Was zieht der Gentleman zuhause an

@Urban:
Da wir schon einmal dabei sind: Was ist denn so einer wie ich?

Ganz einfach:
Mit solch einem Beitrag zeigt der Verfasser eine winzig kleine Facette seines Charakters, seines Wesens, seiner Persönlichkeit und
definiert sich damit zugleich zu einem, diesem winzig kleinen Teil.
Genau diese Reversibilität bzw. Wechselwirkung habe ich mit "so einer wie Du" angesprochen.
 
Zuletzt bearbeitet:
ach, ich gehe das Risiko ein, irgendjemand hat ja immer mehr - deine Worte.
Aber jetzt mal ernsthaft, du bist bereits in Therapie, oder?
 
Und nach zwei Seiten Klassenkampf frage ich mich immer noch was an der Frage von Gordon - was wir Herren zuhause tragen - falsch war.
 
ach, ich gehe das Risiko ein, irgendjemand hat ja immer mehr - deine Worte.
Aber jetzt mal ernsthaft, du bist bereits in Therapie, oder?

Falls Sie eine Art Praxis betreiben, unterliegen Sie auch einer Berufsordnung. Entsprechende Äußerungen verbieten sich auf dieser Grundlage und darüber hinaus aus Gründen des persönlichen Stils.
 
Ein Gentleman ( um diesen abgeschmackten Begriff zu strapazieren ) ist man, auch wenn man nur für sich alleine ist. Wer aus Bequemlichkeit oder Faulheit dem Zwang nachgibt, in Schlappen und Jogginghose rumzulaufen, weil ihn keiner sieht, kann natürlich auch ein Gentleman sein ( eventuell ), lässt es aber an der dafür erforderlichen Selbstdisziplin mangeln. Das, was ich tue, tue ich für mich, weil ich es so haben möchte - ob ich dabei Publikum habe oder nicht. Auch wenn ich alleine bin, ziehe ich mich zum Dinner vernünftig an und esse von Geschirr am Tisch, nehme eine Serviette und schlürfe nicht. Arbeit? Vielleicht, aber eine befriedigende.

Dem möchte ich widersprechen. Es mag so sein, dass es Ihnen wichtig ist, am Tisch von von Geschirr zu essen. Vielleicht machen Sie es tatsächlich immer. Ich stimme mit Ihnen überein, dass es nicht Faulheit sein sollte, die das Handeln wesentlich bestimmt. In erster Linie aber deshalb, weil die Faulheit dazu führt, dass der Zufall eigentlich bestimmendes Prinzip des Handelns wird. Der Gentleman aber ist in meinem Verständnis dadurch charakterisiert, dass er sein Verhalten bewusst gestaltet.

Nehmen wir das sehr bekannte Beispiel der nackten Dame unter der Dusche: Ein fremder Mann betritt das Bad, da sie vergaß, die Tür abzuschließen.
Neben der unmöglichen Alternative, die Duschende schlicht zu ignorieren, die ich jetzt nicht diskutieren will, bleiben drei Handlungsalternativen:
1. Der Mann knallt beschämt die Tür zu.
2. Der Mann entschuldigt sich und sagt, während er die Türe schließt: Bitte entschuldigen Sie die Störung, gnädige Frau.
Soweit ist es eine Frage von Erziehung. Die Alternative des Gentleman ist bekannt:
3. Bitte Verzeihung, mein Herr!

Ich mache ein lebenspraktischeres Beispiel: Aufgrund Ihrer Erziehung werden Sie sicher über ausgezeichnete Tischmanieren verfügen und durchaus auch kompliziertere Speisen mit dem nötigen Besteck unfallfrei zu sich nehmen können. Sicher werden Sie dies tun, für sich und aus dem beschriebenen eigenen Antrieb. Was aber, wenn Sie sehen, dass Ihr Gegenüber nicht mit denselben Fertigkeiten ausgestattet ist?
Es bleibt, wollen Sie Gentleman bleiben, nur eine Lösung, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das stimme ich vollumfänglich zu, hier ging es aber nicht um das Verhalten anderen gegenüber, sondern in erste Linie um das Eigene.
Das man sich vermeintlich Schwächeren oder Unwissenderen gegenüber im realen Leben nonchalant und nicht von oben herab verhält, versteht sich von selbst. Wie heisst es so schön: Höflichkeit ist absolut erforderlich.

Was nicht heisst, das man sein Verhalten bei Damen unter der Dusche durchaus auch situationsbedingt variieren kann.
 
Dem möchte ich widersprechen. Es mag so sein, dass es Ihnen wichtig ist, am Tisch von von Geschirr zu essen. Vielleicht machen Sie es tatsächlich immer. Ich stimme mit Ihnen überein, dass es nicht Faulheit sein sollte, die das Handeln wesentlich bestimmt. In erster Linie aber deshalb, weil die Faulheit dazu führt, dass der Zufall eigentlich bestimmendes Prinzip des Handelns wird. Der Gentleman aber ist in meinem Verständnis dadurch charakterisiert, dass er sein Verhalten bewusst gestaltet.

Nehmen wir das sehr bekannte Beispiel der nackten Dame unter der Dusche: Ein fremder Mann betritt das Bad, da sie vergaß, die Tür abzuschließen.
Neben der unmöglichen Alternative, die Duschende schlicht zu ignorieren, die ich jetzt nicht diskutieren will, bleiben drei Handlungsalternativen:
1. Der Mann knallt beschämt die Tür zu.
2. Der Mann entschuldigt sich und sagt, während er die Türe schließt: Bitte entschuldigen Sie die Störung, gnädige Frau.
Soweit ist es eine Frage von Erziehung. Die Alternative des Gentleman ist bekannt:
3. Bitte Verzeihung, mein Herr!

1. Ich verstehe nicht: vovon isst man denn, wenn man nicht von Geschirr isst?

2. "Bitte Verzeihung, mein Herr!" ist wohl eher der Spruch des Butler.
 
1. Ich verstehe nicht: vovon isst man denn, wenn man nicht von Geschirr isst?

2. "Bitte Verzeihung, mein Herr!" ist wohl eher der Spruch des Butler.

1. Wenn der Gegenüber das Besteck weniger gut benutzen kann, als man selbst, wird man sich dessen Gebrauch wohl anpassen müssen, anstatt den anderen durch die Demonstration der eigenen Fertigkeit zu düpieren. Sie können natürlich alleine Ihren Hähnchenschenkel immer fein mit Messer und Gabel sezieren - sofern Sie können. Nimmt Ihr gegenüber das Teil in die Finger, wird Ihnen kaum etwas übrig bleiben, als es dem anderen gleich zu tun.

2. Ein Butler mag das Verhalten eines Gentleman möglicherweise perfekt beherrschen. Sonst wird er seinen Beruf nicht gut ausüben können. "Bitte Verzeihung, mein Herr!" erspart der Dame die Peinlichkeit, da es das freundliche Gefühl übermittelt, der Eindringende habe die entkleidete Weiblichkeit gar nicht bemerkt, während die Entschuldigung bei der Dame zwar vielleicht angebracht ist, jedoch immer die Gewissheit hinterlässt, nackt beobachtet worden zu sein.

Ist eigentlich nicht schwer. Das Problem ist nur, dass eben viele Menschen eher für sich selbst bestimmte Dinge tun, wie es im Beitrag von Proteus verstanden werden konnte, weshalb ich ich widersprochen habe. Der Gentleman wird jedoch sein Verhalten der Umgebung soweit anpassen, dass er eben nicht die Umgebung düpiert. Es geht ihm nicht darum, zu zeigen, dass er besser gebildet, belesen, verdienend oder gekleidet ist. Das ist der Unterschied zu vielen sartorial Interessierten.Er ist gentle - gütig, er macht es seinem Gegenüber leichter, nicht schwerer. Das hingegen tut er nicht aus Anbiederung sondern aus Überzeugung und Proteus hat Recht, wenn er beschreibt, dass es dabei genau um den Anspruch an sich selbst geht.

Da Deutsche selten Gentleman sind, verstehen sie die Briten oft schlecht. Wir müssen uns an die freundlichen Fingerzeige mühsam gewöhnen und sind im zwischenmenschlichen deutlich schroffer. "Our offices will stay in contact" ist keine freundliche Einladung, frohen Mutes die nächste E-Mail zu tippen, sondern nichts weiter, als ein sehr höflicher Rauswurf.
 
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