Erfahrungen mit Boxspring Betten

Was war eigentlich vor 50 Jahren der Standard in der Bettenbranche. Aus meiner Kindheit (nein, nicht vor 50 Jahren) kann ich mich nur an Drahtfederrahmen mit sehr fest gepolsterten, kaum elastischen , gern auch 3-teiligen Matratze. Aber das war auch in der Zone, wir hatten ja nichts...

Trotzdem habe ich das Gefühl, daß heute viel Voodoo mit dem Thema betrieben wird. Jahrhundertelang haben die Menschen auch gut geschlafen, aber auf einmal braucht man zum Kauf eines Bettes einen Docktor in Physik, ein Biologiestudium und eine Kassenärztliche Zulassung.
Ich schlafe ganz spartanisch auf einer 0815 Kaltschaummatratze auf einer Spanplatte. Das funktioniert für mich ganz gut, ich hatte aber auch die letzten 20 Jahre nichts anderes.
Wenn ich unterwegs bin, bei Freunden oder in Hotels, schlafe ich auch nicht besser.

Ach ja: Ommas Federkernmatratze. Da konnte man so schön drauf hopsen und wenn einem nach 25 Jahren Benutzung die Drahtfeder in den Hintern piekste, drehte man das Teil einfach um. Schön war die Zeit. Und Opa brauchte sowieso kein Bett. Er hat schon auf dem Westfeldzug in der Ackerfurche am besten geschlafen, erzählte er immer. Gelobt sei, was hart macht.

Mal im Ernst: Wieso sollte ausgerechnet beim Thema Schlaf der Fortschritt und die Forschung ausgeblendet werden? Ich halte Schlafmedizin für ein immer wichtiger werdendes Thema, wenn ich mir die steigende Anzahl der "Zivilisationskranken" anschaue. Wenn ich gut und ergonomisch richtig schlafe, habe ich eine geringere Gefahr hinsichtlich Rückenerkrankungen, Burn-Outs etc. Und als Allergiker bin ich mit einem aktuellen Bett um Welten besser bedient als mit Ommas Milbenhauptquartier.
 
Ich bin mir fast sicher, dass Omma das beste Bett kaufte, das bezahlbar war. Und mit übertriebener Askese assoziiere ich das auch nicht.
Die Federn waren unter der Matratze, die Matratze selbst war recht homnogen im Aufbau, ohne Zonen oder ähnliches. Ich glaube, es waren irgendwelche Naturfasern, sicher bin ich jedoch nicht.

Bekleidungsmäßig sind hier viele auf dem "früher war alles besser" Trip. Ich bin halt schon länger am überlegen, ob eine einfache (aber gut verarbeitete) Lösung der Matratzenfrage nicht auch Vorteile gegenüber hochkomplexen HiTech-Systemen hat. Wenn ich höre, dass irgendjemand mein Bett erst genau einstellen muß, dann habe ich dabei einfach ein komisches Gefühl. Hopsende Kinder habe ich übrigens auch, und ab und zu gibt es auch andere dynamische Belastungen. Ich sehe ein Bett eigentlich als Allrounder, nicht als hochspezialisiertes System.
 
Vielen Dank an alle, hätte gar nicht gedacht das so viel kommt. Speziell Dir, Nordlicht, ganz lieben Dank für die wirklich umfangreichen Ausführungen. Ich habe mich jetzt Boxspring-technisch beraten lassen und komme zum gleichen Ergebnis wie Nordlicht. Unter 5.000 € geht wenig. Dann ist es aber auch ein in Europa hergestelltes Bett mit einem tollen Möbelstoff und umfangreicher Garantie. Interessanterweise ist das gleiche Bett in gleicher Spezifikation in Holland etwa 1.000 € günstiger.
Momentan läuft das ganze auf die Firma "Jensen" aus Dänemark aus.

Selbstverständlich spielt bei mir auch die Optik der Betten eine Rolle, so ein Boxspring sieht einfach gut aus, eher wie ein Möbelstück. Die Matratze gab es in 4 Härtegraden, den sog. Topper ebenfalls in verschiedenen Versionen, hier tendiere ich momentan zu Latex.
 
...Ich bin halt schon länger am überlegen, ob eine einfache (aber gut verarbeitete) Lösung der Matratzenfrage nicht auch Vorteile gegenüber hochkomplexen HiTech-Systemen hat. ...
...

Na ja "HiTech" ... wenn man sich mal bei der genannten Firma Jensen den Aufbau anschaut dann stellt man eigentlich fest das da 2 x die "Oma" Lösung + 1 Latex übereinander liegt. Sicher mit guten Materialien und sehr stark auf Durchlüftung optimiert aber sooo viel anders ist da nichts.
 
... Bekleidungsmäßig sind hier viele auf dem "früher war alles besser" Trip. Ich bin halt schon länger am überlegen, ob eine einfache (aber gut verarbeitete) Lösung der Matratzenfrage nicht auch Vorteile gegenüber hochkomplexen HiTech-Systemen hat. ...
Aber sicher.

Meiner Ansicht nach wird der Verbraucher mit dem Schaumstoffmatratzenzeug von der Industrie veräppelt. Metall federt einfach besser und dauerhafter als jeder Kunststoffschaum - ist aber teuerer. Daher wurde Metall markingmäßig verpönt und niemand will heute mehr Metall im Bett haben.

Es gibt kaum eine Branche, wo die Meinungen über das was gut und schlecht ist, so außeinander gehen, wie in der Bettenbranche:
a.) Der eine steht auf Naturdaune, weil sie Allergien vorbeugt. Der andere will sie nicht, weil sie Allergien verursacht.
b.) Der eine steht auf Schaumstoffmatratzen, weil sie besser Feuchtigkeit transportieren. Der andere lehnt Schaumstoffmatratzen hab, weil sie sich mit Feuchtigkeit wie ein Schwamm vollziehen und sich Schimmel bildet.
c.) Der eine will Metall in der Matratze haben, weil es Strahlung abschirmt. Der Andere will auf gar keinen Fall auf Metall pennen.
d.) Der eine will einen Motorlattenrost haben, der andere hat Angst vor der elektromagnetischen Strahlung der dafür notwendigen Motoren und Leitungen.
e.) Der eine meint, nur auf einer 7 Zonenmatraze schlafen zu können. Der andere nimmt lieber eine Matratze ohne Zonen, um nicht falsch zwischen den Zonen zu liegen.

Was mich wundert:
Komischerweise basiert sowohl das "teuerste Bett der Welt" als auch die günstige relativ gut getestete Ikea-Matratze auf Federkern und beide haben keine "Zonen".

... Ich sehe ein Bett eigentlich als Allrounder, nicht als hochspezialisiertes System.
Ja, wer bleibt denn Nachts schon genau passend in den für Ihn angepaßten 7 Zonen liegen? Nicht auszudenken was passiert, wenn der Hintern aus versehen von Zone fünf in Zone sex rutscht!

Ferner habe ich gehört, das Frauen genau anders herum auf der 8 Zonen-Matratze liegen müssen, wie Männer, da anatomisch anders geformt.

LG
Günter
 
Ich bin mir fast sicher, dass Omma das beste Bett kaufte, das bezahlbar war. Und mit übertriebener Askese assoziiere ich das auch nicht.
Die Federn waren unter der Matratze, die Matratze selbst war recht homnogen im Aufbau, ohne Zonen oder ähnliches. Ich glaube, es waren irgendwelche Naturfasern, sicher bin ich jedoch nicht.

Bekleidungsmäßig sind hier viele auf dem "früher war alles besser" Trip. Ich bin halt schon länger am überlegen, ob eine einfache (aber gut verarbeitete) Lösung der Matratzenfrage nicht auch Vorteile gegenüber hochkomplexen HiTech-Systemen hat. Wenn ich höre, dass irgendjemand mein Bett erst genau einstellen muß, dann habe ich dabei einfach ein komisches Gefühl. Hopsende Kinder habe ich übrigens auch, und ab und zu gibt es auch andere dynamische Belastungen. Ich sehe ein Bett eigentlich als Allrounder, nicht als hochspezialisiertes System.

Ich verstehe Deinen Gedankengang schon und bin auch bei vielen Dingen der Auffassung, dass Einfachheit -verbunden mit solider Verarbeitung- sowohl ästhetisch als auch funktional ein Gewinn ist.

Ein moderner Lattenrost ist komplex im Aufbau und in gewisser Weise auch Hi-Tech, er verlangt vom Konsumenten sowohl beim Kauf als auch bei der Benutzung jedoch keine erweiterten Kenntnisse oder ständige Beschäftigung, sofern ein kundiger Fachverkäufer bei der Auswahl und Einstellung hilft.

Ein Bett als "Allrounder" sehe ich im Hotelbereich, bei Gästebetten etc. Wenn ich aber die Möglichkeit habe, mein eigenes Bett individuell und genau einstellen zu lassen, dann mache ich das auch und geniesse die Vorteile und den erweiterten Komfort. Eine Korrekturbrille oder Zahnersatz wird ja auch individuell angepasst und hält dann -wie im Idealfall das Bett- über Jahre.
 
Hmm... wenn hier Betten für 1k als Sperrmüllreif bezeichnet werden, frage ich mich schon, wie ich überhaupt noch lebe bei meinem 200€ Ikea-Bett. ...
Bei der Bundeswehr habe ich auch relativ gut in sehr einfachen Metallbetten geschlafen.

Insgesamt habe ich bei Betten den Eindruck, dass aus Marketinggründen sehr viel unverantwortlich verschlimmbessert wird. Der volkswirtschaftliche Schaden durch "falsche" und "zu teuere" Betten sowie Wasserbetten sollte mal im Rahmen von Doktorarbeiten ermittelt werden.
 
sowie Wasserbetten?

Mal über längere Zeit auf einem geschlafen und schlechte Erfahrung gemacht?

...hat wohl hartes, kalkhaltiges Wasser drin gehabt. Musse weiches Wasser nehmen!

Im Ernst, ich bin zwar seit 7 Jahren Anhänger der Wasserbettfraktion, aber alles, was Nordlicht hier ausgeführt hat, kann ich nur unterstreichen.
Nur der Rundumschlag gegen die Stiftung war noch nicht hart genug, wie wohl jeder bestätigt, der einmal die Testberichte untersucht, die in sein Fachgebiet fallen.

Und dafür zahlen wir Steuergelder.
 
Meiner Ansicht nach wird der Verbraucher mit dem Schaumstoffmatratzenzeug von der Industrie veräppelt. Metall federt einfach besser und dauerhafter als jeder Kunststoffschaum - ist aber teuerer. Daher wurde Metall markingmäßig verpönt und niemand will heute mehr Metall im Bett haben.

Bei der Diskussion über Federkernmatratzen sind wir vor geraumer Zeit ja schon mal "aneinandergerasselt", was von mir aber gar nicht so bös gemeint war und was ja auch abgehakt ist. Lass uns Argumente tauschen: Es geht nicht darum, dass das Bett (zurück)federt - es geht um eine Punktelastizität und dadurch um eine Stabilisierung der Wirbelsäule und Schlafkomfort. Ein gutes Fußbett beispielsweise federt ja auch nicht, sondern nimmt den Fuß auf und stabilisiert ihn in seiner natürlichen Form. Dieses leistet die Schaummatratze nicht alleine, sondern in Verbindung mit dem Lattenrost - dafür dann aber besser, punktgenauer und präziser als Metallfedern. Ich kenne die Kalkulationen der Hersteller relativ gut und schließe absolut aus, dass eine hochwertige, hier produzierte (Natur)kaltschaummatratze mit einem hohen Raumgewicht billiger zu produzieren ist als eine Federkernmatratze. Belegt wird das ja auch dadurch, dass die Billigstmatratzen in den Discountern i.d.R. noch Federkernmatratzen sind. Beim schwedischen Möbelriesen kostet eine Federkernmatratze ab 89 Euro, eine Schaummatratze ab 140 Euro. Somit kann das mit dem auf den Kunden umgelegten Preisunterschied nicht ganz hinhauen. Ob Metall im Bett jetzt schädlich ist, darüber kann man diskutieren, das ist tatsächlich auch eine Glaubensfrage. Viele wollen das einfach nicht und ich kann das nachvollziehen.

a.) Der eine steht auf Naturdaune, weil sie Allergien vorbeugt. Der andere will sie nicht, weil sie Allergien verursacht.

Da geht es weniger darum, worauf man "steht", sondern was die tatsächlichen Bedürfnisse sind. Der eine hat halt eine Allergie, der andere nicht. Daunen verursachen zudem in den wenigsten Fällen eine Allergie, sondern die Milben, die sich in Naturprodukten ansiedeln können - genauer gesagt deren Ausscheidungen.

b.) Der eine steht auf Schaumstoffmatratzen, weil sie besser Feuchtigkeit transportieren. Der andere lehnt Schaumstoffmatratzen hab, weil sie sich mit Feuchtigkeit wie ein Schwamm vollziehen und sich Schimmel bildet.

Gute Matratzen nehmen nachts Feuchtigkeit in den Kern auf und geben sie tagsüber sukzessive ab. Der Schläfer hört außerdem nicht auf zu transpirieren, weil er auf einer Federkernmatratze liegt... Auch hier muss Feuchtigkeit aufgenommen und wieder abgegeben werden.

d.) Der eine will einen Motorlattenrost haben, der andere hat Angst vor der elektromagnetischen Strahlung der dafür notwendigen Motoren und Leitungen.

Bei Billigmotorrahmen ist dieser Gedanke berechtigt. Hochwertige Motorrahmen haben eine Netzfreischaltung und wenn sie nicht bedient werden, existiert auch kein Stromkreis.

e.) Der eine meint, nur auf einer 7 Zonenmatraze schlafen zu können. Der andere nimmt lieber eine Matratze ohne Zonen, um nicht falsch zwischen den Zonen zu liegen.

Das ist tatsächlich Marketingquatsch. Die Anzahl der Zonen sagt nichts über die Qualität der Matratze aus und je ramschiger der Hersteller ist, desto plakativer wird oftmals mit den Zonen oder mit Attributen wie "Sommer- und Winterseite" geworben.

Was mich wundert:
Komischerweise basiert sowohl das "teuerste Bett der Welt" als auch die günstige relativ gut getestete Ikea-Matratze auf Federkern und beide haben keine "Zonen".
Ein Boxspringbett ist im Prinzip auch ein Federkern, das Konzept ist aber völlig anders. Trotzdem hat das Bett mit dem Ikea-Teil nix zu tun und man könnte auch sagen, dass sich der Trabi und eine S-Klasse ähneln, weil beide auf dem Prinzip des Verbrennungsmotor basieren und ein Stufenheck haben.
 
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