Was trinke ich heute....

Beim ersten fühle ich mich irgendwie angesprochen, hebst du keine Jagdtrophäen auf?
Nee, alles Altglas. Für den Profi, der das beruflich macht, ist das ja vielleicht auch ein Werbeeffekt, was ich hier meinte, bezieht sich auf Privatleute. Was anderes kann ich ohnehin nicht beurteilen, also no offense.

In dem Restaurant cum Weingeschäft, das ich vor Jahren auf Dienstreise in Manila entdeckt habe, waren quasi statt Tapeten :) alle Wände mit vielen hundert ausgestellten leeren Renommierflaschen bestückt, Bordeaux- und Burgunder-Größen, Supertoskaner, Napa Valley und australische Granaten und ein paar Spanier. Aus meinem Blickfeld am Tisch kann ich mich noch an einen La Tâche, einen Pichon-Baron und einen Penfolds 707 Cab erinnern. ;) Die Weinkarte war auch entsprechend, aber vorwiegend australisch/neuseeländisch- und spanisch-lastig (die Philippinen kultivieren halt auch noch etwas spanische Tradition aus der Kolonialzeit).
 
Der invertierte Snob: Das ist der Zyniker, der seinen Mangel an Begeisterungsfähigkeit, die Unfähigkeit, sich mit einem Thema tiefergehend zu beschäftigen sowie seine allgemeine Ignoranz automatisch auf alle anderen Menschen projiziert. An Wein und den damit verbundenen Zeremonien kann ja nichts dran sein, weil sich damit doch eh' nur abgehobene Snobs wichtig machen wollen. Kippt man halt runter, fertig, soll man sich mal nicht so anstellen. Was anderes ist gar nicht möglich, weil man das selber ja auch nur zum Angeben nutzen würde, wenn man die Gelegenheit dazu hätte. Das sind die ewigen Miesmacher, die argwöhnisch auf alles achten, was andere Menschen aus ihrer Sicht eventuell von ihnen selbst abheben könnte, und die deswegen auch keinen positiven Gedanken für andere aufbringen können.
Was der invertierte Snob in mir dir schon immer sagen wollte, aber nie die passenden Worte hatte:
Der exklusive, schwere Rotwein mag zu bestimmtem Essen oder am Abend in passender Stimmung und Gesellschaft ganz ganz toll sein, er passt aber trotzdem nicht zum Frühstückscroissant am Morgen danach. Es gibt ja gottseidank unterschiedliche Weine, für unterschiedliche Anlässe, Speisen und Vorlieben.
So oder so ähnlich verhält sich das auch mit der angesprochenen "sartorialen Kleidung".

PS: Niemand will dir den Richebourg zum Frühstück schlecht machen, aber so ganz passend ist das auch nicht.
 
Was der invertierte Snob in mir dir schon immer sagen wollte, aber nie die passenden Worte hatte:
Der exklusive, schwere Rotwein mag zu bestimmtem Essen oder am Abend in passender Stimmung und Gesellschaft ganz ganz toll sein, er passt aber trotzdem nicht zum Frühstückscroissant am Morgen danach. Es gibt ja gottseidank unterschiedliche Weine, für unterschiedliche Anlässe, Speisen und Vorlieben.
So oder so ähnlich verhält sich das auch mit der angesprochenen "sartorialen Kleidung".

PS: Niemand will dir den Richebourg zum Frühstück schlecht machen, aber so ganz passend ist das auch nicht.
Oh nein, Du bist doch kein invertierter Snob, sondern nur ein Konventionalist. Auf Wein übertragen würdest Du nie einen Pinot Noir zum Thunfisch trinken, wenn die Mehrheit der modernen, jüngeren Deutschen für ihren Weißwein-zu-Fisch-Riesling votieren würde. ;)
 
Die Sensorik ist am Morgen am Besten, es gibt keinen besseren Zeitpunkt für den Richebourg. Daran erkennst du auch die Zielgruppe bei Weinproben. Morgens Profitrinker, Abends Wirkungstrinker.
...und ich habe im Studium hierzu noch den Begriff ‚Eye-opener‘ gelernt -
aber ‚Profitrinker‘ ist natürlich ebenfalls zutreffend, gibt wohl auch Schnittmengen... :)
 
Wie kommt man denn am einfachsten in das "Wein-Game" rein? Ich finde das Thema äußerst spannend und war bereits auf einigen Weinverköstigungen, jedoch war dort auch mehr der Suff im Vordergrund, als die verschiedenen Geschmacksrichtungen etc.
Zu den guten Tipps noch einen von der Sprachpolizei: Du warst auf Weinverkostungen. Verkosten und verköstigen sind zwei verschiedene Worte (Verkosten im Duden vs. Verköstigen im Duden), die verschiedene Bedeutungen haben und "verköstigen" hat mit dem Thema Wein nichts zu tun. Naja, für die Wirkungstrinker vielleicht doch ... aber das geht dann auch mit der 2 EUR-Pulle ...

Wie in jedem anderen "Lifestyle"-Thema musst Du Dich bei Wein vor zwei Sorten von Menschen fernhalten.
  1. Der Snob: Stell' Dir das Wein-Analogon zum Etikettenträger vor, der nur Hermès-Krawatten trägt, weil die teuer sind und jeder sie kennt, nur Hemden aus Napoli, entweder Kiton-Anzüge oder Bespoke-only und was anderes gar nicht zur Diskussion zulässt. "Wo lässt Du denn fertigen? Gar nicht? Etwas cringe, Brudi" :) Der entsprechende Weinmensch stellt über seiner Bar Dutzende von leeren Trophäenflaschen aus, um dem Besucher gleich seine geballte Sachkenntnis nonverbal vor den Latz zu knallen. Solche Leute achten bei Weinproben auch mehr darauf, wie sie (und ihr Superduper-Glas ;)) beim Trinken aussehen, als was sie im Glas erleben. Es sind Leute, die "dabei" sein wollen, um ihre beschränkte Vorstellung eines gehobenen Lifestyles für andere zur Schau zu stellen. Um Wein geht es dabei eigentlich nur am Rande.
  2. Der invertierte Snob: Das ist der Zyniker, der seinen Mangel an Begeisterungsfähigkeit, die Unfähigkeit, sich mit einem Thema tiefergehend zu beschäftigen sowie seine allgemeine Ignoranz automatisch auf alle anderen Menschen projiziert. An Wein und den damit verbundenen Zeremonien kann ja nichts dran sein, weil sich damit doch eh' nur abgehobene Snobs wichtig machen wollen. Kippt man halt runter, fertig, soll man sich mal nicht so anstellen. Was anderes ist gar nicht möglich, weil man das selber ja auch nur zum Angeben nutzen würde, wenn man die Gelegenheit dazu hätte. Das sind die ewigen Miesmacher, die argwöhnisch auf alles achten, was andere Menschen aus ihrer Sicht eventuell von ihnen selbst abheben könnte, und die deswegen auch keinen positiven Gedanken für andere aufbringen können.
Beide Typen teilen miteinander das eigentliche Desinteresse am Thema, sei es nun Wein oder sartoriale Kleidung, obwohl sie durchaus mit der Zeit freudloses Erfahrungs- und Buchwissen anhäufen können und sich damit auf den ersten Blick tarnen. Sie sind zuverlässige Spaßkiller und verhindern die eigene Weiterentwicklung. In der Realität gibt es natürlich nicht nur diese Extreme, sondern auch Mischformen, bei denen man abwägen muss, ob es sich lohnt, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Wichtig ist aber für die Beschäftigung mit Wein einzig und allein, ob man selber wirklich Lust auf neue Genusserfahrungen hat, ganz unabhängig von anderen Menschen. Dann braucht man einen guten Einstieg und wird von da an aus eigenem Antrieb und über Jahre sehr viel probieren, so dass sich mit der Zeit individuelle Vorlieben ausprägen. Alles andere kommt von allein, denn das notwendige biologische Instrumentarium hat jeder schon seit Geburt eingebaut.
Sehr schöne Kategorisierung. In diesem Zusammenhang würde ich DIch gerne fragen, was Du von Hendrik Thoma und seinem Youtube-Kanal von Wein am Limit (im Prinzip die Werbeveranstaltung seiner Weinhandlung: Wein am Limit auf Youtube) hälst. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn für erfrischend unprätenziös oder sich als besonders unpätenziös gebenden Supersnob halten soll. Interessant sind seine Sachen aber meist schon ...
 
Zu den guten Tipps noch einen von der Sprachpolizei: Du warst auf Weinverkostungen. Verkosten und verköstigen sind zwei verschiedene Worte (Verkosten im Duden vs. Verköstigen im Duden), die verschiedene Bedeutungen haben und "verköstigen" hat mit dem Thema Wein nichts zu tun. Naja, für die Wirkungstrinker vielleicht doch ... aber das geht dann auch mit der 2 EUR-Pulle ...


Sehr schöne Kategorisierung. In diesem Zusammenhang würde ich DIch gerne fragen, was Du von Hendrik Thoma und seinem Youtube-Kanal von Wein am Limit (im Prinzip die Werbeveranstaltung seiner Weinhandlung: Wein am Limit auf Youtube) hälst. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn für erfrischend unprätenziös oder sich als besonders unpätenziös gebenden Supersnob halten soll. Interessant sind seine Sachen aber meist schon ...
Auch wenn ich nicht gefragt wurde, ich finde die Videos sehr gut. Besonders gut finde ich Montrachett Manni und um nochmal auf Kippen statt nippen zurück zu kommen ein Video mit Paula Bosch
 
Sehr schöne Kategorisierung. In diesem Zusammenhang würde ich DIch gerne fragen, was Du von Hendrik Thoma und seinem Youtube-Kanal von Wein am Limit (im Prinzip die Werbeveranstaltung seiner Weinhandlung: Wein am Limit auf Youtube) hälst. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich ihn für erfrischend unprätenziös oder sich als besonders unpätenziös gebenden Supersnob halten soll. Interessant sind seine Sachen aber meist schon ...
Mich macht er irgendwie traurig. Long long ago, da gab es mal eine Kochshow namens Kochduell im Vorabendprogramm. Und die engagierten den gefeierten Sommelier des Louis C. Jacob, Hendrik Thoma, um da ein paar Weinempfehlungen zu den Gerichten rauszulassen. Da fand ich ihn richtig cool.

Und dann dachte er, er wird zum TV-Superstar, kündigte seinen Sommelier-Job und versuchte sich mit TV-Formaten rund um Wein und Kulinarik, die auf wenig Interesse trafen. Danach hat er nie mehr so richtig Fuß gefasst und promotet heute Wein in einer nicht allzu toll produzierten Hinterhof-Youtube-Show. :oops: Und es gibt eine ganze Reihe besserer Wein-Online-Shops in Deutschland, die zielgerichteter gute konkrete Weininformation vermitteln und ein großes relevantes Portfolio anbieten.

Ich finde es schade, verschenktes großes Talent im Grunde mit der richtigen Mission, nämlich den Deutschen auf eine unprätentiöse Weise Wein als alltägliches Erlebnis ohne Snob-Appeal näher zu bringen. Auf Laien wirken Weinliebhaber immer noch wie eine Art geschlossene Sekte mit eigenartigen Riten und geheimem Spezialwissen geführt von dubiosen Weinkritiker-Hohepriestern. Es ist schwierig, dem diesen BS-Nimbus zu nehmen.

Thomas Videos finde ich ziemlich aufgesetzt, selbst aus einer Weinfreak-Perspektive, nur mein Eindruck natürlich, ist sicher Geschmackssache. Und natürlich ist der Mann ein großartiger Verkoster. Er ist nur auch ein gutes Beispiel dafür, wie schwer es ist, guten Geschmack als Asset angemessen zu vermarkten.
 
Wo wir schon beim Weintrinken sind, erst mal was weniger Erfreuliches: Ich wollte mir heute zur Abwechslung mal eine andere Art Tempranillo zu Gemüte führen, nämlich Ribera del Duero in Form eines Montecastro Reserva 2014 (der selbe Besitzer wie Hacienda Monasterio, auch von Peter Sisseck gemacht), aber der 1.2.2021 wird mit diesem Montecastro in die Geschichte eingehen als Tag der ersten korkverseuchten Flasche des Jahres, somit 30 Öcken für den Ausguss. :(
...

Zurück zum Verkäufer damit? Mache ich immer so, wenn ich eine Flasche mit Kork erwischt habe.
 
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