Erstes Berufsoutfit - Ideen?

Ich schreibe das jetzt ganz sachlich und das ist auch nicht als Provokation gemeint: Ich denke, das Problem ist ganz einfach, dass Deine Geschmacksbildung noch nicht stattgefunden hat. Kleidung ist wie gutes Essen, Wein, Literatur und Kunst. Wenn man noch nicht viel Kontakt damit hatte, dann ist das Geschmacksempfinden stumpf, oberflächlich, auf den kurzfristigen Effekt hin fixiert. Man mag dann Dinge, die oberflächlich auffallen, aber dennoch nicht überfordern.

Wenn man in Deinem Stadium noch nicht viel mit klassischer Herrenbekleidung zu tun hatte, ist das auch überhaupt kein Wunder. Mir ging es damals doch auch so! Ich hatte schwarze Anzüge, knallige Krawatten (möglichst einfarbig) und seltsame Schuhe (Bordeaux mochte ich auch nicht) und habe das alles einfach irgendwie zusammengehauen.

Je mehr man mit Kleidung zu tun hat, desto feinsinniger und kritischer wird man. Das Geschmacksempfinden wird durch das ständige Experiment, die kritische Würdigung und die Diskussion darüber geschult. Man wird besser und bekommt einen Blick für Dinge, die einem vorher nicht zugänglich waren. Plötzlich gefällt einem das Spiel der Farben bei einem feinen Krawattenmuster, was einem bis dahin fremd vorkam.

Bei mir war das mit Kleidung in etwa so: Meine Frau riet zum Kauf meines ersten rahmengenähten Schuhs. Ich schlug widerwillig zu. Beim MTM-"Schneider" begannen dann die ersten Spiele mit Farben im Sakkofutter. Dann kamen knallbunte Socken als kleine Auffälligkeit. Plötzlich begann das Interesse für matte Stoffe (Kaschmir). Und huch - ein bordeauxfarbener Schuh im Schrank! Und dann der große Schock: Ich trug Braun!! Eine Farbe, die mir hervorragend steht, die ich aber früher ums Verrecken nicht angefasst hätte. Heute habe ich fast nur noch Braun im Schrank und zwar in allen denkbaren Stoffen, Tönen und Mustern. Dann kam der Double Monk, den ich bis dahin verachtete. Ich sage Dir, das geht immer so weiter und wird immer schlimmer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer mit Ende 20 nur Sneaker trägt, ist sicherlich ausgewachsen, aber noch nicht unbedingt erwachsen.

Wer will schon vollständig erwachsen sein? Ein gewisses Maß an Jugendlichkeit schadet in keinem Alter.
Nur Sneaker tragen ist schlicht und ergreifend nur ein anderer Geschmack, der sich möglicherweise, aber nicht zwingend ändern kann.
 
Da es für "Zu jedem, aber auch wirklich jedem anderen Anlass trage ich Sneaker" keinerlei rationale Begründung geben kann, bleibt als Ursache nur die anderweitig fundierte Vorliebe.
Meine persönliche, vermutlich recht harte, Ansicht dazu: Wer mit Ende 20 nur Sneaker trägt, ist sicherlich ausgewachsen, aber noch nicht unbedingt erwachsen.
Korrekt, ist nicht rational. Das sind Vorlieben aber nie, müssen Sie aber auch nicht sein.
Auch hier sage ich: Deine von einem objektiven Standpunkt her gesehen durchaus berechtigte Meinung verstehe, aber teile ich nicht. :) Dennoch stößt sie mir überhaupt nicht böse auf, obschon ich das "Erwachsensein" nicht daran definiere.
 
Meine persönliche, vermutlich recht harte, Ansicht dazu: Wer mit Ende 20 nur Sneaker trägt, ist sicherlich ausgewachsen, aber noch nicht unbedingt erwachsen.

Das ist etwas einseitig vor dem Hintergrund, dass die Wahl des Schuhwerks vor allem durch die Sozialisation und den bisherigen Lebensweg bedingt sein dürfte. Wer mit 16 schon rahmengenähte von den Eltern bekommt, trägt ebendiese - die dadurch stattfindende Beschäftigung mit rahmengenähten Schuhen aber ist nicht zwangsläufig dem Erwachsenwerden geschuldet.
 
Lieber Faden-Eröffner,

den vielen, gutgemeinten und wohlfundierten Ratschlägen meiner Vorgänger (siehe etwa Beethoven) ist wenig hinzuzufügen. Aber als jemand, der selbst noch nicht allzu lange "fertig" und im Berufsleben als Berater täter ist, kann ich Dir noch folgendes sagen:

Auch wenn es nur ein Spruch ist: kleide Dich nie so, wie es dem Job entspricht, den Du hast, sondern dem, den Du haben willst. Da steckt mehr Wahrheit 'drin als man denkt. Die Kunden / Mandanten, aber auch die eigenen Vorgesetzten achten sehr genau auf die Kleidung, sei es bewusst oder unbewusst, verdeckt oder offen.
Es muss kein €1000,- Oxblood Monk von John Lobb sein, um zu starten, aber mit einem (und im nächsten Monat einem zweiten) Paar guter Schuhe bist Du gut beraten. Ein qualitativ minderwärtiger Schuh vermag auch ein "gutes", stimmiges Outfit zu ruinieren. Umgekehrt kann ein hochwertiger Schuh ein ansonsten wenig überzeugendes Outfit oft noch retten. Diesen Punkt kann man nicht oft genug betonen. Irgendwelche versiegelten, vorne hochgebogenen Quadratlatschen findet man in einer Versicherung im Außendienst oder beim Mitarbeiter von O2 im Laden. Als UB solltest Du davon tunlichst absehen.

Gleiches gilt für die Krawatte. Man erkennt oft schon an der Krawatte und am Knoten, ob das Gegenüber den Anzug wie ein Kostüm und widerwillig trägt (tragen muss), oder ob jemand den Anzug und die Krawatte bewusst, mit Lust an guter Kleidung und mit Stolz (das hat nichts mit Arroganz zu tun) trägt. Denk es Dir aus der Kundenperspektive: Jemand, der viel Geld für Eure Stundensätze bezahlen will, erwartet dafür etwas; er hat ein bestimmtes Bild von einem Berater vor Aufgen. Wenn Du da mit Deiner grün-silber gestreiften Krawatte und einem "Knoten" so groß wie einem Apfel daherkommst, dann passt das nicht zu seiner Vorstellung.

Was Deine Einstiegskrawatten angeht: sie sollten so vielseitig wie möglich einsetzbar sein und gut zu Deinen Hemden und den verfügbaren Anzügen passen und mit ihnen kombinierbar sein. Das spricht m.E. eher gegen knallige Muster und Farben. Ich würde Dir daher auch zu Uni-Farbenen Krawatten, dezenten Mustern oder Regimental Stripes (siehe Shibumi raten).

Gruß

PB
 
Zwei Anmerkungen möchte ich dazu schreiben:

Auch wenn es nur ein Spruch ist: kleide Dich nie so, wie es dem Job entspricht, den Du hast, sondern dem, den Du haben willst. Da steckt mehr Wahrheit 'drin als man denkt. Die Kunden / Mandanten, aber auch die eigenen Vorgesetzten achten sehr genau auf die Kleidung, sei es bewusst oder unbewusst, verdeckt oder offen.

1. In einer Beratung wird die Kleidung "nach oben" nicht wirklich anders, lediglich (im Schnitt) teurer und hochwertiger, da die Hierarchen sich mehr leisten können, im Schnitt älter sind und aufgrund des geschäftlichen Umgangs mehr Erfahrung mit Kleidung haben. Ich würde anständige Bekleidung deshalb nicht als Karriereturbo sehen (dafür gibt es dann doch zu viele Gegenbeispiele von Leuten, die es auch in grausiger Kleidung recht weit nach oben geschafft haben), sondern als Rückenwind für das eigene Selbstvertrauen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, morgens gepflegte Schuhe und hautschmeichelnde Stoffe anzulegen. Selbst ein schlechter Tag wird dadurch zum guten Tag.

Denk es Dir aus der Kundenperspektive: Jemand, der viel Geld für Eure Stundensätze bezahlen will, erwartet dafür etwas; er hat ein bestimmtes Bild von einem Berater vor Aufgen. Wenn Du da mit Deiner grün-silber gestreiften Krawatte und einem "Knoten" so groß wie einem Apfel daherkommst, dann passt das nicht zu seiner Vorstellung.

2. Inwiefern die Kleidung einem Klischee entsprechen muss und welches Klischee das ist, hängt stark von der Ausrichtung des Beratungsunternehmens ab. Es gibt auch Mittelstands- und Implementierungsberatungen, die bewusst keinen dunkelgrauen "Business-Look" pflegen, sondern nur halb-formal daherkommen, um Pragmatismus und Mitarbeiternähe auszustrahlen. Der Apfelknoten passt grundsätzlich nicht und die grün-weiße Krawatte gehört auf den Scheiterhaufen. Aber einfach aus dem Grund, dass sie hässlich ist. Unabhängig von der Formalität gibt es nämlich schöne und hässliche Kleidungsstücke.
 
Zwei Anmerkungen möchte ich dazu schreiben:



1. In einer Beratung wird die Kleidung "nach oben" nicht wirklich anders, lediglich (im Schnitt) teurer und hochwertiger, da die Hierarchen sich mehr leisten können, im Schnitt älter sind und aufgrund des geschäftlichen Umgangs mehr Erfahrung mit Kleidung haben. Ich würde anständige Bekleidung deshalb nicht als Karriereturbo sehen (dafür gibt es dann doch zu viele Gegenbeispiele von Leuten, die es auch in grausiger Kleidung recht weit nach oben geschafft haben), sondern als Rückenwind für das eigene Selbstvertrauen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, morgens gepflegte Schuhe und hautschmeichelnde Stoffe anzulegen. Selbst ein schlechter Tag wird dadurch zum guten Tag.



2. Inwiefern die Kleidung einem Klischee entsprechen muss und welches Klischee das ist, hängt stark von der Ausrichtung des Beratungsunternehmens ab. Es gibt auch Mittelstands- und Implementierungsberatungen, die bewusst keinen dunkelgrauen "Business-Look" pflegen, sondern nur halb-formal daherkommen, um Pragmatismus und Mitarbeiternähe auszustrahlen. Der Apfelknoten passt grundsätzlich nicht und die grün-weiße Krawatte gehört auf den Scheiterhaufen. Aber einfach aus dem Grund, dass sie hässlich ist. Unabhängig von der Formalität gibt es nämlich schöne und hässliche Kleidungsstücke.

Zu 1)
Ich denke das ist die Kehrseite der gleichen Medaille. In eine Konkurrenz (sartorialer Art) zu seinen Vorgesetzten zu treten halte ich für sinnlos, da man i.d.R. nichts davon hat. Aber dieses eigene Selbstvertrauen, dass Du ansprichst, ist der Punkt. Das wird vom Gegenüber erkannt.

Zu 2)
Vielleicht kenne ich mich mit UBs nicht gut genug aus. Ich kann da nur für Wirtschaftskanzleien sprechen, in denen es zwar auch um Pragmatismus geht, aber eine gewisse Formalität der Kleidung schlicht vorausgesetzt / erwartet wird. Da wir ja auch "nur" Berater sind, hielt ich diesen Ansatz für übertragbar...

Gruß PB
 
Übrigens hat der User Mikro112 heute ein gutes Beispiel für ein Outfit gepostet, bei dem Du auch ohne farbliche und musterliche Experimente einen seriösen Gesamteindruck hinterlässt. Das einzige Manko ist, dass man eine solche Krawatte eben nicht dreimal pro Woche tragen kann, ohne dass das jemandem auffällt. Ist aber egal, denn so schlimm ist das gar nicht, wenn man Dinge mehrmals trägt. Wir sind keine Frauen, bei denen das gleich kommentiert wird.

http://forum.stilmagazin.de/showpost.php?p=422391&postcount=1614

Eine solche Krawatte in den Farben Dunkelblau, Dunkelgrün, Kupfer, Rot und Braun und Du bist für einige Monate gerüstet.
 
Auch wenn es nur ein Spruch ist: kleide Dich nie so, wie es dem Job entspricht, den Du hast, sondern dem, den Du haben willst. Da steckt mehr Wahrheit 'drin als man denkt. Die Kunden / Mandanten, aber auch die eigenen Vorgesetzten achten sehr genau auf die Kleidung, sei es bewusst oder unbewusst, verdeckt oder offen.
Deswegen bin ich hier. Den Job, den ich habe, hab ich gezeigt. Jetzt wollen wir uns zum Job bewegen, den ich haben will ;)

Ein qualitativ minderwärtiger Schuh vermag auch ein "gutes", stimmiges Outfit zu ruinieren. Umgekehrt kann ein hochwertiger Schuh ein ansonsten wenig überzeugendes Outfit oft noch retten. Diesen Punkt kann man nicht oft genug betonen. Irgendwelche versiegelten, vorne hochgebogenen Quadratlatschen findet man in einer Versicherung im Außendienst oder beim Mitarbeiter von O2 im Laden. Als UB solltest Du davon tunlichst absehen.

Gleiches gilt für die Krawatte. Man erkennt oft schon an der Krawatte und am Knoten, ob das Gegenüber den Anzug wie ein Kostüm und widerwillig trägt (tragen muss), oder ob jemand den Anzug und die Krawatte bewusst, mit Lust an guter Kleidung und mit Stolz (das hat nichts mit Arroganz zu tun) trägt. Denk es Dir aus der Kundenperspektive: Jemand, der viel Geld für Eure Stundensätze bezahlen will, erwartet dafür etwas; er hat ein bestimmtes Bild von einem Berater vor Aufgen. Wenn Du da mit Deiner grün-silber gestreiften Krawatte und einem "Knoten" so groß wie einem Apfel daherkommst, dann passt das nicht zu seiner Vorstellung.
Das heißt aber fast schon "Anzug nicht so wichtig, Schuhe und Krawatte dagegen sehr" Natürlich möchte ich nicht mit dieser Krawatte in den Job starten, deswegen bin ich hier und versuche eine bessere zu finden.

Was Deine Einstiegskrawatten angeht: sie sollten so vielseitig wie möglich einsetzbar sein und gut zu Deinen Hemden und den verfügbaren Anzügen passen und mit ihnen kombinierbar sein. Das spricht m.E. eher gegen knallige Muster und Farben. Ich würde Dir daher auch zu Uni-Farbenen Krawatten, dezenten Mustern oder Regimental Stripes (siehe Shibumi raten).
Dezente Muster oder Uni finde ich vernünftig. Ich scrolle nochmal durch den einen oder anderen Thread, um was Sinniges auszuwählen.

Der Apfelknoten passt grundsätzlich nicht und die grün-weiße Krawatte gehört auf den Scheiterhaufen. Aber einfach aus dem Grund, dass sie hässlich ist. Unabhängig von der Formalität gibt es nämlich schöne und hässliche Kleidungsstücke.
Bei meinem künftigen Arbeitgeber wird schon darauf geachtet - wie sehr, weiß ich noch nicht. Es war bisher die einzige, die ich hatte - daher hatte ich sie an. "Apfelknoten"...putzig :D

Übrigens hat der User Mikro112 heute ein gutes Beispiel für ein Outfit gepostet, bei dem Du auch ohne farbliche und musterliche Experimente einen seriösen Gesamteindruck hinterlässt.
http://forum.stilmagazin.de/showpost.php?p=422391&postcount=1614

Eine solche Krawatte in den Farben Dunkelblau, Dunkelgrün, Kupfer, Rot und Braun und Du bist für einige Monate gerüstet.
Auch wenn ich schon las, dass es "langweilig" sei: Das ist schick, ja. Deutlich schicker, als ich dachte. Wobei ich mir keine shibumi (noch nicht) kaufe.

Du sollst die Kommentare nicht wegstecken, sondern sie Dir zu Herzen nehmen.
Keine Sorge, das werde ich. Natürlich, sonst wäre ich nicht hier. Aber ein "dickes Fell" hilft hier bei dem einen oder anderen Kommentar schon. Ich habe nichts dagegen zu lernen und kann auch mit bissigen Kommentaren umgehen (auch wenn viele Leute hier diesen Ton als "wohlwollend" verstehen)
 
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