Vorstellungsgespräch UB - Dunkelblauer Anzug und dunkelbraune Schuhe?

Es ist ein erheblicher Unterschied, ob ich SC oder gar Partner bin, oder mich bewerbe und noch etwas werden will. Die Rainmaker können sich gewisse Extravaganzen leisten, absolute Koryphäen auch. Bei den großen, speziell bei angelsächsischen Unternehmen, bist du die meiste Zeit im Schützengraben.

Du wirst ständigen Benchmarks unterzogen, nicht nur fachlich, sondern auch im Umgang mit Kollegen, Stundenzahl, Umsetzung der Firmenphilosophie usw.
Es ist wirklich so, das man keinerlei Risiken eingehen sollte.

Anzug schwarz oder blau ( Im Vorstellungsgespräch nicht Anthrazit ), Hemd weiss. Wenn Umschlagmanschette ganz dezente Knöpfe. Schuhe schwarz, Oxford - keine Alternativen. Krawatte blau, silber, lila - kein rot. Einreiher, nicht zu modern, aber auch kein altmodisches Gestell.

Es gibt sehr genaue interne Kleidungsvorschriften und -erwartungen. Ausleben kann man sich hinterher immer noch. Die Frage ist auch, wo man sich vorstellt - ob in London oder Berlin - und wo man nachher eingesetzt wird. Entgegen landläufiger Meinung sind gerade die Amerikaner extrem konservativ. Je WASP, desto mehr.

Also keine Experimente.
 
Danke nochmals, werde mir das Outfit mir schwarzen Schuhen und blauer oder silbernen Krawatte ansehen.

Gibt es dennoch einen Tipp, wie man dann mit dem Outfit aus der "Masse" an Bewerbern herausstechen sollte (ich weiß, dass man das durch andere Dinge auch sollte aber hier geht es ja nun mal um Kleidung)?
 
Um ehrlich zu sein glaube ich überschätzt du den Einfluss deiner Kleidung. Primär geht es darum, wie smart du dich verkaufst und ob dich dein Interviewpartner mag. Übertrieben elegant (Dreiteiler und EST) oder protzig kann Leute abschrecken (goldene Rolex etc), Extravaganzen würde ich auch eher sein lassen. Das Risiko durch braune Schuhe ist meiner Meinung nach begrenzt. Du solltest dich gut fühlen, das ist wichtig. Wenn du dir allerdings so einen Kopf machst ist es sicherlich besser dir schwarze zuzulegen :)

Zum Thema herausstechen: Das ist ein bisschen paradox. Entweder du gehst auf Nummer sicher (anthrazit Anzug, weisses Hemd, langweilige Krawatte, schwarze gute Schuhe), oder du willst herausstechen (z.B. schöne braune Schuhe, interessante Uhr, ...). Ich kenne einen Berater, der regelmäßig Interviews macht, der Panerai Uhren liebt. Bei ihm hättest du mit so einer einen guten Start. Ein anderer mag sie protzig finden... Also überlege dir ob du auf Nummer sicher gehen willst oder herausstechen willst - falls letzteres sollte es natürlich zu dir passen.

Viel Erfolg! (Was selber eine Jahre bei einem dieser Häuser und bin glücklich draussen)
 
Zuletzt bearbeitet:
Was soll im übrigen das bedeutungsschwanger eingeklammerte Ausrufungszeichen hinter dem Klischee des schwarzen(!) Schuhwerks? Ist das mittlerweile bereits als sicheres Zeichen niederen Stils anzusehen?

Das Ausrufezeichen war ausnahmsweise nicht als bedeutungsschwangere Polemik gedacht, sondern sollte gegenüber dem Threadersteller betonen, dass ich bislang ausschließlich Berater in schwarzem Schuhwerk gesehen habe. Was kein Stilvergehen ist, aber in Summe statistisch natürlich auffällt.

Den übrigen Teil Deines Beitrags fand ich sehr wertvoll zu lesen, denn nichts hilft dem Fragenden so sehr wie ein echter Insider ersten Grades (statt eines aus dem zweiten Grad, der wie ich die Sache nur aus dem Außenbild kennt). Dass nur 10-20% einer beruflich erfolgreichen und gesellschaftlich einen gewissen Einfluss habenden Kaste nicht zu den gesichtslosen Söldnern gehören, finde ich schockierend. Von einer beruflichen Elite erwarte ich weit mehr eigenständiges Denken. Aber das gehört hier wohl nicht zur Diskussion. Mir persönlich sind diese 10-20% nicht begegnet, das wird Zufall sein. Die Zahl könnte man auch dahingehend deuten, dass das Auswahlverfahren wohl einige Maschen hat, durch die der eine oder andere Stilmensch gelegentlich hindurchrutscht.

Deine 80-90%-Beschreibung deute ich als Zustimmung zu meiner polemischen Empfehlung, sich bei den Vorstellungsgesprächen strikt am Normaläußeren zu orientieren, denn man sollte ja wohl nicht darauf wetten, zufällig an die 10-20% Selbstdenker zu geraten. Viel zu gefährlich.
 
Bin Berater bei einer der drei großen und auch im Recruiting tätig, kann das zuvor gesagte nur unterstreichen insoweit es lautet: So unauffällig wie möglich, keine braunen Schuhe, kein Einstecktuch, keine Ferragamo/Hermes-Krawatte, keine aufgeknöpften Ärmel, keine Rolex etc ich denke Prinzip ist klar.

Was natürlich nicht heißen soll, daß es das alles bei Beratungen nicht gibt, aber sicherlich nicht im Interview.

Gleichwohl: Wir diskutieren die Kandidaten ja immer ausführlichst und ich kann mich nicht entsinnen, daß da jemals von Kleidung die Rede gewesen wäre. Was natürlich auch daran liegen mag, daß die Bewerber verstanden haben was diesbezüglich erwartet wird.
 
Ich arbeite selbst in einer großen Consulting Firma im strategichen Bereich (sprich hochbezahlte Gehälter, aber 60-90 Stundenwochen mit viel Reisen - das muss man mögen).

Zu meinem Vorstellungsgespräch bin ich in eben genannten Outfit gegangen:

Dunkelblauer Anzug mit dunkelbrauen glattleder Derbys. Dazu EST und Krawatte logischerweise.

Auch wenn das manche/viele gewagt finden und lieber zu der wirklich echt öden Kombination mit Navy-Schwarz tendieren:

Was ich beim Consulting bemerkt habe: Zeig deinen eigenen Stil und trag ihn mit Überzeugung.
Ich selbst hatte mal Schuhe ohne Gummieinlage bei einer Präsentation an und musste daher ständig das Standbein wechseln - ich sah aus wie ein Clown - das ging gar nicht.

Vor allem bei einem Vorstellungsgespräch kommt es hauptsächlich darauf an, wie du rüberkommst. Auch wenn die First Impression wichtig ist, wir hoffen doch alle, dass dein positiver Halo-Effekt diesem Eindruck überwiegt.


Ich plädiere ganz klar für dunkelbraune Schuhe - wenn du dich drin wohler fühlst!

P.S.: Davor würde ich trotzdem zur Sicherheit einmal shoppen gehen und schwarze hochwertige Schuhe ausprobieren. Wenn diese dir gefallen und du sie angenehm findest, kauf sie und zieh sie an.
Wenn du Stilsicherheit und Wohlfühlen kombinieren kannst, mach es.
 
Danke nochmals, werde mir das Outfit mir schwarzen Schuhen und blauer oder silbernen Krawatte ansehen.

Gibt es dennoch einen Tipp, wie man dann mit dem Outfit aus der "Masse" an Bewerbern herausstechen sollte (ich weiß, dass man das durch andere Dinge auch sollte aber hier geht es ja nun mal um Kleidung)?

Hier die Antwort:
Also keine Experimente.

Als weiteren Tipp: Ein schwarzer, schlicht eleganter Oxford ist für mich dem weißem, schnörkellosen Oberhemd und dem klassischen blauen Einreiher sowie der Unifarbenen, dezenten Krawatte und dem weißem EST und den schwarzen Strümpfen gleichzusetzen.

Sprich diese Teile sind Grundpfeiler der klassischen Garderobe, bis auf wenige Ausnahmen kannst du dies immer verwenden. Diese Teile sollten in ansprechender Qualität und Optik als erstes in den Schrank einziehen, gilt für mich für jedermann. Alles andere kann & wird folgen.

Natürlich sollten alle Parameter des Umfeldes sowie der Persönlichkeit mit einbezogen werden.
 
Eben. Wenn du nicht nur im Research tätig bist, wirst du die "Uniform" spätestens beim Klientenbesuch brauchen.
Braune Schuhe bei asiatischen oder arabischen Kunden? Undenkbar. An der Ostküste der USA? In London?
Auch der Kunde hat eine bestimmte Erwartungshaltung, die man tunlichst erfüllen sollte. Wenn man weiss, das der Kunde eher extravagant ist, kann man ein wenig poppiger auftreten. Vorher gilt: Keine Experimente.
Ich bin seit 25 Jahren in der Branche, auch dort wird die Luft dünner, das Geschäft globalisierter und es entscheiden immer mehr die Kleinigkeiten, auch und gerade beim Pitch.

Sicher haben wir früher auch nicht gesagt: Hast du die Textur der Krawatte gesehen, geht ja nicht.
Es fiel aber, unbewusst, auf, wenn "irgendwas nicht stimmte". Dieses "Bauchgefühl" lässt sich nicht logisch definieren, gibt aber häufig den Ausschlag.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dass nur 10-20% einer beruflich erfolgreichen und gesellschaftlich einen gewissen Einfluss habenden Kaste nicht zu den gesichtslosen Söldnern gehören, finde ich schockierend. Von einer beruflichen Elite erwarte ich weit mehr eigenständiges Denken. Aber das gehört hier wohl nicht zur Diskussion. Mir persönlich sind diese 10-20% nicht begegnet, das wird Zufall sein. Die Zahl könnte man auch dahingehend deuten, dass das Auswahlverfahren wohl einige Maschen hat, durch die der eine oder andere Stilmensch gelegentlich hindurchrutscht.

Deine 80-90%-Beschreibung deute ich als Zustimmung zu meiner polemischen Empfehlung, sich bei den Vorstellungsgesprächen strikt am Normaläußeren zu orientieren, denn man sollte ja wohl nicht darauf wetten, zufällig an die 10-20% Selbstdenker zu geraten. Viel zu gefährlich.

Was mich an Deinem Beitrag irritiert hat, ist die auch in Deiner Antwort wieder implizite Gleichsetzung von stilloser Kleidung und Mangel an eigenständigem Denken. Die Tatsache, daß sich jemand mit seiner Schuhfarbe oder der Textur seiner Krawatte auseinandersetzt, deutet darauf hin, daß dieser Mensch Interesse an seinem Äußeren hat, im Zweifelsfall gewisse Stilregeln kennt und den sichtbaren Ausdruck seiner Beschäftigung mit diesen Themen über andere Erwägungen stellt, darunter vielleicht auch seine Karriere. Das ist für mich per se weder eine lobenswerte noch eine unerfreuliche Einstellung, sicher aber auch nicht ein Beweis für eigenständiges Denken. Ein Blick in den WTIH Thread oder auf hier schon öfters geführte Diskussionen zum Thema "group think" sollten das illustrieren. Wenn dann noch der Umkehrschluß gezogen wird, daß also der uninspiriert gekleidete Berater auch der angepasst denkende Söldner sei, dann ist mir das deutlich zu viel Stilmagaziner-Selbstgefälligkeit.

Was die Empfehlung angeht, beim Vorstellungsgespräch auf Nummer sicher zu gehen, mit den bereits ausführlich zusammengefassten Do's und Don'ts, stimme ich hundertprozentig zu. Das war aber auch der einzige nicht polemische Teil Deines Beitrags.
 
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