Was zieht der Gentleman zuhause an

Nein. Nur liegt halt der Schluss nahe, dass du eigentlich der Jogginghosen-Typ bist und dich nur für andere gut anziehst, nicht für dich selbst.

Touché, mein Lieber!

Ich ziehe mich am Tag mehrfach um. Dies liegt nun halt auch in meinem täglichen Hobby des Reitens begründet, wobei auch hier mich die meisten für spleenig halten, da ich zumeist auch dabei zur grundsätzlich schwarzen Reithose ein BD-Hemd und aktuell gerne Weste (wegen der Temperatur) trage. Gehe ich zwischen Büro und Stall noch laufen, ist es eine Garnitur mehr.

Zuhause tausche ich dann einmal das Hemd, nachdem ich mich einmal anständig gewaschen, wahlweise nach Verschmutzungs-/Verschwitzungsgrad geduscht habe und ziehe eine ordentliche Jeans oder Chino an. Ggf. kommt noch ein Pullover oder Cardigan darüber, falls es kühl sein sollte. Dabei achte ich auch auf Feinheiten wie Farbe von Gürtel- und Uhrenbandleder. Es bereitet mir fast körperliche Schmerzen, wenn diese nicht stimmig sind. Meine bessere Hälfte hat das mittlerweile als liebevollen Tick akzeptiert! Ich habe ihr schon erklärt, dass ich dies auch für sie tue. Sie liebt mich auch in Sitzhose (andere nennen es Jogginghose, aber in der wird so wenig gejoggt, wie auf der Küchenrolle durch die Küche gerollt wird), aber diese Bekleidung habe ich eigentlich NUR dann an, wenn ich krank im Bett liege und es mir fröstelt.

Eine kurze Hose besitze ich nicht, außer zum Laufen und selbst diese geht runter bis übers Knie.

Man muss sich ja nicht gehen lassen!

Gruß, Oliver
 
Oh, oh, oh, da gings aber hoch her :cool:. Von Stallgeruch der Mächtigen über Elitenbildung bis Jogginghose.

Wie wäre es mit einem eigenen Weg?

Mir ist es egal, ob eine Putzfrau oder ein Vorstandsvorsitzender vor mir steht. Es können beides wertvolle Menschen oder Arschlöcher sein. Und nur so werden sie behandelt. Ob man daran einen Habitus festmachen sollte?

Naja, also, deutlicher. Der englische Adel, der so häufig als Vorbild genommen wird, brachte neben herausragenden Geistern durchaus Alkoholiker, Inzuchtexemplare deluxe oder schlichte Volltrottel hervor. Und herrliche Beziehungsgeschichten, die mehr Lachkrämpfe liefern als das Privatfernsehen.

Natürlich kann jemand mit Selbstbewusstsein auftreten und sich auf seine "Herkunft" berufen. Ein paar Etiketten hin oder her. Stört mich nicht. Beeindruckt mich aber noch weniger. Genau so wenig wie Titel oder Buzzwords. Damit habe ich beruflich mehr als genug zu tun.

Hilfreich sei an dieser Stelle auf dies hier verwiesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt ..... einfach mal einwirken lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
- Wer versucht einen Stand zu imitieren, dem er nicht schon bei der Geburt angehörte, wird von der 'Zielgruppe' schnell als Schauspieler entlarvt.
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Stimmt - aber mittlerweile in beide Richtungen. Gerade die Hochtechnologie und das Web hat dermaßen viel umgekrempelt....... Die Wissensgesellschaft definiert sich anders als klassische Strukturen.
 
Mir ist es egal, ob eine Putzfrau oder ein Vorstandsvorsitzender vor mir steht. Es können beides wertvolle Menschen oder Arschlöcher sein. Und nur so werden sie behandelt. Ob man daran einen Habitus festmachen sollte?

Naja, also, deutlicher. Der englische Adel, der so häufig als Vorbild genommen wird, brachte neben herausragenden Geistern durchaus Alkoholiker, Inzuchtexemplare deluxe oder schlichte Volltrottel hervor. Und herrliche Beziehungsgeschichten, die mehr Lachkrämpfe liefern als das Privatfernsehen.

Natürlich kann jemand mit Selbstbewusstsein auftreten und sich auf seine "Herkunft" berufen. Ein paar Etiketten hin oder her. Stört mich nicht. Beeindruckt mich aber noch weniger. Genau so wenig wie Titel oder Buzzwords. Damit habe ich beruflich mehr als genug zu tun.

Hilfreich sei an dieser Stelle auf dies hier verwiesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt ..... einfach mal einwirken lassen.

Eben. Aber das Zitat kann schnell zum Eigentor werden, denn Sie müssen alles lesen (deshalb hier das wichtigste hervorgehoben):


Wikipedia hat gesagt.:
Die Korrelation zwischen Selbsteinschätzung und tatsächlicher Leistung ist jedoch nicht negativ.
 
Ingirum: betrachten wir das Ganze einmal wirtschaftspolitisch. Heute kann jeder mit genügend Ideen und Know-How für ganz kleines Geld ein Geschäftsmodell errichten. Für Krupp brauchte man 200 Jahre. Herrscherdynastien brauchten noch viel länger. Apple ist 40 Jahre alt, Google keine 20 Jahre. ebay, Amazon, Tesla, PayPal.... schwupps, da waren sie. Die Deutsche Bank wirft reihenweise Mitarbeiter raus.

Verlage krebsen herum. Blogs und kleine Webseiten boomen. Die Meinungsmache splittert sich auf. Weil die "Kleinen" es schlichtweg können.

Man bastelt sogar schon mit riesigen 3D-Druckern, die Häuser aus Betongemisch spritzen.

Früher habe ich meine Dienste angeboten. Heute mache ich selbst.

Handwerk ist wiederum wieder im Kommen, gerade bei nachhaltigen Produkten.

Hier werden noch viele angestammte Geschäftsmodelle und Beeinflussungsstrukturen beerdigt. Völlige Dekonstruktion und anderer Wiederaufbau. Das hat nichts mit Moral oder Einstellung zu tun. Gerade in der IT und im Web kenne ich sehr viele Kolleg(inn)en, welche nicht nur Hochkaräter, sondern auch noch unterhaltsam, liebenswert und ehrenhaft sind. Mit anderen Gestalten, egal - frei nach Knigge - von höherem oder niederem Stande _möchte_ ich mich nicht mehr beruflich umgeben. Dazu ist das Leben zu schön.
 
Hier werden noch viele angestammte Geschäftsmodelle und Beeinflussungsstrukturen beerdigt.
Werden sie nicht. Sie werden nur durch andere ähnliche Modelle und Strukturen ersetzt. Diese mögen häufig digitalen Charakter haben, aber keine davon hat mit Webdesign zu tun. ;)

Natürlich werden Menschen aufgrund von Herkunft, Stand, Status, wasauchimmer, anders behandelt. Nicht unbedingt in jedem Umfeld besser, denn es gibt ja auch invertierten Snobismus (wie Dir offenbar nicht unbekannt ist ;)), aber immer anders. Das ist nie fair, liegt aber in der menschlichen Natur und ist Teil ihres ursprünglichen Überlebenskampfes.

Wer von sich ungefragt behauptet, völlig über solchen Dingen zu stehen, ist mir immer suspekt. Wenn er tatsächlich eine bessere, höhere Lebensform wäre, die solche steinzeitliche Mechanismen überwunden hätte, hätte er es nicht nötig, darauf öffentlich hinzuweisen. ;)

Mit dem eigenen instinktgetriebenen Verhalten gegenüber den beschriebenen Einflüssen auf erwachsene, reife, reflektierte Weise umzugehen bedingt, dass man sich dessen bewusst ist. Nur dann kann man sich solchen Reflexen entziehen.
 
Werden sie nicht. Sie werden nur durch andere ähnliche Modelle und Strukturen ersetzt. Diese mögen häufig digitalen Charakter haben, aber keine davon hat mit Webdesign zu tun. ;)

Natürlich werden Menschen aufgrund von Herkunft, Stand, Status, wasauchimmer, anders behandelt. Nicht unbedingt in jedem Umfeld besser, denn es gibt ja auch invertierten Snobismus (wie Dir offenbar nicht unbekannt ist ;)), aber immer anders. Das ist nie fair, liegt aber in der menschlichen Natur und ist Teil ihres ursprünglichen Überlebenskampfes.

Wer von sich ungefragt behauptet, völlig über solchen Dingen zu stehen, ist mir immer suspekt. Wenn er tatsächlich eine bessere, höhere Lebensform wäre, die solche steinzeitliche Mechanismen überwunden hätte, hätte er es nicht nötig, darauf öffentlich hinzuweisen. ;)

Mit dem eigenen instinktgetriebenen Verhalten gegenüber den beschriebenen Einflüssen auf erwachsene, reife, reflektierte Weise umzugehen bedingt, dass man sich dessen bewusst ist. Nur dann kann man sich solchen Reflexen entziehen.

Webdesign? Total egal. Wichtig ist, was die Systeme leisten. Und da spielen Pixelschubser zwar eine wichtige aber keine wirklich entscheidende Rolle.

Ja, viele Geschäftsmodelle werden einfach nur digital transformiert. Allerdings sind die Mitspieler dann meist ganz andere als zuvor. Dazu kommen komplett neue Anwendungsmöglichkeiten. Guck Dir mal Google und den Aktienwert an. Suche? Mit bezahlter Werbung finanziert? Gabs vorher kaum. Das Stilmagazin hier wäre ohne Forensoftware und allgemeine Internetverfügbarkeit auf Papier nicht möglich.

Vergleichsportale, Blogs mit Technikthemen, Onlineshops, mobile Anwendungen bis hin zu Pokemon Go - alles komplett andere Geschäftsmodelle. Ich komme von ganz früher aus dem Bereich Journalismus/Wirtschaft/IT und bin sehr froh, seit 1998 umgesattelt zu haben.

Nana, welch Unterstellung. Invertierter Snobismus. Geht völlig daneben. Nur siehst Du bei einem Treffen von Online-Hochkarätern eben nicht mehr sofort, wo der her kommt. Da kann der kleine Mann im weißen T-Shirt bei einem Kickerturnier (welch Frevel, keine Jagd oder Reiten ;) Millionenwerte herumschieben. Was Selbstvertrauen und Menschenführung/Management angeht, ist nichts mehr so einfach differenzierbar nach Äußerlichkeiten oder Habitus. Andere haben durchaus maßgeschneiderte Kleidung bis hin zu richtig ausgefallenen Klamotten. Das kannst Du erst beurteilen, wenn Du Dich mit den Menschen unterhältst.

Aber um den invertierten Snobismus zu bedienen: Wenn Du über eine dmexco läufst und jemand quatscht Dich im "feinen" Boss-Anzug mit dynamisch offenen Hemd und hippen Schlagworten an, ists statistisch meist ein ömmeliger Verkäufer, Berater, Coach oder gerade mittleres Management. Also nichts, was man braucht. :D
 
Bleibt die grundlegende Frage: Was hat Geld mit Stil zu tun? Mit Tradition, Erhalt und Bewahrung?

Sicher, alles völlig überkommene, gestrige, überflüssige Werte. Deswegen fragen diese Cracks dann auch, wie man mit Messer und Gabel isst, kaufen sich "Geschichte" ( ¾ der englischen Landhäuser sind im Besitz der New Economy Helden ) oder werden Mitglied in altmodischen, verstaubten Clubs.

Wenn der Nonkonformismus zur Regel wird, ist er die Konvention. So neu ist das Alles nicht, gab es 1968 auch schon mal. Sicher ist es in einer globalen Welt anders, natürlich gibt es auch mehr Möglichkeiten, darum ging es hier aber gar nicht.

In den 1820ern rückten die Industriellen plötzlich in den Kreis der Reichen auf, um 1900 dann noch die Kaufleute, nach dem Krieg die Wirtschaftswundergewinner, dann die Banker, nun die Internetfuzzies. Ist doch nur Geld. Das kauft weder Geschmack ( sieht man besonders prägnant bei Fussballern, Schauspielern oder auch "Unternehmern" ), noch Herzensbildung noch Bildung noch Modänität. Ja, vielfach kauft es noch nicht einmal den Zugang.

Natürlich bilden sich neue "Eliten", ein Wort, das mittlerweile so inflationär ist, genau wie "edel" und "Luxus", das der wahre Kern völlig vergessen wurde. Wie ich schon schrieb, die Möglichkeiten des 20/21. Jahrhunderts haben es auch dem Prekariat ermöglicht, finanziell und wirtschaftlich in den Mittelstand aufzusteigen, alle anderen Werte blieben dabei aber weitestgehend auf der Strecke.

Allgemeinbildung hat ein Schüler heute kaum noch, wir züchten die dritte Generation von internetabhängingen Fachidioten heran. Der Egalitarismus regiert und durch "Casual" wird Gleichheit und Coolness suggeriert. Dabei unterscheiden sich Leute wie Jobs, Gates, Zuckerberg keinen Deut von den Industriebaronen der industriellen Revolution. Egozentrische, machtgierige, geldgeile Ausbeuter, nur in netterer Verpackung. Wer anders ist, ist auf Dauer entweder nicht erfolgreich oder wird geschluckt. Das Schlachtfeld mag ein anderes sein, die Regeln sind immer noch die Gleichen.
 
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