Was also ist guter Stil?

Weil die meisten lausige Rollenspieler sind und das dann auffliegt, was als Betrug wahrgenommen wird.

Aber mein Kopf gehört mir, da kannst Du nicht reingucken.

Guter Punkt, da ist aber noch mehr. Beispiel: Rollenspieler freut sich, daß er das "teure, notwendige Übel" - langjähriger Mitarbeiter für immer los ist und "bestellt" bedarfsweise Zeitarbeiter. Der andere stellt den Mitarbeiter wieder ein, wenn es dem Unternehmen besser geht. Und, und, und...

Gruß
Armin
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir missfällt die negative Darstellung dessen, was als "Rollenspiel" bezeichnet wird. Im Grunde sind wir doch alle Rollenspieler. Das Leben in der Gemeinschaft basiert auf Kompromissen, damit ein soziales und anständiges Zusammenleben überhaupt möglich ist. Ich gebe zu, meist ist das zu aufgesetzt und widernatürlich. Aber der Mensch, der zu logischem Denken grundsätzlich befähigt ist, muss eben auch berücksichtigen, dass nicht jeder ausreichend Gebrauch davon macht bzw. machen kann. Ist es denn negativ, sich um des Anstands Willen zurückzunehmen und ggf. eine "Rolle einfließen" zu lassen? Das tut jeder von uns ständig, bewußt oder unbewußt. So ist der Mensch aufgrund seines Denkens nunmal. Das unterscheidet ihn (dieses Bewußtsein, also das bewußte Rollenspiel) von anderen "Tieren".

Und ja, die meisten sind einfach miese Rollenspieler. ;)

Der Eine tuts aus Rücksicht/Einsicht, der Andere mit der Faust in der Tasche.


Gruß
Armin
 
Ist es denn negativ, sich um des Anstands Willen zurückzunehmen und ggf. eine "Rolle einfließen" zu lassen?

Das kommt immer auf die Situation drauf an und was man in dieser Situation höher wertet. In einer Liebesbeziehung werte Ich zB. die Wahrheit immer höher als der Anstand. Sogar so hoch, dass der Anstand der Wahrheit weichen muss.

Es geht hierbei ja auch um manipulative Verhaltensweisen: Was will man durch die Kommunikation erreichen und in welchem Verhältnis steht man zu dieser Person: Sind Notlügen/Halbwahrheiten erlaubt.
Falls ja, so kann es im Bezug auf die Manipulation eben ganz klar so sein, dass man die Wahrheit verschleiert um eine gewisse Erwartung zu erfüllen (Anstand) und dadurch weiterzukommen.
 
"Angenommen, ein Unternehmen kündigt einem langjährigen, verdienten Mitarbeiter, der sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Stellen wir uns zwei Szenarien vor. Im ersten gibt es ein ausführliches Gespräch, man dankt dem Mitarbeiter für die geleistete Arbeit und wünscht ihm alles Gute für die Zukunft. Im zweiten Fall hingegen fordert man den Gekündigten im Befehlston auf, binnen einer Stunde das Büro zu räumen, zugleich werden schon mal Chipkarte und Mobiltelefon gesperrt. Kein Wort des Dankes, nichts.

Im ersten Fall würden wir wohl meinen, das Unternehmen habe sich einigermaßen korrekt verhalten. Die Kündigung bleibt zwar eine Kündigung, aber immerhin hat man eine gewisse Form gewahrt. Der zweite Fall hingegen empört wohl die meisten von uns. Wir würden sagen: Das war ganz schlechter Stil. "

http://www.manager-magazin.de/lifes...omas-vasek-ueber-stil-und-moral-a-973184.html

Demnach wäre Stil das Deckmäntelchen bürgerlichen Anstands, mit dem die unverhohlene Brutalität der Reduktion von Menschen auf ihre beliebig abrufbare Arbeitskraft im Kapitalismus kaschiert wird?

Nein das wäre kein Stil! Das wäre schlechter stil. Somit ist die Konklusion da Stil "das deckmantelchen.... " waere eben zu kurz gegriffen, da es ja schlechter Stil ist. In meinen Augen kannst du das Wort Stil nicht per se mit einer solch negativen Definition konnotieren(passt das Wort gerade überhaupt) oder vielmehr assoziieren ( passt vielleicht besser )
 
Stil ist zunächst die innere Haltung, moralisch, das Können, tolerant, der Humor.

Man muss mehr Arbeit und Denken aufbringen als bei Fassadenmalerei. Trotzdem, lieber mit Würde, Kompetenz und Menschlichkeit als mit austauschbaren Beliebigkeiten.

Da kann man drum hängen, was man will. Ein Gentleman in der Lotterkleidung für die Gartenarbeit bleibt ein Gentleman, ein Arschloch im Brioni bleibt ein Arschloch.
 
Das kommt immer auf die Situation drauf an und was man in dieser Situation höher wertet. In einer Liebesbeziehung werte Ich zB. die Wahrheit immer höher als der Anstand. Sogar so hoch, dass der Anstand der Wahrheit weichen muss.

Aha, Deine Beziehungen gehen also immer nur bis zur "Schatz, findest Du nicht auch dass ich dick geworden bin"-Phase.
 
Ich möchte noch mal auf den Begriff "Anstand" zurückkommen oder auch "Höflichkeit" – wohl wissend, dass die Definition bei beiden unterschiedlich ist. Jedoch greifen beide zumeist dann, wenn die Empathie versagt bzw. aus welchen Gründen auch immer nicht möglich ist. Es sind bewährte, gelernte und allgemein akzeptierte Mechanismen, die soziale Reibungen und Konflikte vermeiden oder zumindest abschwächen.

In unserem Kulturkreis (D) handelt man sich damit allerdings relativ schnell den Vorwurf der Unaufrichtigkeit oder eben des "Rollenspiels" ein. Wer schon einmal hierzulande die entrüstete Reaktion einer Dame abbekommen hat, der man lediglich die Tür aufhalten oder gar in den Mantel helfen wollte, weiß vielleicht, was ich meine. In Österreich beispielsweise wird das (zumindest meiner Erfahrung nach) schon häufiger als das gesehen, was es ist – nämlich nicht als ein Ausdruck der Bevormundung, sondern der Wertschätzung.

Ja, Etikette kann manchmal manieriert wirken, Höflichkeit aufgesetzt und Anteilnahme geheuchelt – und häufig sind sie das auch. Doch auch wenn die Anwendung solcher ungeschriebenen Verhaltensregeln rein gar nichts bewirkt – eines signalisieren sie doch in jedem Fall: Dass ich mein Gegenüber als ein denkendes, fühlendes Individuum wahrgenommen habe und dass ich ihn eines Mindestmaßes an Respekt für wert erachte. Auch wenn ich es insgeheim vielleicht nicht erwarten kann, dass er wieder aus meinem Gesichtsfeld verschwindet. ;)

Mit anderen Worten: Ein barsches "Ihr Geschwätz interessiert mich nicht" und ein gelangweiltes "Was Sie nicht sagen" haben mehr oder weniger dieselbe Botschaft. Die Reaktionen darauf sind aber meist sehr unterschiedlich. Umgangsformen und Höflichkeitsfloskeln sind das Stück Zucker, mit dem sich die bittere Medizin der Kritik leichter verabreichen lässt. Das hat m. E. nichts mit Unaufrichtigkeit oder Maskerade zu tun, sondern mit Diplomatie oder Schadensbegrenzung.

Nachtrag: Was mich allerdings manchmal die Regeln des Anstands vergessen lässt, ist der gedankenlose und inflationäre Gebrauch des Begriffs "Gutmensch" (häufig in Verbindung mit "politisch korrekt") – auch hier im Forum. Ja, ich weiß, was damit gemeint ist und ja, mich bringen moralinsaure Zeitgenossen, die die Wahrheit gepachtet haben, auch häufig auf die Palme. Was mich aber an "Gutmensch" so stört, ist die subtil-aggressive, undifferenzierte und gedankenlose Diffamierung all jener, die ihrem Gegenüber bei der ersten Meinungsverschiedenheit nicht sofort verbal auf die Fresse hauen, sondern vielleicht eher den Konsens als den Konflikt suchen. Das ist in meinen Augen vielmehr eine charakterliche Stärke, jedenfalls eher als unreflektiertes Stammtischgepolter. Es gab auch mal eine Zeit, da waren "Demokrat" und "Pazifist" Schimpfworte – und ich persönlich bin froh, dass sie vorbei sind.

:eek: Huch! Sorry, doch sehr lang geworden, der Beitrag.
 
Nachtrag: Was mich allerdings manchmal die Regeln des Anstands vergessen lässt, ist der gedankenlose und inflationäre Gebrauch des Begriffs "Gutmensch" (häufig in Verbindung mit "politisch korrekt") – auch hier im Forum. Ja, ich weiß, was damit gemeint ist und ja, mich bringen moralinsaure Zeitgenossen, die die Wahrheit gepachtet haben, auch häufig auf die Palme. Was mich aber an "Gutmensch" so stört, ist die subtil-aggressive, undifferenzierte und gedankenlose Diffamierung all jener, die ihrem Gegenüber bei der ersten Meinungsverschiedenheit nicht sofort verbal auf die Fresse hauen, sondern vielleicht eher den Konsens als den Konflikt suchen. Das ist in meinen Augen vielmehr eine charakterliche Stärke, jedenfalls eher als unreflektiertes Stammtischgepolter. Es gab auch mal eine Zeit, da waren "Demokrat" und "Pazifist" Schimpfworte – und ich persönlich bin froh, dass sie vorbei sind.

Der heutige Gebrauch von "Gutmensch" kommt ebenso aus der ultrarechten Ecke wie "imperialistischer Kapitalist" aus der ultralinken. Insofern sehe ich das mehr als Selbstklassifikation des Absenders und nehme daher solche Aussagen entsprechend... "ernst". Das muss man doch auch mal ohne Denkverbot sagen dürfen!
 
Eine Person, die auf sowas keine ehrliche Antwort erträgt und auch erwartet, kommt schon gar nicht in den Genuss mit mir eine Liebesbeziehung einzugehen.

Ich erhebe meine Erfahrungen ganz un-kantisch nicht zur Maxime für jeden. Aber meiner Überzeugung nach (nicht zuletzt seit ich Kinder habe) ist ein grundehrliches, lügenfreies Leben sozial nicht möglich und ist auch vermutlich nicht erstrebenswert. Und es gibt auch keine "Inseln der Wahrhaftigkeit". Wie gesagt, ymmv, und das freut mich dann für Dich.
 
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