Ein Tip für Einsteiger in gehobenes Schuhwerk

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Newton

Well-Known Member
Da in letzter Zeit häufiger Fragen zur richtigen Passform von Schuhen gestellt wurden und damit verbunden, wie man herausfindet, welche Passform die richtige ist, hier mal ein für den ein oder anderen sicherlich gewöhnungsbedürftiger Vorschlag:

Es besteht sicherlich Einigkeit, dass es am Besten wäre, wenn man als Neuling und weitgehend in Schuhfragen unbedarfter Kunde, auf einen kompetenten Verkaufsberater träfe. Leider zeigen die Beiträge und Fragen hier, dass davon heutzutage oft nicht mehr ausgegangen werden kann. Selbst in Geschäften, die hochwertiges Schuhwerk anbieten.

Gleichzeitig möchte man in Anbetracht des für die meisten Neulinge doch recht hohen Investitionsbetrages Fehlkäufe vermeiden.

Ich stand vor einigen Jahren vor dem gleichen Dilemma. Die Antworten, die ich auf mein (angelesenes) Erstwissen in Sachen Schuhwerk seitens des Verkaufspersonals erhalten hatte, waren ziemlich unbefriedigend und teils widersprüchlich, so dass ich nicht wusste, wem ich glauben konnte und wem eher nicht. Gleichzeitig hatte ich, nach ersten negativen Erfahrungen, keine Lust mehr weiteres Geld zum Fenster raus zu werfen. Hinzu kam, dass die Verfügbarkeit hochwertiger Schuhe im stationären Handel oftmals nicht die Beste war, wenn man nicht gerade im Einzugsgebiet einer Metropole wohnt.

Wie häufig hier auch geschrieben, ist der Weg über den Onlinehandel zwar machbar und man kann alles, das nicht passt oder gefällt, bequem wieder zurücksenden. Das macht aber erstens auch jede menge Aufwand und zweitens ist es auch zuhause nicht ohne Weiteres möglich, beim ersten Tragen festzustellen, ob ein Schuh später wirklich passt oder eben doch nicht.

Das war für mich damals eine ziemlich unbefriedigende Situation, die mich dazu geführt hat, jede Menge Schuhe gebraucht über ebay zu kaufen.

Welche Erfahrungen habe ich damit gemacht:

1. Es hat noch einige Versuche gebraucht, bis ich überhaupt die richtige Länge gefunden hatte und verstanden hatte, dass nicht jede Schuhform für meine Füße die passende ist.

2. Ich konnte die Qualität und Passform der verschiedenen Schuhmarken beim Tragen erleben.

3. Das Problem mit der Hygiene habe ich für mich gelöst, in dem ich jeden gebraucht erworbenen Schuh zunächst gründlich gereinigt und auch desinfiziert habe. Ich hatte nie Probleme.

4. Die Preise für ordentlich erhaltene, gebrauchte Schuhe liegen weit unter den Neupreise, selbst dann, wenn die Schuhe im Angebot erworben wurden.

5. Mit der Zeit bekommt man einen Blick für den Zustand der gebraucht angebotenen Exemplare. Anfangs habe ich auch Schrott für viel zu viel Geld gekauft. Doch selbst diese Exemplare haben ihren Beitrag in Bezug auf Passform und Qualität der verschiedenen Marken geleistet.

6. Einige Schuhmarken wie Florsheim, von denen ich die Fullwings sehr mag, sind nur noch gebraucht in der traditionellen Qualität zu bekommen. Über ebay war das kein Problem. Zumal de Wechselkurs damals recht attraktiv war.

7. Die meisten Schuhe, die nicht gepasst oder nicht gefallen haben, konnte ich mit nur geringem Verlust bei ebay weiter verkaufen. In einzelnen Fällen sogar mit einem kleinen Gewinn. Vor allem dann, wenn die Schuhe vom Vorbesitzer schlecht präsentiert worden waren.

8. Ich habe es nie gezählt, aber ich würde sagen, dass mich die so gewonnenen Erfahrungen über die Jahre in Summe deutlich unter 1000 Euro gekostet haben. Wobei darin auch solche Verkäufe enthalten sind, die nichts mit Passform oder Qualität zu tun hatten


Heute habe ich eine gute Vorstellung davon, was mir passt und was nicht, und ein Portfolio an Marken unterschiedlicher Ausprägung und auch Preisklassen. Meine Dinkelacker habe ich lieben gelernt und heute kein Problem mehr die richtige Größe und noch wichtiger, die richtige Passform zu finden, so dass ich auch kein Problem mehr damit habe, einige hundert Euro für einen Schuh zu bezahlen, von dem ich weiß, dass er mir passen wird.

Aber auch Schuhe der hier als Einstiegsklasse angesehen Marken passen mir sehr gut und ich trage sie gerne. Mit Barker habe ich gute Erfahrungen gemacht. Ebenso wie Loake und Prime Shoes. Shoepassion passen mir in der Standardausführung gut, haben mich aber in Sachen Qualität nicht überzeugt. In der (für mich) mittleren Kategorie habe ich einige Church's bei denen mir vor allem in der Custom Grade Serie das Leder sehr gut gefällt. Aber bitte jetzt keine Diskussion über Preiskategorien und Marken daraus ableiten. Das sind meine ganz persönlichen, nicht übertragbaren Erfahrungen!

Wichtig ist mir, auf die Option hinzuweisen, dass gebrauchte Schuhe eine Alternative sind, um sich dem Thema gut passender, ordentlicher Schuhe als Einsteiger zu nähern.
 
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Warum einfach wenn's auch kompliziert geht?

Meine Erfahrungen sind ähnlich, aber doch irgendwie anders verlaufen, denn ich habe mir in einer Phase Schuhe aus UK neu gekauft und die unpassenden wieder verkauft; dies war allerdings zu einer Zeit als "das Internet" und die Schuhfachforen noch in den Kinderschuhen steckten.

Mein Aha-Erlebnis hatte ich in Italien bei Damiano nachdem ich ein paar Monate vorher bei Franco Gazzani war und
anschließend die Schuhe immer teurer wurden.

Einfach wäre es und würde auch zu einem optimal sitzenden Paar Schuhe führen wenn man gleich zu einem Schuhmacher geht
und sich ein Paar Schuhe machen lässt; einen Serienschuh auf einem angepassten Leisten als Beispiel.
Tatsächlich hochwertig gemacht und aus ebensolchen Ledern.
Wenn man dann auch noch von der Machart "Goodyear Welted" als bester Machart abrückt, zumal da ja nun wirklich nicht die Rede von handgemachtes Rahmennähen sein kann....

Bei Anfängern ist Onlineshoppen uneffektiv und führt garantiert und trotz vieler Retouren noch lange nicht zu gut sitzenden Schuhen - die Leute glauben nur daran, hatten aber noch nie die Vergleichsmöglichkeit zu tatsächlich guten Schuhen, in denen man wirklich und von Anfang an bequem läuft.
Die "alten Hasen" mögen vielleicht besser passende haben, aber auch noch ein Stück des Weges vor sich bis hin zu tatsächlich guten.

Also so einfach wie früher:
Die Wurst kauft man beim Metzger und Schuhe beim Schuhmacher.

Wer all den Aufwand beim trendigen Onlineshoppen und Retournieren zusammen addiert inkl. dem Zeitaufwand X Stundensatz,
der kommt auf wirklich sehr stolze Beträge und hat unter'm Strich doch keine guten Schuhe,
ein paar Paar (halbwegs?) gut sitzende vielleicht dann wenn Fortuna ihm hold ist.
 
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Die Wurst kauft man beim Metzger und Schuhe beim Schuhmacher.

Ein Problem heruntergebrochen auf das Wesentliche.

Es bleibt quasi nur der Preis. Meiner Erfahrung nach fängt ein Serienschuh vom guten Schuhmacher bei etwa 600 € an.

Ist das viel für einen Einsteiger? Eigentlich nicht. Nur die Verfügbarkeit von "billigen" Alternativen lässt es "scheinbar" teuer sein, da man theoretisch ja dann 2-3 Paar Billige bekommen kann.

Vielleicht sollte man wieder weg von der Markenkultur und sich der klassischen Manufaktur zuwenden.

Sprich nicht über Marke X, Y, Z diskutieren, sondern über die Fähigkeiten von Schuhmacher A, B, C.

Wer weiß wie lange es die Gelegenheiten dazu noch gibt.
 
Einfach wäre es und würde auch zu einem optimal sitzenden Paar Schuhe führen wenn man gleich zu einem Schuhmacher geht
und sich ein Paar Schuhe machen lässt; einen Serienschuh auf einem angepassten Leisten als Beispiel.

Also fahren wir alle nach Italien in einen Ort, der mit M anfängt.

Lass stecken ...

Meine ersten "guten" Schuhe waren Prime shoes im Ausverkauf aus einem Schuhgeschäft am Markt in Basel (das es heute nicht mehr gibt) mit Fachberatung. Es gab auch Church, Bally, C&J ..... Der Primeschuh hat besser gepasst.

Zufällig habe ich dann bei einer Bestellung bei ebay für 20€ einen Schuh (Designerschuh aus Italien) vom gleichen Anbieter mitbestellt, nur mal um zu probieren.

Der hat gepasst, als wäre er für meinen Fuß gemacht worden. So habe ich nach und nach so etwa 20 Paar Schuhe erworben, alle vom gleichen Hersteller und die Passform war für mich -bis auf eine Paar, dass ich in Weit gekauft habe - für mich optimal. Begeistert hat mich das weiche Leder - vor allem Hirsch - und das sehr angenehme Tragegefühl.

Einige hatten ein Paar Macken, aber damit kann ich leben. Die meisten waren jedoch in neuwertigem Zustand mit einer Sohle völlig ohne Abnutzungsanzeichen. Preis im Schnitt ca. 25 €.
 
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Mit allem Respekt an beide Fraktionen, aber weder der eine Ansatz noch der andere ist vorliegend hilfreich. So wird das nie was. Und damit meine ich die Kaufberatung im Forum.
 
Naja wer eine Kaufberatung in Textform erwartet sollte, evtl. an seinen Erwartungen arbeiten.

Im Endeffekt ist es ein Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen Generationen:


Ältere Generationen kennen noch Schuhmacher (~60 und älter)

Übergang -+-+-

Jüngere Generationen kennen das Internet (~30 und jünger)


Früher ging es nur über den Weg ins Fachgeschäft und Schuhmacher. Dies ist heute nicht mehr up to date.

Man kann weder der einen Generation noch Anderen vorwerfen nach ihrer Prägung zu handeln.
 
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@Kiri: Genau das ist das Problem. Es geht um "Anliegen - Auftragsklärung".

Und das machen beide Fraktionen nicht. Deshalb muss aus meiner Sicht das Ganze völlig anders angepackt werden.
 
Ich bin jetzt einfach mal frech, dementsprechend folgende Aussage nicht auf die Goldwaage legen.

Wer Informationen sucht benötigt entsprechende Kompetenz um sein Wissen zu erweitern.

Ein sehr spezielles Anliegen sind nunmal Schuhe. Woran liegt das?

An der massiven Ökonomisierung der Modeindustrie.

Schuhe sind nur ein kleiner Teil davon, jedoch meiner Ansicht nach der wichtigste Teil, da Schuhe nicht nur den Zweck der Darstellung erfüllen müssen, sondern zwangsweise das Wohlbefinden und die Gesundheit beeinflussen. Ein schlechter Schuh führt zu einem schlechten Fuß.

Diese komplexe Problematik lässt sich innerhalb einer reinen konsumorientierten Gesellschaft kaum gewinnbringend an den Markt bringen. Ergo konzentriert man sich auf die Darstellungsfähigkeit des Modestücks und lässt den Gesundheitsaspekt völlig weg.

Verpackt wird die Problematik in bekannten Phrasen, die jedem in anderem Kontext bereits bewusst ist. Zum Beispiel:

"Wer schön sein will muss leiden."



Das Bewusstsein über den Gesundheitsaspekt von Kleidung/Schuhen wurde also über die Jahre/Jahrzehnte aus den Köpfen entfernt. Wer jetzt auf die Idee kommt Schuhe mit Mehrwert zu kaufen befindet sich nun aber mitten in einer Informationsmüllhalde.

Auf einmal gibt es nämlich "Gesundheitsschuhe" die den Ursprung komplett pervertiert haben...

Dafür braucht es aber die Anfangs erwähnte Medienkompetenz.

Dieser Thread oder dieses Forum werden niemals in der Lage sein ein allgemeines und subjektives Problem zu lösen.

Aber die Erfahrungen von Newton, Urban oder cch sind wenigstens etwas an dem man sich orientieren kann.

Wenigstens sind wir hier noch ein Überbleibsel der frühen Internetkultur, auch wenn stark beeinflusst durch die Kommerzialisierung, so das hier versucht wird auf rationaler und nicht emotionaler Ebene zu kommunizieren und argumentieren.



Wie gesagt bitte nicht auf die Goldwaage legen, ich habs mal laufen lassen.
 
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Dieser Thread oder dieses Forum werden niemals in der Lage sein ein allgemeines und subjektives Problem zu lösen.

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Sie versuchen es nicht einmal. Weil das PROBLEM gar nicht klar ist.

Man kann es sehr wohl versuchen, aber dazu wäre Struktur erforderlich, die es hier (noch) nicht gibt.

Man kann philosophieren und schwadronieren. Alles an geeigneter Stelle. Man könnte aber auch versuchen, konkrete Fragen zu beantworten. Das macht nur kaum einer. Dazu wäre auch ein erster Schritt der Strukturierung erforderlich, den es in diesem Forum noch nicht gibt.
 
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