Noch mal ein paar neue inhaltliche Aspekte zum Thema Turnschuhe zum Anzug, da es sonst wirklich langweilig wird.
Der absolute Trendsetter in Sachen Turnschuhe tragen in formellem Kontext war bekanntlich 1985 der damals hessische Landesminister Joseph aka Joschka Fischer.
https://www.n-tv.de/politik/Tabubruch-in-Turnschuhen-article2123521.html
Es gab viele frühe Nachahmer wie z.B. den Berliner Lokalmoderator Cherno Jobatey.
Dementsprechend vielfältig können heute die Motive für die Wahl dieses Kleidungsstils sein. Reine Bequemlichkeit vermute ich in den wenigsten Fällen dahinter, denn wieso erscheinen dann z.B. gerade Politikerinnen, die mit der Limousine vorgefahren werden, z.B. gerne mit Turnschuhen zum Kostüm in Talkshows?
In diesem Fall passt das gut in den allgemeinen Trend, alles zu verniedlichen, verfreundlichen und zu verharmlosen. Nach dem Motto: Wir sind alle gut drauf, haben uns alle lieb, nehmen alles sportlich, sind cool und lässig, nehmen nichts so 100% ernst. Eine Haltung, die in manchen Kontexten sicher nicht schlecht ist, in vielen aber nicht passt bzw. bildlich gesprochen eher den Teppich bildet, unter den man dann den Dreck zu kehren pflegt.
Daher habe ich persönlich nicht nur aus ästhetischen Gründen eine Aversion gegen dieses Zeitgeistphänomen, gestehe aber jedem auch andere (oder gar keine bewussten) Gründe für seine Schuhwahl zu und nehme es im Alltag gelassen.