Was trage ich heute SammelThread, Teil 3

Dass die NPD eine Partei mit einem rassistischen Weltbild ist und außerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht, steht außer Frage. Außerhalb der FDGO stehen auch noch andere Parteien. Soll man jetzt alle Mitglieder/Sympathisanten dieser Parteien aus allen Foren sperren?
Diese Möglichkeit hat der Betreiber eines Forums und ihm obliegt die Entscheidung, ob er von der Kompetenz Gebrauch machen möchte. Weiß der Betreiber allerdings, dass hinter einem Nutzer-Pseudonym ein bekennender Rassist und NPD-Funktionär steht, dann fehlt mir das Verständnis, wenn der Nutzer hier weiter toleriert wird oder wurde. Da spielt es keine Rolle, ob er sein Gedankengut offen geäußert hat. Wer weiß denn schon, was über persönliche Nachrichten läuft etc. Ob Andreas davon wusste oder nicht, will ich gar nicht beurteilen und ihm auch nichts unterstellen.

Zur Sache an sich: PR ist wie geschrieben als Provokateur mit seiner Aussage zum N-Wort zu weit gegangen und die Sperre ist vollkommen nachvollziehbar. Manch einer hat aber auch die Gelegenheit genutzt für eine Abrechnung mit ihm. Bevor PR, der Prof. usw. wieder aktiv wurden und andere wie unknown darauf eingestiegen sind, ist das Forum doch mehr oder weniger eingeschlafen. Aussagen wie „Propellerboy“ sind gewiss nicht nett, aber vieles von der geäußerten Kritik war nachvollziehbar und hat dazu beigetragen, dass das Niveau der gezeigten Sachen - trotz Lockdown und HomeOffice - wieder gestiegen ist. Mal ehrlich, die gezeigten Sachen aus dem SuSu-Outlet mit schlechter Passform waren nun echt keine Inspiration. Da reißt dann die Krawatte von Shibumi auch nichts mehr raus. Dafür wurde dann Lob ausgesprochen, man hat den eigenen Spleen gewürdigt und maximal auf den hohen Schließknopf hingewiesen. Und das sage ich aus meiner egoistischen Position heraus, selbst nichts zu zeigen und nur Anregungen zu suchen. Das gebe ich gerne zu.
 
Nach deinen Aussagen dürfte ich somit nicht mehr mit meinen älteren Verwandten sprechen, da diese mit solchen Begriffen groß geworden sind. Wenn das N-Wort einmal fällt, ist das keinesfalls negativ gemeint, oder rassistisch. Gerade im dörflichen Umfeld, so nach meinen Erfahrungen, werden die Begriffe genutzt, da es schon immer so was. Was der Bauer nicht kennt... Ebenso wird beim Bäcker noch das Mohrenkopf-Brötchen oder im Lokal das Zigeunerschnitzel bestellt. Ich glaube kaum, dass das auch nur im Ansatz rassistisch ist..
Diese Menschen aber auf eine Ebene zu heben mit Menschen, die verherrlichende, rechtsextreme oder rassistische Äußerungen tätigen, fände ich falsch.
Rechtsextremismus, Rassismus oder sonstige feindliche Meinungen, sind widerlich, abstoßend und gehören keineswegs in die Gesellschaft. Man sollte aber auch abwägen, wer in dieser Gesinnung beheimatet ist, und wer nicht..
Rechtsextremismus ist nicht nur ein Problem wegen der Rechtsextremisten. Es ist am Ende sogar vor allem ein Problem, weil es Menschen gibt, die aus Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit oder stiller Teilzustimmung diesem Gedankengut Halt in der Mitte der Gesellschaft geben und durch diese stille Solidarisierung unmöglichen Menschen spürbaren Rückhalt geben. Und das fängt mit Sprache an, die das öffentlich Denk- und Sagbare immer weiter in die falsche Richtung verschiebt. Der harte Gesinnungskern sind immer nur 5-15% in jeder Gesellschaft. Mehrheiten ergeben sich daraus immer nur, weil es Leute gibt, die meinen, das wäre doch alles nicht so schlimm.

Ich weiß nicht, wo Deine Wurzeln liegen, aber ich habe solche Familienangehörigen nie gehabt und ich bin vermutlich etwas älter als Du. Wie Du damit umgehst, ist halt Deine Sache, dazu kann ich nichts sagen.

Was mir persönlich immer sehr sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass solche Themen seit einiger Zeit immens aufgebauscht werden. Unabhängig, ob es nun der London-Witz, der Japse, falsche Aussagen von Politikern oder der Sohn von Laschet ist, alles wird bis zum Erbrechen diskutiert und wie eine Gans am Weihnachtsabend ausgenommen.

Ich fand die Sprüche von PR immer sehr erfrischend, mit dem Hintergedanken, dass da eine gewisse Satire oder Ironie dahinter war. So lebt es sich auch deutlich einfacher.

Das Motto "Leben und leben lassen", hat mir bisher eine deutliche Anzahl an Bauchschmerzen erspart. Das sollten sich manche hier eventuell mal überlegen..
Mein Eindruck ist eher, dass wir in früheren Tagen viel mehr diskutiert haben, das Forum ist heute mehr ein Unterhaltungskanal, was ja nicht schlecht sein muss. Ich sagte weiter oben schon, dass ich PRs inhaltliche Beiträge sehr gut fand, er war sicherlich eine Bereicherung durch seine umfangreichen Bespoke-Erfahrungen und ich schätze ihn als jemand, der meine Champagner-Vorlieben teilt. ;)

Aber bei allem Spaß gibt es Dinge, die man nicht sagen kann, auch nicht als Provokation. Und das liegt genau an der Macht der Sprache, Denk- und Sagbares in der öffentlichen Diskussion in fürchterliche Sphären zu verschieben. Es animiert zur Nachahmung. Dazu gehört die Verwendung eindeutig diskriminierender, abwertender Begriffe für Menschen bestimmter Herkunft/Geschlecht/sexuelle Orientierung zum Zweck des Lächerlich-Machens und der Ausgrenzung. Dafür gibt es Grenzen, die wurden freiwillig überschritten und das wurde seitens der (ohnehin sehr wenig eingreifenden) Moderation sanktioniert. Mehr ist auch nicht passiert.
 
Die Einhaltung eines ethischen Mindeststandards ist für mich die Grundvoraussetzung, mich überhaupt mit anderen Menschen in eine gemeinsame Diskussion zu begeben, ob virtuell oder von Angesicht zu Angesicht. Den setze ich natürlich erst mal wohlwollend voraus, bis mich ein Gegenüber aus eigenem Antrieb vom Gegenteil überzeugt. Aber sobald er das tut, hilft dann auch keine herausragende Kleidung mehr.
Genau so sehe ich das auch und damit ist m.E. auch alles gesagt.
 
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