Welche Schnittform steht mir am besten?

Welches Sakko steht mir vom Schnitt am besten?

  • 1A

    Abstimmungen: 0 0,0%
  • 1B

    Abstimmungen: 1 1,1%
  • 1C

    Abstimmungen: 1 1,1%
  • 2A

    Abstimmungen: 17 18,5%
  • 2B

    Abstimmungen: 4 4,3%
  • 2C

    Abstimmungen: 8 8,7%
  • 3A

    Abstimmungen: 9 9,8%
  • 3B

    Abstimmungen: 9 9,8%
  • 3C

    Abstimmungen: 7 7,6%
  • 4A

    Abstimmungen: 10 10,9%
  • 4B

    Abstimmungen: 2 2,2%
  • 4C

    Abstimmungen: 4 4,3%
  • 5A

    Abstimmungen: 3 3,3%
  • 5B

    Abstimmungen: 44 47,8%
  • 5C

    Abstimmungen: 8 8,7%
  • 6A

    Abstimmungen: 35 38,0%
  • 6B

    Abstimmungen: 16 17,4%
  • 6C

    Abstimmungen: 1 1,1%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    92
  • Umfrage geschlossen .
Grppe 4: Regent

So, und als weiteren Punkt möchte ich dann, historisch und didaktisch motiviert, zur Gruppe 4 kommen. Da der Name schon gefallen ist: die sind alle von Regent. Im Sommer 2013 habe ich 4C von der Stange eines örtlichen Herrenaustatters erworben. Gleich das, was hier nicht zur Debatte steht: Stoff und Verarbeitung sind toll, ein wunderbares Tragegefühl (ab und zu bewegt man sich ja auch mal:D) und meine beiden Frauen lieben es.

Die Länge ist viel besser. Hinterteil ist abgedeckt, sieht nicht mehr aus wie Boyfriend-Hose, hat aber auch nicht Mantellänge. Regel bei mir: Sakkounterkante an Daumennagel (hier immer links, da ich rechts den Auslöser betätige). Wie ich oben schrieb, kann man diese "Daumen"-Regel nicht generalisieren, bei proportional längeren Armen würde das schnell zu viel.

Obwohl das Sakko noch 1 cm länger sein könnte, dominiert die Front des Sakkos die Silhouette in Relation zu der schmalen Hüft/Beinsektion. Es wirkt ein wenig wie ein kantiger Block. Woran liegt das?

Zum ersten an der Schulterform. Wie in Gruppe 1 ist die Schulternaht relativ weit aussen, zwar nicht steif gefüttert, aber doch relativ gerade bauend. Zum zweiten an der Hüftsektion, die ist so gemacht, dass sie die Schulterbreite wieder aufnimmt (so Drop 6). Und zum dritten an der Reverslinie. Oben in Kelchform ("belly", habe ich schon reduzieren lassen), unten dafür relativ geschlossene Abstiche, das ergibt eine Betonung des ganzen Hüftblocks.

Leider kann man weder an der Schulter noch an der Hüfte viel machen. Die Schulter darf nicht schmaler sein (alle 3 sind Größe 50), sonst kommt der Arm raus und Brust und Taille gehen gar nicht mehr. Ich habe versucht, durch Taillierung an 4C die Hüftsektion etwas schmaler zu bekommen, das funktioniert aber nicht, weil das Vorderteil insgesamt durch Einlagen und Abnäher in eine bestimmte Form gebracht wird. Da wollte selbst Regent nicht dran, wäre quasi ein komplett neues Sakko.

Da mir aber die Verarbeitung so gut gefiel, habe ich dann (auch bei einem örtlichen Händler) Regent Maßkonfektion ausprobiert. Das (verunglückte) Ergebnis ist 4B. Ich will nicht die ganze Story erzählen, aber da Regent mittlerweile die Größe 50 der Mode folgend leicht kürzer schneidet, sind wir von der Langgröße mit gleicher Schulter ausgegangen. Das Ergebnis war dann viel zu eng, Regent hat später wieder was ausgelassen (schön dass die Nahtzugaben drin sind), aber das Ergebnis ist, wie die Abstimmung zeigt, unbefriedigend. Die Hüftsektion ist jetzt schmal, da gehörte dann aber eine noch schmalere Taille dazu, und trotzdem sah es dann wegen Schulter und Revers nach starkem Y aus. Die verschiedenen Teile des Sakkos bilden einfach keine harmonische Einheit, die auch zu meinem Körperbau passt.

Am besten gefällt mir (und offensichtlich auch euch) der Anzug 4A, auch Größe 50, vermutlich ein älteres Modell, ganz ohne Änderungen (abgesehen von der Hose, die wurde komplett umgeschneidert). Sakko immer noch minimal zu kurz (fällt beim Anzug weniger auf), Taille gerade noch tragbar. Die oben angesprochene Kantigkeit ist eindeutig vorhanden, passt aber auch zu einem "Business Suit", wenn man mal wieder die Ellenbogen ausfahren muss;).

Und damit das nicht zum Regent-Bashing wird: Der Schnitt passt mir einfach nicht ideal, ein Paul Lux würde möglicherweise fantastisch darin aussehen. Der örtliche Händler war schlicht mit dem Thema Maßkonfektion überfordert (definitiv kein Einzelfall). Und vielleicht hätte Regent auch einen passenden Grundschnitt für mich, das habe ich dann aber nicht mehr ausprobiert.
 
Teilweise ist die Perspektive anders, sodass eine andere Wirkung entsteht.
Insgesamt scheint mir die (niedrige) Aufnahmeperspektive zu einer relativ deutlicheren Betonung der Hüftregion zu führen, damit verbunden eine stärkere Gewichtung der "Hüftfragen" ?
Diese fällt bspw. im Vergleich der "Blumentopf links"-Bilder mit Abbildung 6A auf.

Ein weiter Aspekt, der noch nicht umfangreicher angesprochen wurde, ist der Verlauf der Schulterlinie.
Den Bildern nach zu beurteilen hast Du einen leichten Schultertiefstand rechts, inwiefern sich dieser optisch -in Abhängigkeit der Schulterkonstruktionen und Wattierungen- in Form von Unterbrechungen/Wellen der Schulterlinie bzw. Asymmetrien zeigt, wäre ein weiteres Thema.
Z.B. wirkt die rechte Schulter von 5A meiner Ansicht nach leicht asymmetrisch und auch etwas "gedrungen" aufgrund des waagerechteren Verlaufs (fast könnte man spekulieren, das sei MTM mit entsprechender Schulterkorrektur...)

Persönlich finde ich eine deutlich ausgeprägte Schulterlinie attraktiv, die sich sozusagen von der Kante des Kragens bis zum Ärmelansatz "harmonisch abfallend" zeigt -
die Kragenspitzen sollten dabei weder gefühlt unter der Höhe des Ärmelansatzes (3B), noch fast in die Schulterlinie hineinragend (5B, SuSu ?) verlaufen.
 
Insgesamt scheint mir die (niedrige) Aufnahmeperspektive zu einer relativ deutlicheren Betonung der Hüftregion zu führen, damit verbunden eine stärkere Gewichtung der "Hüftfragen" ?

Korrekt. Die Frage ist: welche Perspektive gibt den Eindruck auf andere am besten wieder?

Vor dem Spiegel oder mit dem weitwinkligen Handy aus Augenhöhe (6A) entspricht der Begegnung im Stehen (Händeschütteln). Nach meiner Einschätzung schaut man bei dieser Entfernung aber jemandem ins Gesicht (alles andere wäre unhöflich;)).

Die Aufnahme von Brusthöhe entspricht etwa der Augenhöhe im Sitzen, wenn jemand den Raum betritt oder wenn jemand stehend einen Vortrag hält. In solchen Fällen wird man dann schon eher kritisch beäugt.

Die dritte Möglichkeit ist die Aufnahme aus weiterer Entfernung, die der Situation draussen entspricht (Niels und Benedikt machen sowas ja öfter). Die entspricht aber eher der Brustaufnahme.
 
Ein weiter Aspekt, der noch nicht umfangreicher angesprochen wurde, ist der Verlauf der Schulterlinie.

Ich habe noch nicht ganz verstanden, wo bei dir die Schulterlinie verläuft (nicht auf der Schulter:confused:?). Welche ist am besten? Ich wäre da noch an weiteren Meinungen interessiert.

Deine Beobachtungen bezüglich Kassurhöhe und Schultertiefstand sind korrekt, die weiteren Vermutungen aber falsch:D.
 
Naja, auch wenn Du das jetzt gedisst hast, und ich das nach intensiverem Studium revidieren könnte: ziemlich spontan beim lockeren Betrachten auf dem Mäusekino bin ich bei 4b gelandet, mit genereller Präferenz in Richtung 4er und 5er.
 
Ich habe noch nicht ganz verstanden, wo bei dir die Schulterlinie verläuft (nicht auf der Schulter:confused:?).
Von der sichtbaren oberen Kante des Kragens bis zum Ärmelansatz, 6B und 6A gefallen mir da bspw. sehr gut. (Die erwähnten Kragenspitzen liegen halt optisch in der Nähe und können bei einigen aktuellen/modernen 'Zweireihern diese Schulterlinie förmlich zerstören, wenn sie teilweise weit darüber ragen...)
 
Habe 2A, 5B und 6A gewählt, und muss jetzt feststellen, dass meine Meinung anscheinend Massenware ist :(

5B gefällt mir ausnehmend gut, sehr stimmig.
 
Gruppe 3: Die lockeren Italiener

Vielen Dank für die bisherigen Meinungsäußerungen. Weitere sind natürlich gerne gesehen.

Auf der Suche nach Alternativen zu Regent sind die Sakkos der Gruppe 3 zusammengekommen. 3B ist ein Corneliani Tweed in 52 Drop 6, nachtailliert. Durch die größere Größe ist die Länge gut, die Taillierung kommt gut heraus und Brust ist auch genug vorhanden. Da ist auch noch genug Platz drunter für einen Pullover. Leider ist die Schulter doch sehr wuchtig, sie ist auch gepolstert. Man sieht den Unterschied sehr deutlich zu 3A mit gleicher Länge aber deutlich schmalerer Schulter. Man vergleiche auch die Steilheit des Ärmelstoffs unterhalb der Schulter, dies ist ein gutes Indiz dafür, wie stark die Sakkoschulter überschnitten ist. Ähnlich sieht es bei mir mit vielen anderen Sakkos in 52 aus: damit Brust und Länge passen, wird die Schulter zu wuchtig. Man kann das mögen, aber ich finde, es passt nicht gut zu mir (oder meinem Selbstbild;)).

3C ist ebenfalls 52 von Loro Piana, völlig unkonstruiert. Hier sieht man, dass die Schulter dann auch weniger wuchtig wirkt. Die schlabbrige Passform an der Brust liegt auch an fehlenden Einlagen. Insgesamt ist das Sakko in euren Einschätzungen ganz gut weggekommen, was mir nicht gefällt, ist der breite aber kurze Hüftbereich, gekoppelt mit den schrägen Taschen. Das wirkt wieder wie rausgewachsen, es fehlen 2 cm Länge, aber die Hüfte ist dann trotzdem zu breit.

3A ist ein aktueller Versuch mit Caruso MTM. Im Nachgang der Regent-Diskussion mit "zu schmal" war ich etwas konservativ in der Taillierung (hab es mittlerweile noch 1 cm nachtaillieren lassen). Man erkennt die schmalere Schulter (Ausgangsgröße ist 50), durch MTM ist dennoch genügend Platz im Brustbereich vorhanden. Das fällt in dem Bild gar nicht so auf, weil ich den Platz nach vorne und nach hinten (Rundrücken) brauche. Länge ist auch richtig. Insgesamt ergibt sich ein recht klassischer und zurückhaltender Look, ein bisschen "italienischer" hätte es schon sein können.

Was ich hieraus endgültig gelernt habe: Eine konstruierte, gerade und großzügige Schulter verstärkt bei mir den V-Effekt und führt, auch wegen der erforderlichen Sakkolänge, zu einem besonderes wuchtigen Eindruck, den ich nicht so mag. Wäre ich Bodyguard, wäre ich wahrscheinlich von 3C begeistert;).
 
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