Was zieht der Gentleman zuhause an


Guten Morgen Proteus,

vielleicht kam es so rüber, aber ums rein finanzielle geht es mir gar nicht so sehr, darüber reden tue ich nur ungern - in diesem Falle wurde ich provoziert und als prekärer Lump bezeichnet, vielleicht fehlt mir noch die nötige Gelassenheit so etwas zu belächeln.
Ich bin eher durch Erfolg und Macht (im positiven Sinne) angetrieben, gehe nicht der extrinsischen Belohnung wegen zur Arbeit, möchte etwas aufbauen und Menschen mitreißen/entwickeln. Wenn ich mich über Geld/Status definieren würde, hätte ich längst den dicken Porsche vor der Tür, aber ich möchte von meinen Freunden ja nicht für meine Anschaffungen gemocht werden.
Und ständig besser sein zu müssen als andere - aus dem Alter bin ich raus.
Wenn man als "Geldvermehrer" arbeitet, ist es nur unglaublich schwer, den schnöden Mammon aus der Gedankenwelt zu bekommen.

Mit mir selbst bin ich zwar zufrieden, aber warum verändern? --> Motivation entsteht aus Unzufriedenheit! und: Stillstand ist Rückschritt!
Ich bin jemand, der seit fast 8 Jahren auf Freizeit verzichtet, um weiter voran zu kommen. Ist vielleicht etwas extrem, aber ich lebe gerne in der Zukunft.

Die Sache mit dem Stallgeruch impliziert ja, es sei für den Normalsterblichen nicht möglich, dieses Verhalten zu lernen - das hätte ich gern genauer erklärt bekommen.
Mir ist schon klar, dass Personalverantwortliche gern aus Target Schools rekrutieren wenn es um die Top-Jobs geht und dass gewisse Hobbys in manchen Kreisen gern gesehn sind. Auch gibt es Studien, dass promovierte Arbeiterkinder schwieriger an diese Posten (Wirtschaft und Politik) kommen als promovierte Großbürgerliche. Ich frage mich nur, an welchen Punkten im (Vorstellungs-)Gespräch dieses "nicht-lernbare" Verhalten deutlich wird.

Den letzten Absatz kann ich nachvollziehen und fast unterschreiben, geht er ja in die Richtung der Integrität: Die richtigen Dinge tun, auch wenn keiner hinschaut.
Ich rasiere mich mittlerweile sogar an reinen Lernwochenenden
Die Frage ist nur, ob die Jogginghose zuhause auf der Couch "falsch" ist. Oder die kurze Hose bei 32grad in der Wohnung.
 
Falls Sie eine Art Praxis betreiben, unterliegen Sie auch einer Berufsordnung. Entsprechende Äußerungen verbieten sich auf dieser Grundlage und darüber hinaus aus Gründen des persönlichen Stils.

..und darüber hinaus aus Gründen des persönlichen Stils - Ingirum nehmen Sie bitte selbigen aus ihrem Allerwertesten, ich bitte darum.
 
Das hast Du wunderbar beschrieben. Eine Haltung wie die beschriebene hat sich aber auch nur aus einer aristokratischen Gewissheit ergeben, in einer feudalen Hegemonie selbst dafür bestimmt zu sein, die Welt zu regieren, und aus der daraus resultierenden Nichtteilnahme am alltäglichen Überlebenskampf der unteren Klassen. Gentleman ist man halt vorwiegend unter Gentlemen.

Und daraus ergibt sich auch die Antwort auf diese Frage.

An der Stelle, an der klar wird, dass man diese selbstverständlich (und dabei bescheiden!) ausgedrückte Überlegenheit, die es einem qua Geburt und Erziehung erlaubt, die Welt in die richtigen Bahnen zu lenken, nicht hat.

Ansonsten ist mir nicht klar, warum Du unbedingt Dein Leben vor uns ausbreiten möchtest, wo es doch nur darum geht, was man zuhause anzieht. Warum habe ich hier im Thread noch nichts geantwortet? Weil das privat ist.
 
An der Stelle, an der klar wird, dass man diese selbstverständlich (und dabei bescheiden!) ausgedrückte Überlegenheit, die es einem qua Geburt und Erziehung erlaubt, die Welt in die richtigen Bahnen zu lenken, nicht hat.

Von dieser beschiedenen Fähigkeit des englischen Gentleman, die Welt in die richtigen Bahnen zu lenken, bemerkt man aber im Augenblick wenig.
 
Von dieser beschiedenen Fähigkeit des englischen Gentleman, die Welt in die richtigen Bahnen zu lenken, bemerkt man aber im Augenblick wenig.
Der Gentleman würde jetzt entschuldigend und in höflicheren Worten, als es mir möglich ist (ich bin halt kein Gentleman... ), zu verstehen geben, dass die heutige Welt weitgehend in den Händen des Pöbels ist und es ihm nicht mehr beschieden ist, die Welt zu retten.

Davon abgesehen hat die britische Gentry auch zu ihren besten Zeiten allenfalls ihre eigene Welt in die richtigen Bahnen gelenkt und nicht die der anderen Klassen oder des Rests der Menschheit. "Der Gentleman" und seine Haltung ist eine Idealvorstellung, zweifellos inspirierend, was höfliches, freundliches, zuvorkommendes Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen im Alltag angeht, das sei zugegeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich die Posts hier so lese, mal schnell quergelesen, dann haben sich hier in diesen Thred aber einige verirrt, beachte.ich die Überschrift.
 
Wohl wissend, dass das OT ist: Zum Thema Eliten, Habitus, Stallgeruch und den Aufstiegschancen ('Soziale Mobilität') der Mittelschicht im Vergleich zum Bürger und Großbürgertum gibt es fantastische Arbeiten von Dr. Michael Hartmann (Universität Darmstadt, mittlerweile im Ruhestand).

Kurz:
- 80% der Führungspositionen in der dt. Wirtschaft werden aus den oberen 3% der Gesellschaft rekrutiert. Bei den multivariaten Analysemethoden wurden Variablen wie Promotionsnoten, Studienfach- und dauer etc. berücksichtigt. Es zählt also nicht nur Leistung (wie man als naiver Student denken könnte. Ich meine damit nicht Dich, sondern mich selbst vor 20 Jahren). Primär also Außenwirkung, Erziehung und Souveränität. Westeuropäische Eliten rekrutieren ihre Nachfolger fast ausschließlich im eigenen Milieu.
- Fazit von Hartmann: Hummer essen kann man lernen. Habitus/Stallgeruch lässt sich nicht lernen, der wird mit der Muttermilch aufgesogen. Wer versucht einen Stand zu imitieren, dem er nicht schon bei der Geburt angehörte, wird von der 'Zielgruppe' schnell als Schauspieler entlarvt.

Mehr zum Thema: http://www.campus.de/buecher-campus.../der_mythos_von_den_leistungseliten-1863.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Mist, dann reichts doch nur für den Head of Asia Pacific
Jetzt hab ich schlechte Laune.

Das Buch kommt auf die Liste, danke.

Scheint ja was dran zu sein. Insbesondere für Ostdeutsche dann schwierig...aber ich kenne auch Ausnahmen, die es in die C-Ebene geschafft haben. Irgendwo dran muss man sich ja festhalten

Gesendet von meinem SM-A500FU mit Tapatalk
 

Da ist zweifellos etwas dran. Bei dem genannten Buch sollte man aber berücksichtigen, dass vor allem die Promotionsjahrgänge 1955-1975 analysiert wurden, d.h. die Aufstiegshistorie dieser Menschen fällt klar in die Zeit der alten Deutschland AG. Mittlerweile haben sich gerade die mittleren und oberen Führungsebenen deutscher Großunternehmen zunehmend mit dem prosperierenden Auslandsgeschäft auch aus dem Ausland rekrutiert. Dies hat zu einer Veränderung der Führungskultur und zu einer stärkeren Berücksichtigung von Leistung gegenüber Stallgeruch geführt. Das heißt natürlich nicht, dass die genannten weichen Faktoren, die sich aus der souveräneren Selbstdarstellung von Nachkommen der alten Oberschicht ergeben, heute keine Rolle mehr spielen. Aber der Effekt ist heute sicherlich gegenüber dem Analysezeitraum des Buches abgeschwächt.