Ein Tip für Einsteiger in gehobenes Schuhwerk

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Aber sind die Schuhe dann wirklich ihr Geld wert, wenn du sie max. 6 Monate im Jahr tragen kannst? Wenn Schuhe 700€ kosten, würde ich mir zumindest erwarten, dass sie abgesehen von tiefem Winter sämtliche Klimas aushalten. Ich hätte schlicht nicht das Geld, meine Schuhe nach Jahreszeiten zu sortieren.

Auf dem oberen Foto ist der eine Schuh noch nicht gefinished, ihm fehlten da noch ein paar Streicheleinheiten.

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Diese hier haben ungefähr 500 Tragetage in den letzten 10 Jahren sommers wie winters bis zur Neubesohlung überstanden und
wenn man sie zart streichelt, dann verschwinden sogar die Gehfalten ganz ohne eingelegte Schuhspanner.
Zugegeben, den linken Schuh (auf dem Foto rechts) habe ich ganz besonders zart behandelt - dadurch hat er sich wieder gut geglättet.
Der andere, also der für den rechten Fuß, ist aber noch etwas böse mit mir, da ein Schrank sich auf seiner Spitze nieder ließ.
Beide sind jetzt Chamäleon - je nach Licht und Sonnenstand wechseln die zwei ihre Farbe von Dunkel- bis Rostbraun.
 
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So wie ich es sehe, ist es auch bei Shell Cordovan der Narbenspalt, nur hier die Fleischseite, dass eigentlich unten ist wird so lange bearbeitet bis das eigentlich Rauhe Leder feines Glattleder ist.
Ach bei Shell Cordovan haben wir Spaltleder an den Füßen!

Also muss sich einer überhaupt nicht so echauffieren wir hätten nur billiges Spaltleder, hat er auch. :p
Ich weiß nur nicht ob er es schon vorher wusste und hier nur beabsichtigt so tut oder nicht.

Jedenfalls ist mal wieder alles ganz normal.:D
 
Jedes Oberleder vom rind ist ein spalt. Ansonsten wäre es mindestens 4mm dick :) die frage ist halt ob ober- (narben-) oder unter- (fleischspalt).

Auch beim narbenspalt wird die oberste hautschicht (epidermes) (ja das geschieht immer, auch bei full grain ledern) entfernt, da diese zu viele fehler hat, von der Struktur her zu unregeläßig ist und eine unvorteilhafte faserstruktur hat)

Narbenspalt ist grundsätzlich hochwertiger, da in den oberen schichten der Lederhaut (corium) das fasergefüge am dichtesten ist.

Je nach Qualität wird das leder dann weiterverarbeitet. Das beste wird zu anilingefärbtem glattleder (offenporig) verarbeitet, danach kommt glattleder mit Deckfarbe, danach corrected grain (die farbe ist im gründe ne dicke plastikschicht, in die en künstlicher narben geprägt wird). Das letzte verfahren kann man auch benutzen um aus einem fleischspalt ein pseudo glattleder zu machen.
Bei Nubuk wird die oberste schicht angeschliffen, das macht man in der regel bei höuten die leichte oberflächenfehler haben. Das leder kann von der Struktur her trotzdem hervorragende Qualität haben.
Velourleder ist in der regel die Oberseite des fleischspaltes. Hier ist die faserstruktur am schlechtesten. Sehr hochwertige Velourleder haben die Unterseite des narbenspaltes nach aussen, der narben ist intakt und liegt nach innen.

Der ledereinkauf ist eine Sache für sich. Es baucht viel Erfahrung um eine gute haut von einer schlechten zu unterscheiden. Das gilt insbesondere seit die besten Gerbereien in Frankreich von verschiedenen luxusmarken aufgekauft wurden und nur noch für alte Stammkunden und den Eigenbedarf produzieren.
Hinzu kommt eine enorme Verteuerung der Rohware. 2011 oder 12 hat sich der rohhautpreis mal wacker verdoppelt und seit dem ist er insgesamt weiter gestiegen. Dieser preissprung wurde bis heute icht mal annähernd an den kunde weitergegeben. Allerdings wird eben auch vermehrt leder in niedrigerer Qualität verwendet.
 
Musstest du wirklich einen Beitrag mit Inhalt schreiben? Jetzt muss ich mir nachher Gedanken machen, was ich mit dem mache, wenn ich den ganzen Mist lösche.
 
Sorry... Dachte ab und an tut etwas gehalt dem forum gut ;)

Ich kopier ihn einfach noch in meinen thread rein, dann kannst du ihn hier mitlöschen
 
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Um mal auf den Ausgangspost zurückzukommen: Beide Wege funktionieren natürlich. Wenn man sich in die Hände eines Fachmannes begibt, um sich Schuhe anfertigen zu lassen, dann entbindet das einen meiner Einschätzung nach jedoch nicht davon sich vorher schlau zu machen. Dass da dann jedoch ein Paar Schuhe bei rauskommt, das nicht nur passt, sondern auch gefällt das braucht Expertise auf Käuferseite.

Beim Maßanzug vom Schneider ist es nicht anders, habe ich wenig Ahnung oder illusorische Vorstellungen wird das Ergebnis nicht dem entsprechen was ich mir vorgestellt habe. Das Lehrgeld ist dabei immer noch ein Vielfaches von dem was man i.d.R. mit ein paar (Fehl)käufen in Online Shops oder ebay anhäuft.
 
Wenn man zu einem echten Maßschneider geht, der sein Handwerk beherrscht, was man immer voraussetzen muss, statt zu einem, der nur meint er wäre jetzt Maßschneider, weil er ein paar Anzüge hat machen lassen, dann ist nicht zuletzt eine Frage der Handwerkerehre, die es tatsächlich gibt, seinen Kunden den optimal sitzenden Anzug nach deren Wünschen auf den Leib zu schneidern, denn irgendwoher muss ein Maßschneider ja schließlich seine ausgezeichnete Reputation her haben.

Bei Schuhen, zumindest bei denen über die ich geschrieben habe, und von Maßschuhen war dabei noch nicht die Rede sondern von Serienschuhen, ist es ganz anders.
Dort stehen die Schuhmodelle im Regal, manchmal oder öfters, je nach Schuhmacher und Werkstatt, sogar in verschiedenen Größen.

Der Kunde sollte jedoch nicht zu blöd sein sich ein Modell, das ihm gefällt, auszusuchen!
Das schon mal vorausgesetzt, dann kann er seinen Wunschschuh eventuell direkt anprobieren oder ein anderes Paar,
nicht nur einen sondern alle beide, und darin ein paar Schritte gehen.
Bei Fausto Ripani bekam jemand ein paar und durfte damit einen halben Tag damit herumlaufen, um sich die Gegend anzuschauen.
Während bzw. nach der Anprobe des Serienschuhpaares, in dem konkreten Fall am Nachmittag, gab der Kunde seine Änderungswünsche bzw. Form, Farbe usw. an und die beiden leisten werden danach angepasst und die georderten Schuhe darauf gemacht.

Wenn also jemand weiß was ihm gefällt und bemerkt wo die anprobierten Schuhe noch etwas, ein wenig, leicht geändert werden müssen, seien Fußsensorik also funktioniert, dann bekommt er beim Schuhmacher für das Geld, für das er hierzulande gerade mal ein paar geklebt-genähte Schuhe kaufen kann, ein Paar tatsächlich von Hand gearbeitete Schuhe auf vom Schuhmacher angepassten Leisten und dessen Fachberatung noch gratis obendrauf.

Mehr an Passform und Schuh-/Gehkomfort dürfte bei sogenannten Serienschuhen - hier handelt es sich aber bereits um Schuhe, die recht nah an Maßschuhe heran kommen - kaum möglich sein.

Das Risiko, dass das fertige Paar nicht passt oder nicht gefällt - nun ja, das liegt beim Kunden ganz allein, er hat es ausgesucht und die Schuhe wurden nach seinen Wünschen und mit Beratung durch den Schuhmacher gemacht - es gibt bekanntlich nichts, was es nicht gibt!

Wie aber jemand, der sich weder mit Fußanatomie auskennt noch mit Schuhen und Macharten oder Ausführungen via Try & Error, in den Basket klicken und retournieren, auch nur ein einziges paar halbwegs passende Schuhe bekommen will, ist so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto.
Trotzdem glauben unheimlich viele daran - an ihr persönliches Glück.
Oder an ihre Cleverness, halt eine Frage der Selbstbesinnung und der zu gewinnenden Einsichten.

Wenn selbst ein junger Mann ohne viel Schuherfahrung im Bereich der "Lederschuhe", vorher noch nie ein paar Schuhe von einem Schuhmacher hat machen lassen, auf Anhieb den Gehkomfort von einer Machart wie Norvegese erkennen kann, dann frage ich mich wie es sein kann, dass hier so viele herum nörgeln über Schuhe, die sie noch nie in natura gesehen, geschweige an den Füßen hatten, um darin zu gehen.
Aber dieselben Leute, die noch nie in ihrem Leben ein paar Schuhe vom Schuhmacher getragen haben, auch keine auf nach ihren Wünschen angepassten Leisten, glauben dennoch ganz fest daran, dass sie mit ihren geklebt-genähten Schuhen,
das ganz große Los in Form von optimal sitzenden Schuhen - quasi den Sechser im Schuhlotto gewonnen zu haben!

Nun ja - sei's drum - es herrscht Glaubensfreiheit, auch darf jeder meinen etwas ganz genau zu wissen und beurteilen zu können ohne sich jemals mit Schuhen, Macharten und dergleichen mehr ernsthaft beschäftigt zu haben oder Schuhe, die er nur vom Hörensagen her kennt in sein persönliches Ranking mit einbeziehen zu müssen.
Nur wie kann es sein, dass ich etwas weiß, was ich nicht kenne?

Wat den Eenen sin uhl, is den anneren sin Nachtigall - denn der Glaube versetzt sogar Berge, warum also sollte er 1 Paar Schuhe nicht passend machen können oder via Nürnberger Trichter den Onlineshoppern das gesamte Schuhwissen + viel Erfahrung souflieren können?

Wer also dies glaubt, von jenem oder sell überzeugt ist, der soll hat eben so weitermachen wie er meint zufrieden + glücklich zu sein.
Und bitte niemals eine Lehre annehmen - nicht das noch die Gefahr bestünde vom selbstbestimmten Weg abzuweichen.
 
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Du scheinst ja sehr tief im Glauben verwurzelt zu sein - dabei gebe ich nur die Quintessenz von 60 Jahren Schuhtragen wieder.

Ich habe schon ziemlich viele an den Füßen gehabt, angefangen beim Salamander über Indianerschuhe, Goretex mit anvulkanisierter Sohle, viel Geld mit Shell Cordovan aus dem Fenster geworfen und dergleichen mehr via Onlineshopping und Telefoneinkauf beim Hersteller in UK.

Bei all diesen Einkäufen war ich auf mich alleine gestellt - ja gepasst haben sie schon, manchmal erst oder sogar mit 2 Strümpfen übereinander, oder waren die gegen die aufsteigende Kälte? - aber egal!
So richtig überzeugt man mich noch nicht ein einziges Paar, also keine Lieblingsschuhe.

Meinen Aha-Effekt hatte ich zum ersten Mal als mir ein Schuhmacher - ohne dass ich ihm meine Größe sagte - ein exzellent sitzendes Paar Schuhe nach etwas Suche zum Anprobieren reichte.
Ein paar Wochen später ich mir ein Paar Schuhe, eins, an denen mein Herz hing, von den Füßen reißen musste,
weil sie sich an die Gewölbeunterstützung und weiteres mehr sehr schnell gewöhnt hatten.

Das ist kein Loblied auf handeingestochene und -gedoppelte Schuhe, denn man kann sie auch in einer maschinengenähten Ausführung
oder geklebt bestellen, sondern einzig und allein viel Zeit, Ärger, Frust und Lehrgeld ersparen
wenn man gleich zu einem Spezialisten geht oder den kleinen Schritt wagt, sich ein Paar von ihm machen zu lassen,
mit etwas Glück auch umgehend kaufen zu können.

Dies ist nicht bloß eine schnöde These oder abgedroschene Phrase - man braucht nur in diesem Forum quer zu lesen
über Eintragen Blutblasen, Schuhweiten.... und schon wird sie bestätigt.
Schuh- und Fußbasiswissen ist - wie immer - beim Einkauf nicht unbedingt zum eigenen Nachteil.

Also warum sich nicht den Umweg über das teure und aufwendige Herumexperimentieren unter dem Motto:
Nichts genaues weiß Mann nicht!
ersparen und eine Lehre, die die Mann auch selbst aus seinen Einkäufen ziehen kann,
mal ausnahmsweise nicht besserwisserisch, ohne es tatsächlich zu sein, nur stark in der Mischpoke (s. oben), durch den Kakao ziehen?
 
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