Beim Fernsehen glaube ich übrigens nicht an den freien Markt. Dann würde es überhaupt nichts anspruchsvolles mehr geben, sondern nur noch möglich Massenkompatiblen Mist [...]
Soweit mir bekannt ist, hat niemand je behauptet, dass ein freier Markt zu einer größtmöglichen "Qualität" der Produkte führt. Er führt (angeblich) nur dazu, dass knappe Ressourcen in die jeweilig "beste" Verwendung geführt werden, wobei "beste" Verwendung durch die Präferenzen Aller definiert ist.
Bitte korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre.
Wenn die überwiegende Mehrheit der Leute also genau das will, was Sie als "Mist" bezeichnen -- und das auch bekommt! --, dann würde der Markt funktionieren.
Ob dies tatsächlich auch das gewünschte Ergebnis ist, ist eine völlig andere Frage, die sich ohne explizite Präferenzen nicht klären lässt. Denn man muss natürlich fragen, wer sich ein anderes Ergebnis wünscht, und welches Recht der- oder diejenige hat, andere zu bevormunden.
(Wobei man sagen, sollte, dass das Privatfernsehen als Markt sich nicht an Zuschauer richtet, sondern an die Werbetreibenden. Natürlich, deren Präferenzen sehen anders aus als die der Zuschauer. Aber solange Zuschauer nicht bereits sind, für das jeweilige Programm zu zahlen -- also etwa wie bei PayTV --, bekommen sie genau das Programm, welches dem gezahlten Preis angemessen ist.)
Wir brauchen Orchester (wie auch Theater, Opernhäuser usw.) doch nicht für einen reinen Genuß bestimmter Schichten. Diese Einrichtungen werden gerade gegen die Verdummung benötigt. Kinder, Hartz IV-Empfänger, Hauptschulabsolventen usw. sind gerade die Leute, die man in die Konzerthäuser kriegen muss.
Faktisch kann man feststellen, dass das von Ihnen angesprochene Publikum nur sehr selten freiwillig in die Konzerte geht. Damit bleiben die, die daran Spaß haben. Ob das nun tatsächlich die Oberschicht ist, sei dahingestellt. Aber diejenigen werden subventioniert, und man darf doch sicher die Frage stellen, wodurch sie sich diese Subventionierung verdient haben. Oder nicht?
Und dann stellt sich natürlich eine weitere Frage: Selbst wenn man das von Ihnen gewünschte Publikum in Konzerte, in die Oper, ins Theater bekommt -- was lernen sie dort? Was ist so lehrreich an -- um eine beliebiges Beispiel zu wählen -- Mozarts Zauberflöte? Durch welchen Mechanismus wird die angebliche "Verdummung" aufgehalten?
Wenn man dann weiter denkt, stellt sich sogleich die nächste Frage: Selbst wenn man unterstellt, dass dort irgendwas gelernt wird, ist das tatsächlich die beste und effektivste Methode? Ist das Gelernte tatsächlich notwendig und hilfreich für die von Ihnen angesprochenen Menschen?
Meiner persönlichen Meinung nach gibt es leider zu viele Menschen, die Ihre persönliche Wunschvorstellungen in die sprachliche Form von "Wir brauchen..." oder "Wir sollten..." kleiden und sich damit zum Vormund gegenüber anderen erheben wollen.
Wenn das die Alternative zum freien Markt sein soll, ziehe ich letzteres vor.