Welche Schnittform steht mir am besten?

Welches Sakko steht mir vom Schnitt am besten?

  • 1A

    Abstimmungen: 0 0,0%
  • 1B

    Abstimmungen: 1 1,1%
  • 1C

    Abstimmungen: 1 1,1%
  • 2A

    Abstimmungen: 17 18,5%
  • 2B

    Abstimmungen: 4 4,3%
  • 2C

    Abstimmungen: 8 8,7%
  • 3A

    Abstimmungen: 9 9,8%
  • 3B

    Abstimmungen: 9 9,8%
  • 3C

    Abstimmungen: 7 7,6%
  • 4A

    Abstimmungen: 10 10,9%
  • 4B

    Abstimmungen: 2 2,2%
  • 4C

    Abstimmungen: 4 4,3%
  • 5A

    Abstimmungen: 3 3,3%
  • 5B

    Abstimmungen: 44 47,8%
  • 5C

    Abstimmungen: 8 8,7%
  • 6A

    Abstimmungen: 35 38,0%
  • 6B

    Abstimmungen: 16 17,4%
  • 6C

    Abstimmungen: 1 1,1%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    92
  • Umfrage geschlossen .
Auf der Suche nach Alternativen zu Regent sind die Sakkos der Gruppe 3 zusammengekommen. 3B ist ein Corneliani Tweed in 52 Drop 6, nachtailliert. Durch die größere Größe ist die Länge gut, die Taillierung kommt gut heraus und Brust ist auch genug vorhanden. Da ist auch noch genug Platz drunter für einen Pullover. Leider ist die Schulter doch sehr wuchtig, sie ist auch gepolstert. Man sieht den Unterschied sehr deutlich zu 3A mit gleicher Länge aber deutlich schmalerer Schulter. Man vergleiche auch die Steilheit des Ärmelstoffs unterhalb der Schulter, dies ist ein gutes Indiz dafür, wie stark die Sakkoschulter überschnitten ist. Ähnlich sieht es bei mir mit vielen anderen Sakkos in 52 aus: damit Brust und Länge passen, wird die Schulter zu wuchtig. Man kann das mögen, aber ich finde, es passt nicht gut zu mir (oder meinem Selbstbild;)).
Ich glaube, man muss das auch in Verbindung mit dem dicken Stoff und Muster/Farbe sehen. Ich fand das Sakko als erstes rundum gut, weil es - in Ermangelung eines besseren Wortes - ausdrucksstark ist. Es ist in sich stimmig. Der Unterschied zu 3A ist tatsächlich frappierend, da fand ich die Taillierung etwas zu schwach, die Schnittparameter recht anonym und damit das Sakko insgesamt etwas zu austauschbar. Ich hätte es auch nie für Caruso MTM gehalten, obwohl ich mit Caruso RTW aus früheren Tagen vertraut bin.

Sehr interessante Erkenntnisse bis jetzt, nicht nur für Dich. ;)
 
Die ersten 3 funktionieren nicht gut.
Alle folgenden Sakkos schon.

Der Gesamteindruck der Sakkos verändert sich enorm,
durch die verschieden verwendeten Hosen.


Grüße, André,
 
Zuletzt bearbeitet:
Gruppe 2: Slim Fit

Dann kommen wir heute mal zur Gruppe 2 und zu eurem ersten Favoriten. Ich habe hier Sakkos zusammengefasst, die etwas knapp in der Länge und relativ tailliert sind und damit im Vergleich zu den Gruppen 3 und 4 eher in die andere Richtung tendieren (Richtung Ausgangspunkt).

Ich würde die Schnitte als körperbetont und eher jugendlich einstufen. Ihr könnt meinen Kopf dazu nicht sehen, der hat natürlich was damit zu tun, ob mir das steht. Ich kann nur soviel sagen: Noch geht es, aber ob das in 10 Jahren noch gilt?:eek:

2B is ein unkonstruiertes Sakko aus Flanell, daher ist die Vorderseite nicht so aufgeräumt wie bei den anderen. Was mir an diesem Sakko gefällt, ist die ungepolsterte Hemdenschulter und der recht natürliche Brustbereich (ist tatsächlich Größe 102. Ärmel gekürzt!). Was mir nicht so gefällt, ist der Hüftbereich, der wirkt etwas knapp, sowohl in Länge als auch Breite (aufspringende Quartiere), und das, obwohl ich schon keine Hüfte habe. Es entsteht also trotz der kompakten Schulter und Brust wieder ein V-Effekt.

Wie schon gesagt, hat mich die unterschiedliche Bewertung von 2A und 2C überrascht. Beide sind gleich lang, bei 2C ist der Schulter- und Brustbereich eindeutig besser modelliert als bei 2A, das Revers steht nicht so auf. Ich vermute, dass das Karo etwas irritiert, aber insbesondere, dass 2A durch die schmaleren Revers, den steileren Winkel des Ausschnitts und den schönen Schattenfall gestreckter wirkt, 2C dagegen eher etwas gedrungen (auch wegen der noch geringfügig stärkeren Taillierung). Die Umstände des Fotos und die Hose führen auch noch zu kleinen Unterschieden.

Was ihr natürlich nicht sehen könnt, sind die Passform in Bewegung und das Tragegefühl. 2C ist von Attolini (Größe 50), komplett ungefüttert und nur minimal strukturiert in der Brust. Trotz der knappen Maße habe ich darin die volle Bewegungsfreiheit. 2A und 2B sind von Windsor. 2A (Größe 98) ist aus einem Barbera-Kaschmir und hat die höchste Verarbeitungsstufe von Windsor, ist also auch recht angenehm zu tragen, aber die Brust klafft viel schneller auf in Bewegung.

Insgesamt bin ich aber mit der "Sanduhr"-Form und der Länge von 2A wie 2C nicht vollständig zufrieden. Vielleicht übertreibe ich da aber auch in meinem Bemühen weg von der aktuellen Bauchfrei-Länge. Zwischen dieser Gruppe und den Gruppen 3 und 4 liegt nur ein Längenunterschied von 2 cm!

Interessant wäre es, nochmal von den Proponenten von 2A die Argumente zu hören. Ob knapp oder großzügig, ob schmale oder breite Revers, hat immer auch was mit Sehgewohnheiten zu tun. Vor 2 Jahren fand ich GQ und schmale Revers auch noch "chic", mittlerweile hat sich das deutlich relativiert.
 
Vielen Dank für deine Beiträge hier, zr3rs! Die Bilderserien verbunden mit deinen Ausführungen sind anschaulich und lehrreich, phantastisch! :)
 
Gruppe 6: Teuer und schlank

Nochmal vielen Dank für die Voten. Da sich nicht mehr viel tut, möchte ich euch noch ein paar Details zu euren Favoriten aus der Gruppe 6 geben. Zunächst mal passen alle drei sehr gut in der Schulter und auch Brust. Die Schultern sind unkonstruiert und natürlich.

6C ist tatsächlich schon recht alt, Kaschmir/Leinen unkonstruiert und ungefüttert von ZZegna. Die Gesamtlänge ist aber wieder mal an der Grenze zu kurz.

6A und 6B hängen wahrscheinlich noch im Laden. Zu Preisen, die noch 50% höher sind als mein teuerstes Sakko , muss die Passform schon exorbitant gut sein. Beide sind 100% Kaschmir. Die Bilder sind mit dem Handy gemacht und von der Perspektive etwas täuschend: wie man am Daumen sieht, sind die kaum länger als 6C.

6A ist von Kiton, eine vermutlich ältere 50 Drop 8. Hier ist das Revers wirklich traumhaft, bester collar roll, und die Passform ist perfekt, bis auf, eben, die Länge bzw den Hüftbereich. Was hier nichts so auffällt, dort ist das Sakko schmal und kurz, minimal knapper als ich das idealerweise gerne hätte. Was ich hier nicht vollständig zeigen kann ist, dass so ein knapper Hüftbereich mit einigen Hosen sehr gut aussieht, mit anderen, die vielleicht etwas weiter oder im Schritt etwas tiefer geschnitten sind, aber eben nicht so gut.

Nichtsdestotrotz ist die Wirkung auf dem Foto offensichtlich sehr gut, ich habe auch lange überlegt, ob ich mir die Summe antun will. Das Muster hat aber auch dazu beigetragen, dass ich nicht zugegriffen habe.

6B ist von Attolini, Größe ist mir entfallen (50 oder 52). Hier ist allerdings auch die Taillierung sehr stark, sodass es insgesamt doch etwas knapp sitzt.

Bevor ich zur letzten Gruppe komme, kann ich auf jeden Fall schon mal resümieren, dass viele von euch auf Fotos offensichtlich zu etwas knapperen Schnitten tendieren. Ich bin mir sicher, dass das sehr stark von tumblr und Werbung beeinflusst ist, das hat bei mir auch eine ganze Zeit gedauert, bis ich zu der Erkenntnis gekommen bin, dass ich an mir die ganz knappen Schnitte eben doch nicht mehr favorisiere. Es wird aber natürlich auch das Selbstbild eine Rolle spielen, wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich vielleicht ähnlich denken.
 
Vielen Dank fuer diese spannende Diskussion. Ich finde es wunderbar, diese unterschiedlichen Anzuege so vergleichen zu koennen.


Mir hat beim ersten Durchsehen spontan 5B und 6A am besten gefallen. Die Reihe 1 ist klar zu lang am Aermel. 2C gefaellt mir in der zweiten Reihe am besten, gefolgt von 2A.

Reihe 3 spricht mich nicht besonders an. Kann aber nicht sagen, warum. Sieht ok aus, aber nicht mehr. Aehnlich Reihe 4. Die wirken - wie soll ich es beschreiben - etwas ausgestopft, zuviel Schulter?

5B hat schoene Proportionen, Sanduhr, breites Revers, ich wuerde es nicht als 3roll2 sehen, sondern als 2knopf - anders als 2C welches aber wohl ein 2knopf-sakko ist?

Die 6te Reihe ist wieder schoen, haut mich aber nicht um. - Kann aber alles auch an den Mustern der Jacken liegen. 2C und 5B sind dunkle Jacken, die ein helles Muster haben und damit auf den SW Fotos gut rueberkommen.
 
Über Konfektion und Maß

So langsam geht's auf das Finale zu, aber zuvor möchte ich noch ein paar Gedanken/Schlussfolgerungen anbringen, die vielleicht dem ein oder anderen hilfreich sind.

Bevor ich selbst mit dem Thema angefangen habe, lief Maßkonfektion bei mir unter dem Motto "richtig messen, passt". Ich hatte einfach keine Vorstellung davon, wie unterschiedlich Schnitte wirken können, auch wenn sie im Prinzip ähnlich passen. Es gibt ja keine definierte Schulterbreite, man kann die Schulter aufbauen oder "hängen lassen". Taille und Hüfte müssen in Proportion stehen, aber sie können weiter oder enger sitzen. Die Länge ist auch durchaus variabel, 2cm können im Gessamteindruck schon einen riesigen Unterschied machen.

Die erste traurige Erkenntnis ist dann, dass auch die klassischen Herrenausstatter an dieser Stelle wirklich keinerlei brauchbare Beratung liefern. Das mag jetzt hart klingen, aber ich habe in den letzten 2 Jahren mindestens 30 verschiedene Läden besucht (ohne P&C und Co!) und die Beratung schwankte zwischen gruselig und bemüht aber unfähig. Nicht ein einziger war in der Lage, zu artikulieren, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt. Jeder hatte seine Meinung, aber von einem Laden zum nächsten waren die Meinungen oft diametral entgegengesetzt.

Die zweite Erkenntnis ist, dass es bei Maßkonfektion immer besser ist, wenn man von einem schon ganz gut passenden Basisteil ausgehen kann. Sobald Proportionen wesentlich verändert werden müssen, passiert es leicht, dass die Balance aus den Fugen gerät. Ein guter Schneider müsste das antizipieren, aber unter Maßkonfektionären habe ich noch keinen guten Schneider getroffen (was nicht heisst, dass es sie nicht gibt). Hersteller wie Regent oder Caruso haben dummerweise eine ganze Reihe von Basisschnitten, die selten alle zur Anprobe verfügbar sind. Bei Caruso zB haben wir mit einem Schnitt angefangen und dann ziemlich schnell gemerkt, dass das im Schulterbereich irgendwie nicht passt. Ein anderes Modell passte dann besser, aber möglicherweise hätte noch ein anderes Modell noch besser ausgesehen.

Übrigens gehe ich davon aus, dass es eine ähnliche Problematik auch bei Vollmaß gibt. Auch da gibt es ja die verschiedenen "Haus-Stile". Im styleforum wurde zum Beispiel darüber diskutiert, ob der Head Cutter von Rubinacci, der sich jetzt selbständig gemacht hat, seinen eigenen Stil hat oder ob ein Rubinacci nicht demnächst auch etwas anders aussehen wird.

Die gleiche Beobachtung gilt natürlich auch für Konfektion. Praktisch alle Hersteller beherrschen viele unterschiedliche Schnittformen. und je nach Land und Händler können auch ganz andere Schnitte angeboten werden. Manche Hersteller versuchen, das wenigstens halbwegs kenntlich zu machen mit "drop" angaben oder "xxx fit". Bei anderen versteckt sich das nur in Codes. Wenn mir also ein Sakko der Marke x von Händler k passt, heisst das noch lange nicht, dass ein anderer Händler irgendein für mich passendes Sakko dieser Marke hat. Im Extremfall geht das auch mit der Mode, die aktuellen Sakkos sind alle kürzer als vor 5 Jahren.

Und als letztes: Menschen sind verschieden. Wenn einer mit Marke x oder der Masskonfektion von y wunderbar klar kommt, muss das längst nicht für andere gelten. Insofern sollen meine Erkenntnisse auch nicht suggerieren, die positiv oder negativ genannten Firmen müssten für andere gleichermaßen gelten. Ich kann nur versuchen, die Kriterien zu illustrieren, anhand derer jeder für sich seinen Weg finden muss.
 
Diese Slim-Fit Kurzdinger, idealerweise noch mit extrem hohem Schließpunkt - bis es sich faltet -, mag ich gar nicht. Wirkt für mich irgendwie immer "reingestopft, gestresst, unbequem".

Das 6A scheint am besten zu sitzen, obwohl mir das persönlich auch schon zu eng wäre. Vielleicht die gleiche Schulterpartie mit einer Dropnummer weniger?

Generell mochte ich superknapp sitzende Kleidung noch nie und diese diagonalen oder horizontalen "Zuziehfalten" bei zu hohem Schließpunkt oder zu engem Sitz wirken nicht elegant.
 
So langsam geht's auf das Finale zu, aber zuvor möchte ich noch ein paar Gedanken/Schlussfolgerungen anbringen, die vielleicht dem ein oder anderen hilfreich sind. [...]

Die erste traurige Erkenntnis ist dann, dass auch die klassischen Herrenausstatter an dieser Stelle wirklich keinerlei brauchbare Beratung liefern.

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Und als letztes: Menschen sind verschieden. Wenn einer mit Marke x oder der Masskonfektion von y wunderbar klar kommt, muss das längst nicht für andere gelten. Insofern sollen meine Erkenntnisse auch nicht suggerieren, die positiv oder negativ genannten Firmen müssten für andere gleichermaßen gelten. Ich kann nur versuchen, die Kriterien zu illustrieren, anhand derer jeder für sich seinen Weg finden muss.

Eine Schlussfolgerung dem sich wenig hinzufuegen laesst und die ich als junger Mann gerne frueher gelesen haette. Danke!

Meine Lebenserfahrung ist zudem, dass Farbe und Muster immer nur zusammen mit dem Gesicht des Traegers wirken koennen. Ein Herrenaustatter, der Hemd, Sakko und Krawatte in Farbe und Muster auf den Tisch legt um ein Verkaufsgespraech zu fuehren, geht am Traeger vorbei. Nur wenn der Anzug, Hemd, Krawatte etc. das Gesicht des Traegers in den Vordergrund heben, dann "passt" der Anzug wirklich.
 
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