Ich habe selbst eine relativ große Spirituosenauswahl zuhause, darunter eine Menge Gin (Queen Mum hat damit ein biblisches Alter erreicht; 102 Jahre können nicht lügen
). Darüber kann man natürlich Bücher lesen, aber man erhält immer die gleichen Tipps und mir ist das zu viel Flickflack. Hier mal meine persönlichen Vorlieben / Erfahrungen:
Ich würde die Auswahl klein aber fein halten. Eine Cocktailbar benötigt immer frische Zutaten und Sirups, die oft nur begrenzt haltbar sind und sich schlecht lagern lassen, es sei denn man bietet nur relativ schnörkellose, eher trockene Drinks wie z.B. Martinis oder Manhattans an. Daher biete ich die Spirituosen meist pur oder auf Eis an, um den Aufwand möglichst gering zu halten. Alle diese Spirituosen sind pur zu trinken und meist zum Mischen zu schade.
Gin: Tanqueray Ten. Das ist mein Lieblings-Gin. Recht neutral im Geschmack, nicht so verspielt wie z.B. Hendricks. Beide sind gut, Hendricks wird ganz "stilecht" mit Gurkenscheibe getrunken. Man kann auch den Bombay Saphire empfehlen, den trinken viele ganz gern, zum Aufschütten mit Tonic-water ist er mir nicht unbedingt zu schade (Schweppes bietet im gut sortierten Getränkehandel praktische Kästen mit 0,2l-Flaschen an). Beefeater reiht sich da ein, pur wie gesagt nur die beiden ersten.
Wodka: Grey Goose. Französischer Wodka, sehr mild, auch Leute die sonst keine Spirituosen pur trinken sind von der Milde überrascht.
Whisky: man sollte einen guten Single Malt im Hause haben. Das ist eine Wissenschaft für sich und ist vom eigenen Geschmack abhängig. Ich bevorzuge Islay-Whiskys wie Ardbeg, aber das ist schon sehr speziell. Speyside-Whiskys wie der Macallan sind erfahrungsgemäß ein bisschen populärer im Glas von Gästen. Gäste die Eis ins Glas wollen bekommen von mir einen guten blended malt Whisky wie Johnny Walker, der auch auf Vermouth serviert wird. Darauf habe ich es bei mir im Haus reduziert.
Vermouth: Noilly Prat. Für staubtrockene Martinis und Manhattans (dazu Martini Rosso) zu verwenden, die einzigen "Cocktails" die ich immer parat habe. Angostura hält sich.
Calvados: "le trou normande", kann man als Degustiv anbieten oder auch einfach so. Wer eine Taschenflasche hat: es gibt nach einer Winterwanderung nichts Besseres um die Knochen aufzuwärmen und er entfaltet auch aus Metallgefäßen getrunken sein Aroma. Kann man in jedem Reifegrad trinken, viele mögen gerade den jungen Calvados weil er fruchtiger ist. Papidoux XO für die Brusttasche, Chateau du Breuil für das Glas am Tisch.
Cognac: Courvoisier XO hat eine vielfach ausgezeichnete Qualität und ist bei Cognactrinkern sehr beliebt. Ein Hennessy VS tut es aber auch und sorgt garantiert nicht für gerümpfte Nasen.
Rum: La Mauny ist ein exquisiter Rum aus Martinique, den ich pur anbiete und der immer begeistert getrunken wird. Auch sehr gut: Malecon. Der ist eher bezahlbar, auch wenn man seinen Gästen das Vergnügen bereiten will, 30 Jahre alten Rum einzuschenken.
Tequila: Amate Anejo. Wird auch noch von Leuten wie mir getrunken, die einmal ein "einschneidendes Tequila-Erlebnis" hatten, da er sehr fein schmeckt.
Das sind die Flaschen die ich stets auf Vorrat halte. Einen annehmbaren Sherry oder Port bekommt man immer mal nach Bedarf, Grappa habe ich noch keinen gefunden der mir selbst schmeckt und bei Cocktailparties kaufe ich die benötigten Spirituosen gleich mit den Zutaten zusammen ein.
Allgemein würde ich eher einige wenige "Perlen der Brennkunst" anbieten als eine Menge Schrott mit Schädelspalter-Qualitäten, die dann erst genussfähig gemischt werden müssen. Aber das ist nur meine rein persönliche Herangehensweise an das hochprozentige Thema.
Sonst halte ich es ähnlich wie Luigi_muc!