Die Uhr bestimmt entscheidet über hop oder top...

Was ich (auch bei vielen Uhrenfans) noch nie verstanden habe, ist die Aussage, eine Sub oder Explorer, GMT, oder Seamaster oder IWC Fliegeruhr könnte man nicht zum Anzug tragen und müsste hier eine augewiesene "Dresswatch" wie die Day-Date tragen.
Häufig wird eine Sub dann in Verbindung mit einer Pulsuhr oder eine Plastikcasio genannt.

Fakt ist, dass viele edle Uhrenklassiker wie die genannten ursprünglich Sportuhren waren. Wegen Preis, Funktion und Aussehen werden diese Uhren heute meist jedoch zu eleganter kleidung getragen und die Sportler, Soldaten, usw. tragen im Einsatz meist günstige elektronische Uhren, die einen Haufen Funktionen haben. Diese Uhren sind in der Tat zu eleganter Kleidung nicht tragbar.

Selbst Rolex hat die Sub vor vielen Jahren in einer Anzeige beworben am Arm eines Smokingträgers mit dem sinngemäßen englischen Text: "Diese Uhr wurde zum Einsatz in großen Tiefen entwickelt. Auch wenn die einzige Flüssigkeit mit der sie in Berührung kommt meist Martini ist."

Lieber Jorge

ich möchte Ihnen keinesfalls ausreden, zum Smoking eine Taucheruhr zu tragen, ob Sie nun Sporttaucher sind oder nicht. Eigenartig erscheint mir jedoch - und das ist nicht speziell auf Sie bezogen, da ich Ihren KLeidungsstil nicht kenne - daß nicht wenige ansonsten peinlichst auf stilistische Kontinuität bedachte Herren gerne klar auf Konfrontationskurs gehen, was den Einklang von Kleidung und Accessoires angeht. Ob dies nun Ausdruck gewollter stilistischer Unabhängigkeit - in Forums-Lingo auch gerne als sprezzatura deklariert - oder eher Ausdruck der Überlegung, "wenn ich nun schon die teure Rolex habe, will ich sie auch tunlichst zu jeder Gelegenheit vorführen", sei dahingestellt.

Mir persönlich gefallen dress watches zu formellerer Kleidung (incl. Geschäftsanzug) deutlich besser, ich trage aber zu Tweed und Loden gerne auch sportlichere Uhren, vorzugsweise älteren Datums, da diese damals noch in weniger aufdringlichen Größen gefertigt wurden (z.B. frühe GP Sea Hawks oder WW2 Militäruhren).

Ihre Argumentation, "dass viele edle Uhrenklassiker wie die genannten ursprünglich Sportuhren waren" sehe ich dabei als Bestätigung meiner Ansichten, nicht als Rechtfertigung ihrer Kombination mit eleganter Kleidung. Schwere scotchgrain brogues sind ebenfalls Klassiker, sehen aber zu formeller Abendgarderobe doch eher unpassend aus.

Im übrigen ist die Tatsache, daß ein Uhrenunternehmen den guten Commander Bond mit klobigen Sportuhren aussttattet ein Beweis der stetigen Kommerzialisierung der Bond-Franchise, nicht eine notwendig abzuleitende Stilgarantie. Dergleichen taugt die Beobachtung, daß mittlerweile jeder zweite Unternehmensberater in der Business Class Panerai Luminors und deren Derivate trägt, die eine 1900er Taschenuhr-Mariage filigran erscheinen lassen, kaum zur geschmacklichen Aufwertung dieser Mode. Ich sage Ihnen ohne große Kenntnisse der Uhrenszene eine Rückkehr zu zierlicheren Formaten innerhalb der nächsten 3-5 Jahre voraus.

Herzliche Grüße

dE
 
Des Essientes, Sie haben sich umfangreich Gedanken gemacht, ich bin jedoch komplett anderer Meinung.

Gerade bei Hemd und Sakkoärmel darf meiner Meinung nach die Uhr nicht zu klein sein (zu groß natürlich erst recht nicht), um für ein ausgewogenes Bild zu sorgen.
Ich trage zb bei "nacktem Arm" tendenziell kleinere Uhren als mit Sakko.

Dazu kommt, dass die definition von Dresswatch sehr unscharf ist und sich auch verändert im Lauf der Zeit. Um bei Rolex zu bleiben galt früher eine winzige Cellini Prince als Dressewatch, was sie zweifelsohne ist, die heute aber niemand mehr trägt.
Heute gilt die Day-Date als die Dresswatch schlechthin, in aktueller Version eine 41mm große Uhr mit (Edel-) Metallgehäuse und -band...
Wenn die besgate day-Date die Dresswatch überhaupt schlechthin ist, wieso ist eine kleinere Sub nodate dann eine zum Anzug indisktuable Toolwatch, nur wegen der Drehlünette?
 
El_Jorge, vielleicht kann ich als Uhrenfreund kurz was zu dem Vergleich Sub / DayDate sagen. Ich würde die Sub (oder meine gute alte Transatlantique) auch nur mit Bedenken zum formellen Anzug tragen - keine Probleme hätte ich aber mit der Omega Speedy oder mit den diversen Panerais. Warum? Nicht wegen der Größe, sondern wegen der geriffelten Lünette bei der Sub. Die wirkt meiner Ansicht nach zu sportlich für den Anzug.

Uhren sind aber, um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, meiner Ansicht nach wirklich Geschmackssache. Eine gute mechanische Uhr ist en unnötiges Spielzeug, Quartzuhren sind in jeder Hinsicht die bessere Alternative. Ich schaue zwar schon auf die Uhr meines Gegenübers, aber nicht um ihn einzuschätzen, sondern um zu sehen, ob wir ein potentielles gemeinsames Gesprächsthema haben. Wenn's nicht gerade eine Rolex ist (die jeder hat :p), weiß man, daß der Gesprächspartner das gleiche Hobby wie man selbst hat. Mit einem Mandanten bin ich zum ersten Mal richtig warm geworden, als er mir ganz stolz die Zeitzonenfunktion auf seiner JLC erklärte.
Wenn jemand aber kein Interesse daran hat, sich mit der doch recht komplexen Materie auseinanderzusetzen, und für die interessanten Uhren jenseits der Seiko 5 wirklich viel Geld zu investieren, auch gut...
 
Ich würde doch gern noch einmal nachfragen, da bisher außer dem Verweis auf einen etwas extrovertierten älteren Herren keine Antwort kam.

Was muss ich als Anzugträger tun damit mein Gegenüber meine Uhr sehen kann? Bisher war mir da nur bei Hemden bewusst das teilweise unterschiedliche Ärmelweiten am Gelenk geordert werden, nur geht es dabei darum das die Uhr darunter passt. Wird dann auch der Ärmel von Sakko und Hemd gekürzt ? Denn wenn man den sonst durchaus üblichen und hier "streng" beobachten Bekleidungsregeln folgt dann kann man keine Uhr sehen. Es sei denn man stellt sein Uhrenarmband 5 Größen/Glieder zu groß ein und "kämpft" ständig damit das die Uhr hervor rutscht. Wie so etwas Stiltechnisch auf mich wirkt lasse ich lieber mal weg.

Ansonsten bezüglich "Klischees" und Uhren, bei einem meiner ersten geschäftlich/gesellschaftlichen Termine vor einigen Jahren hatte ich das "Glück" ausgerechnet neben dem Vorstandsvorsitzenden der Firma zu sitzen. Ich hatte wirklich keine Idee wie ich den Abend "überstehen" sollte. Brauchte ich aber nicht denn der Herr kam auf die Idee mir seine Uhr zu zeigen und das hat für unglaubliche 2 h als Thema gereicht. Wenn ich jetzt eine Umfrage starten würde käme sicher keiner auf die Marke, er trug Rado.
 
Unser Vorstandsvorsitzender trägt auch Rado !!! Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass es das noch ein 2tes Mal irgendwo auf diesem Planeten gibt. Aber man sieht es einaml wieder - die Welt ist ein Dorf...:D

Er trägt "dazu" vorzugsweise Zweireiher, dabei scheut er es nicht, die Jacke mindestens 50% des Tages OFFEN zu tragen. Selbstredend trägt er NIE einen Gürtel (obwohl die Hosen Schlaufen hat) und zieht sie stattdessen immer manuell wieder etwas zurecht. Die Schuhe scheinen allerdings annehmbar zu sein (ich vermute LLoyd - immerhin, besser als Deichmann), auch Hosen- sowie Ärmellänge sind okay.

Insgesamt ist es unterm Strich ein eher trauriger Anblick!
 
Zwar sehr Off Topic aber das geht noch besser, wirklich alle Anwesenden (ca. 500 Mann) im Businessanzug und Vorstand kommt rein ... Trommelwirbel ... mit Skipullovern. :D
 
Unser Vorstandsvorsitzender trägt auch Rado !!! Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass es das noch ein 2tes Mal irgendwo auf diesem Planeten gibt. Aber man sieht es einaml wieder - die Welt ist ein Dorf...:D

Er trägt "dazu" vorzugsweise Zweireiher, dabei scheut er es nicht, die Jacke mindestens 50% des Tages OFFEN zu tragen. Selbstredend trägt er NIE einen Gürtel (obwohl die Hosen Schlaufen hat) und zieht sie stattdessen immer manuell wieder etwas zurecht. Die Schuhe scheinen allerdings annehmbar zu sein (ich vermute LLoyd - immerhin, besser als Deichmann), auch Hosen- sowie Ärmellänge sind okay.

Insgesamt ist es unterm Strich ein eher trauriger Anblick!

Woran man mal wieder zweierlei erkennen kann:

1.) Ab einer gewissen Stellung im Unternhemen hat man es nicht mehr nötig mit Uhren oder Kleidung zu beeindrucken

und 2.) die Karriere ist keineswegs von Äußerlichkeiten abhängig, wie so häufig behauptet wird.
 
@Musikliebhaber - das ist ja das schöne, auch eine gar nicht teure, aber interessante mechanische Uhr kann ein Gesprächsstarter sein.
Wegen Deiner Frage: Wenn es die Situation erlaubt, würde ich einfach auf die Uhr schauen, und die Manschette danach nicht über die Uhr zurückschieben, sondern "versehentlich" so, daß sie an der Krone hängenbleibt. Wenn man nicht im Gespräch auf die Uhr schauen will (das kann natürlich so unhöflich sein, daß auch das gemeinsame Hobby nicht mehr hilft...), kannst Du immer noch die Arme mit verschränkten Händen nach vorn strecken, wie um den Rücken zu dehnen, und dann ebenfalls die Manschette nur teilweise nach vorn schieben. Klingt nach schäbigem Taschenspielertrick, aber wenn es denn dem Networking dient...

@TomE/Musikliebhaber/K.L.S.: Einer der Menschen, die ich am meisten achte, ist mittelständischer Unternehmer. Keine akademische Ausbildung, keinen finanziellen Hintergrund von den Eltern, hat aber ein Unternehmen aufgebaut, das mehreren hundert Menschen Arbeit gibt. Er trägt gern Eterna-Kurzarmhemd mit loser Krawatte, Bequemschuhe von Bär oder Mephisto, und allgemein das, was grad im Schrank hängt und nicht schmutzig ist. Vor dem habe ich - egal wie er aussieht - mehr Hochachtung als vor einem klassisch-gutgekleideten Esel, von denen es in meiner Branche nicht wenige gibt...
 
Woran man mal wieder zweierlei erkennen kann:

1.) Ab einer gewissen Stellung im Unternhemen hat man es nicht mehr nötig mit Uhren oder Kleidung zu beeindrucken

und 2.) die Karriere ist keineswegs von Äußerlichkeiten abhängig, wie so häufig behauptet wird.

Könnte man meinen, allerdings weiß ich, dass es eher von Geiz und fehlendem Stilbewusstsein rührt. Sein Partner ist ist nämlich genau das Gegenteil...
Immer sehr ordentlich gekleidet, wechselnde Uhren etc. und das (natürlich) immer unaufdringlich. Dem stilsicheren Auge fällt es halt auf.

Gewisse Regeln sollte man einfach einhalten. Eine Hose ohne Gürtel geht nun mal nicht, ebenso ein offen getragenes zweireihiges Sakko. Über Uhren und Geschmäcker lässt sich streiten, aber nicht um einfache "Regeln". Ansonsten bräuchte man hier nicht zu diskutieren!
 
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