Casa Castillo ist einer der Qualitätsführer in Jumilla und ein Liebling vom Wine Advocate Spanien-Korrespondent Luis Gutierrez. So generieren die verschiedenen Lagenweine stets exorbitante Bewertungen, die ich meistens nicht nachvollziehen kann. Das liegt aber nicht daran, dass das klassisch überkonzentrierte Parker-Bomben wären, Gutierrez bewertet deren Weine hoch, weil sie es nicht sind, er mag deren Eleganz, ihre zurückgenommene Art, die eben nicht so in the face ist. Und genau das stört mich.
Mir sind sie (auf hohem Niveau, das muss man dazu sagen) im Vergleich zu ihren Regionsmitbewerbern ein bisschen zu lasch.
Und das ist auch der Fall bei diesem Las Gravas von 40-jährigen Reben (alte Reben, nun ja) aus dem Jahrgang 2018, 90% Monastrell (= Mourvèdre), 10% Garnacha (= Grenache), in 500-Liter-Fässern und teils größeren Gebinden bis 5000 Liter ausgebaut. Rote Früchte, rote Johannisbeerkonfitüre, Himbeere, Rosmarin-Creme Brulée mit schwarzem Pfeffer, sehr offen, schöne Balance. Das ist ein sehr feiner Wein, keine Frage, aber mir mangelt es hier im Vergleich ein wenig an Druck. Bin wahrscheinlich weinphilosophisch zu sehr US-Mainstream.
Was man aber an solchen Weinen lernt, ist die Vielfalt von Wein. Die Rotweinwelt besteht nicht nur aus Bordeaux und Burgund und ihren Rebsortenablegern.