Erfahrungen mit Boxspring Betten

Stiftung Warentest und Boxspring-Betten

Zur Stiftung Warentest: Auf den Testsieger-Matratzen habe ich nie gut gelegen; und auch vielen anderen Testergebnissen stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Trotzdem schätze ich das Heft, weil es den träumerischen Nebel verbläst, der so manches Produkt umhüllt, und mich davor bewahrt, mich allzusehr von irrationalen Schwärmereien hinreißen zu lassen. Im besten Falle verhält es sich mit der Lektüre wie mit einer gut geschrieben Filmkritik: Ich muss die Meinung nicht teilen, um den Text Gewinn bringend lesen zu können. Aber ich kann die Resultate vor dem Hintergrund der Testverfahren im Sinne meiner persönlichen Anforderungen und Vorlieben interpretieren. Im schlechtesten Falle ist ein Test schlicht nutzlos. Ich denke da an einen unlängst veröffentlichten Badeschaumtest. Das Resultat in Kürze: Die überwiegende Mehrzahl der Probanden fühlte sich mit den Produkten wohl; die kostspieligeren Produkte eignen sich aufgrund der hübschen Verpackung auch als Geschenk.

Zur psychologischen Wirkung von Boxspring-Betten: Die schiere Dicke löst bei mir unwohle Gedanken an eingeschlossene Feuchtigkeit und im Laufe der Jahre gärende Verunreinigungen aus. Wohlgemerkt: keine wissenschaftlich fundierte Einschätzung, sondern nur eine gefühlsmäßige Reaktion auf die Erscheinungsform.
 
Hmm... wenn hier Betten für 1k als Sperrmüllreif bezeichnet werden, frage ich mich schon, wie ich überhaupt noch lebe bei meinem 200€ Ikea-Bett.

Und wie ist das bei Horden von Japanern, die auf Futons schlafen?

Ernst gemeinte Fragen. Wie groß ist der Anteil von Jugend, Fitness und geringer Körperdichte am Schlafkomfort?
 
@Sander

Die Bemerkung war in Bezug auf Boxspringbetten gemeint. Für 1k bekommst Du schon ein vernünftiges System aus Lattenrost und Matratze. Ein Boxspring nicht. Das ist m.E. ähnlich wie bei Anzügen. Wenn Du nur 400 Euro in der Tasche hast, bekommst Du vielleicht schon einen akzeptablen und tageslichttauglichen RTW-Anzug - aber keinen "Maßanzug", der den an diesen Begriff gestellten Qualitätserwartungen auch gerecht wird.

Dass Du auf Deinem Ikea-Teil gut liegen kannst, glaube ich Dir sogar. Ich konnte auf Wehrübungen auch immer super auf dem Feldbett pennen und theoretisch kann ich auch ne Nacht im Schlafsack auf dem Fußboden knacken. Aber ich unterstelle jetzt mal, dass wir beide sportlich, fit und noch relativ jung sind. Ein gutes Bett ist aber nicht nur etwas für gehandicapte oder rückengeschädigte Personen, sondern es ist die beste Prävention. Ich vergleiche das immer mit Zähnen. Wieso putzen und zum Zahnarzt gehen? Ich habe doch momentan prima Zähne...

Ein sportlicher, fitter und robuster Mensch kompensiert natürlich ein fehlerhaftes Bett. Aber mit dieser Begründung wären für diesen Menschen auch Schuhe mit akzentuiertem Fußbett oder ein wertiger Bürostuhl "sinnlos" und überteuert. Was die Japaner angeht: Der spartanische Futon ist mittlerweile auch etwas wie ein Klischee. Tatsächlich importiert Japan massenhaft Qualitäts(schlaf)möbel aus Deutschland, was ich aus eigenster Erfahrung bestätigen kann.


Zur psychologischen Wirkung von Boxspring-Betten: Die schiere Dicke löst bei mir unwohle Gedanken an eingeschlossene Feuchtigkeit und im Laufe der Jahre gärende Verunreinigungen aus. Wohlgemerkt: keine wissenschaftlich fundierte Einschätzung, sondern nur eine gefühlsmäßige Reaktion auf die Erscheinungsform.


Interessanter Punkt. Und da sind wir auch wieder beim Thema Preis. Von außen sehe ich nicht, welche Materialien in einem Bett sind. Bei hochpreisigen Boxspringbetten wird neben anderen natürlichen Materialien hochwertiges Pferdehaar verwendet, welches gute klimatische Eigenschaften hat und Feuchtigkeit ausleiten kann. Oder hast Du schon mal ein Pferd gesehen, welches dauerhaft nass bleibt? Aber das bekommt man halt nicht mal eben für ein paar Euro.
 
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Noch ein kurzer Nachtrag zum Thema Discounter-Matratze. Es ist doch wohl jedem klar, dass so ein Teil bei dem Preis nicht hier vor der Haustür gefertigt wird. Ich umfahre jetzt mal einfach die Punkte "Nachhaltigkeit" und "Produktionsbedingungen", die hier im Forum schon oft diskutiert wurden, sondern sehe das aus einer eher egoistischen Perspektive:

Möchte ich auf einer Matratze liegen, die dafür konzipiert ist, Feuchtigkeit aufzunehmen und auch wieder abzugeben - und dann über Wochen in einem mit Schimmelschutz begasten Container über die Weltmeere geschippert ist?

Es geht hier nicht um Grenzwerte oder DIN-Normen, die eingehalten werden müssen, sonst dürften die Dinger nicht verkauft werden. Es geht um das eigene Qualitätsempfinden. Schnupper mal im Möbeldiscount an einer neuen Matratze... Wenn ich an einer der Matratzen rieche, die ich gerne empfehle und die in Deutschland zu anständigen Bedingungen produziert werden, rieche ich nullkommanix. Dass die dann aber preislich nicht mithalten kann, ist auch klar.
 
Was würdest du denn am unteren Ende der Preisskala empfehlen?

Kommt auf die Größe drauf an. Ich unterstelle anhand der von Dir geposteten Fotos mal, dass Du ein etwas größerer Typ bist. Ein 2,20 langes Bett wäre da zu überlegen. Ebenso verhält es sich bei der Breite - auch 1,40m ist noch eine Singlegröße. Es kommt immer auf den eigenen Platzbedarf aber auch auf die Stellmöglichkeiten an.

Zu den Firmen:
Everflex Matratze und Innova-Rahmen, natürlich individuell angepasst. Damit hat man schon ein richtig vernünftiges System und bleibt unter/an/knapp über der 1k-Schallmauer.

Vielleicht steige ich bald von Doppel- auf Einzelbett um.

Niemals die Hoffnung aufgeben... :cool:
 
Ob das Schramm Bett, dass wir seit ein paar Jahren im Schlafzimmer haben, ein BoxSpringBett ist, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es ein wunderbares Bett ist, das es spielend mit den Betten in den besten Hotels der Welt aufnimmt. Es ist unser "Schwebebett", das Möbel, das wir letzten Endes am häufigsten nutzen. Ja, es war teuer, aber es war jeden Cent wert.
Gruß, Ernst
 
... Von viskoelastischen Auflagen, Kissen und/oder Matratzen würde ich aber prinzipiell abraten. Die Werbung hört sich toll an ("für die Raumfahrt entwickelt..."), verschweigt aber, dass ein viskoelastischer Schaum niemals "in Echtzeit" nachgibt, sondern immer eine -wenn auch geringe- Latenz aufweist.
...
Stimmt, ist aber kein Problem. Zumindest bei 4 cm. nicht.

... Ein nicht geringer Teil der Kunden berichtet dann von Verspannungen und einem schlechteren Schlafkomfort, weil der Körper im Schlaf immer gegen einen Widerstand arbeitet. Viskoelastischer Schaum funktioniert auch immer nur in einem sehr begrenzten Temperaturfenster und Kunden, die im Winter z.B. bei offenem Fenster schlafen, berichten von harten, unkomfortablen Unterlagen, die sich erst langsam durch die Körperwärme dann anpassen. ...
Darstellung halte ich für mehr als übertrieben.

Bei einer nur 4 cm dicken Auflage entsteht im übrigen auch nicht der Effekt, dass man sich festliegt, bzw. das nennenswerte Widerstände beim drehen auftreten.

... Dazu kommt der niedrige Preis. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist ein solches Teil in Fernost gefertigt worden und ich persönlich hätte wenig Ambitionen, täglich 8 Stunden mit dem Körper auf einem Schaumstoffteil aus was-weiß-ich zu nächtigen. ...
Ich glaube nicht, dass die aus Fernost kommen. Warum sollte man ein Produkt, dass kaum Lohnkosten hat und vom Volumen her releativ groß ist, in Fernost fertigen? Der Transport kostet doch wesentlich mehr als irgendwelche möglichen Einsparungen.

Ferner liefert der Hersteller innerhalb von wenigen Tagen. Bei der Auflagenvielfalt, die bei Amazon angeboten wird (wenn ich richtig gesehen habe: 4 Stärken x 8 Breiten x 4 Längen) gehe ich von einer auftragsbezogenen Fertigung aus, wo die gewünschte Auflage/Matratze in einem Arbeitsgang gefertigt, mit Stoff bezogen,verpackt und versand wird.

... Ich zitiere mal aus einer der Amazon-Kundenbewertungen "Der Gestank des Produktes treibt einem allerdings die Tränen in die Augen." ...
Konnte ich nicht feststellen. Ich habe die Auflage ausgepackt, roch wenig bzw. nicht so, wie ich es auf Grund er Amazon-Schilderung vermutet hätte. Dann über den Balkon gehongen und nach 2 Stunden mal gewendet. Roch abends überhaupt nicht mehr.

Ferner riechen alle Schaumstoffe und haben Kunststoffausdünstungen. Das eine bestimmter Kunststoff stärker riecht, heißt meiner Kenntnis nach nicht, dass er gefährlicher ist. Eher umgekehrt. Deiner Argumentation folgend, dürfte man überhaupt keine Matratzen mit Schaumstoffanteil kaufen und auch keine Outdoorjacken usw. tragen.

... Bei einem viskoelastischen Produkt zahlt der Kunde den höchsten Aufpreis für Marge, Werbung und Entwicklung. Das Teil selber ist billigst herzustellen. ...
... weil es vollautomatisch gefertigt wird. Sorry, es war eine 4 cm Visco-Auflage für deutlich weniger als 100 €. Keine MarkenViscomatratze für 1.000 € und mehr.

Wenn ich mich recht aus einer früheren Diskussion entsinne, bis Du lieber "Nordlicht" selbst in der Bettenbranche tätig und daher wenig neutral. Du hast in vielen Sachen recht, übertreibst aber an manchen Stellen aus geschäftlichen Gründen. "Stiftung Warentest" mag zwar oft das Problem haben, dass der Preis zu stark in die Wertung einfließt und die Aussage zum Produkt selbst zu sehr in den Hintergrund tritt. Fehlenden Sachverstand würde ich denen aber nicht unterstellen wollen, da die für die Matratzentests immer neutrale Fachleute und Institute aus der Branche hinzuziehen.

Grüße
Günter
 
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Lieber Günter,

zur Auflage: In der Tat habe ich beim Thema "viskoelastisch" eher Komplettmatratzen oder Kissen einschlägiger Hersteller im Kopf, die ich gut kenne und m.E. auch gut beurteilen kann. Die konkrete Auflage kenne ich nicht und kann mir nur bedingt ein Bild anhand des Verkaufspreises, der Werbeversprechungen und der Kundenbeurteilungen machen. Es mag sein, dass ich damit dem konkreten Produkt nicht gerecht werde und damit will ich es dann auch belassen. Ich für meinen Teil würde mir sowas nicht kaufen aber das ist natürlich jedem selbst überlassen.

Ohne das Thema "Ausdünstungen" etc. jetzt überstrapazieren zu wollen. Nicht alle Schaumstoffe dünsten aus und/oder riechen. Ferner gibt es auch Matratzen, die teilweise oder ganz aus Naturschaum bestehen. Der Vergleich mit der Outdoorjacke ist legitim - meines Erachtens gibt es trotzdem aber einen Unterschied ob ich täglich 8 Stunden pro Nacht auf einer Matratze schlafe oder ein Kleidungsstück draußen ein paar Stunden trage.

Die Feststellung, dass ich in der Bettenbranche tätig bin, ist nur ganz bedingt richtig. Familiär habe ich seit über drei Jahrzehnten Einblick in die Branche, kenne diverse Unternehmen und Unternehmer und bin für einen auch im kleinen Rahmen im Bereich IT, SEO und Internetkommunikation tätig (wohlgemerkt: keine der bisher oder im folgenden genannten Firmen). Ich verkaufe aber keine Betten, verdiene -leider- auch keinen Cent durch meine persönlichen Einschätzungen und verliere auch keinen Cent, weil jemand beim Discounter kauft. Trotzdem maße ich mir ein Urteil an, da ich viele Produkte auch selber habe und diese testen kann. Ein grundsätzliches Interesse am Bett und gesundem Schlaf teilen wir beide ja und ich bin in gewisser Weise beim Thema Bett auch pingelig - ähnlich wie ich es bei den Themen Kleidung, Schuhe und Essen bin. Deshalb lese ich auch gerne das Stilmagazin und weniger schnaeppchenrakete24.

Thema Stiftung Warentest: Ich will Dir anhand eines Beispiels begründen, warum ich die Tests teilweise für praxisfern und mangelhaft halte. Ich hab den aktuellen Matratzentest gerade nicht vorliegen, deshalb rekapituliere ich aus der Erinnerung:

Getestet wurde u.a. eine Matratze von Lattoflex (wie gesagt, ich kenne die Firma, stehe da aber nicht auf der Lohnliste - ich bin von der Qualität einfach überzeugt). Das Ergebnis fiel im Vergleich zu billigeren Mitbewerbern bescheiden aus. Nun macht aber die Stiftung Warentest seit Jahren folgendes: Sie teilt ein System aus Matratze und Lattenrost, welches als System entwickelt wurde und welches auch nur als System die volle Leistungsfähigkeit entfalten kann, in Einzelkomponenten auf und bewertet diese. Die Stiftung argumentiert, dass ein (Test)käufer ja die Komponenten einzeln kaufen könne. Dieses ist prinzipiell richtig aber bei einem Bettsystem handelt es sich nicht um einen cash&carry-Artikel, den man sich eben in den Einkaufswagen packt. Eine individuelle Vermessung, Beratung und Einstellung ist notwendig und kein Fachverkäufer dieser Republik würde einem Kunden die Komponenten einzeln verkaufen ohne darauf hinzuweisen, dass Lattoflex nur im System seine Leistungsfähigkeit entfaltet und dann auch vielen anderen Lösungen überlegen ist.

Hinzu kommt, dass diese Firma mehrere Matratzen im Portfolio hat, welche auf spezielle Zielgruppen zugeschnitten sind (Gewicht, Körperbau, Lordose etc. spielen da eine Rolle). Ein identisches System kann also für einen bestimmten Nutzer optimal sein - für einen anderen jedoch schlecht. Die Stiftung geht hier von einem "Durchschnittsmenschen" aus. Mit dieser Argumentation könnte ich auch vertreten, dass der neue 911er ein mieses Auto ist, weil die Durchschnittsfamilie ihre 1,3 Kinder nicht reinbekommt. Auch hier ist in der Realität der Fachverkäufer gefragt, der dem Kunden sein individuelles Bett anpasst. Die Vorstellung vom 95-Prozent-Menschen, der sich seine Matratze aus dem Regal zieht und an die Kasse geht ist praxisfern.

Es gibt noch weitere Kritikpunkte, die ich hier nicht in epischer Breite ausdehnen möchte. Die Stiftung geht beispielsweise von einem standartisierten Härtegrad aus und bemängelt, wenn seitens der Hersteller scheinbar von dieser Klassifizierung abgewichen wird. Tatsächlich wurde eine Din-Norm ausgearbeitet, bis zum heutigen Tag hat jedoch noch kein Hersteller diese Norm übernommen und ein herstellerübergreifender Vergleich der internen Härtegrade ist somit nicht zielführend. Auch Prüfpunkte wie "Werbeversprechen" oder "Verpackung", die in den letzten Jahren prozentual in die Bewertung einflossen, haben für den Kunden in der Praxis keinerlei Aussagekraft. Wenn ein Bettsystem geliefert wird, wird es aufgebaut, eingestellt und die Verpackung wird mitgenommen und fachgerecht entsorgt. Wieso sollte das für mich als Kunden ein gewichtiges Kriterium sein? Die Liste liesse sich fortsetzen aber das soll es erstmal gewesen sein...
 
Was war eigentlich vor 50 Jahren der Standard in der Bettenbranche. Aus meiner Kindheit (nein, nicht vor 50 Jahren) kann ich mich nur an Drahtfederrahmen mit sehr fest gepolsterten, kaum elastischen , gern auch 3-teiligen Matratze. Aber das war auch in der Zone, wir hatten ja nichts...

Trotzdem habe ich das Gefühl, daß heute viel Voodoo mit dem Thema betrieben wird. Jahrhundertelang haben die Menschen auch gut geschlafen, aber auf einmal braucht man zum Kauf eines Bettes einen Docktor in Physik, ein Biologiestudium und eine Kassenärztliche Zulassung.
Ich schlafe ganz spartanisch auf einer 0815 Kaltschaummatratze auf einer Spanplatte. Das funktioniert für mich ganz gut, ich hatte aber auch die letzten 20 Jahre nichts anderes.
Wenn ich unterwegs bin, bei Freunden oder in Hotels, schlafe ich auch nicht besser.
 
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