Beiträge zu nachhaltigem und sozialem Handeln

Da es hier viele Freunde italienischer Kleidung gibt: ich habe mal gelesen, dass es immer mehr chinesische Fabriken in Italien gibt, wo die Arbeiter aus China eingeflogen werden und in eigenen (abgeschirmten) Siedlungen leben. Hintergrund ist: wenn man den letzten Arbeitsschritt an einem Produkt in Italien erledigt (also z.B. bei einer Hose den Reißverschluss einnäht), dann darf man das begehrte "Made in Italy" dranmachen. Dabei spielt es keine Rolle, wo das Produkt vorher hergestellt wurde (kann also aus Vietnam stammen), nur der letzte Schritt ist entscheidend.

Wozu fliegt man im Rahmen des "Made in Italy" dann die Arbeiten aus sonstwo ein, wenn man es sowieso bekommt?
 
Wozu fliegt man im Rahmen des "Made in Italy" dann die Arbeiten aus sonstwo ein, wenn man es sowieso bekommt?
Um den letzten Schritt noch günstiger zu machen. Oder um bei kleineren Auflagen, wo sich der Hin- und Hertransport nicht lohnt, dennoch günstig in Italien zu produzieren. Denn am Ende interessieren sich viele nur für das "Made in Italy", die Geschichte dahinter wollen doch die wenigsten wissen.
Die chinesischen Arbeiter demonstrieren nicht oder machen Arbeitsniederlegungen, arbeiten länger als die Italiener und sind leichter austauschbar. Also perfekt.
 
werden die Chinesen dann alle 3 Monate ausgetauscht oder leben und arbeiten die illegal in Italien? Die ganze Belegschaft ständig durchzuwechseln ist doch aufwändig und macht´s letztlich wieder teurer. Zudem müßte es in Italien doch auch genügend willige Arbeitskräfte geben, damit auf die kleinen fleißigen Chinesen verzichtet werden könnte.
 
Nach meiner Kenntnis ist für das "Made in X" entscheidend, dass +50% der Wertschöpfung in X stattfinden. Wenn also ein häßlicher aus China importierter Wollsack durch Anbringen eines Armani-Labels in Italien seinen Wert verzehnfacht, ist er "Made in Italy."

Den Chinaarbeiter Import halte ich in der Form für einen Mythos. Der Unterhalt solcher Kräfte in Italien wäre stets teuerer, als in einem Land mit rechtsfreien Zonen Hungerlöhne zu zahlen und Leute in 18-Stunden-Schichten totzuarbeiten, in Fabriken, die nicht mal den offiziellen chinesischen Sicherheits- und Sozialstandards genügen (es gibt keine Überwachungssysteme und jede Menge Korruption). Wobei die dortigen Löhne in der Textilindustrie inzwischen auch reglemäßig um 20-30% steigen, so daß chinesische firmen ihre Produktion teilweise nach Vietnam oder Indonesien verlagern - eben wo immer die niedrigsten Kosten ohne Rücksicht auf Menschen durchgedrückt werden können.
 
Aber hat das nicht Saviano in "Gomorrha" so ähnlich beschrieben?

Habe ich leider noch nicht gelesen. Wenn das tatsächlich eine Praxis ist würde mich sehr interessieren, wie sich das rechnet? Menschenhandel zu Zwecken der Prostitution leuchtet - zynisch ökonomisch - ein. Aber es gibt zB. in spanien soviele Illegale, dass man sich quasi vor Ort aubeuterisch betätigen kann. Hätte für Kampanien ähnliches vermutet. Oder holt man aus China besser qualifizierte Leute (erfahrenere Näherinnen u.ä.) und hält die dann quasi in Arbeitslagern unter sklavenähnlichen Bedingungen?

So oder so ein Grund mehr nur Topproduzenten zu kaufen, und wenn 2nd Hand. Charles dickens hätte wahrlich seine Freude an diesem Aspekt der Globalisierung.
 
Habe ich leider noch nicht gelesen. Wenn das tatsächlich eine Praxis ist würde mich sehr interessieren, wie sich das rechnet? Menschenhandel zu Zwecken der Prostitution leuchtet - zynisch ökonomisch - ein. Aber es gibt zB. in spanien soviele Illegale, dass man sich quasi vor Ort aubeuterisch betätigen kann. Hätte für Kampanien ähnliches vermutet. Oder holt man aus China besser qualifizierte Leute (erfahrenere Näherinnen u.ä.) und hält die dann quasi in Arbeitslagern unter sklavenähnlichen Bedingungen?

So oder so ein Grund mehr nur Topproduzenten zu kaufen, und wenn 2nd Hand. Charles dickens hätte wahrlich seine Freude an diesem Aspekt der Globalisierung.

Vor 2 Wochen hab' ich das Buch "How luxury lost its lustre" von Dana Thomas verschenkt, leider nur mal 'reingelesen, meine aber, dass die Thematik "wieviel ist tatsächlich made in Italy" unsd was ist "Made in Italy in..." dort auch eine Rolle spielt.

Zum zweiten Punkt: da rennst Du bei mir ja eh' hofscheunengroße Türen ein, old pal. :D

Die Karawane zieht von China weiter, so eine ZDFneo-Reportage neulich, dorthin, wo es nur virtuelle Mindestlöhne/Umwelt-/Sozialstandards und NOCH billigere Arbeitskräfte gibt.
Wie der große Priol gestern live in Aschaffenburg beim Jahresrückblick sagte
"Aber egal, billisch billisch is wischdischä"
 
Den Chinaarbeiter Import halte ich in der Form für einen Mythos.

Es gab bereits 2006 im Spiegel einen Artikel dazu: Die gelben Italiener

Ist jetzt zwar nicht der Artikel den ich meinte, aber ist ja auch schon mal was zum Einlesen. Vielleicht finde ich den anderen auch noch.

Dass die Kawawane bereits am weiterziehen ist, ist auch bekannt. China ist für manche Dinge schon wieder zu teuer, daher sind Länder wie Vietnam oder Kambodscha das gelobte Land. Auf dem amerikanischen Kontinent das gleiche, da sind manche Firmen schon raus aus Mexiko und ziehen weiter Richtung Süden, wo die Löhne noch niedriger sind.
 
Nichts was wir nicht sowieso schon wissen:

Opfer des Obsthandels: Der hohe Preis von Billigbananen - SPIEGEL ONLINE

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,806323,00.html

Ein Kilo Bananen für einen Euro: Mit Schnäppchen locken Aldi und Co. die Verbraucher. Dafür zahlen Plantagenarbeiter mit ihrer Gesundheit, in Ecuador etwa. Eine neue Studie zeigt, wie brutal die Erntehelfer ausgebeutet werden - und erhebt schwere Vorwürfe gegen deutsche Supermarktketten.
 
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