Das ist so nicht ganz richtig. Regulatorische Vorgabe ist, dass das Kontrahentenrisiko nur 10% des NAV betragen darf. Das nutzt aber dann relativ wenig, wenn der Kontrahent sein Margining nicht mehr bringen kann und über die Wupper geht, der PV der Derivate aber den anderen Weg. Der NAV kann sich da deutlich schneller ändern als das Collateral. Und im übrigen kann auch das Collateral selbst problematisch werden - vor allem weil der Wert von Govis aufgrund der aktuellen Zinssituation fast nur noch Potenzial nach unten hat.
Es mag bei einem Long-ETF diskutabel sein, wie wahrscheinlich Szenarien sind, in denen der Kontrahent bei einer generell positiven Marktentwicklung selbst in Schwierigkeiten gerät und auch das Collateral in Schwierigkeiten gerät, aber bekanntlich hat man schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen und so richtige Liquiditätskrisen können sehr, sehr böse ausgehen. Selbst Banken, die für Lombardkredite üblicherweise mindestens 10%, wenn nicht 20% Übersicherung verlangen, fallen mit sowas mal aus, weil die Zwangsliqudiation leider in den fallenden Markt passiert.
Man kann das Risiko ja bewerten wie man will, man muss es dafür aber verstehen und bei den meisten Anlegern scheitert es leider bereits an letzterem. Ich habe nicht wenige Stunden meines Lebens damit verbracht, Leuten zu erklären, dass es okay ist, Risiken bewusst einzugehen - mit nichts anderem kann man nämlich in der Finanzwirtschaft Geld verdienen-, dies aber durchdacht und dokumentiert gehört und nicht mit dem Argument "da passiert eh nichts" vom Tisch gewischt werden kann.