Ohne eure Metadiskussion jetzt unterbrechen zu wollen, ein paar Anmerkungen von meiner Seite.
Hier streiten Experten und engagierte Hobbyisten auf einem sehr hohen Level über Dinge, die den allermeisten"da Draußen" in Ihrer Lebensrealität völlig egal sind und von denen Sie noch nie gehört haben.
Geht es hier um ein in der Fachwelt anerkanntes Standardwerk oder um einen leichtverständlichen Leitfaden für den Einsteiger? Einem Einsteiger, bei dem man davon ausgehen kann, das wenigstens 50% der Leser sich nicht freiwillig mit dem Problem beschäftigen, sondern aus Not, Zwang oder Notwendigkeit.
Dem ist es nun reichlich egal, welcher Rasse das Pferd angehört aus dem die Roßhaareinlagen seines Sakkos gefertigt wurden, für ihn ist allenfalls wichtig, das es solche Einlagen gibt und welchen Zweck sie erfüllen.
Einen Ratgeber zu schreiben, der alle Aspekte der Möglichkeiten abdeckt, ergibt keinen Leitfaden oder Artikel, sondern ein Buch. Mann muss sich also die Frage stellen, für wen ist das geschrieben, wer sind die Leser.
Derjenige, der über die qualitativen Unterschiede zwischen Kiton und Huntsman philosophiert oder die Eigenheiten der italienischen Schulter anführt, wird einen solchen Leitfaden kaum noch benötigen. Der, welcher sich BASISINFORMATIONEN erhofft, ist damit bestenfalls überfordert, im schlechtesten Fall abgeschreckt.
Daher schrieb ich in meinen Ratgebern ausdrücklich, mich an den unerfahrenen Anfänger wenden zu wollen, und selbst da gab es noch zahlreiche Hinweise auf Ergänzungen, Verbesserungen und Ungenauigkeiten. Hätte ich alle möglichen Aspekte und Variationen aufgenommen, würde der jungfräuliche Novize der Herrenkleidung sich völlig verlaufen haben. Schon so sprengte der Artikel über den Smoking die zulässige Wortanzahl eines Beitrags.
Dann kommt noch ein Aspekt dazu: Welchen Anzug, für welchen Anlass, welche Gelegenheit? Den akzeptierten Businessanzug? Der sieht in Deutschland anders aus als in UAE oder GB. Den Wochenend / Landanzug? Gibt es "richtig" nur in UK, in Italien versteht man darunter ganz etwas anders und für die meisten Deutschen ist die Vorstellung, am Wochenende überhaupt eine Hose, die nicht aus Polyester ist, zu tragen, völlig skurril.
Warum also nicht einen Dreiteiler machen:
- Die Basis - was ist ein Anzug, wie sollte er aussehen ( Beruf / Freizeit ), was sind Qualitätsmerkmale, welche Farben und Stoffe
- Das Tragen - wann, wo, wie, welche Extras gibt es, Passform, Form, Einreiher - Zweireiher, Anlässe
- Die Machart - welche Qualitäten, Eigenschaften, Herstellung, Firmen, Innenleben, Wandel der Mode.
Unter der Prämisse, sich an den Einsteiger zu wenden, der dann sicherlich in der Folge immer noch einen Haufen fragen hat. Und dies sollte geschrieben sein aus der Sicht des Unerfahrenen, ohne Dinge als bekannt oder gegeben voraus zu setzen und ohne den Anspruch zu haben, alle sartorialen Feinheiten abdecken zu wollen.
Der Preis kann dabei nur insoweit eine Rolle spielen, als das man vor zu teuren Produkten ( bsp. Boss ) warnt, indem man kurz erklärt, was die Qualität eines Anzugs ausmacht. Jeder kann sich dann ausrechnen, das bestimmte Fertigung teurer ist als andere. Ein Golf und ein RR bestehen beide aus Blech, Alu und Plastik, dennoch unterscheiden sie sich erheblich.
Das nur als Vorschlag.