Welche Getränke sollte eine kleine Bar Zuhause enthalten?

Liebste Aorta,

das habe ich mitnichten vergessen...:)

Ich bin selber diplomierter Sommerlier (nocht ohne Leberschäden:D) und weiss, wie wichtig Grundlagenwissen ist, aber bei einer Hausbar geht es ums geniessen und ums probieren! Sonst wird man nur noch einer von diesen Theoretikern, die ihre Umwelt durch ihr "Fachwissen'" zu Tode langweilen...:)

Ich empfehle IMMER den eigenen Geschmack zu schulen (und das geht nur durch probieren) als blind dem Geschmack anderer zu kopieren...

Es ist nicht weiter schlimm, mal unterschiedlicher Meinung zu sein:)

Liebe Grüße

Sandro

P.S. Die Bücher kommen dann als zweiter Schritt, wenn man an bestimmten Dingen Geschmack gefunden hat und mehr wissen will.
 
Liebe Aorta,

Es soll heissen noch ohne Leberschäden...:)

Kein grosser Sommelier, den ich kenne, verschwendet viel Zeit mit lesen...

Immerhin gibt es viele Wege, die nach Rom führen. Deiner ist sowas von nichts für mich und umgekehrt ist es genauso. Hauptsache wir treffen uns an der Spanischen Treppe und stossen an:)

Prost

Sandro
 
Ich möchte mir neben meinem kleinen Weinregal (20 Flaschen) auch einige Spirituosen zulegen, um quasi eine größere Auswahl zu haben. ...

Ja, eine kleine, eingeschränke Auswahl halte ich für wichtig, damit die entsprechend frisch bleibt, wenn der allgemeine Eigenkonsum nicht so hoch ist.

Teile meiner Grundausstattung sind mittlerweile 10 - 15 Jahre alt und ich bezweifel, dass man da noch alles den Gästen anbieten kann?

Wie alt darf so eine geöffnete Flasche eigentlich werden? Bei Cognac, Scotch, Obstwasser und sonstigem Klaren habe ich wenig bedenken. Aber die süßen Sachen und Kräuterbitter denke ich, muss man spätestens nach 1/2 Jahr nach Öffnung entsorgen. Sheridan's ist ja ganz empfindlich. Der wird schneller sauer als Milch.

Grüße
 
Meiner Meinung nach macht es, gerade am Anfang oder bei kleineren Bars keinen Sinn, sich hier eine Art Einkaufsliste empfehlen zu lassen. Vielmehr sollten Ratschläge im Allgemeinen, aber keine bestimmten Sorten reichen

Zu aller Erst kommt es darauf an, ob die Bars nur für Cocktails/Longdrinks herhalten soll, oder ob es doch eher um den feinen Schluck zwischendrin geht, sprich die Spirituose pur.
Was die Cocktails angeht, so zählt hier nur der eigene, also Ihr Geschmack. Sie werden niemals einen guten Cocktail mischen können, wenn Sie ihn selbst (sprich eine bestimmte Zutat) nicht mögen. Gute Cocktails, so werden auch Sie es feststellen, mischt man nicht nach Rezept (und womöglich noch Messbecher), sondern nach eigenem Geschmack und Gefühl. Nur so werden Sie Ihre Gäste überzeugen können, denn nur der speziellen Cocktail schmeckt besonders gut. Dies ist nicht der Fall, wenn man das exakt gleiche Trickvergnügen an jeder billigen Bar um die Ecke bekommt.
Meist ergibt es sich dann, dass sich die Spirituosen auf wenige beschränken, ich selbst habe zB immer 4 verschiedene Rum-Sorten da (die auch gezielt verwendet werden, nicht was gerade vorne steht), bei Wodka habe ich gerade 2 Sorten da, könnte mich aber leicht auf eine beschränken (die Flasche hält hier bei mir 2 Jahre). Whiskey habe ich im Gegensatz keinen, einfach weil ich die typischen Cocktails die jenen enthalten lieber mit Rum abwandle.
Viel wichtiger für jeden der nicht täglich mehrere Cocktails bereitet ist, dass man viele Möglichkeiten mit wenigen frisch zu haltenden Zutaten hat. Egal ob Tonic Water, Ginger Ale oder auch Cola (durchgehend bieten sich 0,2l-Flaschen oder -Dosen an), und noch viel mehr Bar Sirups (hier für mich als wichtigster Grenadine zu nennen), Säfte (auch Zitronensaft) und frische Zutaten wie Limetten, alles läuft relativ schnell ab. Wenn man eins davon dann nur für einen bestimmten Cocktail nutzt (wie bei mir Limetten für Caipi), hat man diese entweder nie Zuhause wenn man den Cocktail, wie es eigentlich immer ist, spontan zubereiten möchte, oder sie werden unnötig schlecht.

Mit der Zeit erst entwickelt man so dann seine persönlichen Vorlieben, und wird seine Freunde und Bekannte sicher mal mit einem Cocktail überraschen können, den sie so noch nicht kannten, oder nirgens in dieser speziellen Art bekommt. Spätestens dann, aber eigentlich schon vorher, hat sich die Bar dann von selbst so erweitert, wie es benötigt wird.

Wichtig finde ich zudem passende schöne Gläser (die nicht unbedingt Standard sein müssen, ich nutze zB keine der bekannten Caipi-Gläser, da mir dies zu sehr nach Ikea aussieht und an Stil verliert (zu massiv)), und ein bisschen Grundausstattung wie ein schöner Bar-Stößel, bei Cocktails die gechaked werden sollen ein Shaker (hier empfehle ich den Metallbecher und das Shaker-Glas, zusätzlich Sieb), Ausgießer (nur weils sonst tropft, also die einfachen, keinen mit Messbehälter, verschließbar) und eventuell ein Barlöffel. Aber alles kann nach und nach angeschafft oder sogar wegrationalisiert werden, immerhin gibt die Küche meist schon einiges verwendbares her.

Nicht falsch verstehn, jeder der nicht als Barkeeper geboren ist muss und wird sich an Grundrezepten orientieren, aber meiner Erfahrung nach schmeckt ein Cocktail, gemixed nach Rezept, sehr selten wirklich gut, eher so Standard. Daher wandelt jeder gute Barkeeper die Rezepte leicht ab, sei es die Zutaten, die Mengen, oder die "Herstellart" (shake, build..). Und das geht nur durch Probieren und Gefühl-Bekommen, also nur bei Cocktails die man selbst gerne trinkt.

Was das Lesen angeht: Für die wichtigsten Sachen reicht ein bisschen Recherche im Internet, Bücher sind sicher für Menschen nett, die sich gern eben mit diesen aufs Sofa oder vor den Kamin setzen; als nötig empfinde ich sie nicht. Als wichtige Sachen meine ich die ersten Schritte, also wie baue ich einen Cocktail auf, wann kommt das Eis dazu und welches Glas bietet sich für den speziellen Cocktail an. Gerade am Anfang macht es dann einen etwas sichereren und professionelleren Eindruck und verhindert, dass die ersten Versuche im Ausguss landen.
 
Ich habe selbst eine relativ große Spirituosenauswahl zuhause, darunter eine Menge Gin (Queen Mum hat damit ein biblisches Alter erreicht; 102 Jahre können nicht lügen ;)). Darüber kann man natürlich Bücher lesen, aber man erhält immer die gleichen Tipps und mir ist das zu viel Flickflack. Hier mal meine persönlichen Vorlieben / Erfahrungen:

Ich würde die Auswahl klein aber fein halten. Eine Cocktailbar benötigt immer frische Zutaten und Sirups, die oft nur begrenzt haltbar sind und sich schlecht lagern lassen, es sei denn man bietet nur relativ schnörkellose, eher trockene Drinks wie z.B. Martinis oder Manhattans an. Daher biete ich die Spirituosen meist pur oder auf Eis an, um den Aufwand möglichst gering zu halten. Alle diese Spirituosen sind pur zu trinken und meist zum Mischen zu schade.

Gin: Tanqueray Ten. Das ist mein Lieblings-Gin. Recht neutral im Geschmack, nicht so verspielt wie z.B. Hendricks. Beide sind gut, Hendricks wird ganz "stilecht" mit Gurkenscheibe getrunken. Man kann auch den Bombay Saphire empfehlen, den trinken viele ganz gern, zum Aufschütten mit Tonic-water ist er mir nicht unbedingt zu schade (Schweppes bietet im gut sortierten Getränkehandel praktische Kästen mit 0,2l-Flaschen an). Beefeater reiht sich da ein, pur wie gesagt nur die beiden ersten.

Wodka: Grey Goose. Französischer Wodka, sehr mild, auch Leute die sonst keine Spirituosen pur trinken sind von der Milde überrascht.

Whisky: man sollte einen guten Single Malt im Hause haben. Das ist eine Wissenschaft für sich und ist vom eigenen Geschmack abhängig. Ich bevorzuge Islay-Whiskys wie Ardbeg, aber das ist schon sehr speziell. Speyside-Whiskys wie der Macallan sind erfahrungsgemäß ein bisschen populärer im Glas von Gästen. Gäste die Eis ins Glas wollen bekommen von mir einen guten blended malt Whisky wie Johnny Walker, der auch auf Vermouth serviert wird. Darauf habe ich es bei mir im Haus reduziert.

Vermouth: Noilly Prat. Für staubtrockene Martinis und Manhattans (dazu Martini Rosso) zu verwenden, die einzigen "Cocktails" die ich immer parat habe. Angostura hält sich.

Calvados: "le trou normande", kann man als Degustiv anbieten oder auch einfach so. Wer eine Taschenflasche hat: es gibt nach einer Winterwanderung nichts Besseres um die Knochen aufzuwärmen und er entfaltet auch aus Metallgefäßen getrunken sein Aroma. Kann man in jedem Reifegrad trinken, viele mögen gerade den jungen Calvados weil er fruchtiger ist. Papidoux XO für die Brusttasche, Chateau du Breuil für das Glas am Tisch.

Cognac: Courvoisier XO hat eine vielfach ausgezeichnete Qualität und ist bei Cognactrinkern sehr beliebt. Ein Hennessy VS tut es aber auch und sorgt garantiert nicht für gerümpfte Nasen.

Rum: La Mauny ist ein exquisiter Rum aus Martinique, den ich pur anbiete und der immer begeistert getrunken wird. Auch sehr gut: Malecon. Der ist eher bezahlbar, auch wenn man seinen Gästen das Vergnügen bereiten will, 30 Jahre alten Rum einzuschenken.

Tequila: Amate Anejo. Wird auch noch von Leuten wie mir getrunken, die einmal ein "einschneidendes Tequila-Erlebnis" hatten, da er sehr fein schmeckt.

Das sind die Flaschen die ich stets auf Vorrat halte. Einen annehmbaren Sherry oder Port bekommt man immer mal nach Bedarf, Grappa habe ich noch keinen gefunden der mir selbst schmeckt und bei Cocktailparties kaufe ich die benötigten Spirituosen gleich mit den Zutaten zusammen ein.

Allgemein würde ich eher einige wenige "Perlen der Brennkunst" anbieten als eine Menge Schrott mit Schädelspalter-Qualitäten, die dann erst genussfähig gemischt werden müssen. Aber das ist nur meine rein persönliche Herangehensweise an das hochprozentige Thema.

Sonst halte ich es ähnlich wie Luigi_muc!
 
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Obstbrände

Liebe Freunde der alkoholischen Genüsse,

leider fehlt mir im allgemeinen eine Erwähnung der Destillate, um die uns Barkeeper und Connaître auf der ganzen Welt beneiden - Obstbrände.

Das klassische Kirschwasser, die Quitten und Apfelbrände (und nicht nur aus dem Cidre gebrannte französische Art) und zig weitere vielfältige Produkte aus den Händen der Destillateure. Natürlich meine ich nicht die Unart, sich eines Whisky aus Deutschland zu bedienen, das können Schotten, Iren und Japaner besser und mit mehr Erfahrung, aber wer kennt 5 gute Destillerien, die nicht zu einem Konzern gehören oder Massenprodukte herstellen (Ziegler, Scheiber, Schladerer,...)?

Es ist wie so oft, das das was man selber besitzt bzw. was vor der Haustür steht, sträflich vernachlässigt wird aber man einem Produkt aus der Ferne sehr zugetan ist. Ich meine nicht die derzeit rollenden Nostalgiewelle mit der Regionalität, sondern von echter Destillateurkunst um die uns viele weltweit beneiden.

Leider sind wir, gerade in Deutschland, noch in einer Aufbruchphase, in der 90% der Brennereien immernoch ihr "Pennerglück" produzieren, doch gerade die guten werden einfach zu oft vergessen.

Empfehlen für eine Hausbar würde ich ganz generell ein Kirschwasser, vielfältig einsetzbar und auch pur ein Genuss. Ein Quittenbrand (wobei die guten recht wenig zu finden sind) oder ein ganz normaler Apfelbrand von guter Qualität und eventuell etwas mit Beeren, Schlehen oder dergleichen. Aber verschont mich mit Nuss ;-)

es grüßt der
~ destillateur ~
 
Liebe Freunde der alkoholischen Genüsse,

leider fehlt mir im allgemeinen eine Erwähnung der Destillate, um die uns Barkeeper und Connaître auf der ganzen Welt beneiden - Obstbrände.

Das klassische Kirschwasser, die Quitten und Apfelbrände (und nicht nur aus dem Cidre gebrannte französische Art) und zig weitere vielfältige Produkte aus den Händen der Destillateure. Natürlich meine ich nicht die Unart, sich eines Whisky aus Deutschland zu bedienen, das können Schotten, Iren und Japaner besser und mit mehr Erfahrung, aber wer kennt 5 gute Destillerien, die nicht zu einem Konzern gehören oder Massenprodukte herstellen (Ziegler, Scheiber, Schladerer,...)?

Es ist wie so oft, das das was man selber besitzt bzw. was vor der Haustür steht, sträflich vernachlässigt wird aber man einem Produkt aus der Ferne sehr zugetan ist. Ich meine nicht die derzeit rollenden Nostalgiewelle mit der Regionalität, sondern von echter Destillateurkunst um die uns viele weltweit beneiden.

Leider sind wir, gerade in Deutschland, noch in einer Aufbruchphase, in der 90% der Brennereien immernoch ihr "Pennerglück" produzieren, doch gerade die guten werden einfach zu oft vergessen.

Empfehlen für eine Hausbar würde ich ganz generell ein Kirschwasser, vielfältig einsetzbar und auch pur ein Genuss. Ein Quittenbrand (wobei die guten recht wenig zu finden sind) oder ein ganz normaler Apfelbrand von guter Qualität und eventuell etwas mit Beeren, Schlehen oder dergleichen. Aber verschont mich mit Nuss ;-)

es grüßt der
~ destillateur ~

Feldquetsche von Dirker. Genial und vergleichsweise günstig.
Für die Nutellafraktion den Haselnussgeist von Selbigem und für Marzipanfans den Schlehenbrand von Lantenhammer. Ih habe noch Kirschwasser vom Dirker da.
Wir sind sonst eher Whiskynasen, aber es stimmt schon, gute Obstbrände sind was Feines.
 
Prima, prima prima Prümmche
Prima, prima prima Prumm
jo, dat es jet för dat Jüngche
ja dat es jet för dr Jung!

Wat mer met däm Prümmche mache.
jo, dat wisse mer jenau
met däm prima prima Prümmche,
jo da mache mer Schabau!

(ripuarisches Volkslied, wird zu bestimmten Jahreszeiten häufig gesungen)
 
Danke utala, wot isset schön, ich meine, mein Schwiegervater säße mit im Raum.

Drink doch ene met,
stell dich nit esu an,
du stehs he die janze Zick erüm.
Hässt du och kei Jeld,
dat is janz ejal,
drink doch met unn kümmer disch net drümm.

back to topic:
Div. Sorten von Pastis im Sommer, im Winter die schweren, komplexen Whiskies in die Bar.

Slainté.
 
ich bin neu hier...

vielleicht fällt es mir deswegen so schwer, den Beitrag von utala zu verstehen :confused:

Dann will ich auch mal ein paar Namen nennen. Auf der SlowFood Messe in Stuttgart sind jedes Jahr ein paar großartige Destillate zu verkosten.

Aus Dresden war Augustus Rex anwesend, hat uns jetzt nicht überzeugt, da für die gebotene Qualität doch sehr extrem abgehobene Preise aufgerufen werden. Empfehlenswert war hier ein Apfelbrand, dessen Namen mir aber nicht mehr einfällt.

Vallendar war wieder anwesend, der Orangengeist entschädigte für das "eingebildete" Standpersonal, auch sein Haselnuss ist wirklich gelungen.

Dieses Jahr hat sich für uns die Destillerie Kohler mit einem Ingwerbrand, Williams aus dem Holzfaß und einem Jahrgangsquittenbrand ganz deutlich hervorgetan. Dort habe wir doch einiges an Geld liegen lassen.

Ich muss nochmal nachschauen, wir haben von einem kleinen Stand eines Franzosen noch einen Himbeerbrand und Brombeerbrand gekauft und somit auf der Messe alleine für Destillate knapp 350€ liegen lassen. Dafür reicht es doch wieder für ein paar Monate.

Viele Grüße
 
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