Brexit

Ich denke nicht, dass der Brexit wirklich kommen wird.
Von verschiedenen Seiten wird bereits darauf hingewiesen, dass das Referendum nicht bindend ist und das Parlament nicht gezwungen ist, diesen Weg einzuschlagen.

Da die Mehrheit für den EU-Austritt doch recht knapp ist, und sich die Stimmen derer mehren, die zwar mit "Ja zum Brexit" gestimmt haben, aber angesichts der Schockwellen, die das Ganze ausgelöst hat, es sich bereits anders überlegt haben, und die verrückten Schotten schon wieder mit der Unabhängigkeit drohen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das Parlament zum Wohle des Landes dennoch "Stop" sagt.

Für mich steht ausser Frage, dass die Institution EU einen gehörigen Schuss vor den Bug benötigt (hat). Dass dieser ausgerechnet durch einen Austritt des UK kommen sollte, wäre jedoch zu bedauern (liebe Briten, lasst uns bitte nicht mit den ganzen Tax and Spend Hypocrites allein). Wobei, wenn man die Bande von EU-Bürokraten sieht, wie sie sich in kleiner Runde treffen, Druck aufbauen und gegenüber den Briten agieren, als wolle man sie lieber jetzt als gleich aus der EU komplimentieren und die Tür zuknallen - wäre ich Brite, ich bekäme doch direkt wieder Lust auf Brexit. Das ist nicht die feine englische Art seitens der EU.

Sollte der Brexit wider Erwarten tatsächlich kommen, ist Großbritannien (oder allein schon Rest-England, wenn es soweit kommen sollte) als Wirtschafts-Partner viel zu bedeutend, als dass die auszuhandelnden Verträge nicht für beide Seiten glimpflich/vorteilhaft ausfallen würden.

Der eine Premier geht; hoffentlich kommt jemand mit Vernunft und kein wildgewordener Blondschopf. Keep calm and carry on.
 
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Ich hatte BMW-Puts gekauft, nur ne kleine Summe, wegen des in GB produzierten Mini. Ich bin sehr zufrieden... Politisch ist es mir egal.
 
Also wenn ich einige Kommentare hier so lese dann weiß ich wieder das sich hier nur "wahre Demokraten" tummeln. Wie kann man denn bloß den Pöbel abstimmen lassen. Die haben zu arbeiten, ordentlich Steuern zu bezahlen und die Fresse zu halten.
Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne Max Liebermann zitieren:
"Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte"
 
Ich denke nicht, dass der Brexit wirklich kommen wird.
Von verschiedenen Seiten wird bereits darauf hingewiesen, dass das Referendum nicht bindend ist und das Parlament nicht gezwungen ist, diesen Weg einzuschlagen.

Da die Mehrheit für den EU-Austritt doch recht knapp ist, und sich die Stimmen derer mehren, die zwar mit "Ja zum Brexit" gestimmt haben, aber angesichts der Schockwellen, die das Ganze ausgelöst hat, es sich bereits anders überlegt haben, und die verrückten Schotten schon wieder mit der Unabhängigkeit drohen, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das Parlament zum Wohle des Landes dennoch "Stop" sagt.
Das britische Parlament ist doch real gar nicht in der Lage, den Willen eines selbst eingeforderten Referendums zu ignorieren. Die Wut der geistig Schlichten, die selbst jetzt immer noch nicht verstanden haben, in welche Lage sie das Land und sich selbst damit manövrieren, wird sich dann von der EU weg und mindestens auf die Regierungspartei lenken. Dann geht es für diese Parlamentarier um ihre Existenz. Da wird ihnen das Hemd näher als der Rock sein.

Für mich steht ausser Frage, dass die Institution EU einen gehörigen Schuss vor den Bug benötigt (hat).
Ich finde im Gegenteil, dass sich die EU sehr schlecht vermarktet. Sie leidet darunter, dass die lokalen Politiker in den Ländern alle positiven Errungenschaften der EU als eigene Erfolge verkaufen und die lokal als negativ empfundenen technokratischen Entscheidungen als Schikanen aus Brüssel darstellen (obwohl sie natürlich mit ihren Vertretern bei diesen Entscheidungen immer mit am Tisch gesessen haben). Das hat den Bürgern ein negativ gefärbtes Bild der EU vermittelt, das den Gedanken der Gemeinsamkeit und Verbundenheit über die Grenzen hinweg nebst der Wahrnehmung der zahllosen greifbaren Alltagsvorteile verwässert hat.

Sollte der Brexit wider Erwarten tatsächlich kommen, ist Großbritannien (oder allein schon Rest-England, wenn es soweit kommen sollte) als Wirtschafts-Partner viel zu bedeutend, als dass die auszuhandelnden Verträge nicht für beide Seiten glimpflich/vorteilhaft ausfallen würden.
Genau das hoffe ich nicht. Ich hoffe, dass die auszuhandelnden Verträge vor allem für die EU vorteilhaft sind. Ein harter Bruch wäre für die EU viel glimpflicher als für GB und ein Fanal für jeden, der glaubt, er könne die Gemeinschaft nun mit Hinweis auf die Briten mit Austrittsdrohungen zu für ihn günstigeren Sonderbedingungen erpressen.
 
Also wenn ich einige Kommentare hier so lese dann weiß ich wieder das sich hier nur "wahre Demokraten" tummeln. Wie kann man denn bloß den Pöbel abstimmen lassen. Die haben zu arbeiten, ordentlich Steuern zu bezahlen und die Fresse zu halten.
Ich möchte in diesem Zusammenhang gerne Max Liebermann zitieren:
"Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich kotzen möchte"

Das Problem ist, dass viele Demokratien keine Kultur der Volksbegehren haben. Wenn dann eines mal kommt, ist das eine Sondersituation mit der die Bevölkerung nicht umzugehen weiß, weil sie nicht genügend darauf vorbereitet ist.

In der Schweiz ist das anders, da sind Volksbegehren an der Tagesordnung und die Menschen wissen, dass sie aktiv werden müssen, selbst dann wenn sie mit dem Status Quo zufrieden sind, weil sich ansonsten diejenigen durchsetzen, die die Veränderung wollen.

Ich bin ein absoluter Befürworter von mehr direkter Bürgerbeteiligung, aber das ist nicht damit getan, dass man ein Gesetz beschließt. Man muss die Bevölkerung vor allem für ihre neue Verantwortung sensibilisieren.

Andernfalls entsteht genau dieser Eindruck, dass es zuviele Menschen gäbe, die "zu dumm" seien als dass man sie an der Entscheidung beteiligen sollte. Das ist grober Blödsinn: Die Demokratie muss alle Menschen gleich behandeln. Andernfalls ist es keine Demokratie.

Das Problem ist jedoch, wie man sicher stellt, dass alle verstanden haben, worüber sie entscheiden und welche Konsequenzen ihre Entscheidung hat. Für mich unverständlich ist in diesem Zusammenhang, wie sich eindeutig nachgewiesene Lügen wie bspw. die hohen Zahlungen an die EU so lange halten können. Hier zeigt sich meines Erachtens eine Arroganz der Befürworter des EU-Verbleibs, die sich scheinbar nicht hinreichend damit auseinandergesetzt haben, wie sie dem Teil der Bevölkerung, dem Vorteile durch einen Austritt versprochen wurden, deutlich machen, was wahr und was gelogen ist.

Der Schlüssel ist meines Erachtens somit nicht einzelne Teile der Bevölkerung aus dem Entscheidungsprozess auszuschließen, sondern im Gegenteil sicherzustellen, dass die Botschaften und die Fakten so vermittelt werden, dass sie jeder verstehen kann. Wenn man etwas aus dieser unsäglichen Entschedung lernen kann, dann das.
 
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Ich bin tendenziell auch ein Befürworter von mehr direkter Bürgerbeteiligung und habe absolut kein Problem damit andere Meinungen zu akzeptieren. Bedingung dafür ist aber, dass die gegensätzliche Meinung halbwegs fundiert begründet ist. Das schließt solche "Argumentationen" nicht ein und daher kommt wohl auch der Begriff "Pöbel" :cool:
https://www.youtube.com/watch?v=XDdLxTXBaAY (Extremes Beispiel).
 
Ich bin tendenziell auch ein Befürworter von mehr direkter Bürgerbeteiligung und habe absolut kein Problem damit andere Meinungen zu akzeptieren. Bedingung dafür ist aber, dass die gegensätzliche Meinung halbwegs fundiert begründet ist. Das schließt solche "Argumentationen" nicht ein und daher kommt wohl auch der Begriff "Pöbel" :cool:
https://www.youtube.com/watch?v=XDdLxTXBaAY (Extremes Beispiel).

Wie gesagt, es geht um adressatengerechte Aufbereitung der (vermeintlichen) Fakten. Wem das besser gelingt ist klar im Vorteil. Das scheinen beim Brexit die Befürworter des Ausstiegs gewesen zu sein ...
 
Wie gesagt, es geht um adressatengerechte Aufbereitung der (vermeintlichen) Fakten. Wem das besser gelingt ist klar im Vorteil. Das scheinen beim Brexit die Befürworter des Ausstiegs gewesen zu sein ...

Einfache Parolen gegen "die da" zu brüllen, auch unter Zuhilfenahme von Lüge und Fehldarstellung ist halt immer viel einfacher und medial wirksamer als komplexe Zusammenhänge oder gar Gegendarstellungen für einfache Gemüter mit geringer Aufmerksamkeitsspanne zu erklären, weil man für letzteres beim Adressaten neben Interesse auch Vorwissen braucht, was beides meist nicht vorhanden ist. Der Sinn des Populismus ist ja gerade, die Vernunft außer Kraft zu setzen.

Genau deswegen lässt man auch für derartig bedeutsame Einzelentscheidungen keine Volksabstimmungen zu, weil man nicht verhindern kann, dass der Entscheidungsprozess viele Bürger intellektuell überfordert. Hier liegt der Sinn von bezahlten Politikprofis in einem Parlament, die man idealerweise für eine generelle politische Ausrichtung als gebildete, in ihrem Ressort erfahrene Stellvertreter wählt und die dann solche Entscheidungen auf der Basis ihrer Ausbildung verantwortungsbewusst für alle treffen.

Auch wenn diese Idealvorstellung in der konkreten Anwendung gelegentlich lustig klingt, ist es doch einigermaßen klar, dass das britische Parlament bei all seinen Schwächen diese desaströse Entscheidung mit großer Mehrheit nicht getroffen hätte. Sich von der Lebenswirklichkeit der tiefen Provinz zu entfernen hat halt auch nicht nur Nachteile im Politikalltag, weil es auch bedeutet, die Dinge zwangsläufig in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
 
Bloß müssen die vorgetragenen Fakten auch gehört werden. Nimm doch mal die Fischer in Cornwall. Die sehen nur angebliche höhere Quoten und franzosenreine Gewässer und BÄM --> "leave".
 
Einfache Parolen gegen "die da" zu brüllen, auch unter Zuhilfenahme von Lüge und Fehldarstellung ist halt immer viel einfacher und medial wirksamer als komplexe Zusammenhänge oder gar Gegendarstellungen für einfache Gemüter mit geringer Aufmerksamkeitsspanne zu erklären, weil man für letzteres beim Adressaten neben Interesse auch Vorwissen braucht, was beides meist nicht vorhanden ist. Der Sinn des Populismus ist ja gerade, die Vernunft außer Kraft zu setzen.

Genau deswegen lässt man auch für derartig bedeutsame Einzelentscheidungen keine Volksabstimmungen zu, weil man nicht verhindern kann, dass der Entscheidungsprozess viele Bürger intellektuell überfordert.



Auch wenn diese Ansicht nachvollziehbar ist, befürchte ich, dass sie auf Dauer nicht funktioniert.

Wir haben meines Erachtens derzeit keine Krise der Demokratie, sondern eine Vertrauenskrise des Parlamentarismus. Ein zunehmender Teil des Volkes glaubt den gewählten Vertretern nicht mehr, dass diese mehrheitlich in ihrem Sinne handeln und sucht nach Alternativen, die vom Establishment als ungerechtfertigt dargestellt werden. Beispiele dafür gibt es mittlerweile mehr als genügend: Pegida, Trump, jetzt Brexit um nur einige zu nennen.

Auch wenn man sich selbst zu den Wissenden zählt, wird ein Regieren und Entscheiden unter Ausschluss eines zunehmenden Teiles der Bevölkerung am Ende nicht gelingen. Die finale Konsequenz heißt dann zunächst Aufruhr und später Totalitarismus - auf die ein oder andere Art.

Die Lehre muss heißen, dass auch der Wissende, seine Argumente eben volkstauglich präsentieren muss. Wir tun uns als Land der Dichter und Denker mit dieser Sichtweise und unserer Historie heute sehr schwer, aber es kommt eben auch auf die Verpackung an. Wem das besser gelingt, der wird die einfachen Leute besser erreichen. Das mag man beklagen, man muss es jedoch akzeptieren, wenn man sein Ansichten durchsetzen will. Das war nie anders. Denn wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, dann geht es nicht um Gutmenschentum, es geht um die Durchsetzung persönlicher Ansichten und Interessen, bei denen man idealerweise selbst der Überzeugung ist, dass diese für die Mehrheit der Bevölkerung von Vorteil sind.
 
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