Was trinke ich heute....

Heute ist mal Argentinien dran, genauer deren Weinprovinz Mendoza, selten genug bei mir. Im Glas ist der Catena Alta Historic Rows Malbec 2018 von Bodegas Catena-Zapata.

Mit Alta werden die Catena-Selektionen aus den besten Lagen bezeichnet, die argentinischen Wein schon noch auf ein neues Niveau heben. Alta kann aber auch noch anders verstanden werden. Der Historic Rows Malbec ist eine Cuvée aus fünf Parzellen bekannter Catena-Einzellagen zwischen 920 und 1450m Anbauhöhe, man wundert sich, dass bei solchen Höhen überhaupt noch Weinanbau möglich ist. Jede Lage wird separat ausgebaut, alles spontan vergoren und erst am Ende assembliert, 18 Monate in französischen Barriques, dezente 13,8% Alkohol.

Das Ergebnis ist ein ganz neuer Blick auf die alte Bordeaux-Rebsorte Malbec, die mit all ihrer brutalen Rustikalität in ihrer Ursprungsregion weit überwiegend durch Merlot ersetzt wurde und nur noch im angrenzenden Cahors nennenswert angebaut wird. Enorm balanciert, jetzt schon problemlos antrinkbar, aber ohne weiteres gut für weitere zehn Jahre. Feinstes Tannin, seidenweich, aber in Massen vorhanden, Pflaumenmus, Heidelbeergelee, etwas frische knackige Brombeere, Süßholz, fast etwas malzig, Vanille. Hochelegante Melodie am Gaumen mit immer wieder wechselnden dunklen Fruchteindrücken, die Säure stützt, kommt aber gegen den superfetten Extrakt nur unterschwellig durch. Ein komplexer, aber dabei völlig unkomplizierter Wein, den man trotz seiner aromatischen Wucht immer trinken kann (Trinktemperatur des Weins nicht über 18°C, also ggfs. leicht ankühlen), wenn man glücklich ist, wenn man traurig ist, wenn die Sonne scheint, wenn es regnet oder schneit, Sommer, Winter, Weinanfänger, Weinliebhaber, völlig egal. Alles, was man braucht, sind große Bordeaux-Gläser, eine freie Nase und Muße, ihn zu genießen.

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Wir haben die heute Mittag und gerade getrunken (neben einigen anderen Sachen) und uns bestätigt gefunden, 04 zu verkaufen.
 
Heute bei mir mal ein Modewein von Dolce & Gabbana, nein, natürlich nur geschenkboxpusher- und etikettmäßig durchgestylt von Dolce & Gabbana, der Wein kommt schon von Profis, vom sizilianischen Vorzeigeweingut Donnafugata. Der Tancredi ist eine Cuvée aus Nero d'Avola, Cabernet Sauvignon und etwas Tannat (die Rebsorte des südwestfranzösischen Madiran), 12 Monate im Barrique, bezeichnet nach der gleichnamigen Figur des Neffen des "Leoparden" aus dem sizilianischen Roman des Niedergangs der Aristokratie im prämodernen Italien, der von Visconti 1963 mit internationaler Darstellerriege fulminant verfilmt wurde. Den Tancredi, der mehr Titel als Geld hat und deswegen eine Frau sucht und findet, die mehr Geld als Titel hat, was natürlich im Desaster endet, spielte damals Alain Delon.

Der Wein zeigt sich von derlei zwischenmenschlichen Spannungen unbeeindruckt und kommt mit viel Sauerkirsche, Heidelbeere, Lakritz und Leder selbstbewusst daher, stramme Säure und noch ein wenig Adstringenz, ist in ein paar Jahren sicherlich noch harmonischer. Beileibe kein schlechter Wein, durchaus raffiniert, komplex und sehr italienisch, aber schon ein Wein mit viel Brand-Renommée, sowohl vom Erzeuger als auch vom Werbeträger, der etwas mehr Geld will als er eigentlich wert ist und dafür einen Weintrinker braucht, der mehr Etikett als Inhalt sucht. Von daher ist Tancredi ein würdiger Name für mehr Schein als Sein und der Wein kein zwingender Nachkaufkandidat für mich. ;) Für Freunde des sizilianischen Weins aus Nero d'Avola empfehle ich da eher den Rosso del Conte vom Conte Tasca d'Almerita/Regaleali. Da bekommt man echte sizilianische Aristokratie mit besserem Inhalt zum vergleichbaren Preis.

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Heute bei mir mal ein Modewein von Dolce & Gabbana, nein, natürlich nur geschenkboxpusher- und etikettmäßig durchgestylt von Dolce & Gabbana, der Wein kommt schon von Profis, vom sizilianischen Vorzeigeweingut Donnafugata. Der Tancredi ist eine Cuvée aus Nero d'Avola, Cabernet Sauvignon und etwas Tannat (die Rebsorte des südwestfranzösischen Madiran), 12 Monate im Barrique, bezeichnet nach der gleichnamigen Figur des Neffen des "Leoparden" aus dem sizilianischen Roman des Niedergangs der Aristokratie im prämodernen Italien, der von Visconti 1963 mit internationaler Darstellerriege fulminant verfilmt wurde. Den Tancredi, der mehr Titel als Geld hat und deswegen eine Frau sucht und findet, die mehr Geld als Titel hat, was natürlich im Desaster endet, spielte damals Alain Delon.

Der Wein zeigt sich von derlei zwischenmenschlichen Spannungen unbeeindruckt und kommt mit viel Sauerkirsche, Heidelbeere, Lakritz und Leder selbstbewusst daher, stramme Säure und noch ein wenig Adstringenz, ist in ein paar Jahren sicherlich noch harmonischer. Beileibe kein schlechter Wein, durchaus raffiniert, komplex und sehr italienisch, aber schon ein Wein mit viel Brand-Renommée, sowohl vom Erzeuger als auch vom Werbeträger, der etwas mehr Geld will als er eigentlich wert ist und dafür einen Weintrinker braucht, der mehr Etikett als Inhalt sucht. Von daher ist Tancredi ein würdiger Name für mehr Schein als Sein und der Wein kein zwingender Nachkaufkandidat für mich. ;) Für Freunde des sizilianischen Weins aus Nero d'Avola empfehle ich da eher den Rosso del Conte vom Conte Tasca d'Almerita/Regaleali. Da bekommt man echte sizilianische Aristokratie mit besserem Inhalt zum vergleichbaren Preis.

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Spannende Beschreibung. Darf ich fragen, was Dich bewogen hat, diesen Wein zu kaufen oder war es ein besonders gut gemeintes Geschenk an einen Weinliebhaber? ;-)
 
Spannende Beschreibung. Darf ich fragen, was Dich bewogen hat, diesen Wein zu kaufen oder war es ein besonders gut gemeintes Geschenk an einen Weinliebhaber? ;-)
Nein, war kein Geschenk, es war bei mir eher Neugier in Kombination mit einem 20% Rabattcoupon, um eine gemischte 12er Kiste voll zu bekommen. ;)

Donnafugata ist ja ein bekanntes sizilianisches Weingut und der Tancredi ist auch im Wine Advocate von der von mir sehr geschätzten Italien-Korrespondentin Monica Larner hoch bewertet, auch der 2018er (ich glaube, 93/100, sie ist allerdings auch Sizilien-Fan, speziell im Ätna-Bereich, von daher vielleicht auch dort von eigener Begeisterung geprägt und weniger auf mich übertragbar). Zudem mag ich auch viele gehobene Nero d'Avola Cuvées, also die Chance, dass er mir gefallen könnte, war so schlecht nicht. Und er ist objektiv betrachtet auch ein sehr ordentlicher Wein. Wenn ich die Wahl habe, gebe ich das Geld dafür nur lieber für andere Weine aus, die in der Preisklasse mehr abliefern. Für um die €35,- bekomme ich anderswo in guten Jahrgängen schon echte erweiterte Weltklasse und nicht nur einen überragenden Pizzawein. ;)
 
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