Hier werden ja die ganz heißen Eisen angepackt, aber 22 Jahre nach der Wende darf das auch möglich sein. Ich oute mich als Wessi, der unmittelbar nach der Wende für 2 Jahre in der thüringischen Provinz gelebt und gearbeitet hat und heute im äußersten Südosten von Berlin lebt - und das auch sehr gerne tue. Das erwähne ich nur, um deutlich zu machen, dass ich mir eine Meinung erlauben kann, wie ich meine.
Vollkommen richtig ist, dass es natürlich einerseits wie bereits erwähnt mit der Kaufkraft zusammenhängt. Aber selbst dort, wo diese inzwischen in Ostdeutschland entsprechend vorhanden ist, gibt es Unterschiede - und nicht nur bei Herrenausstattern sondern bei allen Einzelhandelsgeschäften der gehobenen Art. So verzweifele ich mit schöner Regelmäßigkeit, wenn ich bei uns einen guten Blumenladen suche. Nur Vietnamesen (nein, ich habe nichts gegen Vietnamesen) und dröge Ketten wie Blume 2000 (der Name sagt eigentlich schon alles). Und das, obwohl die zahlungsfähige Klientel durchaus vorhanden ist.
Und jetzt meine These: Es hat sehr wohl noch etwas mit der Sozialisation zu tun. Blumenläden dieser Art gab es nicht in der DDR. Herrenausstatter ebenfalls nicht, von guten Restaurants ganz zu schweigen (schon mal heute versucht, in Brandenburg ordentlich essen zu gehen?!). Von daher war und ist man es auch nicht gewohnt, für bestimmte Dinge entsprechend Geld auszugeben, selbst wenn man es inzwischen kann.
Wer ist denn heute die zahlungskräftige Generation? Ich sage 40 Plus... also Leute, die vor 25 Jahren am 1. Mai noch mit Halstüchern marschiert sind. Sorry, das war jetzt etwas überspitzt. Ich wollte nur darauf hinaus, dass es durchaus herkunftsbedingte Unterschiede gibt, die jenseits von der Kaufkraft vorhanden sind.
Ich spreche dabei nicht von den Herren, die sich hier tummeln. Die haben da selbstverständlich ein anderes Bewusstsein, aber bei der breiten Masse sieht das anders aus.