicher dazu äußern. Ich glaube auf jeden Fall, daß guter Stil auf keinen Fall was mit bestimmten Marken oder Label zu tun hat. Ich für meinen Teil mag es wenn alte bzw. ältere wertige Sachen von seinem Besitzer erhalten und gepflegt werden. Dank Ebay kann man da wirklich auch für wenig Geld schöne Stücke erwerben. Ein Bekannter von mir hat eine Lederreisetasche bei Ebay erworben. Die wurde irgendwann in den 30ziger Jahren hergestellt. Durch viel Zuwendung und die geschickten Hände eines in diesem Falle Schumachers ist aus der Tasche ein wahres Schmuckstück geworden. Natürlich sieht man der Tasche ihr Alter weiter hin an aber sie versprüht diesen Charme vergangener Zeit.
Bei Kleidung ist es natürlich etwas schwieriger. Ich stimme zu, daß man bei einem Anzug für unter 500 Euro selten was gescheites findet. Aber ich finde es nicht unehrenhaft wenn man sich dann ein hochwertiges getragenes klassisches Sakko kauft Auch ich habe 2 Vintageteile ( Mäntel ) auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
Ich muß auch denjenigen recht geben, die der Meinung sind ,daß guter Stil beim Benehmen anfängt und ich meine nicht damit, daß jemand weiß mit welcher Gabel er welchen Gang verzehrt.
Zu guter Letzt muß ich sagen, daß ich in der heutigen Zeit schon froh bin, wenn Menschen überhaupt einen eigenen Stil haben ( egal ob teuer oder billig ) selbst wenn ich persönlich ihn nicht mag. Ich finde es viel schlimmer , wenn man sich immer dem Modediktat unterwirft.
 
Thrifting sprich Vintage Sachen kaufen ist ja gut und schön, aber grade hier im Forum bzw beim Aufbau der Gradobe doch eher problematisch , und auch nicht immer wesentlich billiger als der Neukauf von gut passenden Sachen mit guter Qualität und das muss ja nicht gleich Canali und co am Anfang sein.

Aber noch schwieriger wird es grade mit den Kosten wenn man von der Norm abweicht, wenn man zu groß oder zu dünn oder beides ist wird es doch schon schwierig passendes zu finden.
 
Hehe, der Klassenclown bedankt sich, auch wenn er beruflich unterwegs ist.
(e: Merke gerade, dass dein Kommentar auch kritisch zu lesen ist :D)
 
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Und schon wieder ein Faden, der früher oder später zur bekannten Neid- und Fraktionsdebatte führen wird.

Wir können uns in aller Regel nicht einmal einigen, was Stil ist, geschweige denn guter, eigener oder verbindlicher. Die wenigsten, darunter auch die allermeisten Anwesenden, werden für sich in Anspruch nehmen können, einen durchweg eigenen Stil zu pflegen. Eine Beeinflussung, Inspiration, Nacheifern findet immer - ob bewusst oder unbewusst - statt.
Hier im Forum sieht man doch, das ein gewisser Stilkonsens mit bevorzugten Strömungen herrscht. Wer dem nicht entspricht, ist entweder liebenswerter Schrat, eckt an, passt sich an oder sucht sich eine andere Spielwiese.

Woran macht sich Stil fest? Was ist denn der eigene Stil? Ist jemand, der viel Geld für Kleidung, Möbel oder Wein ausgibt stilvoll, der, welcher euphorisch Sammeltassen kauft, stillos?

Hat Stil überhaupt mit Besitz zu tun ( Ich denke nicht, wenn natürlich gewisse monetäre Mittel die Sache erheblich erleichtern bzw. erst ermöglichen ) Getreu dem Motto: "Mit vollen Hosen ist gut stinken" wird hier auf hohem Niveau lamentiert, abgesehen davon das unsere Meinung zu Stil auch nur für unseren Kulturkreis gilt.

Somit ist es eher ein philosophisches als ein praktisches Problem, bei dem sich üblichen Protagonisten der verschiedenen Lager direkt wieder für Ihre ideologischen Grabenkämpfe wappnen.
Überhaupt, teuer. Was ist teuer? Was ist es mir wert, sollte eher die Frage sein. Ein Freund von mir fliegt durch die ganze Welt auf der Jagd nach 16mm Filmen, ein meiner Meinung nach völlig abstruses Tun, aber wenn es ihn glücklich macht.
Ist er deswegen stillos, weil ihm seine Schuhe reichlich egal sind? Sicher nicht. Ist es bei ihm eine Frage des Geldes? Das nun sicherlich nicht. Es ist eine Frage seiner Prioritäten.

Das Problem ist also eher ein soziokulturelles, in Deutschland ein Ergebnis verfallender Werte, mangelnder Disziplin und kleinbürgerlicher Gleichmacherei. In einem Land mit einer derartigen Eliteparanoia, dem fast schon manischen Bedürfnis nicht aufzufallen und 68er motivierter Gleichmacherei, ist eine solche Diskussion von vornherein ebenso fruchtlos wie zum scheitern verurteilt.
Die zahlreichen, ergebnislosen Threads gleichen Inhalts zu diesem Thema belegen es.
Solange das Mittelmaß regiert und jedem eingeredet wird, er habe alle Rechte auf Alles ohne entsprechende Leistungsbereitsbereitschaft, in einer derart erregungsgesteuerten Neiddemokratie wie der Deutschen, werden solche Diskussionen immer scheitern, weil sie schlicht als unnütz empfunden werden.

Die Allmacht der Mehrheit ist dann besonders fürchterlich, wenn sie eine Allianz mit der Mittelmässigkeit eingeht. Das ist in Deutschland seit 50 Jahren der Fall.

Bleibt als kleinster Nenner die Einigung, Stil hat nichts mit Geld zu tun, es geht dabei eher um die "weichen" Werte abseits von materiellem Besitz. Stil setzt aber auch das Bemühen, den Willen zum Lernen und Disziplin voraus, wohl eher der Grund, warum er für 80% der Deutschen weder erstrebenswert noch erreichbar ist.
Natürlich bin ich in der Lage, für meine persönlichen Dinge mehr Geld auszugeben als ein Student ( ob ich es tue, steht auf einem anderen Blatt ) Aber zunächst muss ich das Bedürfnis dazu haben.
Was soll ich dem Frosch vom Meer erzählen, kennt er doch nur seinen Teich.

Man sollte den Leuten niemals eine Wahl lassen, sie werden unweigerlich die falsche treffen.
 
Guter Stil = Teuer

Vieles wurde bereits gesagt.

Dazu hat ja jeder seine eigene Meinung und jeder hat auch ein wenig recht, und das ist auch gut so. Man kann somit auf das Vortrefflichste, nimmer müde, über dieses Thema diskutieren.

Ich möchte hier meine, gewiss nicht erschöpfende, Gedanken kundtun:

Betrachten wir guten Stil in Form gehobener Bekleidung und Dinge des täglichen Lebens im weitesten, und teuer im monetären Sinne, dann ist guter Stil teu(r)er. Es ist ein großer Unterschied, ob ich nun 3 Paar Deichmann-Schlappen, (und das Günstige für umme), kaufe, oder den feinsten Trevira-Anzug mit 2. Hose, oder ob ich doch auf gehobene Kleidung zurückgreife. Etc. pp.

Setzen wir jedoch „guten Stil“ mit guten Manieren, Anstand, Benehmen, Fairness, etc.; und „teuer“ mit Zeit, Muße, Geduld, etc., gleich, dann ist guter Stil fast kostenlos.
Fast kostenlos, denn einen gewissen Aufwand muss man betreiben, Wissen um guten Stil und dessen tägliche Umsetzung zur erlangen.

Betrachten wir „teu(r)er“ jedoch nicht als Kosten, Ausgaben, Aufwand, sondern als Investition, dann sieht die Sache ganz anders aus.
Denn Investitionen kommen i.d.R. zurück!

Ich glaube, alles kommt im Leben irgendwann und irgendwie wieder zu einem zurück. Manchmal merken wir es, manchmal nicht.

In diesem Sinne

LG
Matz
 
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